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Themenbereiche rund um die Streuobstwiese
Lebensraum Reisighaufen
Auch in einem naturnahen Garten, oder auf einer Streuobstwiese,
oder Heckenlandschaft müssen hin und wieder Pflanzen zurückgeschnitten
werden, damit auch der Boden einer Hecke wieder durchlüftet wird. Hier
fällt dann Schnittgut an.
Schnittgut von Hecken, Sträuchern und Bäumen sollte man jedoch
nicht im Häcksler verschwinden lassen, denn dafür ist dieses
Schnittgut viel zu schade. Das organische Material wird eben für ein
Kleinbiotop benötigt, dass von Leben nur so wimmelt: Den
Reisighaufen. Ich habe auf den von mir angelegten
Streuobstwiesen immer neben einem Stein- und Totholzhaufen auch einen
Reisighaufen angelegt.
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Ein "alter" Reisighaufen bietet
für
Spinnen, Käfer, Mäusen, Igel, Hasen, Amphibien und Reptilien
Schutz- Nahrungs- und Brutplatz. Daneben nehmen auch
Vogelarten, wie: Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Zaunkönig und
Fitis den Reisighaufen als Brutplatz. |
Reisighaufen - ein Biotop der für viele Tiere Brut- und
Schutzplatz bietet |
Bild: BjörnNeckermann |
Eigentlich ist der Reisighaufen nur der kleine Bruder des
Totholzhaufens, dennoch werden traditionsgemäß selbst monströse
Holzgebirge mit diesem etwas verniedlichenden Namen betitelt. Der
Reisighaufen ist schon seit längerem Bestandteil unserer Gärten und
genießt eine breite Akzeptanz. Der lärmende Häcksler verliert hier
seine sowieso nur begrenzt vorhandene Daseinsberechtigung. Man sollte,
wenn es irgendwie möglich ist, auf einen Holzhäcksler verzichten.
Aufgeschichtete Haufen, Zweige und Äste bieten nämlich viele Tieren
Unterschlupf- und Nahrungsmöglichkeiten. Vögel bauen im Buschwerk ihre
Nester, Spinnen spannen ihre Netze, Mäuse und andere Kleinsäuger haben
im "Erdgeschoss" ihr Quartiert bezogen. Um Amphibien und
Reptilien
(Molchen, Erdkröten, Blindschleichen, Ringelnattern) den stressfreien
Zugang in frostfreie Tiefen zu ermöglichen, wird in der künftigen
Haufenmitte ein etwa 50 Zentimeter tiefes Loch in einer Größe von
einem Quadratmeter ausgeschachtet. Als unterste Schicht Kies sowie
lockere Erde einbringen. Darauf kommen ein paar größere Steine und
reichlich grobe, ineinander verkeilte Wurzelstücke, Äste und
Rindenstücke, bis die Grube ebenerdig gefüllt ist. Die so entstandenen
Zwischenräume sollten mit getrocknetem Laub, Moose und andere
natürliche Materialien gefüllt werden, da diese wunderbar isolieren.
Alle Tiere müssen auf jeden Fall in der Lage sein, problemlos in die
Grube hinein und wieder hinaus gelangen zu können, dabei aber
gleichzeitig genügend Hohlräume vorfinden. Durch diese unterirdische
Erweiterung des Reisighaufens entsteht ein frostfreier Bereich, in dem
sich im Winter Amphibien und Reptilien zurückziehen können. Wenn Sie
dann diesen Bereich mit einer immergrünen Pflanze begrünen, sind die
im Inneren ausharrenden Tiere vor Regen geschützt.
Für
Vogelarten besonders interessant sind Reisighaufen, wenn außen
herum sogenannte "Abwehrer" von Fressfeinden angelegt werden.
Brombeerhecken und Wildrosen-Bestände sind natürliche
Schutzzäune.In ihrem Schutz bauen Rotkehlchen, Zaunkönig und
Heckenbraunelle gerne ihre Nester. |
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Bild:
Björn Neckermann |
Alles was an grobem,
organischem Material anfällt kann aufgehäuft werden |
Ein bei uns Menschen beliebter Gartenvogel, das Rotkehlchen, schläft,
brütet und sucht sich seine Nahrung in eben diesen angelegten Gebilden
aus Zweigen und Ästen, Baumstümpfen und Baumschnitt unterschiedlicher
Dicke nach Nahrung. Auch Amseln und eine Reihe weiterer Vogelarten,
wie: Zaunkönig, Heckenbraunelle,
Waldlaubsänger sowie
Zilp-zalp
verkriechen sich nicht nur bei Gefahr gern in den Reisighaufen. Vor
allem Jungvögel, die ihr Nest zwar bereits verlassen haben, jedoch
noch von ihren Eltern gefüttert werden, suchen gern Schutz in diesen
"Verstecken".
Der Reisighaufen ist aber auch für viele andere
Lebewesen "Überlebensraum". Rötelmaus, Spitzmaus, Baumschläfer, aber
auch die Braune Wegschnecke, Weinbergschnecke, der Regenwurm, die
Wolfsspinne und Kreuzspinne, Rollassel, Goldlaufkäfer, Feuerwanze,
Erdkröte, Blindschleiche und Ringelnatter und viele andere mehr bietet
dieser Lebensraum, Auskommen und Unterschlupf, oftmals letzte
Rückzugsmöglichkeiten in einer für sie "sterilen" Umgebung, einer
ausgeräumten Kultursteppe. Alle diese
Tiere erfüllen in der Natur eine "ökologische Aufgabe". Der Verlust
einer Tierart, kann für andere eine Katastrophe bedeuten. Es sollte
auch nicht unterschätzt werden, dass z.B. die Spinnenarten,
Insektenkalamitäten verhindern. In einer neuen Studie, haben Forscher
aus Deutschland, Schweden und der Schweiz herausgefunden: dass alle
Spinnen zusammen in einem Jahr bis zu 800 Mio. Tonnen Insekten und
andere Kleintiere fressen. Spinnen helfen damit der Natur. Vor allem
verhinderten sie in Wäldern viele Insektenplagen.
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Viele Tierarten sind darauf
spezialisiert, in "totem" Unterholz zu leben, das nur so von
Leben wimmelt. Vor allem auch Igel halten sich sehr gern
unter dem Reisighaufen auf. |
Hier
konnten wir verhindern, dass dieses Totholz noch im Frühjahr
gehäckselt wird |
Bild: Björn Neckermann |
Für mich ist ein Reisighaufen auch ein unverzichtbarer
Bestandteil einer Streuobstwiese. Wenn im Herbst z.b. für unsere Igel
die Suche nach einem Platz für den Winterschlaf ansteht, bietet der
Reisighaufen ideale Bedingungen. Auch viele andere Kleinlebewesen, die
sich zum Schutz vor der kalten Jahreszeit dorthin zurückziehen,
profitieren davon.
Die hier abgebildeten Reisighaufen wurden
von mir sämtlichst, nach Rücksprachen mit den Kommunen, "gerettet",
weil ich Rotkehlchen, Amseln und andere Tiere gesehen habe, wie sie
sich in den Reisighaufen versteckten.
Wer einen größeren Garten besitzt, kann so
diesen Tieren über den Winter helfen. Am eindrucksvollsten präsentiert
sich für mich ein Reisighaufen jedoch im Frühjahr. Dann machen
Zaunkönig und Co., Erdkröte, Maus und ein Millionenheer an Insekten,
Gliedertieren und Spinnen diesen "Haufen" zu einem richtigen
"Kleintierhotel". Viele dieser Tiere sind natürlich auch sehr
nützliche Helfer, auf der Streuobstwiese oder dem Garten, beim
biologischen Pflanzenschutz.
Ein besonders wertvoller Kleinlebensraum für Vogelarten ergibt
sich aus einem Reisighaufen, wenn man diesen von Wildrosen jeglicher
Art oder Brombeeren überwuchern lässt. Rund um diesen durch die
stacheligen Gewächse geschützten Reisighaufen lassen sich einheimische
Stauden anpflanzen, die dem "Ganzen" auch noch Farbe verleihen. Wer
Brombeere pflanzt, sollte auf andere Beerengewächse wie Johannis,-
Stachel,- und Himbeere verzichten, da die Brombeere alles überwuchert
und andere Pflanzen nicht hochkommen lässt. Wer die genannten dennoch,
rund um den Reisighaufen, anpflanzen möchte, sollte auf die Brombeere
verzichten.
Die in einem solchen Reisighaufen lebenden Tiere sind vor
Fressfeinden optimal geschützt, wenn z.B. ein dichtes Brombeergestrüpp
quasi als natürlicher "Stacheldrahtzaun" fungiert.
Bitte
benutzen Sie den Reisighaufen niemals als willkommenes
Brennholz für ein Lager- oder Osterfeuer. |
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Bild:
Björn Neckermann |
Ein nach und nach wachsender
Reisighaufen ist ein Biotop für sich |
Bitte benutzen Sie einen Reisig- oder Totholzhaufen niemals
als willkommenes Brennholz für ein Lager- oder Osterfeuer. Liegt
nämlich der Holzschnitt bereits seit Monaten in Ihrem Garten oder auf
Ihrer Streuobstwiese, haben sich mit Sicherheit bereits viele Tiere,
wie z.B. Wildbienenarten - immens wichtig für unsere Streuobstbestände
- aber auch Vogelarten (Zaunkönig, Rotkehlchen und Amsel) bereits eingefunden. In der Zeit um Ostern
brüten viele Vogelweibchen in eben solchen Kleinbiotopen. Zündet man
das Holz an, so flüchten eben viele brütende Vögel oder auch sich dort
aufhaltende Igel nicht, zum einen nicht um den Standort ihres Nestes zu
verraten, zum anderen aus Scheu das Versteck zu verlassen und kommen so in
solchen "Scheiterhaufen" elend um.
Wenn Sie Ihre Freunde,
Bekannte, Kolleginnen und Kollegen auf diese Situation aufmerksam machen, wäre das gelebter
Naturschutz. Viele Kommunen, lassen solche Reisighaufen, wie oben
abgebildet, Wochen lang einfach liegen. Machen Sie die
Verantwortlichen in den Amtsstuben darauf aufmerksam, dass dies
bereits ein "Lebensraum" für viele Bewohner geworden ist und bitten,
diese Reisighaufen erst im Spätsommer, wenn nötig, aufzulösen.
Der
Lebensraum Totholz
Die einheimischen
Schmetterlingsarten
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