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Lebensraum Feuchtgebiet
Feuchtgebiete sind wasserreiche Landschaften, in denen Wasser und Land
aufeinandertreffen. In ganz Europa sind Tier- und Pflanzenwelt dieser
empfindlichen Lebensräume bedroht.
Ein Feuchtgebiet oder Feuchtbiotop, ist ein Gebiet, das im
Übergangsbereich von trockenen zu dauerhaft feuchten Ökosystemen
liegt. Der Begriff des Feuchtgebiets umfasst verschiedene
Lebensraumtypen wie Sumpf, Moor, Bruchwald, Feuchtwiese, Sumpfgraben,
Aue oder Ried.
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Frost, Reif und Schnee haben das
Feuchtgebiet wie einen Schutzmantel bedeckt. Für die Tiere des
Feuchtgebiets beginnt nun aber ein Überlebenskampf. |
Winterruhe ist eingekehrt im Feuchtgebiet |
Bild: Thomas Langhirt |
Jeder Lebensraum, dessen Besonderheit gegenüber dem Umland
durch höheren Wassergehalt im oder am Boden gekennzeichnet ist, kann
als Feuchtgebiet bezeichnet werden. So wäre etwa eine Wiese mit
Knabenkräutern ( Frauenschuh, Echte Sumpfwurz, Riemenzunge,
Helm-Knabenkraut, Bienen-Ragwurz usw.) und Trollblumen ein
Feuchtgebiet. Dabei kann der Platz für den Betrachter ganz trocken
erscheinen - entscheidend ist, dass zu einer der vier Jahreszeiten das
Wasser so maßgeblich das Biotop prägt, dass sich dies dauerhaft auf
Tier- und Pflanzenwelt auswirkt. Eine Streuwiese ist ein Feuchtgebiet,
eine Magerwiese ein Trockenlebensraum. Viele Feuchtgebiete bestehen
nur kurz. Einige trocknen jeden Sommer aus, andere erscheinen mit
Hebungs- und Senkungsvorgängen oder nach Regenfällen und Tauperioden.
Die Trockenlegung dauerhafter Feuchtgebiete hat in Deutschland lange
Tradition. Zum Beispiel ließ Friedrich der Große das weite Oderbruch
trockenlegen. Im Oberrheingebiet begradigte man den Rhein, diese
sogenannte "Korrektur" wurde 1817 begonnen. Viel neueren Datums sind
Baumaßnahmen im Zusammenhang mit dem Rhein-Main-Donau-Kanal, der
manchmal als teuerstes und zugleich sinnlosestes Projekt der Gegenwart
bezeichnet wird.
Viele Orchideen sind an feuchte Standorte angepasst. Hier kommen
Sumpf- und Fleischrotes Knabenkraut vor, aber auch Fuchs-,
Breitblättriges und Geflecktes Knabenkraut gehören in die
Feuchtwiesengesellschaft. Die bei uns am häufigsten anzutreffende
Orchidee ist die Echte Sumpfwurz.
Eine unserer populärsten Vogelarten ist von Feuchtlebensräumen
abhängig. es ist der Weißstorch, der hier auf die Jagd nach großen
Insekten, Mäusen und Fröschen geht.
Ein besonderer Lebensraum ist das Schilf. Einzelne Vogelarten leben
fast nur in diesem Biotop: Bartmeisen, Rohr- und Zwergdommeln,
Wasserrallen und verschiedene Rohrsänger trifft man kaum außerhalb des
Röhrichts an.
Wir werden hier in lockerer Folge über die Bewohner Flora und Fauna
der Feuchtgebiete eingehen, aber auch die Bedeutung und den Schutz der
Feuchtgebiete behandeln.
Feuchtgebiete sind von großer ökologischer Bedeutung, da sie für
Wasser- und Watvögel als Rast- und Überwinterungsplatz dienen.
Feuchtgebiete bedecken rund sechs Prozent der Erdoberfläche und
erbringen damit 24 Prozent der Nettoprimärproduktion - sie sind also
hochproduktive Ökosysteme. Außerdem dienen sie als Grundwasserfilter
und als Überschwemmungsschutz. Feuchtgebiete von internationaler
Bedeutung, auch in Hinsicht auf den Vogelschutz, sind daher nach der
Konvention von Ramsar unter Schutz gestellt.
Der Silberreiher (Ardea alba)
Der Silberreiher, der zur Familie der Reiher gehört, ist ein
schlanker, strahlendweißer Stelzvogel, der am Rande von
Schilfbeständen auf Nahrungssuche geht. In der Brutzeit hüllt er sich
in weiße Schmuckfedern.
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Seit einigen Jahren, kann der
Silberreiher in den Wintermonaten, wenn diese nicht zu
schneereich sind, auch bei uns an Seen und größeren Tümpeln
beobachtet werden. |
Der
Silberreiher ist von allen Reihern am stärksten verbreitet |
Bild: Gunther Zieger |
Wenn ich bei meinen Erkundungsgängen, auch wenn ich als Wegewart eines
Hauptwandeweges auf der Strecke, unterwegs bin und dabei an kleinen
Seen und Schilfgebieten vorbeikomme, entdecke ich in den Wintermonaten
immer öfters diesen weißen Reiher. Natürlich freue ich mich über
diesen neuen Besucher, aber er ist auch ein Indiz für den Klimawandel.
Er unterscheidet sich von anderen Reihern darin, dass er keine
Schmuckfedern am Hinterkopf ausbildet. Zur Brutzeit hat er stattdessen
lange Schulterfedern, die er dann wie ein Rad präsentiert. Auch der
völlig gelbe Schnabel ist zur Paarungszeit nur an der Basis gelb,
ansonsten ist dieser schwarz. Sein Bestand wächst in Deutschland seit
1985, bislang nur als Überwinterer. Trotz vielerlei Beobachtungen
wurde erst 2012 in Mecklenburg-Vorpommern der erste richtige
Brutnachweis erbracht. Inmitten einer Graureiherkolonie brüteten zwei
Paare und zwei Jungvögel wurden nachgewiesen.
In
Deutschland gilt der Silberreiher längst nicht mehr als
Ausnahmeerscheinung. In den Wintermonaten kann man ihn hier
bei uns in steigender Anzahl beobachten. |
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Bild:
Markus Gläßel |
Winterbeobachtung eines
Silberreihers im Maingebiet |
Der Silberreiher brütet in ausgedehnten Schilfwäldern an Seen,
Altwässern und im Bereich von Flussmündungen. Brutkolonien gibt es am
Neusiedler See in Österreich. Aber er ist ein Brutvogel wärmerer
Länder. In Europa konzentriert sich sein Brutgebiet im Südosten auf
relativ wenige Plätze. Silberreiher sind Teilzieher. Ab Juli lommt es
zu ungerichteten Zerstreuungswanderungen der Jungvögel. Die adulten
Vögel ziehen bis November aus den Brutarealen ab. Allerdings
verbleiben sie in milden Wintern in der Nähe ihrer Brutgebiete, bei
Wintereinbrüchen, starker Schneefall, zeigen sie allerdings
Winterfluchtbewegungen. Überwinternde Silberreiher können z.B. am
Bodensee beobachtet werden. Bereits am Nordrand des Mittelmeers und an
der Schwarzmeerküste beginnt das Winterquartier der Silberreiher. Ob
die Silberreiher weiter wandern, südlich der Sahara, ist noch nicht
geklärt, da eben dort auch Artgenossen vorkommen.
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Silberreiher sind im Gegensatz zu
Seidenreihern auch in den Wintermonaten bei uns zu beobachten. |
Silberreiher überwintern in Mainfranken |
Bild: Markus Gläßel |
Ende Februar bis in den April hinein kehren dann die Silberreiher in
ihre angestammten Brutkolonien zurück. Der Silberreiher brütet in
ausgedehnten Schilfwäldern an Seen und Flüssen im Binnenland wie an
Küsten oder Flußmündungen. Er bewohnt auch trockenere Gebiete und man
hat sogar schon einmal einen Brutplatz in 1800 Meter Höhe in den
Bergen Südrusslands gefunden.
Die Hutmode des 19.Jahrhunderts,
Reiherfedern zu tragen, führte dazu, dass der Silberreiher in großem
Stil bejagt wurde. Erst nach großen öffentlichen Protesten wurde der
Silberreiher unter Schutz gestellt und seine Bestände stiegen
vorübergehend nochmals an. Durch die aufkommende Umweltverschmutzung
und des Verlustes von Lebensraum, sowie anderer Störungsfaktoren
sanken die Bestandszahlen aber wieder drastisch.
Der Schnabel
des Silberreihers ist außerhalb der Brutzeit gelb, häufig mit
einer kleinen schwarzen Spitze. Während der Brutzeit ist der
Schnabel schwarz mit einer gelben Basis. |
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Bild:
Gunther Zieger |
Die Mode Reiherfedern an den
Damenhüten zu tragen, führte fast zu seiner Ausrottung |
Männchen und Weibchen verpaaren sich im Frühjahr oder unmittelbar
nach Rückkehr aus dem Überwinterungsquartier. Während der Balz
präsentiert das Männchen seine 30 bis 50 verlängerten Federn. Noch
beeindruckender ist jedoch die "Begrüßungszeremonie", bei der
Schmuckfedern zur vollen Geltung gebracht werden. Die Brutkolonien der
Silberreiher liegen zumindest in Europa meist im Schilfröhricht,
außereuropäische Brutkolonien sind häufig Baumbrüter. Die Nester sind
aus alten Schilfhalmen mitunter dicht über der Wasserfläche gebaut.
Männchen und Weibchen bauen gemeinsam das Nest, dabei misst das Nest
im Durchschnitt etwa einen Meter. Beide Partner teilen sich auch die
Bebrütung des Geleges und die Fütterung des Nachwuchses.
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Nach dem Flüggewerden kann die
Familie noch einige Zeit zusammenbleiben. Ab Juli ist aber
auch mit der bei den Reihern üblichen Zerstreuungswanderung zu
rechnen, die in der Regel nach allen Richtungen weist. |
Silberreiher im Jugendkleid |
Bild: Gunther Zieger |
Merkmale des Silberreihers:
Länge: ca. 85 - 102 cm;
Flügelspannweite: ca. 140 - 170 cm;
Gewicht: 700 - 1500 g; Stimme:
am Brutplatz tiefes und heisers "rha". Außerdem ein
Begrüßungslaut wie "rroo rrrooo" ansonsten schweigsam.
Brutzeit: gewöhnlich ab Mitte April, eine
Jahresbrut. Geht das Gelege verloren, kommt es oft zu einem
Ersatzgelege.
Gelegegröße: 3 - 5 blassblaue, glatte und
glanzlose mitunter spindelförmige Eier. Brutdauer:
bei diesen großen Tieren mindestens 25 - 26 Tage; Nestlingszeit:
mindestens 20 Tage, aber erst mit 40 - 50 Tagen flügge. Die
Familie bleibt oft noch länger zusammen. Verhalten:
steht oft am Schilfrand.
Nahrung: Fische, im Wasser lebende
Wirbellose, kleine Säugetiere die auf Wiesen erbeutet werden
(Mäuse) und Insekten. Lebenserwartung:
bekanntes Höchstalter, knapp 22 Jahre. |
Der
Silberreiher watet durch flaches Wasser, häufig am Schilfrand
und sucht das Wasser nach Beute ab. An Land erbeutet der
Silberreiher, Kleinsäuger, Reptilien und Großinsekten. |
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Bild:
Gunther Zieger |
Große Ansammlung von
Silberreihern in Unterfranken |
Die Nahrung des Silberreihers setzt sich vor allem aus Fischen
zusammen. Daneben werden aber auch Amphibien, größere Wasserinsekten
und an Land Reptilien (kleine Schlangen), Kleinsäuger (Mäuse)
erbeutet. Seine wichtigsten Jagdgründe liegen an den Außenrändern der
Schilfgürtel und in nahrungsreichen Seichtgewässern. Gelegentlich kann
man Silberreiher am Meer beobachten, wie sie langsam durch das Wasser
waten oder regungslos mit vorgestrecktem Hals und waagerecht
gehaltenem Körper, auf Beute lauern um dann blitzschnell zuzustoßen.
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Mit seinem langen, speerartigen
Schnabel, stößt er blitzschnell auf die Beute. |
Fast
regungslos verharrt der Silberreiher um dann blitzschnell
zuzuschlagen |
Bild: Gunther Zieger |
Wissenswertes &
Interessantes über den Silberreiher:
Die groß angelegte Verfolgung von Vögeln, wie den
Silberreiher wegen des großen Bedarfes an Reiherfedern der
Damenhutmode, hat in Großbritannien zur Gründung der Royal
Society for the Protection of Birds (Vogelschutz) geführt. Sie
ist heute die größte gemeinnützige Naturschutzorganisation
Europas. Der völlig gelbe Schnabel des Silberreihers ist
zur Paarungszeit nur an der Basis gelb, sonst ist er schwarz.
Der Silberreiher ist auch bekannt unter den Namen "Großer
Reiher" sowie "Großer weißer Reiher". Die Verbreitung des
Silberreihers ist leider schon seit langem im Abnehmen
begriffen, ein Umstand der vor allem auf die Trockenlegung von
Feuchtgebieten zurückzuführen ist. |
Die Nahrung
des Silberreihers besteht nicht nur aus Fischen oder
Amphibien. Er erbeutet auch kleine Schlangen und Säugetiere
wie Mäuse. Dabei werden diese Kleinsäuger zuerst ertränkt, wie
hier zu sehen ist, bevor diese verschlungen werden. |
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Bild:
Gunther Zieger |
Silberreiher hat eine Maus
erbeutet |
Das Feuchtgebiet bei Herchsheim
Dieses Feuchtgebiet in der Nähe von Würzburg wurde mit Hilfe von
Spenden aus der Bevölkerung und Entgegenkommen von Landwirten
vergrößert und bepflanzt. Viele LKW-Stunden waren nötig, um die
vorhandene Fläche des Feuchtbiotops zu erweitern. Inzwischen sind drei
neue "kleine Seen" entstanden. Der Uferbereich wurde bereits angelegt,
somit ist eine Vernetzung zwischen dem "älteren Feuchtgebiet", dem
Bachlauf und der neuen Fläche erreicht worden, sehr zur Freude der
dort vorkommenden Vogelwelt. Außerdem wurde auf einem Teil der Wiese
eine kleine Streuobstwiese angelegt.
Es ist wieder Winter
geworden im Feuchtgebiet. Eine Zeit in der viele Tiere hungern und
jeden Tag um das Überleben kämpfen müssen.
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Winter im Schilfgürtel des
Feuchtgebietes. Vögel und Säugetiere erleben nun eine Zeit des
Hungers und der Entbehrung. Jeder Tag wird zum Kampf um das
Überleben. |
Eis und
Schnee - die Seeflächen zugefroren - Winter im Schilfgebiet |
Bild: Thomas Langhirt |
Dass dieses Feuchtgebiet sich bei der Vogelwelt und Insektenwelt immer
größerer Beliebtheit erfreut, zeigt die Tatsache, dass dieses Gebiet
inzwischen zu den artenreichsten Libellenvorkommen Nordbayerns zählt.
Wenn man
durch die angrenzende Waldfläche bei Schnee geht, kann man die
Ruhe und Stille verspüren. Der Winter hat die Landschaft fest
im Griff. Eine verzauberte Landschaft, die aber für die
Tierarten eine entbehrungsreiche Zeit bedeutet. |
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Bild:
Thomas Langhirt |
Angrenzender Wald - Schutz-
und Unterkunft im Winter für viele Tierarten |
Durchzügler wie Weißstorch, Silberreiher, Seidenreiher, Bekassine,
Schwarzstorch, oder Waldwasserläufer, nehmen diese Feuchtflächen gerne
als Raststätte an, bevor es weiter in die Winterquartiere oder
Sommerquartiere geht.
Wir werden Sie hier auch weiter über unser Feuchtgebiet in Herchsheim
und dessen Besucher
informieren.
Liste der Besucher in unseren
Feuchtbiotopen
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