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Eigentlich ging es bei dem Gespräch mit dem Gerbrunner Bürgermeister,
Herrn Wolfshörndl nur darum, einmal auszuloten, ob es möglich wäre,
Nistkästen für Mauersegler, Mehl- und Rauchschwalbe an geeigneten
Stellen anzubringen. Auf die Idee in der Gemeinde Gerbrunn etwas dafür
zu tun, kam ich nach einem Gespräch mit guten Bekannten aus eben
dieser Gemeinde bei Würzburg. So bat ich im Vorzimmer des
Bürgermeisters um einen Gesprächstermin den ich bekam. Inzwischen
hatten zwei weitere Naturliebhaber aus eben dieser Gemeinde sich bei
mir gemeldet und baten mir ihre Hilfe und Unterstützung an.
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Mehlschwalben (Delichon
urbicum) fühlen sich sowohl in städtischer als auch in
ländlicher Umgebung wohl. Sie gehören zu unseren bekanntesten
Vögeln. Dadurch, dass sie immer weniger geeignetes
Baumaterial, Lehm, für den Bau ihrer Nester finden,
gleichzeitig eine Abnahme von Insektenbestände zu beobachten
ist, gehen ihre Bestände zurück. Noch haben wir eine
BP-Anzahl von 63.000 -
115.000 in Bayern.
Mit künstlichen
Nisthilfen können wir dieser Schwalbe helfen.
Die Mehlschwalbe war "Vogel des Jahres 1974" |
Im
Frühling kommen viele Mehlschwalben nach Mitteleuropa zurück |
Bild: Markus Gläßel |
So trafen wir nun zu fünft an einem Sommerabend im Rathaus von
Gerbrunn ein und besprachen in einer offenen und sachlichen Atmosphäre
unser Anliegen mit Herrn Wolfshörndl der auch gleich seine
Bereitschaft erklärte, hier mitzumachen. Irgendjemand aus der Runde
brachte den Vorschlag, dies doch auch im Gemeindeblatt auszuschreiben,
so dass interessierte Bürger der Gemeinde bei diesem Anliegen
mitmachen sollten und eben weitere Nisthilfen an ihren Häusern oder
Gebäuden anbringen können.
Erst
kürzlich konnte man anhand beringter Vögel belegen, dass
Rauchschwalben (Hirundo rustica)
die den Sommer in Mitteleuropa verbrachten, zum Überwintern
bis nach Südafrika flogen. Wer leerstehende Hallen oder
Scheunen hat, sollte dieser Schwalbe eine Möglichkeit lassen
in das Innere zu kommen.
"Vogel des Jahres 1979"
Im Zeitraum 1996 -1999 hatten wir in Bayern noch einen
BP-Bestand von 200.000 - 300.000
Zeitraum 2005 - 2009 BP-Bestand von
79.000 - 150.000 |
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Bild:
Markus Gläßel |
Die Rauchschwalbe brütet
zumeist in Gebäuden aber auch unter Brücken |
Aus dieser Gesprächsrunde wurde auch nebenbei die Renovierung und
Sanierung des Kirchturmes der Kath. Pfarrgemeinde Gerbrunn
angeschnitten. Die Nervenzellen meines Gehörorgans schalteten ab jetzt
auf Empfang und ich loggte mich in die Diskussion mit ein.
Unbürokratisch bekam ich Namen der Verantwortlichen der Pfarrgemeinde
und Adressen. Und los ging's!
In einem ersten Schreiben stellte
ich mich bei Herrn Stirnweiß, dem Verantwortlichen von Seiten der
Pfarrgemeinde für die Durchführung der Renovierung des Kirchturmes,
vor. In diesem Schreiben bat ich, wegen der einmaligen Gelegenheit
einer solchen Renovierung doch einen Falken- oder
Schleiereulen-Nistkasten integrieren zu können. Gleichzeitig bat ich
um eine Möglichkeit entsprechende Bausteine für den Mauersegler
ebenfalls anbringen zu können.
Zuerst geschah nichts und ich
hörte auch nichts. Deswegen bat ich Herrn Wolfshörndl nocheinmal um
Mithilfe, der mich dann wissen ließ, dass noch keine Entscheidung wann
die Renovierung durchgeführt wird gefällt wurde.
Dann am 20.04.
bekam ich einen Anruf des Architekten, Herrn van Aaken, der mir
ausrichtete, dass eine Entscheidung gefällt wurde. Die Pfarrgemeinde
Gerbrunn hatte entschieden, dass ein Nistkasten für Schleiereule oder
Turmfalke, im neuen Kirchturm integriert wird. Ebenso können
Nistbausteine für die Mauersegler angebracht werden. Das Gerüst wird
Ende Mai aufgestellt. Die Nistkästen können bestellt werden.
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Der romanische Kirchturm in
Gerbrunn wird nicht nur saniert. Auch Neuerungen sind
vorgesehen. So werden beispielsweise die Dachüberstände
vergrößert. Das soll helfen, Risse und Sprünge an der Fassade
zu vermeiden. |
Das
Baugerüst wird aufgestellt - die Renovierungsarbeiten beginnen
14.06.15 |
Bild: Klaus Hemprich |
Die Finanzierung des Falken- oder Schleiereulenkastens sowie
der Mauerseglerkästen war durch eine Spende einer Landkreisbewohnerin,
die ihren Namen nicht genannt haben möchte, gesichert.
Für
Anfang Juli wurde dann ein Besichtigungstermin, Pfarrgemeine,
Architekt, Zimmerleute und Naturschützer anberaumt.
Am Montag,
d. 06.07.2015 wurde ein Besichtigungstermin durchgeführt.
Dabei wurde mit dem Pfarrgemeinderat und den
Zimmereifachleuten ausgelotet, wie der Nistkasten für Falke
oder Schleiereule am besten integriert wird. |
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Bild:
Max Berthold |
Lagebesprechung vor Ort mit
Kirchenvorstand, Architekt, Zimmereifachmann und Presse |
Aus dem Gespräch heraus mit den Anwesenden wurde festgelegt, dass
der Nistkasten für Eule oder Greif in der sogenannten "Laterne" unter
der Turmkuppel integriert wird. Zimmereifachmann Herr Mayer erläuterte
dann, wie er das Unternehmen "Nistkasten" angehen wird.
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Da dieser große Nistkasten,
Ausmaße Höhe 50 x Breite 100 x Tiefe 50 cm aufweist und nicht
im direkten Außenbereich angebracht werden soll, waren noch
ein paar Änderungen durch den Zimmermann vorzunehmen. |
Kirchenvorstand, Architekt, Zimmereifachleute sowie
Naturschutz mit den Nistkästen |
Bild: Max Berthold |
Hier möchte ich Ihnen einmal die Vogelarten vorstellen, für
die wir dies machen. Da wegen der Taubenplage viele Kirchentürme,
sowie mittelalterliche Bauten "verschlossen" werden, sind diese
Möglichkeiten wie in Gerbrunn für den Erhalt dieser Arten
existentiell.
Die Schleiereule
(Tyto alba)
Klimaveränderungen in den nördlichen Teilen des
Verbreitungsgebiets der Schleiereule haben dazu geführt, dass
im Winter während längerer Zeit Schnee liegt. Rauhe
Wetterbedingungen sind eine der Ursachen für eine zunehmende
Dezimierung. Ein weiterer Grund ist die "Verschließung"
angestammter Brutplätze, wie z.B. Scheunen, Kirchtürme,
mittelalterliche Bauten. Da wir in Unterfranken ein relativ
mildes Klima haben, liegt auch der
Hauptverbreitungsschwerpunkt für Bayern hier bei uns. Die
Bestandsschätzung für Bayern wird mit ca. 1300 - 1700 BP
angegeben.
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Die Schleiereule ist etwas größer als
eine Taube. Sie hat eine Länge von ca. 33 -39 cm und
eine Flügelspannweite von 85 - 93 cm. Ihr Gewicht kann
zwischen 290 - 480 g betragen. Die Brutzeit beginnt
Mitte April (Ende März) oft werden 2 Jahresbruten
hervorgebracht, dies richtet sich aber nach dem
Nahrungsangebot. Die Verpaarung gilt für das ganze
Eulenleben. Das Gelege umfasst zumeist 4 -7
kalkweiße, glatte Eier. Die Brutdauer umfasst 30 -
35 Tage. Dabei werden die Eier im Abstand von zwei
Tagen gelegt und das Weibchen bebrütet diese. Das
Schlüpfen in Abständen hat den Vorteil, dass nicht
alle hungrigen Jungen sofort gefüttert werden müssen.
Die Nestlingszeit beträgt bis zu 44 Tagen, wobei die
Jungen mit jedem Tag kühner werden und sitzen oft auch
am Eingang der Bruthöhle. Mit 60 Tagen verlassen sie
den Brutplatz und wandern in unterschiedlichen
Richtungen ab. Dies können zwischen 50 und 100 km
sein. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Wühl-
und Langschwanzmäusen. Bei Nahrungsmangel wird auf
Spitzmäuse ausgewichen. Nur ganz selten (schlechtes
Kleinsäugervorkommen) werden Eidechsen oder kleine
Vögel erbeutet. Die Lebenserwartung ist sehr
niedrig - etwa 2 Jahre im Durchschnitt.
Die
Schleiereule war 1977 "Vogel des Jahres". |
Die Schleiereule ist ein leiser nächtlicher Jäger. |
Bild: Markus Gläßel |
Schleiereulen haben keine Anlagen sich ein Depotfett
anzufressen, sie müssen spätestens nach 2 Tagen Beute machen,
um bei hartem Winterwetter (ergiebige Schneefälle - lange
Frostperioden) zu überleben. Viele von ihnen sterben während
dieser harten Zeit. Dass die Bestandszahlen leicht nach oben
zeigen, ist auch dem Zustand zuzurechnen, dass man mit großem
Erfolg Schleiereulen mit speziellen Nistkästen einen Brutplatz
zur Verfügung stellen konnte. Auch die Bereitschaft wieder
Kirchtürme für diese bedrohte Eulenart zu öffnen, sieht am an
der Bereitschaft der Verantwortlichen der Kirchengemeinde in
Gerbrunn. Vielen Dank dafür!
Noch einige
interessante Beobachtungen: Die Schleiereule fehlt
in Europa nur im Norden, Nordosten und in Gebirgsgegenden. In
Südschweden sind gelegentliche Bruten bekannt.
Schleiereulen "heulen" nicht wie andere Eulen. Ihr Ruf ist ein
heiseres "Chrüüi" oder "Kraich Kraich". In Malaysia werden
Schleiereulen gegen die Rattenplage in Ölpalmenplantagen
eingesetzt. Von dort ist bekannt, dass eine
Schleiereulenfamilie etwa 1300 Ratten pro Jahr erbeutet.
Obwohl Schleiereulen so aussehen, als ob sie die
"Nachtausgabe" der Habichte und Falken wären, sind sie wie
alle Eulen in Wirklichkeit näher mit Ziegenmelkern,
Fettschwalmen, Tagschläfern und Nachtfalken verwandt.
Erwachsene Eulen verschlingen ihre Beute im Ganzen, mit dem
Kopf zuerst. Um die Jungen zu füttern, wird die Beute in den
Klauen gehalten und den Jungen in kleinen Stücken serviert.
Schleiereulen würgen täglich zwei Gewölle aus.
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Mir war auch
wichtig, dass hier auch etwas für unseren eleganten Meister
des Segelfluges getan wird: den Mauersegler |
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Bild:
Max Berthold |
Die Nistkästen für die
Mauersegler haben so die Meisten auch noch nicht gesehen |
Auch die Mauersegler haben ein immer größeres Problem in
unseren versiegelten und verschlossenen Bauten einen geeigneten
Nistplatz zu finden. Er steht in Bayern bereits auf der Vorwarnliste.
(Während ich dies schreibe, wird der Mauersegler in Bayern in der
neuen
Roten Liste der gefährdeten Vogelarten als gefährdet eingestuft.)
Moderne Bauten und Gebäudesanierungen lassen ihm keinen Platz mehr. Da
er durch seine kurzen Stummelfüße aus größer Höhe abfliegen muss um
die Luft unter seine Schwingen zu bekommen, war es mir wichtig, dass
ich auch hier einige Nistkästen an der Außenfassade anbringen konnte.
Bei der Besprechung vor Ort, wurde auch gleich festgelegt wo die
Nistkästen angebracht werden sollten. Ich habe mich entschieden, mit
dem Abflug in Richtung Ortsmitte, da ich weiß, dass dieser elegante
Flugjäger gerne um die Häuser schießt.
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Der Mauersegler
(Apus
apus) - der Akrobat der Lüfte
Der Mauersegler gehört zur Familie der Segler, von
dieser es in Deutschland nur noch eine weitere Art
gibt: den Alpensegler. Obwohl oft verwechselt ist
der Mauersegler nicht mit den Schwalben verwandt und
gehört auch zu der Gruppe der Nichtsingvögel. Ein
Vogel der über 90% seines Lebens in der Luft
verbringt, der braucht nicht mit einem Gesang ein
Revier verteidigen. Sein Name, ist auf sein
Verhalten, an den Mauern entlang zu segeln,
zurückzuführen. Der wissenschaftliche Name: Apus
apus, leitet sich von dem griechischen Wort "fußlos"
ab und deutet auf seine kurzen, kaum erkennbaren
Stummelfüße hin.
Der Mauersegler war im Jahre
2003 "Vogel des Jahres" |
Seine Bestände gehen alarmierend zurück |
Bild: Maximilian
Dorsch |
Der Mauersegler ist ein Vogel der
Extreme. Er kann 20 Jahre alt werden und fliegt mit
seinen langen, sichelförmigen Flügeln bis zu 200
Stundenkilometer und gehört damit zu den schnellsten
Vögeln der Welt. Wenn er Ende Juli in das südliche
Afrika aufbricht, verbringt er bis zu sieben Monate
am Stück in der Luft. Mauersegler fangen fliegend
Insekten und kleine Spinnen, die sich mithilfe von
Spinnfäden vom Wind verdriften lassen. Sie schlafen
und paaren sich im Flug. Die meisten Mauersegler
landen während ihrer Zeit auf der Südhalbkugel nur
für wenige Stunden, manche gar nicht.
Der ausgeprägte Zugvogel fliegt bereits Ende Juli,
Anfang August in seine Winterquartiere ins südliche
Afrika ab. Den Anfang machen die alten Männchen und
die einjährigen Tiere, die noch nicht brüten aber
bereits einen Brutplatz für die folgende Saison
gefunden haben. Etwas später, wenn die letzten
Jungvögel das Nest verlassen, begeben sich die
Weibchen und die Jungvögel auf den langen
gefährlichen Weg nach Süden und legen wie ihre
Artgenossen Distanzen von bis zu 10.000 Kilometern
zurück. In den Winterquartieren verweilen die Segler
dann etwa dreieinhalb Monate, also genauso lang wie
im Brutgebiet. Die restliche Zeit verbringen sie mit
der Nahrungssuche auf der Zugstrecke. Ende April,
Anfang Mai, treffen die ersten Mauersegler dann
wieder bei uns ein, dann sagt man ist auch der
Sommer nicht mehr weit.
Unser Mauersegler ist
etwas größer als ein Sperling 16 -17 cm und hat eine
Flügelspannweite von 42 - 48 cm. Sein Gewicht
beträgt bei guter Nahrungsdichte 31 - 56 g. Er kann
aber auch ein Hungergewicht von nur 21 - 23 g haben.
Die Brutzeit ist bei uns von Ende Mai bis Mitte Juni
und es gibt nur 1 Jahresbrut. Das Gelege besteht
zumeist aus 2 -3 weißen Eiern. Die Brutdauer
beträgt 18 -20 Tagen und kann bei schlechter
Witterung länger oftmals über 25 Tage dauern. Die
Nestlingszeit beträgt zwischen 37 - 56 Tagen im
Mittel sind es 42 Tage.
Mauersegler fangen
ausschließlich Fluginsekten und an Fäden fliegende
Spinnen, die sie mit weit geöffnetem Schnabel wie
mit einem Kescher einsammeln. Im Kehlsack formen sie
daraus Ballen, die sie an die Jungen verfüttern.
Jedes Futterbällchen enthält mehrere 100 bis über
1000 Kleintiere.
Die Populationsdichte in
Bayern umfasst zwischen 27.000 - 50.000 BP - Tendenz
abnehmend.
Bei den 20 häufigsten
Gartenvogelarten nimmt der Mausergler nur den Rang
13 ein. |
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Der Nistkasten muss verändert
werden, damit dieser dann in die "Laterne" eingepasst werden
kann. |
Hier in
der Laterne soll der Falken-/Eulen-Niskasten integriert werden |
Bild: Max Berthold |
Immer wieder wurde ich gefragt: "Was passiert mit den Tauben, die
alles verkoten."? Man kann alles vergittern, irgendwo werden die
Tauben immer einen Unterschlupf finden, entgegne ich, ökologisch
vorbeugen kann man aber. Mit dem Anbringen eines Nistplatzes für den
Turmfalken. Dieser kann zwar keine Taube "schlagen", aber vergrämen.
Schon allein seine Anwesenheit am Nistplatz ist für die Tauben
höchster Alarm, denn Falken sind die Todfeinde der Tauben. Allein
schon das Anfliegen eines Falken zum Nistplatz, reicht um bei den
Stadttauben Panik ausbrechen zu lassen, sie kommen nicht mehr zum
Brüten. Ich versteige mich zu der Auskunft: "Ist erst einmal ein
Turmfalkenpaar im Nistkasten des Kirchturmes eingezogen, wird jede
weitere Taubenabwehr hinfällig."
Der Turmfalke
(Falco tinnunculus)
Der Trumfalke ist der verbreiteste Falke Europas, in manchen
Gebieten nach dem Mäusebussard der am häufigsten zu
beobachtende Greifvogel. Trotz allem ist zu beobachten, dass
tendenziell die Bestandszahlen zurückgehen. Hatten wir in
Bayern bei der Bestandserhebung 1996 - 1999 noch einen
Brutbestand von 10.000 - 20.000 BP so mussten wir feststellen,
dass für den Zeitraum 2005 - 2009 nur noch ein Bestand von
9.000 - 14.500 vorhanden ist. Dies kann auch am
Nahrungsangebot liegen, einer immer mehr ausgeräumten
Agrarlandschaft. Auch, dass innerorts, in Bezug auf die
Taubenplage, Kirchtürme oder mittelalterliche Bauten, für ihn,
durch Verschluss von Simsen und ähnlichen Brutmöglichkeiten,
nicht mehr zugänglich sind. Dies hat über kurz oder lang,
Auswirkungen auf die Populationen. Deshalb ist es umso
erfreulicher, wenn wir, auch unter großem Aufwand, einen
Nistplatz für diese Falkenart installieren können.
Der Turmfalke - "Vogel des
Jahres 2007" ist in Mitteleuropa fast ausschließlich
ein Standvogel. Nur wenige Individuen ziehen im Winter
weg. Es gibt aber einen Fund eines in Freising
beringten Turmfalken der bis nach Mali zog. |
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Bild: Dirk Schieder |
In ländlichen
Gegenden steht die Feldmaus ganz oben auf dem
Speisezettel |
Der Turmfalke ist der einzige mitteleuropäische
Greifvogel, der regelmäßig rüttelt, diese meisterhafte
Fähigkeit hat ihm auch seinen zweiten Namen "Rüttelfalke"
eingebracht. Der Turmfalke benötigt zum Jagen offenes Gelände,
sonst ist er wenig anspruchsvoll. Er brütet gerne auch in
alten Krähennester an Waldrändern oder in Feldgehölzen. Sein
Problem dürfte am Rückgang seiner Nahrungsressourcen liegen
durch eine immer ausuferndere intensivierte Kulturlandschaft.
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Die Nestlingsdauer der
jungen Turmfalken, die kaum satt zu bekommen sind,
beträgt 27 bis 32 Tage. Anschließend folgt die
Bettelflugphase. in der die jungen Turmfalken nach wie
vor von den Elterntieren versorgt werden. |
Turmfalken-Nachwuchs - kaum zu bändigen |
Bild: Markus Glässel |
Der Bruterfolg der in städtischen Regionen lebenden
Turmfalken ist in der Regel nur halb so groß, wie der ihrer
auf dem Land lebenden Artgenossen.
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"Zwar ist der Turmfalke zu schwach, um die Tauben zu schlagen. Als
Falke und damit Todfeind der Tauben wirkt seine Anwesenheit trotzdem
extrem abschreckend auf Tauben. (Der Wanderfalke schlägt die Taube,
sobald sie sich vom Nistplatz entfernt und freies Gelände aufsucht).
Wo der Falke wohnt, steht die Taube unter Stress und kommt nicht mehr
zum Brüten."
Auf die
Anregung von Herrn Neckermann unterstützt von Klaus Hemprich,
Max Berthold, Sabine und Simon Wagner, sowie Wolfgang Höfer,
hat sich schließlich die Kirchenverwaltung für das Anbringen
eines Eulen-/Falkenkastens, sowie zwei Nisthilfen für die
Mauersegler ausgesprochen. |
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Bild:
Max Berthold |
Der eingerüstete Kirchturm -
die einmalige Gelegenheit einen Nistkasten an geeigneter
Stelle anzubringen |
Auch für die zwei vorgesehenen Mauersegler-Kästen
fand sich bei der gemeinsamen Ortsbegehung mit dem Architekten Stephan
van Aaken, Kirchenpfleger Georg Stirnweiß und der ausführenden
Zimmereifirma Schnabel schließlich ein Platz. Die Mauerseglerkästen
werden direkt unter dem Sims angebracht, mit genug "Ausflughöhe" nach
unten zur Gemeindemitte zu.
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Der
Falkennistkasten wird in die Laterne eingepasst |
Die Öffnung nach außen (beide
Bilder Johann Mayer) |
Schleiereulen sind extreme Kulturfolger, welche immer in
direkter menschlicher Nähe leben und brüten. Nicht nur der Turmfalke,
sondern auch die Schleiereule sind wichtige natürliche Feinde von
Feld- Wühl- und Spitzmäusen, sowie von Ratten. Damit erfüllen sie
einen großen ökologischen Auftrag. Dieser Kasten, aus wasserfesten,
formaldehydfreien verleimten Spanplatten ist ausschließlich zur
Anbringung im Gebäudeinneren konzipiert. Wird noch, wie wir es
machten, mit groben Hobelspänen der Nistkastenboden ausgelegt, wird
eine schnellere Ansiedlung ermöglicht.
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Bild: Klaus Hemprich - Nach
Fertigstellung - der Nistkasten wurde noch verkleidet und eine
"Einfluglandestelle" angebracht |
Wir sind alle gespannt, wer hier als "Erstes"
einzieht. Ist es ein Turmfalken- oder noch ein Schleiereulenpärchen?
Mal sehen.
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Bild: Klaus Hemprich - auch
die Mauerseglernistkästen sind angebracht - ein idealer
Nistplatz wartet auf sie |
Vielen Dank an alle Beteiligten - die mich hier unterstützten.
Für mich wieder ein Beweis, dass es funktioniert, Hand in Hand für den
Naturschutz - eine große Hilfe und ein weiterer Baustein für das
Überleben von Tieren inmitten unserer Kommunen.
Die Teilnehmer
und Befürworter dieser Umweltaktion: Herrn Stirnweiß von der
Kirchenpflege, Herrn van Aaken, Herrn Bgmst. Wolfshörndl und meinen
Mitstreitern Herrn Hemprich, Herrn Berthold und Herrn Höfer, sowie
Herrn Mayer von der Fa. Schnabel und die Fa. Wagner-Sicherheit,
Gerbrunn. Und natürlich die nicht namentlich R.S. genannt wollte (ich
respektiere das) Sponsorin der Nistkästen.
Vielen Dank auch an
meine Naturfotografen: Ingeborg Köhler, Dirk Schieder, Markus Gläßel,
Max Berthold, und Maximilian Dorsch, sowie Aufnahmen von Herrn Johann
Mayer und Klaus Hemprich.
April - bis Juni 2017 - der
Einzug ist geschafft!
Seit langer Zeit gibt es
wieder Turmfalken in der Gerbrunner Kirche!
Nach vielen
Beobachtungen, bin ich überzeugt, dass Turmfalken aber auch die
Schleiereulen unter einem großen Nistplatzmangel leiden. Eine kleine
"Entschärfung", haben wir die Umweltfreunde mit den Mithelfern, durch
das Anbringen eines Nistkastens hoch oben in der Laterne der Kirche
erreicht. Und die Falken waren so rege, dass dies auch die Tauben
mitbekommen haben und sich größtenteils dem "Geschehen" fern hielten.
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All die Mühen sind vergessen,
wenn ich diese Bilder übersandt bekomme - Nachweis, dass
Falken den neuen Nistplatz angenommen haben. |
Beweis -
ein Falkenpärchen hat den neuen "Nistplatz" angenommen |
Bild: Klaus Hemprich |
Haben Falken einmal "ihren" Nistplatz auserkoren, wird
dieser, solange es keine permanenten Störungen gibt, immer wieder
aufgesucht. Deshalb hatten wir die berechtigte Hoffnung, dass es zu
einer Brut kommen würde.
Das
lateinische Wort
tinnunculus bedeutet "Klingler" und bezieht
sich auf den klingelnden Ruf des Vogels. Der englische
Name "Kestrel" soll von dem französischen Namen "crecerelle"
abgeleitet sein, der "Rasseln" oder "Klappern" bedeutet, was
sich ebenfalls auf die Stimme des Turmfalken bezieht. |
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Bild:
Klaus Hemprich |
Da niemand stören wollte,
Fotos nur aus großer Entfernung |
Hier können Sie die Stimme des Turmfalken hören
Schon von weitem ist der Turmfalke an seinen langen, spitzen Flügeln
und vor allem an seinem charakteristischen Rüttelflug zu erkennen,
wobei er flügelschlagend an einer Stelle im Luftraum verharrt und
dabei den langen Schwanz breit gefächert schräg nach unten hält.
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Häufig nistet der Turmfalke auf
Hochhäusern und Kirchtürmen, man kann ihm leicht helfen,
unserer Städte und Gemeinden. Selbst mitten in der Stadt habe
ich an einem Sparkassengebäude eine Nisthilfe angebracht. |
Der
Nistplatz wird genau inspiziert |
Bild: Klaus Hemprich |
In sehr auffälliger und charakteristischer Weise jagt der
Turmfalke aus dem Rüttelflug auf Kleintiere am Erdboden, aber auch vom
Ansitz aus. Nach einer in Großbritannien durchgeführten Untersuchung
werden die beiden Jagdarten im Frühjahr und Herbst etwa gleich häufig
ausgeübt, während im Winter zu etwa 85% von Sitzwarten aus gejagt
wird, natürlich um Energie zu sparen. Während des ganzen Jahres
sind Kleinsäuger vor allem Wühlmäuse, die bevorzugten Beutetiere. In
Mitteleuropa bildet die Feldmaus die Hauptnahrung (dem Landwirt und
Gartenfreund zur Freude) der Turmfalken. Da es bei den Mäusen immer
wieder zu Bestandsschwankungen kommt, zeigt auch der Turmfalke sehr
ausgeprägte Bestandsschwankungen. Dann werden auch Eidechsen und
Großinsekten, teilweise sogar zu Fuß erbeutet. Dabei wird auch so
mancher unerfahrene, verletzte oder kranke Jungvogel erbeutet.
In guten
Mäusejahren können Turmfalken viele Junge großziehen, dabei
kann es ganz ausnahmsweise auch eine Zweitbrut geben. |
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Bild:
Klaus Hemprich |
Die Freude ist groß - Ende
Juni macht es sich dieser Jungvogel vor dem Einflugloch bequem |
Aus einigen Ländern Europas wird ein (deutlicher) Rückgang der
Turmfalkenbestände gemeldet. (Leider habe ich keine neueren Zahlen,
was Deutschland betrifft: 42.000 - 57.000 BP 2004) Die Gründe sind
vielschichtig, es ist aber zu vermuten, dass die Bestandsabnahmen
hauptsächlich auf die Intensivierung der Landwirtschaft zurückzuführen
sind. Denn durch den Umbruch von Dauergrünland in Ackerland und die
Erhöhung der Halmdichten haben sowohl die bevorzugten Jagdflächen mit
niedriger Vegetation als auch die Nahrungsverfügbarkeit abgenommen.
Bei den Todesursachen ist der Anteil der Verkehrsopfer in den letzten
Jahrzehnten deutlich angestiegen. In Bayern hat sich Dank der
Einsätze von Naturschützern ein Abwärtstrend nur ganz flach vollzogen.
Hatten wir in dem Bestandszeitraum 1996/99 einen BP-Bestand von 10.000
- 20.000 so ging dieser im Bestandszeitraum 2005/09 auf 9.000 - 14.500
zurück. Hier ist zu beachten, dass bayerische Turmfalken Teilzieher
sind, sie überwintern in großer Zahl im Land, wandern aber auch in die
Mittelmeerländer und bis nach Afrika ab. Ein beringter Turmfalke
schaffte es in seinem zweiten Winter bis nach Mali, über 4000 km von
seinem Geburtsort entfernt. Da auf dem Weg in die
Überwinterungsgebiete auch unseren Falken nachgestellt wird, ist mit
einer hohen Verlustrate zu rechnen.
Ich werde weiter von
unseren Gerbrunner Falken berichten und vielleicht bald auch von den
beiden anderen "Neunistplätzen" die wir einrichten können.
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Die Höhe der Neststandorte können
sehr unterschiedlich sein, sie reichen von 6 Metern bis zu 90
Metern, am Berliner Dom, hier am Gerbrunner Kirchturm in ca.
30 Metern Höhe.
Künstliche Nisthilfen sind für ihn,
aber auch für die Schleiereule, existenziell, da leider an
vielen Gebäuden Vogelabwehrmaßnahmen, wie Vergitterungen,
angebracht sind.
Deswegen sind wir alle dankbar, dass
hier für den Naturschutz etwas getan werden konnte. |
Jedes
Jahr kommen die Turmfalken zurück |
Bild: Ingeborg Köhler |
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