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Die "Vögel des
Jahres" seit 1970
Seit 1971 führt schon der Naturschutzbund Deutschland (NABU)
zusammen mit dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) bundesweit die
Kampagne zum "Vogel des Jahres" durch. Seither ist für die Jahresvögel
und ihren jeweiligen Lebensräumen Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit
geschaffen worden, und viele sind für den Schutz des Vogels und seines
Lebensraumes resensibilisiert. Vor allem hat die Kampagne auch zur
Verbesserung rechtlicher Regelungen geführt, wie z.B. das
Bundesnaturschutzgesetz 1976 und spezielle Artenschutzregelungen, wie
der Schutz von Nestern, Horsten von Greifen und Graureihern sowie von
Brutkolonien, etwa der Saatkrähe. Eine nachhaltige Verbesserung
erfuhren dadurch die direkt unter Verfolgung leidenden Großvögeln wie
Weißstorch, Graureiher oder die Greifvögel. Auch die Sensibilisierung
für den Schutz von jahreszeitlich wandernden Arten, wie Rauch- und
Mehlschwalbe, Goldregenpfeifer usw. war einer der Motoren für die
Bonner Konvention und die EG-Vogelschutzrichtlinie 1979.
Hier die Liste der Vögel des Jahres:
Jahr |
Vogelart |
wissenschaftlicher Name |
1970 |
Graureiher |
Ardea cinera |
1971 |
Wanderfalke |
Falco peregrinus |
1972 |
Steinkauz |
Athene noctua |
1973 |
Eisvogel |
Alcedo atthis |
1974 |
Mehlschwalbe |
Delichon urbica |
1975 |
Goldregenpfeifer |
Pluvialis apricaria |
1976 |
Wiedehopf |
Upupa epops |
1977 |
Schleiereule |
Tyto alba |
1978 |
Kranich |
Grus grus |
1979 |
Rauchschwalbe |
Hirundo rustica |
1980 |
Birkhuhn |
Tetrao tetrix |
1981 |
Schwarzspecht |
Dryocopus martius |
1982 |
Großer Brachvogel |
Numenius arquata |
1983 |
Uferschwalbe |
Riparia riparia |
1984 |
Weißstorch |
Ciconia ciconia |
1985 |
Neuntöter |
Lanius collurio |
1986 |
Saatkrähe |
Corvus frugilegus |
1987 |
Braunkehlchen |
Saxicola rubetra |
1988 |
Wendehals |
Jynx torquilla |
1989 |
Teichrohrsänger |
Acrocephalus scirpaceus |
1990 |
Pirol |
Oriolus oriolus |
1991 |
Rebhuhn |
Perdix perdix |
1992 |
Rotkehlchen |
Erithacus rubecula |
1993 |
Flussregenpfeifer |
Charadrius dubius |
1994 |
Weißstorch |
Ciconia ciconia |
1995 |
Nachtigall |
Luscinia megarhynchos |
1996 |
Kiebitz |
Vanellus vanellus |
1997 |
Buntspecht |
Dendrocopos major |
1998 |
Feldlerche |
Alauda arvensis |
1999 |
Goldammer |
Emberiza citrinella |
2000 |
Rotmilan |
Milvus milvus |
2001 |
Haubentaucher |
Podiceps cristatus |
2002 |
Haussperling |
Passer domesticus |
2003 |
Mauersegler |
Apus apus |
2004 |
Zaunkönig |
Troglodytes troglodytes |
2005 |
Uhu |
Bubo bubo |
2006 |
Kleiber |
Sitta europaea |
2007 |
Turmfalke |
Falco tinnunculus |
2008 |
Kuckuck |
Cuculus canorus |
2009 |
Der Eisvogel |
Alcedo atthis |
2010 |
Der Kormoran |
Phalacrocorax carbo |
2011 |
Der Gartenrotschwanz |
Phoenicurus phoenicurus |
2012 |
Die Dohle |
Coloeus monedula |
2013 |
Die Bekassine |
Gallinago gallinago |
2014 |
Der Grünspecht |
Picus viridis |
2015 |
Der Habicht |
Accipiter gentilis |
2016 |
Der Stieglitz |
Carduelis carduelis |
2017 |
Der Waldkauz |
Strix aluco |
2018 |
Der Star |
Sturnus vulgaris |
2019 |
Die Feldlerche |
Alauda arvensis |
2020 |
Die Turteltaube |
Streptopelia turtur |
2021 |
Das Rotkehlchen |
Erithacus rubecula |
2022 |
Der Wiedehopf |
Upupa epops |
2023 |
Das Braunkehlchen |
Saxicola rubetra |
2024 |
Der Kiebitz |
Vanellus vanellus |
2025 |
Der Hausrotschwanz |
Phoenicurus ochruros |
Der Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) ist der Vogel des Jahres 2025
Der Hausrotschwanz ist in Bayern vom Flachland bis ins
Gebirge flächendeckend verbreitet. Er ist in Bayern mit seinen rund
70.000 - 190.000 BP ein sehr häufiger Brutvogel.
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Namensgebend sind wohl seine rostorangen gefärbten
Oberschwanzdecken und Schwanzfedern. |
Der Hausrotschwanz - Vogel des Jahres
2025 - hier ein Männchen |
Bild: © Fokus-Natur Pröhl |
Vor Jahren hatte ich auf meinem Balkon drei Nistkästen hängen, die in
einem Jahr einmal von beiden Rotschwänzchen besiedelt worden sind. Hat in
der einen Ecke ein Gartenrotschwanz-Pärchen Revier bezogen, so war der
Nistkasten in der
Mitte mit einem Hausrotschwanz-Pärchen besiedelt. Leider konnten sich
die "Damen" der beiden Arten gar nicht leiden.
Meistens erkennt
man schon weitem, einen Rotschwanz, an seinem rostroten, ständig
zitternden Schwanz. Das Hausrotschwanz-Männchen hat ein überwiegend
dunkelgraues Gefieder, wobei die Kopfplatte hellgrau abgesetzt ist.
Das weiße Armschwingenfeld stellt zusammen mit dem rostroten Schwanz
ein auffälliges Merkmal des Hausrotschwanzes dar.
Einjährige
Männchen sehen den Weibchen ähnlich, da die Männchen zu diesem
Zeitpunkt ein graues sogenanntes "Hemmungskleid" tragen.
Bis auf den rostfarbenen Schwanz sind
Weibchen einheitlich dunkelgraubraun, vor allem unterseits
dunkler als ein Gartenrotschwanz-Weibchen. Es hat auch weniger
braun im Gefieder als ein Gartenrotschwanz-Weibchen. |
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Bild: © Stefan Wehr |
Hausrotschwanz-Weibchen an seiner Sitzwarte |
Ursprünglich stammt der Hausrotschwanz aus dem Gebirge.
Allerdings haben sich Teile dieser Art sich in Siedlungsgebiete
aufgemacht. Deshalb bewohnen die Hausrotschwänze zwei völlig
unterschiedliche Lebensräume. Den einen Teil findet man in felsigen
Schluchten der Gebirge bis hinauf auf 2400 Metern Höhe. Den anderen
Teil findet man sogar in Städten, Parks und natürlichen Gärten und
Weinbergen. Überwiegend ist der Hausrotschwanz ein Zugvogel. Seine
Überwinterungsgebiete liegen im Mittelmeeraum und Nordafrika. Aber es
gibt inzwischen auch Überwinterer im süddeutschen Raum. Ursache wird
wohl der Klimawandel sein, so genau weiß man es noch nicht.
Aus
seinen Überwinterungsgebieten kehrt der Hausrotschwanz zu uns nach Mitteleuropa als einer
der ersten Zugvögel im März zurück, um sein Revier wieder zu besetzen.
Hausrotschwänze gelten als sehr standorttreu.
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Die Weibchen, die in Mitteleuropa bis zu zwei Wochen
später als die Männchen im Brutgebiet eintreffen, entscheiden
sich nicht gleich für einen Partner, sondern streunen zuerst umher.
Fast scheint es so zu sein, als dass sie Informationen über den in
Frage kommenden Partner sammeln. |
Hausrotschwanz-Pärchen |
Bild: © Maximilian Dorsch |
Der Hausrotschwanz ernährt sich von kleinen und mittelgroßen Insekten
sowie Spinnentieren, Ameisen, Raupen und Wanzen. Die im Gebirge lebenden
Populationen suchen sich ihre Nahrung auf Flechten, aber auch zwischen
Bergblumen und Gräsern. Im Herbst kommen Früchte und Beeren dazu. Man
kann die Rotschwänze oft beobachten, wie sie von einer Warte aus, auf
Nahrungssuche gehen. Bei schlechtem Wetter, wenn keine Insekten
fliegen, versuchen die Rotschwänze oft, an Gebäuden, unter
Fenstersimsen oder an Dachrinnen versteckte Spinnen und Insekten zu
erbeuten.
Die Nahrung des Hausrotschwanzes
besteht vor allem aus Raupen, Spinnen, Würmern und Ameisen. Im
Herbst sind es dann auch Beeren. |
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Bild: © Maximilian Dorsch |
Hausrotschwanz-Weibchen mit Beute |
Ordnung |
Unterordnung |
Familie |
Unterfamilie |
Gattung |
Art |
Sperlingsvögel |
Singvögel |
Fliegenschnäpper |
Schmätzer |
Rotschwänze |
Hausrotschwanz |
Der Hausrotschwanz nistet gern in Nischen und Höhlungen,
charakteristisch für einen Felsenbewohner. Es werden auch künstliche
Halbhöhlen angenommen. (Hier sollte man aber bedenken, dass diese
Halbhöhlen für viele Eierdiebe und Nesträuber zugänglich sind.
Halbhöhlen deshalb nur in Garagen oder für den Vogel zugänglichen
Gebäuden anbringen). Es werden weiterhin auch Nisthöhlen mit zwei
Einfluglöchern angenommen. Diese in einer wind- und regengeschützten
Ecke eines Balkons oder Dachvorsprung anbringen.
Das Nest ist
ein recht umfangreicher, lockerer entfernt napfförmiger Bau aus
trockenem Gras, Moos, Stengeln und Bastfasern. Die Nistmulde wird mit
Haaren, Wolle und einigen Federn ausgelegt. Das Weibchen baut alleine das Nest. Das
Gelege besteht aus vier bis sechs Eiern. Das Männchen ist für die
Futterbeschaffung zuständig. Manchmal kommt es vor, dass auch ein
benachbartes Nest mit Futter versorgt wird. Beide Elterntiere betreuen
die Jungen nach dem Ausfliegen noch mindestens 10 Tage lang. Die
Jungvögel haben direkt nach dem Ausfliegen noch kurze Stummelschwänze.
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Die in menschlichen Siedlungen brütenden Paare, haben in
der Regel noch eine Zweitbrut. Die Brutpaare im Gebirge haben
nur eine Jahresbrut. |
Nest eines Hausrotschwanzes |
Bild: © Naturfoto Frank Hecker |
Charakteristisch ist der "heiser gequetschte", angestrengt
hervorgepresste Gesang des Hausrotschwanz-Männchens. Früh morgens,
schon vor dem Sonnenaufgang, singt das Männchen. Dabei kann das
Männchen auf einer Fernsehantenne, Schornstein oder einem Dachfirst
beobachtet werden. Der Gesang des Hausrotschwanz-Männchen ist wie in
drei Abschnitten gegliedert: Der Beginn klingt mühsam und gepresst.
Nach einer kurzen Pause folgt der gequetschte Mittelteil, der in einen
pfeifenden Schlussteil mündet.
Hier können Sie die Stimme des
Hausrotschwanzes hören (Referent: Stefan Wehr)
Junge Hausrotschwänze sind braungrau
und recht unauffällig gefärbt. Der typische rote Schwanz, für
die Rotschwänze, ist aber schon gut erkennbar. |
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Bild: © Maximilian Dorsch |
Hausrotschwanz-Jungvogel - charakteristisch der
Stummelschwanz |
Überwiegend ist der Hausrotschwanz ein Zugvogel. Aus
seinen Winterquartieren im Mittelmeerraum und in milderen atlantischen
Breiten kehrt er als einer der ersten Zugvögel zu uns nach
Mitteleuropa zurück. Inzwischen gibt es aber Beobachtungen, dass
Hausrotschwänze in Süddeutschland überwintern. Diese "Daheimbleiber"
ersparen sich auf dem Vogelzug die unsägliche Vogeljagd. Die Ursachen
sind wohl in der Klimaerwärmung und an die Anpassung der Art an die
wärmeren Städte zu suchen.
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Im Gegensatz zu den männlichen Hausrotschwänzen haben die
Gartenrotschwanz-Männchen, zur Brutzeit, eine rostorangene
Unterseite und eine weiße Stirn. |
Hausrotschwanz-Männchen auf seiner
Singwarte |
Bild: © Michael Schiller |
Die Bestandssituation bei den Hausrotschwänzen wird seit
Jahrzehnten als stabil angegeben. Die Art ist mit etwa 1 Million BP, in
Deutschland, in
seinem Bestand nicht gefährdet. In Österreich ist der Hausrotschwanz
ein regelmäßiger Brutvogel. Mit einer angegebenen Bestandszahl von
130.000 - 220.000 BP ist er nicht gefährdet. In der Schweiz stellt
sich die Bestandssituation so: Ursprünglich war der Hausrotschwanz in
der Schweiz ein reiner Felsenbewohner, der aber als Kulturfolger von
der zunehmenden Verstädterung und der Ausdehnung der Siedlungen
profitierte und vermutlich im 18. und 19.Jahrhundert in die Dörfer und
Städte vordrang. Hier ersetzten, der Art, die Gebäude die
felsige Bergwelt. Er brütet aber weiterhin bin in Höhen von 3.200 m
und ist in der Schweiz die am weitesten verbreitete Brutvogelart. Die
Art ist in der Schweiz nicht gefährdet, ein häufiger Brutvogel,
allerdings ein seltener Wintergast. Sein Bestand wird mit 300.000 -
400.000 BP angegeben.
Die in der Nähe des Menschen lebenden
Hausrotschwänze sind darauf angewiesen, dass genug Dachstöcke,
Simse, oder Nischen zum Brüten zur Verfügung stehen. Leider
werden bei den Sanierungen von Altbauten, bei Neubauten eh,
diese Möglichkeiten zerstört. Wir haben immer darauf
hingewiesen, dass bei Sanierungen von staatlichen Gebäuden,
Schulen, oder aber auch an Kirchen daran gedacht wird, dem
ehemaligen Felsenbrüter, Brutmöglichkeiten, mittels künstlichen
Nisthilfen geschaffen werden.
Eine Nischenbrüterhöhle
mit zwei Anfluglöchern und einer Fluglochweite von 30 x 50 mm,
versehen mit einem Katzen- und Marderschutz hilft diesen
Vögeln sehr. |
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Bild: © Fokus-Natur Pröhl |
Singendes Hausrotschwanz-Männchen |
Nah verwandt mit dem Hausrotschwanz ist der
Gartenrotschwanz. Männchen des Gartenrotschwanzes sind zur Brutzeit an
der weißen Stirn, der schwarzen Gesichtsmaske und der
rostorangefarbenen Unterseite leicht zu erkennen.
Schwieriger
wird die Unterscheidung bei den Weibchen: Die weiblichen
Gartenrotschwänze heben sich von ihren Verwandten, den
Hausrotschwanz-Weibchen durch die helle, zumeist weißliche Kehle und
die deutlich hellere orangefarbene bis braune Unterseite ab.
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Der Gartenrotschwanz ist mit einer Länge von 13 - 14 cm in
etwa so groß wie der Vogel des Jahres 2025, der
Hausrotschwanz.
Mehr als die Hälfte seines Brutareals
liegt in Europa. Der Gartenrotschwanz bewohnt überwiegend
lichte Laubwälder, Gärten und Parkanlagen. Häufig ist er in
Streuobstwiesen anzutreffen. |
Gartenrotschwanz-Pärchen mit Nahrung
für den Nachwuchs |
Bild: © Raimund Linke |
Merkmale des Hausrotschwanzes (
Phoenicurus ochruros)
Länge: ca. 14 - 15 cm; Flügelspannweite: ca. 24 - 26 cm.
Gewicht: 14 - 16 g Stimme: Der Gesang wird angestrengt
hervorgepresst. Brutzeit: Die Brutzeit ist von März bis
Juli. Nur das Weibchen brütet. Brutbeginn nach dem letzten Ei.
Gelegegröße: 4 - 6 weiße (europäische Unterart) hellblaue
(östliche Unterart) glatte und glänzende Eier. 2 Jahresbruten.
Brutdauer: 12 - 17 Tage. Nestlingszeit: 12 - 19 Tage. Die
Jungen sind Nesthocker. Auf dem Kopf und dem Rücken, lange,
dunkelgraue Dunenbüschel. Bei Störungen können die Jungen,
schon bevor sie fliegen können, das Nest verlassen (12 - 13
Tage). Maximale Lebenserwartung: 8 - 10 Jahre. |
Der Hausrotschwanz ist einer der
wenigen Vögel, die außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes,
eng an menschliche Siedlungen gebunden sind.
Helfen Sie
mit, dieser Art, Lebensraum inmitten unserer Siedlungen,
Häuser, Bauwerke zu ermöglichen! |
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Bild: © Maximilian Dorsch |
Hausrotschwanz- Männchen |
Vielen Dank an die Naturfotografen, Herrn Stefan Wehr, Herrn
Maximilian Dorsch, Herrn Michel Schiller, Herrn Raimund Linke,
Fokus-Natur Pröhl, Naturfoto Frank Hecker. Für die Stimme des
Hausrotschwanzes Herrn Stefan Wehr.
Fachliteratur auch
von Wikipedia
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