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Gelebter Umwelt- und Naturschutz - in
Kirchen darf Falke oder Schleiereule brüten |
Teil 1 - Kirche in Goßmannsdorf
Eingesponnen wie eine Raupe in ihrem Kokon ragt er in den Himmel, der
eingerüstete Kirchturm zu Goßmannsdorf. Seit dem Herbst 2016 wird nun
an diesem gearbeitet. Da ich wusste, dass in diesem Kirchturm ein
Nistkasten für Turmfalke und/oder Schleiereule vorhanden ist, war es
für mich zuerst einmal nicht vorrangig nachzufragen, ob wir auch in
diesem Kirchturm etwas für die Natur tun können. Umso überraschter
war ich dann doch, als am 19.Mai 2017 in der Zeitung unter anderem zu
lesen war: Dass fünf Tonnen Kot, abtransportiert werden musste. Sind
Tiere in den Turm eingedrungen? Oder war die Verkotung, evtl. durch
Tauben nur außerhalb des Kirchturmes? Ich konnte mir beim besten
Willen nicht vorstellen, dass sich so viel Kot im Kirchturm-Innenraum
sich ansammeln konnte. Wie sich herausstellte, waren es Tauben, die
diese Hinterlassenschaft "angehäuft" hatten.
Nun war es für
mich klar, hier muss ich einmal nachhacken: Am 17.11.2016 verschickte
ich einen Brief an den Herrn Bürgermeister des Ortes, (da sich
Kirchtürme meistens in der Obhut der jeweiligen Gemeinde befinden) mit
der Bitte den alten Nistkasten, der wohl durch Nässe oder auch Kot
ausgedient hatte, diesen durch einen neuen zu ersetzen. Dieser neue
Nistkasten würde durch die Umweltfreunde kostenmäßig übernommen und da
die Zimmerleute vor Ort sind, könnten die Fachleute den neuen
Nistkasten, unter Mithilfe der Umweltfreunde, fachgerecht einbauen.
Die Zustimmung von Seiten der Stadt, durch den 1.Bürgermeister war
schnell eingeholt, auch stimmte die Kirchenverwaltung meinem Anliegen
zu, mit dem Hinweis, dass der zuständige Architekt sich mit mir in
Verbindung setzt. Dies erfolgte ebenso zügig per Mail, wie eine
Aktennotiz in der stand: "Dass ein Nistkasten für den Turmfalken
durch die Umweltfreunde Würzburg geliefert wird. Der Kirchenverwaltung
entstehen keine Kosten, da die Kosten für den neuen Nistkasten von den
Umweltfreunden getragen werden. Die Umweltfreunde nehmen Kontakt mit
dem bauseitigen Zimmerer auf, zwecks Einbau des Nistkastens. Die
regelmäßige selbstständige Reinigung des Nistkastens wird durch die
Umweltfreunde zugesichert". Das waren die Bedingungen, die von
unserer Seite zu erfüllen waren. Das war für uns selbstverständlich.
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Der Nistkasten wird im Inneren des
Kirchturms angebracht, so dass die Tiere, Falke oder Eule, nur
in den Nistkasten gelangen und nicht in das Innere des
Kirchturmes. Der Einflug wird an der Seite erfolgen, wie im
Bild, die mit den Außenplattformen eingerüstet ist. |
Eingehüllter Kirchturm von Gossmannsdorf |
Bild: Björn Neckermann |
Am 22.03.2017 wurde der Nistkasten an der Kirche angeliefert und
von den Zimmerleuten in Empfang genommen. Vorher wurde noch die Stelle
abgestimmt und zwar an der Stelle, an der der alte Nistkasten stand,
um den Tieren wieder die gleiche Nist- und Anflugmöglichkeit zu
bieten.
Da die
Nistkästen für Eule und/oder Falke Ausmaße von H50 x B 100 x T
50 cm aufweisen, ist eine Holzverschalung rund um den
Nistkasten und der Fensteröffnung beim Einbau nötig. Die Vögel
sollen nur in den Nistkasten einfliegen können und nicht in
das Innere des Kirchturms. |
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Bild:
Björn Neckermann |
Nischenfenster im Kirchturm |
Eine Frage, die ich immer wieder gestellt bekomme: Stört das
Kirchengeläut die Vögel? Natürlich nicht, da wir in vielen Kirchen
bereits Nistkästen angebracht haben, oft in unmittelbarer Nähe des
Geläutes und trotzdem brüten diese dort. Wenn man bedenkt, dass z.B.
Wanderfalken unter Autobahnbrücken brüten, über diese täglich tausende
Lkw und Pkw darüber hinwegrasen und dies von den Wanderfalken
anscheinend ignoriert wird.
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Wenn nicht komplett vergittert,
brüten die Falken sogar auf dem breiten Sims der Außenseite. |
Geläut
über dem Nistkasten - stört die Tiere überhaupt nicht |
Bild: Björn Neckermann |
Nachdem die letzten Zimmereiarbeiten in den Innenräumen des
Kirchturms erledigt waren, wurde zu guter Letzt der
Falken/Eulen-Nistkasten eingebaut.
So muss das
sein, damit einerseits Falke, oder Eule ein Zuhause haben und
andererseits auch die Belange der Kirche berücksichtigt
werden. |
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Bild:
Björn Neckermann |
Eingebauter und mit Holz
verschalter Nistkasten im Inneren des Kirchturms |
Nach dem Einbau haben wir den Nistkasten in Augenschein genommen
und befanden, dass die Zimmereiarbeit hervorragend durchgeführt wurde.
Die Belange des Naturschutzes und der Kirche wurden gelöst. Zu guter
Letzt wird noch etwas "Einstreu" in den Nistkasten eingebracht. Wir
nehmen hier, nur wenig, feine Hobelspäne mit etwas Erde vermischt.
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Da die Turmfalken sogenannte
"Felsbrüter" waren und sind, muss nicht viel von der Einstreu
eingebracht werden. |
Die
Einstreu wird in den Nistkasten eingebracht |
Bild: Björn Neckermann |
Damit war unsere Arbeit getan, nun bleibt zu hoffen, dass Turmfalke
oder Schleiereule diese neue Nistmöglichkeit annehmen und auch
beziehen.
Das Brett in
der Ecke ist für die Jungvögel gedacht, um eine Schutzecke zu
haben. |
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Bild:
Björn Neckermann |
Blick in das Innere eines
solchen Spezialnistkastens |
Dem Kirchenpfleger wurde aufgetragen, da die erste Zeit
niemand an den Nistkasten soll - die Tiere sollen in aller Ruhe den
Nistkasten inspizieren zu können, niemanden Zutritt an die Stelle des
Nistkastens zu gewähren.
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Sein Höchstalter kann in freier
Natur an die 16 Jahre sein, wie Beringungen feststellten. |
Turmfalken-Jungvogel - die Querbänderung ist längs gestreift |
Bild: Gunther Zieger |
Ich meine, es würde in unseren Gemeinden und Städten etwas fehlen,
wenn wir diese großartigen Vögel verlören. Geben wir ihnen eine Chance
ihre Bruten inmitten unserer Gemeinden groß zu bringen und viele
Jungvögel ausfliegen können. Er ist fast ein reiner Mäusejäger und
hilft uns, diese kleinen Nager kurz zu halten.
Der Nistkasten für Falke und oder Eule wurde uns von der
Gerbrunner Fa. Simon Wagner, Sicherheitstechnik, finanziert. Vielen
herzlichen Dank dafür.
Vielen Dank an die Pfarrgemeinde
Goßmannsdorf, die unserer Bitte mit dem Einbau eines neuen Nistkastens
sofort nachkam und an meine Helfer für die Mithilfe. Vielen Dank auch
an Herrn Gunther Zieger für das zur Verfügung gestellte Bild.
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