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Gelebter Umwelt- und Naturschutz - in
Kirchen darf Falke oder Schleiereule brüten |
Teil 2 - Kirche in Gelchsheim
Mitte des Jahres 2019 fuhr ich wieder einmal über Gelchsheim in
Richtung Kunigundenkapelle um an der Gollach nach der Wasseramsel und
auch Halsbandschnäpper zu sehen. In der Mitte des Marktes Gelchsheim
ragt der Kirchturm der "Kath. Kirche St.Johannes Nepomuk", eine
ehemalige Wallfahrtskirche "Zum gegeißelten Heiland", majestätisch in
den Himmel. Der Kirchturm war eingerüstet. Für mich ein Zeichen:
Stopp, hier musst Du nun tätig werden. Da ich zur Pfarrgemeinde in
Aub, Gelchsheim wird vom Auber Stadtpfarrer mitversorgt, einen guten
Draht habe, war eine Verbindung mit Herrn Stadtpfarrer Sauer schnell
hergestellt. Dieser sagte mir noch: "Ich hatte schon daran gedacht,
selbst einen Nistkasten für Falken zu basteln, wenn wir allerdings
einen von Ihnen bekommen, noch besser". Wir waren uns schnell einig,
in den Kirchturm der Gelchsheimer Kirche wird ein
Falken-/Schleiereulen-Nistkasten eingebaut.
Gesagt getan:
Nistkasten bestellt und um baldigste Lieferung gebeten, dies wurde
auch prompt vom Hersteller erledigt. Nach vierzehn Tagen wuchteten
Herr Stadtpfarrer Sauer höchstpersönlich und meine Wenigkeit den
Nistkasten die engen Stufen des Kirchturms empor. Vorher hatte ich
mich noch ein wenig von außen umgesehen, von wo aus, die Falken oder
auch Schleiereulen wohl am liebsten den Brutkasten anfliegen oder von
dort auf Beutejagd gehen würden.
Weiterhin wird auch etwas für
die Mauersegler getan. So wird ein "Doppelnistkasten" an der Außenwand
des Kirchturmes angebracht. Die Nistkästen wurden uns
dankenswerterweise von der Gerbrunner Firma Simon
Wagner-Sicherheitstechnik gesponsert.
Gelchsheimer Pfarrgemeindemitglieder, die natürlich auch
Naturfreunde sind, haben dann den Falkennistkasten an die Innenwand
des Kirchturmes angebracht, so wie ich dies mit Herrn Stadtpfarrer
Sauer ausgemacht hatte. Die Innenseite wurde mit Holz verschalt, so
dass die Tiere nur in den Nistkasten gelangen können.
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An die Einflugöffnung in den
Nistkasten wird noch eine stabile Holzverschalung, mit der
Öffnung versehen, so dass die Falken nur in den Nistkasten
gelangen können. |
An der
Wand ist die Öffnung nach außen gut zu erkennen |
Bild: Pfarrer Sauer, Aub |
Die Wandverschalung samt Nistkasten wird dann an die Maueröffnung
gehoben und angeschraubt.
Die hintere
Öffnung ist für die Reingung des Nistkastens vorgesehen.
Wichtig für uns ist, dass keine Unbefugten hier Zutritt
bekommen. |
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Bild:
Pfarrer Sauer, Aub |
Der Nistkasten wird an die
Einflugöffnung angebracht |
Die letzten Schrauben werden angebracht. Der Nistkasten sitzt
fest, kann nicht verrutschen, so dass die Falken, die hoffentlich bald
den Nistkasten beziehen, ungehindert in den Kasten gelangen können.
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Die Falken können einziehen. Von
seinem "Kirchendomizil" aus, können die Falken direkt auf die
benachbarten Felder abziehen und nach Beute Ausschau halten.
Dann sieht man sie rüttelnd über den Feldern oder Gräben
"stehen". |
Der
Nistkasten muss fest sitzen und darf nicht verrutschen |
Bild: Pfarrer Sauer, Aub |
Der Nistkasten wird anschließend noch mit "Holzstelzen"
stabilisiert.
Mal sehen,
wie lange es dauert, bis die Falken in diesen Nistkasten
einziehen. Da natürliche Nistplätze wie Felswände hier fehlen,
werden in einer bestimmten Höhe, eben Kirchtürme,
mittelalterliche Gebäude, oder andere hohe Gebäude auch
inmitten unserer Großstädte bezogen. |
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Bild:
Pfarrer Sauer, Aub |
Fertig! Getan ist die Arbeit -
Falken oder Eulen können einen neuen Brutplatz beziehen |
Nach Fertigstellung des Außenanstriches wurde auch noch der
Doppelnistkasten für Mauersegler angebracht. Auch diese Vögel aus der
Familie der Segler, haben große Schwierigkeiten inmitten unserer
Dörfer und Städte noch einen Brutplatz zu finden.
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Da die Nistplätze für die
Mauersegler auch in unseren Dörfern und Städten immer weniger
werden, durch Gebäudesanierungen, ist es nicht verwunderlich,
dass die Bestandsentwicklung in allen Regionen Bayerns
inzwischen negativ verläuft. Daher ist es wichtig für Apus
apus, den Meistersegler der Lüfte, Nistplätze an hohen
Gebäuden zur Verfügung zu stellen. |
Über dem
großen Kirchenfenster wurde der Mauerseglernistkasten
angebracht |
Bild: Björn Neckermann |
Der Mauersegler ist ein Vogel aus der Familie der Segler. Er wird
häufig mit Schwalben verwechselt, ist aber mit diesen nicht näher
verwandt. Mauersegler sind typische Brutvögel der Häuserschluchten und
sind bekannt für ihre rasanten Flugweisen, wenn sie durch die engen
Gassen jagen. Bei uns im Süden brüten die Mauersegler an Kirchen,
hohen mittelalterlichen Gebäuden, alten Häusern die ihnen noch Nischen
bieten und natürlich auch in künstlichen Bruthöhlen. In einer Stadt am
Main konnten wir in einem mittelalterlichen Rundturm, Mauersteine
einfügen, die sofort von den Mauerseglern angenommen wurden. Da die
Mauersegler die Hinterlassenschaften ihres Nachwuchses vom Nest
entfernen, um die Bruthöhle nicht an ihre Feinde (an Häuserfassaden
Marder und Wiesel - in der Luft Baum- und Wanderfalke) zu verraten,
findet kaum eine Verkotung an den Brutplätzen statt. Ihre
Winterquartiere liegen in Afrika südlich der Sahara bis Südafrika.
Mauersegler
sind die Sympathieträger ihres Lebensraumes, stellvertretend
auch für andere gebäudebrütende Arten.
Apus apus so sein
lateinscher Name, der sich aus dem griechischen herleitet und
"ohne Füße" bedeutet. Tatsächlich haben Mauersegler sehr kurze
Füße und können, wegen ihrer langen Flügel (Spannweite
zwischen 42 und 48 cm) sich nicht vom Boden abheben. So
bekommen wir jedes Jahr ab Juni viele Anrufe, dass man junge
Mauersegler gefunden hat, die wohl aus dem Nest gefallen sind.
Ihre Nahrung besteht fast ausschließlich aus fliegenden
Insekten, die wie mit einem Kescher eingefangen werden. Im
Kehlsack werden daraus Ballen geformt, die sie dann an ihre
Jungen verfüttern. Ein solcher Futterballen kann 100 bis über
1000 solcher Insekten enthalten. Der Mauersegler war "Vogel
des Jahres" für das Jahr 2003 in Deutschland und Österreich.
In der Schweiz war er dies für das Jahr 2005. Die
Bestandszahlen werden in Bayern auf 27.000 bis maximal 50.000
BP geschätzt. Er ist in der Roten Liste Bayerns mit 3
gelistet, das bedeutet "Gefährdet". |
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Bild:
Maximilian Dorsch |
Der Mauersegler inzwischen
eine bedrohte Art |
Vielen Dank an Herrn Stadtpfarrer Sauer aus Aub für die Bereitschaft
im sanierten Kirchenturm für den Turmfalken, oder evtl. für die
Schleiereule eine neue Brutmöglichkeit zuzulassen und an der
Außenseite auch für den Mauersegler ein neues Zuhause zu ermöglichen.
Vielen Dank an die Helfer der Pfarrgemeinde Gelchsheim für das
Anbringen des Falken-/Eulen-Nistkastens. Vielen Dank auch an meinen
Bekannten Maximilian Dorsch für ein Bild vom Mauersegler.
Nochmals vielen Dank an Herrn Simon Wagner für die Fianzierung der
Nistkästen, ohne eine solche Hilfe wäre es nicht möglich diesen Tieren
zu helfen, die inmitten unserer Dörfer mit uns leben.
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