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Gelebter Umwelt- und Naturschutz - in
Kirchen darf Falke oder Schleiereule brüten |
Teil 3 - Kirche in Würzburg/Keesburg
Am Mittwoch, den 25. September 2019 erreichte mich ein Mail aus
Würzburg, in dem stand: "Ich komme auf Sie zu in meiner Eigenschaft
als Kirchenvorsteher der Evang.-luth. Auferstehungskirche in Würzburg
(Keesburg). Kurz kennengelernt hatten wir uns im November 2017 nach
dem Gottesdienst anlässlich der beendeten Sanierung des Kirchturms in
Lindflur. Damals präsentierten Sie ein neues Domizil für den
Turmfalken. Nun denke ich, dass auch der Turm der Auferstehungskirche
ein solches Domizil bieten könnte und würde Sie deshalb bitten bei
einem Ortstermin dies zu überprüfen und uns beratend zur Seite zu
stehen".
Eine neue Nist- und Brutmöglichkeit für unsere
Turmfalken? Toll! Da ich noch einen solchen Nistkasten in meiner
Garage stehen hatte, der eigentlich längst in der Kunigundenkapelle
hängen sollte, dies aber wegen keiner Möglichkeit den Nistkasten zu
säubern, nicht klappte, war ein Vororttermin am 01.10.19 gefunden und
beschlossen.
Als ich dann am 01.10.19 etwas zu früh eintraf,
setzte ich mich auf eine Bank ganz in der Nähe der Eingangstüre der
Kirche und konnte schmunzelnd beobachten, wie zwei Turmfalken ganz in
der Nähe kreisten. Ob sie wohl ahnen, was für den Kirchturm vorgesehen
ist?
Mit Herrn Klaeger, Kirchenvorsteher der
Auferstehungskirche war schnell abgeklärt, Ja das passt. Wir können in
einer Nische, einen solchen Nistkasten anbringen.
Am Dienstag, den 08.10.19 lieferte ich den Falkennistkasten an der
Kirche ab. Zusammen mit Herrn Klaeger haben wir dann diesen Nistkasten
den schmalen Treppen und mit einigem Geschick an die vorgesehene
Stelle gewuchtet und geschoben.
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Mittels eines Winkeleisens wurde
die zugeschnittene Holzplatte gesichert und verschraubt. |
Optimal
angebracht - der Nistkasten steht sicher auf einer
zugeschnittenen stabilen Holzplatte |
Bild: A.Klaeger, Würzburg |
Herr Klaeger hat hier eine tolle Arbeit geleistet, damit auch hier
Turmfalken in einen Nistkasten einziehen können.
Die Falken
können mit wenigen Flügelschlägen die Weinanbauflächen, sowie
die freie Feldflur erreichen. |
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Bild:
A.Klaeger, Würzburg |
Diesen Ausblick haben die
Falken wenn sie auf die freien Flächen abziehen möchten |
Der Standort wurde danach ausgewählt, damit die Falken ohne
große Wendemanöver sogleich die offene Feldflur und die Weinberge
erreichen können.
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Hier kann nichts mehr verrutschen.
Der Falkennistkasten wurde stabil und sicher verschraubt. |
Die
Fensterstellen die vom Nistkasten nicht verdeckt werden
konnten, wurden mit Holzleisten verschlossen |
Bild: A.Klaeger, Würzburg |
Zuletzt wurde noch etwas Einstreu in den Falkennistkasten eingebracht.
Viel muss es nicht sein, da Turmfalken ihre natürlichen Nistplätze in
Felswänden, oder -höhlen finden. Dort werden die Eier auf flachem
Untergrund abgelegt. Aber auch auf Bäumen werden verlassene Nester von
Rabenkrähen, Greifvögeln oder Reihern bezogen.
Turmfalken
nehmen sehr gerne geeignete künstliche Nistkästen an.
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass in solchen
Nistkästen der Bruterfolg sogar größer ist als in
Naturnestern. Gründe könnten sein, dass die Eier und/oder
Jungvögel nicht herausfallen können. Auch ist der Druck von
Störungen am Nest von Prädatoren viel geringer. |
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Bild:
A.Klaeger, Würzburg |
Der Falkennistkasten kann ab
sofort bezogen werden |
Wir sind uns sicher, dass auch dieser Nistkasten sehr bald besiedelt
wird und "Leben" in die Bude kommt. Von Zeit zu Zeit werde ich unter
dem Turm stehen und nachsehen, ob dieser bereits bezogen wurde, oder
wird. Gelegentlich werde ich auch dann zusammen mit Herrn Klaeger vor
Ort nach dem Nistkasten sehen.
Er ist der verbreiteste Falke
Europas, in manchen Gegenden nach dem Mäusebussard der am häufigsten
zu sehende Greifvogel. Aber, obwohl weit verbreitet, gibt es
Anzeichen, dass die Bestände in Europa zurückgehen. Deutschlandweit
wird trotz Schwankungen, durch natürliche Regulationsmechanismen, wie
winterliche Schneebedeckung, oder schlechte Mäusejahre, ein negativer
Trend beobachtet. Momentan haben wir in Bayern schätzungsweise einen
Bestand von 9000 - 14500 BP. Dadurch, dass viele hohe Gebäude, wegen
der Taubenschäden, komplett verdrahtet und "dichtgemacht" werden,
finden deshalb auch viele "Felsenbrüter" immer weniger Brutplätze
inmitten unserer Dörfer und Städte. Deshalb werden wir nicht müde, zu
bitten, das oder die möglichen Nischen oder Fenster zu öffnen, um auch
diesen Vögeln eine Chance zu geben, ihre Brut hochzubringen.
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In Bayern gibt es laut einer
Schätzung noch zwischen 9000 - 14500 BP. Die Bestandszahlen
gehen zurück. Deshalb versuchen wir, wie im Kirchturm der
Evang.-luth. Auferstehungskirche in Würzburg, Nistplätze für
diesen kleinen Falken einzurichten. |
Turmfalkenweibchen - zur Winterszeit - hält Ausschau nach
Beute |
Bild: Markus Glässel |
Es braucht nicht viel, um etwas für diese Tiere zu tun. Ein paar
Bürger, die uns Spendengelder an die Hand geben, um diese
Spezialnistkästen zu kaufen und engagierte Bürger, wie z.B. H.
Klaeger, die es zulassen, dass solche Brutmöglichkeiten in die
Kirchtürme eingebaut werden können und den Einbau dann auch noch in
Eigenregie vornehmen.
Nachdem
sicher auch die Anwendung langlebiger Pestizide einen Rückgang
verursachte, liegt heute das Problem für die Greife
insbesondere in der intensiven Bewirtschaftung großer
einheitlicher Flächen. Wühlmäuse machen die Hauptmenge
seiner Beutestreifzüge aus, daneben sind es andere
Kleinsäuger, wie Spitzmaus und Feldmaus. Fehlen diese wird auf
Großinsekten, Regenwürmer und/oder auf unaufmerksame
Jungvögel, ausgewichen. |
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Bild:
A.Klaeger, Würzburg |
Eine weitere Brutmöglichkeit
für die Falken ist vorhanden |
Im Norden ihres Brutgebietes sind Turmfalken
Langstreckenzieher. Dabei reicht das Überwinterungsgebiet bis in den
Mittelmeerraum hinein. Die weitesten Ringfunde von mitteleuropäischen
Turmfalken wurden von südlich der Sahara gemeldet, aus Westafrika.
Nach Süden und Westen setzen sich die Populationen in Europa mehr und
mehr aus Teilziehern zusammen, wobei herausgefunden wurde, dass die
die Jungvögel eine größere Wanderneigung zeigen als Altvögel. In
wintermilden Gebieten, wie hier in Mainfranken, leben Turmfalken auch
als Standvögel.
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Turmfalken gehören in die Ordnung
der Falkenartigen. Seine wissenschaftliche Bezeichnung (lat.
"tinnunculus" bedeutet "klingend" oder schellend"), verweist
auf den Ruf des Turmfalken hin. |
Turmfalke, hier ein Männchen, hält sitzend nach Beute Ausschau |
Bild: Gunther Zieger |
Falco tinnunculus, so sein wissenschaftlicher Name war 2007
in Deutschland "Vogel des Jahres". In der Schweiz war er dies 2008.
Die heute im deutschen Sprachgebrauch übliche Bezeichnung "Turmfalke"
weist darauf hin, dass Turmfalken auch menschliche Bauwerke als
Brutplatz beziehen, dabei zumeist in oberen Stockwerken dieser
Gebäude.
In Mitteleuropa beginnt die Brutzeit zumeist ab Mitte
April. Es erfolgt eine Jahresbrut. Das Gelege besteht meistens aus 4 -
6 weißen oder gelblich rostfarbene, gewöhnlich stark dunkel rostbraun
gefleckte Eier. Die Brutdauer zieht sich bis zu 27 - 32 Tagen hin. Die
Nestlingszeit zumeist von 27 - 32 Tagen. Bei schlechter Witterung,
oder fehlender Nahrung kann dies auch länger dauern.
Unser
Dank gilt der Evang.-luth. Auferstehungskirche in Würzburg-Keesburg
für die Möglichkeit in ihrer Kirche etwas für unsere gemeinsame Natur
zu tun. Besonderen Dank an H.Klaeger, der den Einbau befürwortete und
den Nistkasten-Einbau in Eigenregie selbst vornahm.
Dies ist
gelebter Umwelt- und Naturschutz.
Dienstag, d. 07.04.2020 -
eine Freude, Turmfalken sind eingezogen.
"Herr Neckermann, es
hat geklappt, sie sind eingezogen". Mit diesen Worten meldete sich am
03.04.2020 Herr Kläger von der Evang. luth. Auferstehungskirche
Keesburg und die Freude die in diesen Worten lag, war wirklich zu
spüren.
Beweisfoto
vom 07.04.2020 - die Turmfalken sind eingezogen. Für mich
große Freude, aber auch ein Hinweis, wie wichtig diese
Nisthilfen für diese Gebäudebrüter sind und wie dringend
solche Brutmöglichkeiten wohl von den Falken gesucht werden. |
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Bild:
Therese Lechner |
Die Turmfalken haben ein
neues Zuhause im Kirchturm bezogen |
Mal sehen, wann das erste Beweisfoto vom Nachwuchs hier
gezeigt werden kann.
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