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  "Wo einst Meeresboden war, wandern wir heute über die Maintalhöhen"

                     Naturkundliche Wanderung am 10.09.2011
                

Am Samstag, den 10.09.2011 luden Thomas Langhirt und Bernhard Neckermann zu einer naturkundlichen Wanderung auf den Panoramaweg bei Kleinochsenfurt ein.
15 Teilnehmer trafen sich gegen 10:00 Uhr am Eingang zum Ochsental, wo die Teilnehmer von den beiden Exkursionsleitern begrüßt wurden.


Erste Einblicke in die Flora dieses Tales (Bild: Michael Schiller) Erste Einblicke in die Natur im Ochsental, anhand von Bestimmungsbüchern.
Mit solchen kann man sehr schnell lernen, was für Schmetterlingsarten man da wohl entdeckt hat.
Thomas Langhirt gibt erste Einblicke in die Natur im Ochsental Bild: Michael Schiller


Wie schon üblich bei derartigen Veranstaltungen konnten sich die Teilnehmer Infomaterial und Broschüren über Natur und Umwelt mitnehmen.

Nach der Begrüßung und ersten Einblicken, was die Natur im Ochsental für Überraschungen bietet, ging es dann los. Nach wenigen Schritten lenkte Thomas Langhirt die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf drei Muschkalktafeln die am Eingang zum Ochsental an einer Grundstücksmauer angebracht wurden. Diese Tafeln geben uns einen Einblick in die ehemals schwere Handarbeit innerhalb eines Steinbruchs.


Derrick ist nicht nur ein bekannter Fernsehkommissar. Ein Kran mit gleichem Namen wurde in den Steinbrüchen zum Heben schwerer Lasten eingesetzt. Dies und vieles mehr über Gewinnung und Verarbeitung von fränkischen Bruchsteinen, erfährt der Betrachter auf diesem dreiteiligen Relief, so Thomas Langhirt. Tradition wird in den Steinbildern festgeschrieben (Bild: Michael Schiller)
Bild: Michael Schiller Thomas Langhirt erklärt die Bedeutung der einzelnen Tafelbilder



Die Bilder sollen auch an die Tradition dieses einstmals in der fränkischen Heimat sehr bedeutsamen Wirtschaftszweiges erinnern.
Technik war früher im Gegensatz zu heute kein beherrschendes Element in der Steingewinnung und -verarbeitung. Knochenarbeit war vonnöten. Und so ist auch den Männern, die einst mit ihrer Hände Arbeit zur wirtschaftlichen Blüte beitrugen, mit dem Relief ein Denkmal gesetzt worden. Steinbrecher, Abräumer, Pflastersteinrichter und Steinmetz. Gezeigt werden auch die einzelnen Stationen des Baustoffes und Wirtschaftsgutes Stein, von der Gewinnung, über den Transport mit Hudelwagen, die Verfrachtung mit dem Kran, den Transport ins Tal mit Hunten auf einer Rollbahn bis hin ins Schotterwerk vor der Kulisse von Kleinochsenfurt und Ochsenfurt, referiert Thomas Langhirt.



Unser Weg führt uns entlang einer Hecke, aus der eine Goldammer zu hören ist, wie Bernhard Neckermann sogleich erklärt. Wir queren eine kleine Brücke, und unser Weg führt nun steil bergan auf den Panoramahöhenweg. An den Wegrändern hinauf zum Steinbruch entdecken wir so manche Pflanze, die sich mit verschiedenen Überlebensstrategien an diesen trockenen Lebensraum angepasst hat.


Das Kleine Habichtskraut - die mit Haaren besetzte (Bild: Thomas Langhirt) Das Kleine Habichtskraut (Hieracium pilosella) wird auch Langhaariges Habichtskraut oder Mausohr-Habichtskraut genannt. Sie ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Habichtskräuter.

Die Bezeichnung pilosella ("die mit Haaren besetzte" kommt vom lateinischen pilosus = behaart) bezieht sich auf die behaarten Blätter der Pflanze.
Das Kleine Habichtskraut Bild: Thomas Langhirt



Merkmale des Habichtskrauts:

Das Kleine Habichtskraut (Hieracium pilosella) gehört zur Familie der Korbblütler. Im Volksmund wird es auch als Mausohr bezeichnet. Aus einer Blattrosette entspringt zwischen Mai und Oktober ein bis zu 30 cm hoher Stängel mit einer hellgelben Blüte. Auf der Oberseite der Pflanzenblätter befinden sich lange Haare, während sie auf der Unterseite mit einem hellgrauen Filz überzogen sind. Dies ist für die Pflanze lebensnotwendig, denn morgens filtert sie mit der behaarten Oberfläche Feuchtigkeit aus der Luft, bevor sie in der Mittagssonne die Blätter hochklappt und sich so mit der hellen Unterseite vor zu starker Erwärmung und Austrocknung schützt. Bei Sonnenschein öffnet die Pflanze ihre Blüten von etwa 8 bis 15 Uhr für die sie bestäubenden Insekten. Diese gehören hauptsächlich zur Gattung der Zottelbienen (in Mitteleuropa ist diese Gattung mit drei Arten vertreten). Auch vegetative Verbreitung findet über oberirdische Ausläufer mit Tochterrosetten statt.

Standort: Trocken- und Halbtrockenrasen, Weiden, Wegränder, Heiden, Waldlichtungen, Felsspalten. In den Allgäuer Alpen steigt die Pflanze bis auf 1.950 Meter auf.
Verbreitung: In ganz Europa verbreitet. In Deutschland überall verbreitet und meist sehr häufig.
Allgemeines: Diente früher als Heilpflanze und wird in der Volksmedizin bei Magen- und Darmkrankheiten noch verwendet.

Ordnung: Asternartige - Familie: Korbblütler - Gattung: Habichtskräuter



Die Hundsrose (Rosa canina) ist ein unverwechselbarer Strauch mit leuchtenden hellrosa Blüten. Die Früchte dieses Rosengewächses sind hellorange bis rot, glatt, eiförmig, ca. 2 cm lang und bekannt als die Hagebutte.

Sie wird auch Hagrose, Heiderose oder Heckenrose genannt. Sie ist die mit Abstand häufigste wild wachsende Art der Gattung Rosen in Mitteleuropa.

Ein berühmtes und sehr altes Exemplar der Hundsrose ist der sogenannte "Tausendjährige Rosenstock" am Hildesheimer Dom.
Die Hundsrose oder auch Heckenrose gehört zu den Rosengewächsen (Bild: Thomas Langhirt)
Bild: Thomas Langhirt Die Hundsrose



Merkmale der Hundsrose:

Die Hundsrose (Rosa canina) ist ein Rosengewächs. Ihr unverwechselbarer Strauch mit leuchtenden hellrosa Blüten.
Die Blüten gehören zu den Pollenblumen, die für Insekten mit beißenden Mundwerkzeugen Pollen als Nahrung bereitstellen.
Alle Zweige sind mit sichelförmig gekrümmten Stacheln bewehrt. Die Früchte sind hellorange bis rot, und bekannt als Hagebutten.
Es war der polnische Biochemiker Casimir Funk, der 1912 den Begriff "Vitamine" prägte. Diese lebenswichtigen Stoffe gibt es nur in winzigen Mengen in tierischen und pflanzlichen Organismen. Die meisten Vitamine müssen wir mit der Nahrung zu uns nehmen. Schon immer war die Heckenrose einer der wichtigsten Vitamin-C-Spender.

Ihre Hagebutten liefern Sirup mit vielen Inhaltsstoffen für den Aufbau von Knochen und Zähnen. Die Bezeichnung "Hundsrose" ist eine falsche Übersetzung des englischen "dogrose". Der Name leitet sich eigentlich von dem angelsächsischen Wort "dagge" für Dolch ab. Aus dem harten Holz dieser Rosenart fertigte man Dolchgriffe.

Standort: Hecken, Gebüsche, auch Waldränder, braucht tiefen, nährstoffreichen Boden.
Verbreitung: Ganz Europa, mit Ausnahme der nördlichsten Gebiete. Sie fehlt auf Island und in Finnland, sowie in Teilen Norwegens.

Familie: Rosengewächse - Gattung: Rosen - Sektion: Hundsrosen


Kurz vor dem Steinbruch kreuzt ein Lorengleis unseren Weg, das ist neben dem darüber liegenden kleinen Unterstand und einer Seilwinde eines der wenigen noch erhaltenen Zeugnisse eines ehemaligen Steinbruchbetriebes.


Das Männchen im Frühjahr im Prachtkleid ist ein Hingucker (Bild: Markus Glässel) Das Goldammer-Männchen im Prachtkleid ist ein Hingucker. Kopf und Unterseite sind leuchtend gelb. Die gelblichbraune Oberseite ist dunkelbraun und längsgefleckt. Bürzel und Rücken sind zimtbraun.
Sie ist in einem Gürtel quer über die nördliche Erdhalbkugel von Norwegen, Irland und Portugal in den fernen Osten Russlands und Nordchinas. Sie ist nicht anzutreffen auf Island, dem größten Teil der Iberischen Halbinsel, der Mittelmeerinseln, sowie dem hohen Norden Skandinaviens und Russlands.

Die Goldammer - hier ein Männchen - ihr Gesang war noch in den 1960er Jahren fast aus jeder Hecke zu hören Bild: Markus Glässel


Hier können Sie den Gesang der Goldammer hören


Merkmale der Goldammer:

Die Goldammer ist ein typischer Vogel der Feldflur. Sie bevorzugt schützende Bodenvegetation, so dass von Hecken oder Büschen umrandete Felder den idealen Lebensraum bieten. Sie ist nur selten in Gärten zu sehen, es sei denn, sie liegen am Dorfrand und stellen somit eine Erweiterung ihres natürlichen Lebensraums dar.
Im Frühling und Sommer sieht man die Männchen häufig in den Ästen von Büschen und Bäumen, auf Telegrafenmasten oder Zaunpfählen, von wo aus sie ihr Brutrevier verteidigen.
Wie viele Singvögel warnt auch die Goldammer vor Feinden aus der Luft mit dem typischen "Luftalarm". Wenn sie in der Deckung einer dichten Hecke mit hohen "zieh" warnt, weiß man nicht ob eine Goldammer, eine Amsel oder ein Rotkehlchen Alarm schlägt.
In einigen Gegenden ist die Goldammer als "Kornvogel" bekannt. Dieser Name bezieht sich auf ihre Lieblingsnahrung.
Leider ist der einstige "Heckenvogel" abhängig von Hecken und Waldrainen. Leider werden diese im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft immer weiter vernichtet. Wichtige Maßnahmen wären um die Populationsgrößen zu halten, eine Strukturierung der Landschaft durch Hecken, Büsche und Raine, Selbstbegrünung von Öd- und Sukzessionsflächen, Einrichtung unbewirtschafteter Brachflächen, aber auch restriktiver Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln und saisonal späterer Umbruch von Stoppeläckern und eine naturnahere Waldrandgestaltung. Brutbestand in Bayern ca. 495.000 - 1.250.000 BP und ist damit immer noch ein häufiger Brutvogel in Bayern.



Thomas Langhirt erklärt hier an der uns entlang des Weges begleitenden Trockensteinmauer wie typische Tiere und Pflanzen in diesem Lebensraum zurecht kommen. Leben an und in der Trockensteinmauer (Bild: Michael Schiller)
Bild: Michael Schiller Vielfältiger Lebensraum - die Trockensteinmauer


Fast schon wie im Hochgebirge verläuft unser Weg über Steinschutthalden entlang des ehemaligen Steinbruchgebietes. Thomas Langhirt erspäht eine "Kleinblütige Königskerze" und erklärt diese einmalige Pflanze.


Nun führt der Panoramaweg hoch über dem Main weiter (Bild: Michael Schiller) Fast schon wie im Hochgebirge verläuft unser Weg entlang des Panoramaweges, immer höher über den Main, hinauf.
Nur noch wenige Zeugnisse entlang des Weges lassen uns einen Einblick gewähren, in eine längst vergangene Zeit, wo durch Handarbeit Steine gebrochen wurden.
Der Panoramaweg - fast wie in den Alpen Bild: Michael Schiller


 
Die Kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus) ist eine Pflanzenart in der Familie der Braunwurzgewächse. Sie ist fast in ganz Europa beheimatet.

Sie besitzt viele andere Trivialnamen, wie: Marienkerze, Kleinblüten-Königskerze, Echte Königskerze, Frauenkerze und Himmelsbrand.

Sie wächst als zweijährige, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen zwischen 30 und 200 Zentimetern. Sie ist auch eine wichtige Futterpflanze für einige Eulenfalter-Arten.

Die Kleinblütige Königskerze besitzt eine Vielzahl von Trivialnamen (Bild: Thomas Langhirt)
Bild: Thomas Langhirt Die Kleinblütige Königskerze



Merkmale der Kleinblütigen Königskerze:

Die "Kleinblütige Königskerze" 50 - 180 cm - Juli bis September. (Verbascum thapus) oder "Wollblume" besitzt weiche, samtige Blätter. Im Sommer bildet sie viele gelbe Blüten, die sich vor allem am oberen Stengelende dicht an dicht drängen. Diese Blüten öffnen sich nicht von unten nach oben, sondern immer über die Ähre verteilt. Die Königskerze braucht viel Sonne und Wärme. Dann blüht sie an den kargsten Stellen: (wie hier im Bild) an Felsen, Abraumhalden und steinigen Böschungen. Sie ist eine zweijährige Pflanze, das heißt, sie braucht zwei Jahre bis zur Blüte. Im ersten Jahr bildet sie nur eine Blattrosette. Sehr ungewöhnlich ist die hohe Zahl an Samen, die eine einzige Pflanze hervorbringt. Man schätzt sie auf  700.000.

In den Allgäuer Alpen steigt sie bis auf über 1500 Metern auf.

Der Volksmund meinte früher, dass mit Hilfe der "Wollblume" eine Wettervorhersage für den kommenden Winter möglich sei. Locker besetzte Blütenstände sollten auf schneearme Perioden, kleine Blütenstände auf schneearme Winter und besonders lange Blütenstände mit dichtem Blütenbesatz auf lange und schneereiche Winter hinweisen.


Unser Weg führt uns durch einen kleinen Robinienhain. Hier erklärt Thomas Langhirt, dass dieser kleine Waldhain aus Robinien (Robinia pseudoacacia) und Eschen besteht. Die Eschen brauchen nährstoffreichen Boden und dürften dort nur im Zusammenhang mit den Robinien vorkommen. Wie Thomas weiter ausführt, gehören die Robinien zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler. Diese können über Bakterien, die sich in kleinen Knöllchen an ihren Wurzeln befinden, Luftstickstoff binden und im Boden einlagern. Da sie diesen nicht völlig für sich selbst verbrauchen, reichern sie mit der Zeit damit den Boden in ihrer Umgebung an. Für Pflanzen die nährstoffarme Standorte bevorzugen, ist dieses dann meistens tödlich, da sie von schneller wachsenden Pflanzen verdrängt werden. In dem zum NSG gehörenden Hang im Ochsental wurde schon mehrmals versucht die Robinien herauszunehmen, bisher jedoch ohne Erfolg. Die Pflanze schützt ihre Jungtriebe übrigens durch sehr spitze Dornen und wird deshalb von den Wildtieren und Schafen gemieden. Erst im Alter verlieren dann die Äste diese wieder.


Wie kam eigentlich die Robinie, ursprünglich aus Nordamerika, zu uns? (Bild: Michael Schiller) Thomas Langhirt räumt mit einigen Ungereimtheiten über die Robinie auf.
Ursprünglich, war dieser sommergrüne, bis zu 25 m hohe Baum mit offener, lichter, nach oben an Breite zunehmender Krone, die immer ein wenig unregelmäßig, mitunter einseitig schief ist, im östlichen Nordamerika (Neuengland-Staaten bis Georgia) beheimatet, und wurde in vielen Teilen Europas und der übrigen Welt eingebürgert und oft als Parkgehölz oder Straßenbaum gepflanzt.

Englische Kolonisten entdeckten die Art 1607 im Gebiet des heutigen Jamestown/Virginia. Der Hofgärtner Ludwigs XIII., Jean Robin, brachte ihn um 1640 nach Frankreich. Ihm zu Ehren nannte Linne 1753 die Gattung Robinia.

Das feste, widerstandsfähige Holz verwendeten die ersten Siedler in Nordamerika gern zum Hausbau. Später fertigte man daraus vor allem Werkzeuggriffe und Sportgeräte (Speerschäfte, Barrenholme, Ruder, Kletterwände), aber auch Treppenstufen und Bodenbeläge.

Alle Teile des Baums, insbesondere aber die Samen, sind durch Alkaloide giftig, vor allem für Pferde.
Thomas Langhirt vermittelt fundiertes Wissen Bild: Michael Schiller


 Nun ist es nicht mehr weit, bis wir die Hochfläche über dem Main erreicht haben. Die Landschaft öffnet sich, und vor uns liegt der Steinbruch, der 1985 zum Naturschutzgebiet erklärt, und 2011 in die Liste der "schönsten 100 Geotope Bayerns" aufgenommen wurde. Innerhalb des Steinbruchs gibt es die verschiedensten Kleinbiotope, die sehr seltene Insekten und Pflanzen beherbergen.


Das Naturschutzgebiet ist erreicht.
Dieses Gebiet beherbergt viele seltene Tiere und Pflanzen.
Hier war auch einmal der Strand eines Urmeeres, davon zeugen auch heute noch viele versteinerte Fossilienfunde.
Dieses Gebiet ist einzigartig und gehört zu den 100 schönsten Geotopen Bayerns (Bild: Michael Schiller)
Bild: Michael Schiller Der Panoramaweg führt auch an diesem Geotop vorbei


Thomas Langhirt erklärt den Naturinteressierten nicht nur den hier oben vorkommenden Oberen Muschelkalk, sondern auch ein paar Insekten die sehr selten geworden sind. Die "Rotflügelige"- und "Blauflügelige Ödlandschrecke".


Den Ödlandschrecken auf der Spur (Bild: Michael Schiller) Thomas Langhirt zeigt diese beiden bedrohten Feldheuschreckenarten den Naturinteressierten.
Großes Erstaunen über Insekten, die man vorher nicht kannte Bild: Michael Schiller


Thomas Langhirt spricht auch die Geologie an, so erfahren die Mitgeher etwas über den Oberen Muschelkalk hier im Steinbruch.

Unser Weg führt uns nun weg vom Steinbruchgelände hin zur offenen Maintalhöhe. Tief unter uns fließt der Main und wir haben einen Traumblick, bei sonnigem Wetter, und können die Flusslandschaft genießen.


Blick hinunter in den malerischen Weinort Sommerhausen. Einmalige und abwechslungsreiche Landschaft - die Maintalhöhen (Bild: Thomas Langhirt)
Bild: Thomas Langhirt Herrliches Spätsommerwetter im Maintal


An einem der Panoramablicke in das Maintal hält nun Bernhard Neckermann an und kramt aus seinem Rucksack ein Abspielgerät hervor, legt eine CD ein und kurz darauf ertönt die Stimme des Turmfalken. "So, passt einmal auf, was jetzt passiert"! Die bisher laut um uns herum fliegenden Mehl- und Rauchschwalben, sowie andere Singvögel waren plötzlich verschwunden. In diesen Hängen jagen natürlich auch unsere Greifvögel, so auch der Turmfalke. Aber seine Nahrung besteht hauptsächlich aus Mäusen und anderen kleinen Nagetieren, sowie Eidechsen, ganz selten einmal Jungvögel.

"Hier und heute möchte ich einmal auf einen unseren schnellsten Jäger aufmerksam machen, der eigentlich bis vor kurzem ein vertrauter Anblick inmitten unserer Städte und Dörfer war. Doch seine Zahlen gehen zurück. Nicht unerheblich dazu bei trägt der Umstand, dass viele Kommunen die angestammten Brutplätze vergittern, vernageln und dicht machen, um so der Taubenplage Herr zu werden. Wer dabei auf der Strecke bleibt, sind nicht nur Dohle und Schleiereule, sondern eben auch unser Turmfalke. Erst im Frühjahr musste ich die Stadt Ochsenfurt darauf aufmerksam machen, eine Fensteröffnung eines mittelalterlichen Turmes doch von innen zu verschließen, um so dem Turmfalken noch einen Platz zu lassen. Tagelang flog der Turmfalke an das Gitter, weil dies eben wohl jahrelang sein Brutplatz war. Die Stadt Ochsenfurt kam diesem Anliegen sofort nach, und entfernte die "Außenvergitterung", so erklärt Bernhard Neckermann weiter.

"Mit unserem Projekt "Fenster und Türme auf für unsere gefiederten Stadtbewohner" wollen wir mit den Verantwortlichen der Stadt ins Gespräch kommen, um unseren "Mitbewohnern" inmitten unseres Innenstadtraumes einen Platz zu lassen", meint er weiter.


Die Turmfalken - Mitbewohner in unseren Städten und Gemeinden liegen ihm besonders am Herzen (Bild: Michael Schiller) Und plötzlich war es still: Bernhard Neckermann spielte die Stimme des Turmfalken ab, sofort war von Mehl- und Rauchschwalben nichts mehr zu hören und zu sehen.
Er spricht hoch über den Maintalhöhen ein Problem an, das leider in vielen Kommunen aktueller ist, als bisher angenommen.
Die Umweltfreunde starten ein Projekt Bild: Michael Schiller


Nach dem Stopp hoch über dem Main, setzen wir unsere Naturbegehung auf dem Panoramaweg in Richtung Sommerhausen fort. Unterwegs können wir immer wieder die herrliche Aussicht auf das unter uns liegende Maintal mit seinen Weinbergen genießen. Vorbei an Hängen die von Ziegen beweidet werden und Abbruchhalden von den Steinbrüchen, die mit Sicherheit auch einer Vielzahl von Tieren Lebensraum bietet, erreichen wir einen kleinen Parkplatz. Hier werden die Naturinteressierten bereits erwartet. Helfer der Umweltfreunde haben Bänke aufgestellt, eine kleine Pause tut jedem gut.


Verpflegungsstation unterwegs für die Wanderer. So eine kleine Pause muss auch einmal sein (Bild: Michael Schiller)
Bild: Michael Schiller Nach der Hälfte der Strecke ist Verpflegungsstation


Ausgeruht und gestärkt setzen wir nun unsere Wanderung über einen Feldweg in Richtung des Kiefernwaldes am Wildpark fort. Links und rechts grüßen uns Pferde auf einer Koppel, kurz darauf erreichen wir den Waldrand. Nur wenige Meter innerhalb des Waldes biegen wir dann rechts auf einen schmalen Waldpfad ein und folgen diesem bis zum Waldrand. Felder und Wiesen wechseln sich jetzt ab, und erreichen einer Wegkreuzung einen "geschützten Landschaftsbestandteil" mit Waldkiefern und Trockenrasen. Hier ist ein Biotop im Entstehen, der der Flora und Fauna von sonnenüberfluteten Standorten wie dem Trockenrasen einen Lebensraum bietet. Unser Weg führt uns nun rechts abwärts zum Naturschutzgebiet "Zeubelrieder Moor".


Kurzer Stopp im "Zeubelrieder Moor" - oder was davon übrig geblieben ist (Bild: Michael Schiller) Das Zeubelrieder Moor, gibt es so nicht mehr, referiert Thomas Langhirt. Orchideenarten sind für immer verschwunden.
Gefährdeter Lebensraum - das Moor Bild: Michael Schiller


Hier erreichen wir einen Filterbecken, die das Moor vor übermäßigen Nitrateinträgen durch Regenwasser schützen sollen. Leider vergebens, wie Thomas Langhirt meint, "denn im letzten Jahrzehnt sind sehr viele der seltenen Arten, wie z.B. der Schachblume und Orchideenarten für immer aus dem Moor verschwunden." Jetzt sind nur noch große Brennnessel- und Schilfbestände dort zu finden.


Der Ortolan meidet den atlantischen Einfluss. Deshalb ist sie nördlich der Alpen meist an sandige Gebiete mit geringen Niederschlägen gebunden, wie Weinbergterrassen, Trockenrasen, kleinparzellige Agrarflächen, oft besiedelt sie Rübenäcker, wenn in der Nähe geeignete Singwarten vorhanden sind. Nur noch wenige Brutpaare in Bayern - Hauptverbreitungsgebiet Unterfranken (Bild: Raimund Linke)
Bild: Raimund Linke Der Ortolan - eine bedrohte Vogelart - schaffen wir es ihm ein Überleben zu sichern



Interessantes über den Ortolan

Diese Ammerart die in unseren breiten Weinbergterrassen, Trockenrasen, kleinparzellige Agrarflächen, Rübenäcker (wenn in der Nähegeeignete Singwarten vorhanden sind), sonnige Waldränder, Baumreihen, alte Streuobstbestände besiedelt, gibt aber auch den Ornithologen mitunter Rätsel auf, wenn im Frühjahr die Männchen aus den Winterquartieren zurückkommen, danach die Weibchen und diese dann oft wieder abziehen. Warum?
Unverkennbar ist die Art m it dem gelblichen Augenring. Beide Geschlechter sind farblich gleich, wobei die Weibchen im Federkleid etwas blaßer daherkommen.
Die mitteleuropäischen Brutgebiete werden Mitte August bis Mitte September verlaasen. Im Herbst halten sie sich dann oft auf abgeernteten Rübenäckern und trockenen Wiesen auf. Als Langstreckenzieher überwintern sie südlich der Sahara, in Westafrika in der südlichen Sahelzone des Senegals, in Ostafrika in Äthiopien und dem südlichen Sudan.

In den letzten Jahrzehnten hat die Ammerart große Bestandseinbrüche hinnehmen müssen durch Lebensraumvernichtung, Wechsel von Kleinstrukturen zu flächigen Monokulturen mit Intensivnutzung, aber auch die Zerstörung großer Streuobstflächen wirkt hier ein.
In Bayern kommt der Ortolan nur regional in den Mainfränkischen Platten zwischen Würzburg und Schweinfurt, mit gerade einmal 200 - 330 BP vor. Damit ist der Ortolan in der Roten Liste für Bayerns Brutvögel als eine Gefährdungsart 1 = "Vom Aussterben bedroht" gelistet.


Hier ist der wunderbare Gesang des Ortolans zu hören


In den angestammten Brutgebieten treffen zuerst die Männchen ein (Bild: Gunther Zieger) In den mitteleuropäischen Brutgebieten treffen die Ortolane Ende April bis Mitte Mai ein, wobei die Männchen zuerst erscheinen. Sie sind sehr brutplatztreu. Ortolane verpaaren sich nur für eine Brutsaison.
Der Ortolan eine stark bedrohte Ammerart Bild: Gunther Zieger


Bernhard Neckermann lässt an einer Wegkreuzung nochmals anhalten und erklärt, wie wichtig eine aufgelockerte Landschaftsstruktur ist, wenn sich Wiesen, Ackerfluren mit Baumgruppen, Gebüschen und auch Obstbaumbestände sich abwechseln. Hier ganz in der Nähe gibt es die letzten Vorkommen des Ortolans dessen letzte Bestände in Bayern, nur noch auf den Mainfränkischen Platten von Unterfranken bis ins nordwestliche Mittelfranken vorkommen. Geschätzte 200 - 330 PB gibt es in Bayern noch, die Bestände sind dabei weiter im abnehmen. Der Ortolan ist in Bayern stark gefährdet. Sein Bestand ist niedrig, als Risikofaktoren ergeben sich, enge Bindung an einen gefährdeten Lebensraum, Abhängigkeit von Maßnahmen des Naturschutzes und aktuelle Bedrohung durch laufende Eingriffe des Menschen, die weitere Bestandsabnahmen zur Folge haben. In der Agrarlandschaft wurde der Lebensraum weitgehend vernichtet, da reich strukturierte, klein parzellierte Kulturlandschaften mit reicher Insektenfauna großräumig verloren gingen. Die Art ist eine Rote-Liste-Art 2 d.h. "stark gefährdet" in Bayern wie im gesamten Bundesgebiet.


Bernhard Neckermann, spielt nochmals Vogelstimmen vor, von Arten die hier vorkommen.
"Wir haben hier auf den Mainfränkischen Platten eine einmalige Vogelwelt, deren Lebensraum aber immer mehr schwindet".

Kleinparzellige und eine strukturreiche Landschaft benötigt der Ortolan um zu Überleben (Bild: Michael Schiller)
Bild: Michael Schiller Strukturreiche Landschaften - vielfältige Lebenswelt - das benötigt der Ortolan


Nach diesem kleinen Stopp führt uns unser Weg nun zum "Zigeunersee", an dessen Ufern es sehr viele Ringelnattern, die absolut harmlos sind, vorkommen. Sie sind sehr scheu und flüchten, im Gegensatz zur Schlingnatter, sobald man sich ihnen nähert.


Die Art lebt meist in der Nähe von Gewässern und ernährt sich überwiegend von Amphibien (Bild: Fotonatur.de / Holger Duty) Der Name "Ringelnatter" bezieht sich wohl auf den "Halsring", der durch die beiden markanten Nackenflecken gebildet wird.
Die Ringelnatter ist eine Schlangenart aus der Familie der Nattern und ist für den Menschen vollkommen ungefährlich Bild: Fotonatur.de / Holger Duty


Interessantes über die Ringelnatter:

Die Ringelnatter (Natrix natrix) ist eine relativ große und kräftige Natter mit ovalem, deutlich vom Körper abgesetztem Kopf, runden Pupillen und großen, glatten Kopfschildern. Typisch ihre im Nacken schwarzgelben Halbmondflecken. Die Männchen sind mit 60-80 cm deutlich kleiner als die Weibchen mit 80-140 cm.
Die Ringelnatter ist eine bodenlebende meistens tag- und dämmerungsaktive (z.T. auch nachtaktive) Wassernatter, die sehr gut schwimmen und tauchen kann.

Sie ist UNGIFTIG, für den Menschen absolut harmlos und relativ scheu, schon bei der kleinsten Erschütterung flüchtet sie schnell, deshalb ist sie auch selten zu beobachten. Sie beißt nicht, sondern entleert eine übel riechende, gelbliche Flüssigkeit aus der Kloake (Analdrüse).

Ringelnattern haben eine große Zahl von Feinden: Greifvögel, Reiher, Rabenvögel, Störche, Igel und Iltis, aber auch Raubfische wie Hecht, Wels und Barsch stellen ihr nach. Bei großer Gefahr zeigen die Tiere einen "Totstell-Reflex", wobei sie erschlaffen, und die Zunge aus dem geöffneten Maul heraushängen lassen.

Ihre Nahrung besteht vor allem aus Fröschen, Kaulquappen, Molchen, Fischen und gelegentlich auch Eidechsen oder Kleinsäugern.

Sie ist in Bayern eine Rote Liste-Art 3, d.h. "Gefährdet".


Von hier aus folgen wir nun dem Rappertsmühlbach, der aus dem See gespeist wird, durch das Ochsental abwärts und erreichen am Ende des Ochsentals wieder den Ausgangspunkt unserer Naturbegehung.


Vielen herzlichen Dank an meine Fotografen, ohne die eine solche Seite nicht möglich wäre: Thomas Langhirt - Michael Schiller - Markus Glässel - Gunther Zieger - Raimund Linke - Fotonatur / Holger Duty


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- letzte Aktualisierung: Dienstag, 16. April 2024 -
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