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Tiere entlang des Mains - der Biber
Seit
15 Millionen Jahren nagen Biber in Bayern. Über 350 Orts-, Flur- und
Gewässernamen belegen seine einstmals weite Verbreitung.
Wahrscheinlich lebten früher über 100.000 Biber in Bayern.
Aber
die Zeiten änderten sich: Seit 1867 waren die größten europäischen
Nager, zweitgrößte der Welt nach dem südamerikanischen Wasserschwein,
in Bayern ausgerottet. In Franken war wohl schon 1838 Schluß mit dem
Biber.
Seit 1966 ist der Nager wieder zurück, dabei sein
ehemals angestammtes Terrain zurückzuerobern. Mit menschlicher Hilfe:
Denn der Bund Naturschutz, unter seinem damaligen Vorsitzenden Hubert
Weinzierl, waren es, die, die ersten Biber im Gebiet der Donau wieder
eingebürgerten. Bis 1980 waren es etwa 120 Biber. Von dort eroberten
die Tiere, Nachkommen von wenigen überlebenden Exemplaren aus dem
Elberaum, fast ganz Bayern. Später wurden auch Tiere aus Finnland und
Russland ausgesetzt.
Hundert Jahre lang waren die Riesennager
in Bayern ausgerottet. Die Übermacht derer, die ihnen auf den Pelz
rückten, war einfach zu groß. Biberpelz für Mützen und Mäntel waren
In. Bibergeil, ein Drüsensekret gegen körperliche Gebrechen "aller
Art" und auch Biberfleisch, das findigen Kirchenmännern als
Fastenspeise galt, weil man den Biber schnell als Fisch auswies, waren
die Hauptgründe.
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Biber erreichen eine maximale
Körperlänge von 1,40 Metern und ein Höchstgewicht von 40
Kilogramm. Biber sind reine Pflanzenfresser. Im Sommer
ernähren sie sich von Gräsern, Blättern, Kräutern und
Wasserpflanzen. Im Winter dient ausschließlich Rinde als
Nahrung, an die der Biber nur durch das Fällen von Bäumen
kommt. |
Der Biber
ist das größte europäische Nagetier und der fleißigste
Baumeister der Welt |
Bild: Markus Gläßel |
Neben dem dichten braunen Fell mit ca. 23.000 Haaren pro
Quadratzentimeter (zum Vergleich unsere Kopfhaut bringt es auf 300
Haare pro Quadratzentimeter) und dem beschuppten Schwanz sind beim
Biber die orangegelben sich selbst schärfenden Schneidezähne typisch.
Der Biber:
Kopf-Rumpf-Länge:
83 - 110 cm; Schwanz 31 - 34 cm; Gewicht:
bis zu 40 kg; Geschlechtsreife: mit 2
Jahren; Paarungszeit: Februar;
Trächtigkeitsdauer: etwa 105 Tage; Anzahl
der Jungen: 1 - 5, meist 3; Verhalten: In
Familiengruppen an waldgesäumten Flüssen oder Seen;
Nahrung: Baumrinde, Wurzeln, Zweige, Blätter
und Wasserpflanzen; Lebenserwartung: 10 -
15 Jahre. |
Kostenlos und "Hand in Pfote" mit der Wasserwirtschaft renaturiert der
Biber begradigte Flüsse und Bäche. Der Erfolg lässt nicht lange auf
sich warten. Die Artenzahl steigt sprunghaft an. Darunter sind auch
ehemalige Allerweltsarten, wie der Laubfrosch, die heute leider immer
seltener werden. Der Biber selbst, nutzt am liebsten die flachen, von
der Sonne aufgewärmten Uferzonen, während er sich am Tag gleich
nebenan in der neu entstandenen Schilfzone versteckt.
Am liebsten
mag der Biber weiches Holz von Weiden und Pappeln, durch das
er sich relativ leicht hindurchnagt. Den gefällten Baum
zertrennt er dann in kleinere Stücke (siehe rechts), deren
Rinde er gleich frisst oder einlagert. |
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Bild:
Björn Neckermann |
Sauber die Rinde dieses
Weidengewächses abgenagt |
Doch auch Fische profitieren vom Biber. Die Reste einer
Bibermahlzeit, abgenagte Weidenäste, "gefällte Bäume", die mit Zweigen
im Wasser liegen bieten der Fischbrut beste Versteckmöglichkeiten.
Hier hat dann auch der Kormoran schlechte Karten auf Beute. Doch
leider werden gerade von Anglern diese "Hindernisse" aus dem Weg
geräumt. Während sich die kleinen Fische wie auch die Kaulquappen der
Frösche, Kröten und Molche in den flachen Gewässerabschnitten tummeln,
stehen in den tiefen Stellen gleich am Biberdamm die größeren Fische
und warten auf Nahrung.
Interessant:
Die
römisch-katholische Kirche ordnete den Biber in früheren
Zeiten aufgrund seiner Schwimmkünste und seines geschuppten
Schwanzes als Fisch ein. Auf diese Weise konnte der Verzehr
seines Fleisches während der Fastenzeit gestattet werden.
Der heutige Biberbestand in Bayern wird auf
schätzungsweise 14.000 Tiere in etwa 3.500 Biberrevieren
angenommen. Biber schlagen zur Warnung
anderer bei Gefahr laut mit dem Schwanz auf das Wasser.
Biber lieben gewässerreiche Landschaften und
naturnahe Flussabschnitte. Als sehr anpassungsfähige Tiere
können sie auch Gräben oder Fischteiche besiedeln, selbst in
unmittelbarer Siedlungsnähe. Der größte
Biberdamm wurde mit 120 Metern Länge, einem Meter Höhe und bis
zu einem Meter Breite in Russland gemessen. In Nordamerika hat
es schon Dämme von bis zu 500 Metern Länge gegeben.
Eine Biberfamilie besteht aus dem Elternpaar,
die offensichtlich in Dauerehe leben, und zwei Generationen
von Jungtieren. Der Biber ist dämmerungs- und nachtaktiv.
Biber halten keinen Winterschlaf. Im Fell
des Bibers lebt ein kleiner Parasit, der als "Biberfloh"
bekannt ist. Dieses Insekt ist jedoch ein Käfer und hat mit
Flöhen nichts zu tun. |
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Mit seinen scharfen Schneidezähnen
fällt der Biber Bäume, indem er sie sanduhrförmig benagt.
Dadurch wird der Baum angeblich, so durchtrennt, dass dieser
in Richtung Wasser fällt. |
Auch die
dicksten Stämme schrecken ihn nicht |
Bild: Björn Neckermann |
Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass neben
einer höheren Anzahl an Fischarten auch das Gewicht der einzelnen
Tiere steigt. Auch die Fischdichten können in Biberrevieren 80 mal
höher sein als in biberfreien Gewässern. Denn der Biber schafft mit
seinen Dämmen und Burgen neue Strukturen im Wasser, die von der
anderen Tierwelt dankend angenommen wird. So ist z.B. auf der
Rückseite des Dammes das Wasser klar und gefiltert und die Bachsohle
kiesiger. So finden Forellen und Äschen ideale Laichplätze. Selbst
liegengebliebene Bäume sind ein Segen für die Flussökologie. In der
Strömung verwirbeln sie das Wasser, reichern es mit Sauerstoff an und
bieten mit ihrem Astgewirr den Fischen exzellenten Unterschlupf und
Brutstätte. Nicht umsonst bringen auch Fischereivereine künstlich
Baumstämme ins Wasser ein - unser Biber macht das kostenlos.
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