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Die Schleiereule - der nächtliche, lautlose Jäger.
Die Schleiereule ist ein leiser, nächtlicher Jäger. Ihr Hörsinn
ist so stark ausgeprägt, dass sie den Standort ihrer Beute auch bei
völliger Dunkelheit genau bestimmen kann. Im Gegensatz zu anderen
Vögeln mit großen Schwingen fliegen sie geräuschlos, weil ein
Fransenkamm am Außenrand der äußersten Schwungfedern die Fluggeräusche
verschluckt. Die Beutetiere nehmen die nahende Gefahr nicht wahr. Auch
bei der Schleiereule sind die Augen nach vorn gerichtet. Damit können
sie Entfernungen genau abschätzen. Der Nachteil dieser Augenstellung
wird dadurch ausgeglichen, dass die Eulen ihren Kopf um 180° drehen
und genau nach Rückwärts schauen können.
Die Schleiereule ist
schlank und hat einen dicken, runden Kopf. Ihr Gesicht ist herzförmig,
weiß bis hellbeige. Die Augen sind schwarz. Mit ihrem weißen
Gesichtsschleier und ihrer hellen Unterseite wirkt sie fast
gespenstisch, wenn sie im schwindenden Abendlicht über Felder und
Wiesen streicht. Die hauptsächliche Nahrung der Schleiereule bilden
Wühlmäuse, deswegen gerne bei Landwirten gesehen, echte Mäuse und
Spitzmäuse. Selten werden Kleinvögel und Fledermäuse erbeutet
(schlechte Mäusejahre). Schleiereulen haben ihre Brutplätze in alten
Scheunen, verfallenen Gebäuden, Kirchtürmen und Felsspalten.
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Der Hörsinn der Schleiereule ist
so stark ausgeprägt, dass sie den Standort ihrer Beute auch
bei völliger Dunkelheit genau bestimmen kann. |
Die
Schleiereule ist ein leiser nächtlicher Jäger. |
Bild: Raimund Linke |
Die Schleiereule würgt die unverdauten Teile von Insekten und Haare,
Federn und Knochen von Beutetieren in Form von 3-5 cm langen
schwärzlichen Gewöllen wieder aus. Jeden Tag werden zwei dieser
Gewölle herausgewürgt und ausgestoßen. In der Brutzeit legen die
Weibchen ihre Eier auf einen Haufen solcher
Gewölle.
Schleiereulen leben in Dauerehe, jagen jedoch einzeln. Sie
bevorzugen warmes Klima mit milden Wintern, da sie keine Anlagen haben
sich Depotfett anzufressen, sterben viele von ihnen während längerer
Frostwetterperioden und schneereichen Wintern.
Noch bis vor 50 Jahren waren die alten Bauernhöfe ideale Brutplätze
für Schleiereulen. Scheunen voller losem, ungedroschenem Korn luden
Nagetiere geradezu ein sich hier einzunisten, was für die
Schleiereulen reichlich Nahrung bedeutete.
In den meisten Ländern Europas steht die Schleiereule unter
Naturschutz. Dennoch ist ihr Fortbestand nicht gesichert.
Schutzmaßnahmen sind dringend vonnöten. Landwirte sollten einige
Anbauflächen unbestellt lassen um Nagetiere anzulocken. Von
Schleiereulen bevorzugte Schlupfwinkel im Dachstuhl eines Hauses oder
einer Kirche sollten ungestört bleiben.
Durch ihr
charakteristisches Aussehen ist die schlanke, hochbeinige
Schleiereule leicht zu bestimmen. Ihre weiße oder beigefarbene
Unterseite ist ungezeichnet oder fein getüpfelt.
Es
gibt wohl weltweit rund 35 Unterarten und diese unterscheiden
sich im Grad der Helligkeit. Die Mitteleuropäische
Schleiereule (Tyto alba guttata)
(bedeutet getropft) ist die Schleiereule mit dem nördlichsten
Verbreitungsgebiet. Sie kommt vom Süden Skandinaviens über
Mittel- und Südosteuropa bis in die Türkei vor. Die Bauchseite
ist gelblich-braun, auch der Schleier ist etwas dunkler. |
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Bild:
Raimund Linke |
Junge Schleiereulen schauen
neugierig in eine für sie noch fremde Welt |
Für die meist nächtliche Jagd bevorzugt die Schleiereule
offenes Kulturland mit Hecken und einzelnen Bäumen an
Siedlungsrändern. Entscheidend dabei ist neben geeigneten
Brutmöglichkeiten der Zugang zu Nahrung im Winter. Denn, wenn Schnee
liegt, muss die Schleiereule in Mitteleuropa in Gebäuden (das waren in
früheren Jahren immer die Scheunen). Die Schleiereuelen meidet deshalb
Gebiete in denen der Schnee oft wochenlang liegen bleibt. Deshalb
fehlt die Schleiereule, z.B. in Bayern, im voralpinen Hügel- und
Moorlandschaft, in den Alpen und in den ostbayerischen Mittelgebirgen.
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Schleiereulen haben ein
hervorragendes Gehör. Große Bereiche des Gehirns sind darauf
eingerichtet, die aufgenommenen akustischen Signale
auszuwerten. ... |
Junge
noch nicht ganz flügge Schleiereule - sie wurde in den
Nistkasten zurückgebracht |
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... Die Ohröffnungen sind bei der Schleiereule asymmetrisch am
Kopf der Schleiereule angelegt. Die eine Ohröffnung liegt in Höhe der
"Stirn" und die andere auf gleicher Höhe wie das Nasenloch. Ihre
Ohren sind so empfindlich, dass sie von kleinen, mit Federn versehenen
Falten umgeben sind, die sich über die besonders empfindlichen inneren
Teile legen, wenn der Lärmpegel einmal zu hoch ist. In stillen Nächten
können diese Falten aufgestellt werden, um die geringsten Laute oder
leises Rascheln kleiner Beutetiere unten am Boden aufzufangen.
Eulen können den Standort kleiner Tiere, wie z.B. Mäuse, allein mit
ihrem Gehör genau orten. Sie können das Wahrnehmungsintervall eines
Geräusches zwischen den beiden Ohröffnungen genau wie der Mensch
messen, aber mit einer Genauigkeit die dem Menschen nicht gegeben ist.
Als Nistplatz
wählen Schleiereulen dunkle Winkel, z.B. in Scheunen,
Kirchtürmen, Ruinen und anderen mittelalterlichen Gebäuden.
Die Eier liegen auf einer Schicht von zerfallenen Gewöllen. Da
das Weibchen vom ersten Tag an brütet, sind die Nestlinge
später unterschiedlich groß. |
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Junge Schleiereulen in einem
Nistkasten der in einem Kirchturm installiert wurde |
Die Jungen verlassen ihre Nisthöhle, in der Regel erst, wenn
sie fliegen können. Ich habe es aber schon das eine oder andere Mal
erlebt, dass noch nicht flügge Jungeulen, sich außerhalb des
Nistkastens aufhielten und dann nicht mehr zurückkamen. Diese wurden
dann wieder in ihren Nistkasten zurückgebracht. Wenn die Jungeulen
dann selbständig sind, wandern sie für immer aus dem elterlichen
Revier ab und legen dabei nicht unerhebliche Strecken zurück. In
Süddeutschland, durch Beringungen belegt, sind bis zu 50 km bekannt,
manchmal auch mehr als 100 km. Altvögel sind Standvögel und bleiben
auch im Winter hier. In mäusearmen Jahren, können sie aber gezwungen
sein, abzuwandern. Sie kehren dann nicht mehr in ihr angestammtes
Gebiet zurück.
Wissenswertes &
Interessantes
Schleiereulen "heulen" nicht wie
andere Eulen. Ihr Ruf ist ein heiseres "Chrüüi" oder ein
"Kraich - Kraich". Junge Schleiereulen haben ein
"Bettelschnarchen". In Malaysia,
wo Schleiereulen gegen Rattenplagen in Ölpalmplantagen
eingesetzt werden, wurden pro Jahr etwa 1300 Ratten von einer
Schleiereulenfamilie gefangen.
Obwohl Schleiereulen so aussehen,
als ob sie "Nachtausgaben" der Habichte und Falken wären, sind
sie wie alle Eulen in Wirklichkeit näher mit Ziegenmelkern,
Fettschwalmen, Tagschläfern und Nachtfalken verwandt.
Erwachsene Eulen verschlingen ihre Beute im
Ganzen, mit dem Kopf voran. Um die Jungen zu füttern, beide
Altvögel füttern, wird die Beute in den Klauen gehalten und in
so kleine Stücke gerissen, dass die Jungen sie leicht
schlucken können. Schleiereulen
haben lange Beine und gerundete Flügel. Beide Geschlechter
sind gleich gefärbt. Wegen anatomischer Merkmale und
Unterschiede im Federkleid, wie des herzförmigen
Gesichtsschleiers, werden die Schleiereulen als eigene Familie
von den übrigen Eulen abgetrennt. |
Hier können Sie die Stimme der
Schleiereule hören
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Das Elternpaar baut kein Nest. Die
meistens 4 - 7 Eier werden in eine dunklen Ecke eines Gebäudes
oder eines Nistkastens gelegt. Meist ist das Gelege von einer
Menge Gewölle umgeben. Die Eier werden im Abstand von zwei
Tagen gelegt. |
Mit ihrem
schmal gefaltetem Schleier versucht die Eule unentdeckt zu
bleiben |
Bild: Markus Glässel |
Wichtige Merkmale der
Schleiereule (Tyto alba)
Länge: ca. 33 - 39 cm;
Flügelspannweite: ca. 85 - 93 cm;
Gewicht 290 - 480 g.
Brutzeit: Mitte April (Ende März) mit oft 2
Jahresbruten; Gelegegröße:
zumeist besteht ein Gelege aus 4 - 7 kalkweißen, glatten und
glanzlosen Eiern.
Brutdauer: zumeist 30 - 35 Tage;
Nestlingszeit: mit 37 - 44 Tagen
setzt ein "Herumwandern" ein. Hier habe ich beobachtet, dass
Jungeulen mitunter den Nistplatzbereich verlassen und nicht
zurückfinden. Der Brutplatz wird ab 60 Tagen verlassen. |
Die Art ist leider vor allem durch die Intensivierung der
Landwirtschaft, den Mangel an geeigneten Nistplätzen und durch den
Straßenverkehr gefährdet. In den letzten Jahren hat man vielerorts
Schleiereulen erfolgreich durch spezielle Nistkästen angesiedelt. Auch
Einflugmöglichkeiten an Kirchen und Scheunen sind hilfreich. Leider
werden solche Lucken, wegen der Taubenplage, vernagelt und vergittert.
Im Winter, wenn die Beutetiere unter dem Schnee unerreichbar sind,
überleben oft nur diejenigen Schleiereulen, die in offenen Scheunen
Mäuse fangen können.
Deshalb der Appell an die Landwirte, oder
Bürger die noch Scheunen haben. Bitte öffnen Sie die Scheunen für die
Eulen. Legen Sie etwas Stroh aus, um damit die Kleinsäuger anzulocken.
Die Eulen haben dann die Möglichkeit diese Nager leichter zu erbeuten.
Die Eulen halten damit diese Nagetiere kurz. Auch außerhalb von
Scheunen, wenn draußen Schnee liegt, können Sie an einer Stelle den
Schnee wegräumen, Stroh ausbringen um auch hier Beutetiere anzulocken.
Die Schleiereulen danken es ihnen und wandern in "Hungerszeiten" nicht
ab.
Die Schleiereule ist in Bayern mit ihren ca. 1300 - 1700 BP
auf der Roten Liste als 3 gelistet. Dies bedeutet "Gefährdet". Ihr
Hauptverbreitungsgebiet in Bayern liegt im Nordwesten Bayerns
(milderes Klima), vor allem in Unterfranken, der Südrhön, im
Obermainischen Hügelland und im Donauraum.
ORDNUNG
Eulen |
FAMILIE
Schleiereulen |
GATTUNG
Schleiereulen |
Wissenschaftlicher Name Tyto alba |
Klicken Sie hier um
die Stimme der Schleiereule zu hören
Projekt Schleiereule - Umweltfreunde Würzburg - Ochsenfurt
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