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Wir
helfen unseren Falken - sie benötigen dringend Nistplätze
Hilfsaktion
für die Falken - alle ziehen an einem Strang |
Schon
seit geraumer Zeit stellte ich mir die Frage: Wäre es nicht sinnvoll,
am BayWa-Turm in Ochsenfurt, etwas für die Falken zu tun.
Kurzum: Anruf bei der Leitung des Ochsenfurter
BayWa-Büros, Herrn Popp. Dieser war sofort sehr angetan von diesem
Vorschlag, weil er nicht nur etwas für die Natur tun möchte, sondern
auch etwas gegen die Taubenplage vor Ort. Herr Popp, erklärte mir, "es
muss auch etwas wegen der Hygiene unternommen werden". Ich hatte
da wohl mit meinem Anruf eine Türe aufgemacht.
Einen zweiten Anruf tätigte ich nach diesem Gespräch bei einem
Bekannten von mir. Michael, der als "Falkennistkastenpapst" über die
Grenzen hinaus bekannt ist. Als Falkenspezialist war er sofort von
dieser Unternehmung begeistert und so klärte ich mit beiden Seiten
einen "Vorort-Termin" ab.
So trafen wir uns Anfang September vor Ort um uns einmal ein
Gesamtbild der "Räumlichkeit" im BayWa-Turm zu machen. Die Lösung
wurde schnell gefunden. In 45 m Höhe soll der Nistkasten angebracht
werden. "Wohnlage, mit Aussicht auf den Main und die Weinberge",
meinte Michael. Wenn das kein gutes Zuhause ist, was dann!
Dann ging alles sehr schnell: Am Samstag, d.17.09.2011 - mit dem
Falkennistkasten im Kofferraum rückten wir am BayWa-Turm an.
Der Gedanke war: Da der Wanderfalke ganz in der Nähe, unter einer
Autobahnbrücke schon vor vielen Jahren einen Nistkasten bezogen hatte,
deren Nachkommen eventuell sehr schnell das Domizil in Ochsenfurt für
sich in Anspruch nehmen würden.
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Den Himmel auf langen, spitzen
Flügeln durchschneidend, ist der schnellste Jäger der Welt,
der Wanderfalke, ein Beutegreifer ohnegleichen. Der
Wanderfalke bewohnt Europa vom unwirtlichen Hochland bis zu
zerklüfteten Küsten. |
Der
Wanderfalke - die Art stand in Deutschland kurz vor der
Ausrottung |
Bild: Gunther Zieger |
Der BayWa-Turm von Ochsenfurt würde eine Linie schließen, in
der der Wanderfalke gut vorkommt und eine gute Reproduktionsrate
aufweist.
Das höchste
Wirtschaftsgebäude Ochsenfurts: Der BayWa-Turm. Hier haben
wir für Wander- oder Turmfalke ein neues Zuhause geschaffen.
Wir sind überzeugt, dass über kurz oder lang, die ersten
Falken einziehen werden. |
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Bild:
Thomas Langhirt |
BayWa-Turm in Ochsenfurt |
Schnell ist der Falkennistkasten ausgeladen,
letzte Handgriffe erledigt, und dann kann es auch schon los gehen.
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Michael, mit seinem
Falkennistkasten der Luxusausführung. Möge er vielen
Generationen von Falken als Nistplatz dienen.
Im Hintergrund die Tauben, die ab jetzt sehr aufpassen müssen. |
Der
selbstgebaute Falkennistkasten |
Bild: Thomas Langhirt |
Mit einem Lastenaufzug wurde der über 1 Meter tiefe
und rund 80 cm breite Nistkasten in 45 m Höhe gebracht. Die letzten
Meter mussten wir dann diesen an die richtige Stelle hieven. Sogar der
BayWa-Leiter Herr Popp half bei dieser Unternehmung mit, denn es
musste ein Teil des Fensters, das wir aussuchten, herausgefräst
werden.
Mit einer
Flex-Maschine wird die Mittelverstrebung des Fensters
herausgeschnitten um den Nistkasten nach Außen bringen zu
können. |
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Bild:
Thomas Langhirt |
Der Falkennistkasten wird in
die Fensteröffnung, ein Teil von dieser musste entfernt
werden, geschoben |
Nun wird es laut in 45 m Höhe. Da der Nistkasten
sehr breit sein muss, um ein geeigneter Nistplatz für Falken zu sein,
muss die Mittelverstrebung des Fensters herausgeschnitten werden. Hier
halfen auch Mitarbeiter der BayWa Ochsenfurt tatkräftig mit.
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Es wird noch etwas "Wohlfühl-Erde"
eingestreut, dann wird der Nistkasten an Ort und Stelle
geschoben und festgemacht. |
Wir
unternehmen alles, um es den Falken leicht zu machen hier
einzuziehen |
Bild: Thomas Langhirt |
Der Falkennistkasten wird nun ausgerichtet und
befestigt. Dies wird mit Hilfe von Winkeleisen erledigt.
Um den
Falkennistkasten an die richtige Stelle zu bringen,
auszujustieren, musste ein Teil des Fensters herausgenommen
werden. An der Innenseite wurde der Nistkasten mit Winkeleisen
an den Seiten und am Boden befestigt. Selbst die
Mitarbeiter der BayWa, vielen Dank dafür, waren mit
Begeisterung dabei. |
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Bild:
Thomas Langhirt |
Unbürokratischer Naturschutz -
so soll es sein |
Nach rund zwei Stunden Arbeit, steht nun der
Falkennistkasten, befestigt, an Ort und Stelle. In einem Nebenzimmer
dieses Turmes können wir nun selbst erleben, welch einen
atemberaubenden Ausblick es von hier oben über den Main und die
Ochsenfurter Weinberge gibt. Ob dies auch die Falken so sehen?
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Von hier aus können die Falken,
starten. Vielleicht schon im nächsten Jahr die Jungfalken die
ersten Flugversuche unternehmen. |
Für die
Wanderfalken eigentlich die optimale Lage |
Bild: Thomas Langhirt |
Blick auf den Main bei Ochsenfurt, den Jachthafen
und zur "Alten Mainbrücke" die zu dieser Zeit noch nicht fertig
gestellt war.
Blick nach
Osten: Jachthafen und "Alte Mainbrücke". Ganz rechts hinten
noch zu sehen, die Zuckerfabrik. Auch hier wurde ein
Falkennistkasten angebracht. |
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Bild:
Thomas Langhirt |
45 Meter Höhe - das höchste
Wirtschaftsgebäude Ochsenfurts |
Blick in Richtung Westen, zur Staustufe
Goßmannsdorf.
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Blick nach Westen: In der
Bildmitte, ehemalige Kormoraninsel (Winterschlafplatz des
Kormorans). Links hinten die Staustufe Goßmannsdorf. |
Links
unten ist die ehemalige Kormoraninsel zu sehen |
Bild: Thomas Langhirt |
Von unten am Lastenkran, sehen wir nach getaner
Arbeit nach oben. Am Mainufer hat sich inzwischen ein Pärchen Nilgänse
eingestellt und schauen misstrauisch zu uns herauf.
Der
Nistkasten sitzt optimal. Der obere Fensterbereich wird
mittels einer Holzplatte wieder verschlossen. |
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Bild:
Michael Schiller |
Die offene Stelle wird noch
verblendet, damit die Tiere nicht in das Innere des Gebäudes
gelangen können |
Von der gegenüberliegenden Mainseite bei
Kleinochsenfurt, sieht man den Falkennistkasten aus diesem
Blickwinkel.
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Ob hier einmal Falken, Turm- oder
Wanderfalken einziehen werden, müssen wir abwarten. Man kann
nicht ergründen, was für Kriterien diese Vögel ansetzen um
hier zu brüten. Wir können nur aus Erfahrung sagen, dies ist
ein guter Platz für diese schnellen Jäger. Bleibt zu
hoffen, dass wir für unseren einheimischen Falken einen
weiteren sicheren Nistplatz zur Verfügung stellen konnten,
damit sie ihre Jungen großziehen können. |
Bild:
Thomas Langhirt |
Werden die Wanderfalken diese
Nistmöglichkeit für sich nutzen? |
Ein halbes Jahr später!
Natürlich
wurde die Stelle, aus sicherer Entfernung, ständig beobachtet und
tatsächlich nur ein halbes Jahr später wurde dieser Nistkasten von
einem Paar Wanderfalken begutachtet und wohl für sicher befunden und
bezogen. Donnerwetter, das ging aber schnell. Ein Hinweis war auch,
dass die rund um das Gebäude versammelten Tauben nur noch auf einer
Seite anzutreffen waren - sichere Entfernung zum Todfeind Wanderfalke.
Der
Wanderfalke ist der Inbegriff eines rasanten Jägers - wenn er
mit angelegten Flügeln herabstürzt, kann er über 300 km pro
Stunde erreichen - und "stolzen" Greifvogels und heute auch zu
einer Symbolfigur für den Artenschutz geworden. |
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Bild:
Gunther Zieger |
Wanderfalke - die Stadttauben
müssen ihn fürchten |
Im ersten Jahr noch nicht, aber ein Jahr später gab es den
ersten Nachwuchs bei den Ochsenfurter Wanderfalken. Unbürokratischer
Naturschutz, Zusammenarbeit von Naturschützern und der Wirtschaft
haben diese Erfolgsgeschichte, die bis dato übrigens anhält,
ermöglicht, dass eine fast ausgestorbene Falkenart heute wieder die
Bestandszahlen der 1950er Jahre erreicht hat.
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In Mitteleuropa werden die Eier in
geschützten Nischen und Halbhöhlen steiler Felswände abgelegt.
Einzelne Nistplätze und Brutwände sind seit vielen Jahren im
Gebrauch. Aber immer mehr Wanderfalken nehmen die ihnen zur
Verfügung gestellten speziellen Nistkästen an. |
Junge
Wanderfalken aus einem Gelege einer Felswand in einem
Steinbruch |
Bild: Gunther Zieger |
Ob die Erfolgsgeschichte auch in den nächsten Jahren anhält
und Wanderfalken an dieser Stelle brüten, darüber werden wir immer
einmal wieder hier berichten.
Noch etwas über die Geschichte des Wanderfalken:
Katastrophale Bestandseinbrüche und ein erheblicher Rückgang der
Eierschalendicke nach 1950 wurden zeitgleich oder nur wenig später in
weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre verzeichnet. In Europa starb
der Wanderfalke in Dänemark, Polen, den Niederlanden, Belgien,
Luxemburg und der DDR bis Ende der 1970er Jahre aus, die Bestände in
Skandinavien, der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz und
Österreich gingen bis auf wenige Paare zurück. Die
Baumbrüterpopulation Mittel- und Osteuropas starb vollständig aus. In
den USA verschwand der Wanderfalke aus allen Bundesstaaten östlich der
Rocky Mountains. Ursachen lagen einmal in langlebigen Pestiziden, die
sich über die Beutetiere in den Wanderfalken anhäuften und aus
verschiedenen Gründen zu einem katastrophalen Rückgang des Bruterfolgs
führten. Der plötzliche Rückgang der Eierschalendicke nach 1946 fiel
mit den Jahren der erstmaligen großflächigen Anwendung von DDT in der
Land- und Forstwirtschaft zusammen. Auch Schwermetalle und PCBs
spielten wohl eine Rolle. Auch die gnadenlose Verfolgung, durch die
Taubenzüchter, der Raub von Eiern und der Jungvögel für die Falknerei,
z.b. in den arabischen Staaten, trug zum Niedergang bei. Erst die Tag-
und Nachtüberwachung der letzten Horste und andere Schutzmethoden
ließen die Bestandszahlen wieder steigen.
Der deutsche Bestand
stieg nach dem Tief um 1975 mit etwa nur noch 50 Brutpaaren wieder
stark an und umfasste 2006 etwa 950 Brutpaare. In Bayern gibt es
wieder zwischen 210 - 320 Brutpaaren (2009). In Österreich brüteten um
2004 wieder etwa 250 BP und in der Schweiz (2002) etwa ebenso 250 BP.
Der europäische Gesamtbestand am Anfang des 21.Jahrhunderts wurde auf
etwa 6.600 BP geschätzt.
Der Wanderfalke (Falco peregrinus)
war es, der 1971 zum "Vogel des Jahres" ernannt wurde und damit
überhaupt die erste so bedachte Art.
Ordnung |
Familie |
Unterfamilie |
Gattung |
Falkenartige |
Falkenartige |
Eigentliche Falken |
Falken |
Vielen herzlichen Dank an die BayWa
Ochsenfurt und deren Leiter Herrn Popp, sowie an die Mithelfer
Michael, Thomas und Herrn Schiller, ohne die eine solche Unternehmung
nicht zu machen wäre. Vielen Dank auch an Herrn Zieger für seine zur
Verfügung gestellten Aufnahmen.
Teilauszüge auch aus Wikipedia
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