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Schleiereulen-Gewölle
Da Schleiereulen ziemlich selten und außerdem Nachttiere sind,
wird es leichter sein, Spuren von ihnen als die Eulen selbst zu
entdecken. Schleiereulengewölle sind solche Spuren. Diese enthalten
für die Eule unverdauliche Reste von Fell, Knochen, Zähnen, Füßen,
Schnäbeln, Schädeln und Flügeldecken (von Großinsekten). Da
Schleiereulen, im Winter, jeden Tag Beute machen müssen, werden jeden
Tag zwei dieser Gewölle herausgewürgt und ausgestoßen. Meist kann man
diese in alten Scheunen oder Ruinen finden. Selbstverständlich kann
man diese Gewölle auch in den Spezialnistkästen entdecken, die wir in
Kirchen oder alten Gebäuden aufstellen, um diese den Eulen als
Brutplatz zur Verfügung zu stellen.
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Die Schleiereulen-Gewölle sind
zumeist groß und glatt sowie zylindrisch aufgebaut. An den
Enden sind diese abgerundet, ca. 2 - 8 cm lang, sowie 2,5 -
3,5 cm dick. Im frischen Zustand dunkel, schwarzgrau und
glänzend, wie lackiert. Die Knochenstücke sind von außen oft
nicht erkennbar. |
Schleiereulen-Gewölle |
Bild: Frank Hecker |
Die glatte Oberfläche der Schleiereulengewölle besteht aus einem
Speichelüberzug. Die Schleiereulen erbeuten hauptsächlich Kleinsäuger,
wie Wühl-, Feld- und Spitzmäuse. Sie erbeuten jedoch auch kleine
Säugetiere bis zur Größe einer Ratte, sowie wohl noch spätfliegende
Kleinvögel und Fledermäuse. Auf Amphibien und Insekten greift sie nur
selten zurück.
Da fällt mir eine Begebenheit ein, als ich noch
Kreisvorsitzender eines bayerischen Umweltverbandes war und zu dieser
Zeit die ersten Wiesenweihen in unserer Gegend (große Getreidefelder)
auftauchten. Schnell machte es bei den Jägern die Runde, dass wohl die
Wiesenweihen daran schuld wären, dass Feldhasen und Singvögel immer
seltener anzutraffen wären. Ich ließ damals Gewölle aus den
Getreidefeldern (von verschiedenen Vorkommen) dieser Greifvögel
einsammeln. Mit einer Professorin von der Universität Würzburg hatte
ich besprochen, dass ein Semesterkurs unter ihrer Leitung eben diese
Gewölle untersucht und feststellt was da in den Gewöllen an Knochen
zum Vorschein kommt. Hier stellte es sich sehr schnell heraus, dass zu
80% die Gewölle aus Knochen, Fell und Zähnen von Feldmäusen bestanden.
Daneben wurde weiterhin festgestellt, dass Überreste von Eidechsen und
Großinsekten, sowie Käfern beinhaltet waren. Nur in zweien dieser 100
Gewölle wurden Überreste von Singvögeln festgestellt. Wahrscheinlich
handelte es sich auch hier um Jungvögel, verletzte oder kranke Tiere,
die erbeutet wurden. Damit konnte ich einwandfrei und belegbar
aussagen, dass die Bestände der Singvögel keineswegs von den
Wiesenweihen dezimiert wurden. Somit haben die Hinterlassenschaften
dieser Greifvögel geholfen, aufzuräumen mit einem, wie ich zum
Ausdruck brachte, "Jägerlatein".
Weicht man
ein solches Gewölle in einem Gefäß einige Stunden ein und
nimmt es dann mit einer Pinzette sachte auseinander, so kann
man Knochen und Fell sehen, die im Magen der Eule nicht
verdaut wurden. |
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Bild:
Frank Hecker |
Knochen von Mäusen aus
Gewöllen von Schleiereulen |
Um genau herauszufinden, was die Schleiereule gefressen hat, muss
man das Gewölle vielleicht noch zwei- bis dreimal einweichen. Danach
kann man die letzte Eulenmahlzeit ziemlich genau definieren.
Aus einem Fachbuch habe ich einmal entnommen, dass anhand von
Gewöllen, die an den Brut- und Ruheplätzen der Schleiereule während
des ganzen Jahres in verschiedenen Gebieten Deutschlands aufgesammelt
worden sind, konnten insgesamt 136.000 Beutetiere nachgewiesen werden.
Gar nicht überraschend entfielen im Mittel 48% auf Wühlmäuse (den
Landwirten hat dies wohl sehr erfreut), 30% auf Spitzmäuse, 18% auf
Echte Mäuse (z.B. Wald-, Haus- und Zwergmaus) und nur 3% entfielen
auf Vögel, sowie 1% auf Lurche. Der im Vergleich zu anderen Eulenarten
bemerkenswert hohe Spitzmaus-Anteil, resultiert wohl daraus, dass die
meisten Eulenarten erbeutete Spitzmäuse liegen lassen (schmecken ihnen
wohl nicht) und nur die Schleiereule diese auch regelmäßig verzehrt.
Bei den Kleinvögeln handelte es sich vorwiegend um Arten wie
Sperlinge, Schwalben und Stare, die zum Teil an
Gemeinschaftsschlafplätzen erbeutet werden.
Auch hier unsere
Bitte, an die Landwirte: Lassen Sie im Winter einen Teil des
Scheunentores für die Eulen offen und bringen sie etwas Stroh in der
Mitte der Innenscheune aus. Dies zieht die Nager an und helfen damit
den Eulen, die die Nager dann leichter erbeuten können.
Belege: Die Eulen Europas von Mebs - Scherzinger
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