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Der Anruf kam am Sonntag Abend!
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Bitte retten Sie die Schwanenfamilie!
Die Polizeistation rief mich an einem Sonntag Abend an, dass mehrere
besorgte Bürger meldeten, dass eine Schwanenfamilie, Alttiere und
mehrere junge Schwäne an einem Metallzaun entlang laufen und nicht zum
Wasser kommen. Auch die Feuerwehr wurde arlamiert. Ich kam zum
Entschluss, dass es nachts keinen Sinn macht, die Schwäne einzufangen,
denn wenn ich ein Junges nicht bekomme, ist wohl die Entrüstung groß.
Die Aktion habe ich dann auf den nächsten Morgen verschoben.
Einen Mitstreiter konnte ich kontaktieren, der sofort bereit war hier
mitzuhelfen.
Am nächsten Morgen ging es los. Ich packte
mehrere große Transportbehälter und Decken ein. Somit fuhren wir zu
zweit an besagte Stelle und fanden auch Tiere sofort an. Die Alttiere
liefen den Zaun entlang und wieder zurück um eine Stelle zum Verlassen
ihres "Gefängnisses" zu finden.
Inzwischen wurde ich von
mehreren Passanten gefragt, ob wir den Schwänen helfen. Ich bejahte
dies und sprach mit dem Mitstreiter die Lage, wie wir es am besten
angehen. Inzwischen gesellte sich ein weiterer Passant zu uns, der
gerne mithelfen wollte. Zusätzliche Hände kann man immer gebrauchen, so
fingen wir das Unternehmen an.
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Zuerst stellte sich die Frage, wie wir hinter den Zaun
gelangen, da die eine Tür verschlossen war und ich
feststellte, dass die jungen Schwäne schon geschwächt sind,
weil sie keinen Zugang zum Wasser hatten. Allerdings wäre
es äußerst fragwürdig, wie die Küken die Straße und die
seitlichen Befestigungen entlang der Starße überwinden
könnten. |
Eine Schwanenfamilie kann mit ihren
Jungen nicht zum Wasser |
Bild: © Volker Schmidhuber |
Ein Mitstreiter entfernte sich und schlüpfte unter den Zaun
hindurch, während ich die Tiere beruhigte und ablenkte. Der zweite
Helfer stellte die Transportbehälter auf, damit wir die Tiere schnell
damit transportieren können. Ich reichte ein große Decke über den
Zaun, zuallererst die Jungtiere sichern. Da es sechs junge Schwäne
waren, mussten wir zweimal die Decke mit den Jungtieren über den Zaun
hieven. Es ging keines verloren, so konnten wir die sechs in eine
Wanne geben, die wir in die Nähe der Alttiere stellten. Natürlich
riefen sie nach ihren Elterntieren, die sich kaum von den Küken
entfernten.
Die wenigen Wochen alten Jungschwäne
waren schnell und sicher eingefangen, allerdings war mein
Eindruck, dass die Jungtiere schon etwas dehydriert waren. Da es sehr sonnig war,
haben wir die Jungtiere ein wenig mit Wasser benetzt, um sie
vor dem Austrocknen zu bewahren. |
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Bild: © Volker Schmidhuber |
Die jungen Schwäne sind schon einmal in Sicherheit. Sie
rufen nach ihren Elterntieren. |
Etwas schwieriger gestaltete es sich die Alttiere einzufangen.
Sie zischten und fauchten zwar, aber die Alttiere breiteten nicht die
Flügel aus, eine Drohgebärde. Vielleicht waren auch die beiden schon
geschwächt.
"Nimm die große Decke und gehe langsam auf das
Muttertier zu und werfe dann die Decke über sie". Ich dirigierte
meinen Mitstreiter zur Schwänin und sagte jetzt. Die Schwanenmutter
verschwand unter der großen Decke und so konnte wir sie sicher und
ohne, dass sich das Tier verletzte über die Zaun hieven. Schnell trug
ich sie zum Behälter und ließ sie in der Decke. Der Behälter stand in
unmittelbarer Nähe zu den Kleintieren, so dass sie sich gegenseitig
hören konnten. Das beruhigte die Tiere schnell. Ein Mitstreiter blieb
bei dem Muttertier und hielt die Decke über den Körper und beruhigte
diese.
Jetzt kam das Höckerschwanmännchen an die Reihe.
Dies ist weitaus schwieriger. Nicht nur, dass er erheblich schwerer
als das Weibchen ist, sondern dieser kann einen ganz schön verletzen.
Wieder dirigierte ich Volker, der die Decke bis zur Nase hochhielt zu
dem Altvogel, der aber wollte wohl Ausreiß nehmen mit einem Satz war
aber Volker schneller und konnte das Männchen in die Decke einwickeln.
Beim Hochheben und über den Zaun hieven, konnte er sich jedoch etwas
befreien und kratzte mich mit seinen spitzen Krallen, die er an den
Schwimmhäuten hat. Schnell brachte ich ihn zum dritten tragbaren
Behälter und ließ die Decke über ihn.
Inzwischen war auch
Volker wieder da und so verfrachteten wir die Schwäne in mein Auto und
fuhren die kurze Strecke zu einer Mainwiese, in unmittelbarer Nähe zum
Main, damit die Alttiere die Jungschwäne sogleich zum Wasser führen
konnten.
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Der Schwanenvater wartet schon auf seine Nachkommenschaft. |
Die Rettung der Schwäne ist geglückt |
Bild: © Volker Schmidhuber |
Zuerst ließen wir das Höckerschwanmännchen frei. Dieses lief
auch sofort einige Meter auf die Wiese und blieb aber dann stehen.
Danach ließen wir die sechs jungen Schwäne frei, die sofort zum
Vatertier liefen. Irgendetwas ließ sie leicht zögern, vielleicht
vermissten sie das Muttertier.
Zuletzt ließen wir das Muttertier aus
dem Behälter. In Windeseile lief sie auf ihre Jungen zu und
breitete die Schwingen aus. |
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Bild: © Volker Schmidhuber |
Das Muttertier breitet wohl schützend die Schwingen aus |
Zu guter Letzt ließen wir das Muttertier frei, die sofort auf
die Jungen zulief und ihre Schwingen ausbreitete. Sie liefen sofort
mit ihren Jungen zum Wasser, in ihr Element. Schnell schickten wir die
besten Wünsche den Schwänen hinterher und wollten schon zu unseren
Autos gehen, als die Schwäne nocheinmal stehenblieben und zu uns
zurückschauten. Diese Blicke werden mir immer im Gedächtnis bleiben.
Wollten die Schwäne so "Danke" sagen, wer weiß?
Einige Wochen
später fand ich "meine" Schwäne an einem Ufer des Mains. Die Küken von
damals waren zu stattlichen Jungschwänen, zwar immer noch im grauen
Kleid, herangewachsen. Vorne und hinten die stolzen Elterntiere.
Waren die Höckerschwäne schon immer bei uns heimisch?
Höckerschwäne kamen ursprünglich im nördlichen Mitteleuropa,
Südskandinavien, Baltikum und am Schwarzen Meer, vor. Die
Brutpopulationen in Westeuropa gehen ausschließlich auf ausgesetzte
und verwilderte Vögel zurück. Auch in manchen Regionen Mitteleuropas
war der Höckerschwan möglicherweise nie heimisch.
Höckerschwäne
leben von Wasser- und Sumpfpflanzen, die sie bis zu einer Wassertiefe
von 1 Meter mit ihren langen Hälsen noch erreichen können. Nur junge
Schwäne können tauchen, Altvögel nicht. Von der Wasseroberfläche
werden treibende Pflanzen, wie etwa Algen und Wasserlinsen, durch
Schnattern aufgenommen, aber es werden an Land auch Gräser regelrecht
abgeweidet.
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Die Paare leben oft in Dauerehe.
Nur bei einem Verlust des Partners, geht der überlebende
Partner eine neue Verbindung ein. Das Männchen verteidigt
alleine sein großes Revier. |
Schwanenpaar |
Bild: © Gunther Zieger |
Höckerschwäne beginnen mit der Brut im April. Sie nisten in direkter
Nähe eines Wassers am Boden. Dabei bringt das Männchen dem Weibchen
Stöckchen und Schilfstengel, die es dann im Nest verbaut. Alte Nester
werden übrigens häufig Jahr für Jahr wieder benutzt. (Deshalb steht
wohl auch im nächsten Jahr eine weitere Rettung von Schwänen bevor).
Die Eier werden in Abständen von 48 Stunden gelegt. Das Weibchen
übernimmt den größten Teil des Brutgeschäftes. Es beginnt mit dem
Brüten erst nach Abelage des letzten Eis.
Schwanenküken
verlassen das Nest bereits kurz nach dem Schlüpfen, bleiben jedoch bis
in den kommenden Winter hinein bei den Elterntieren. Das
Erwachsenengefieder bekommen sie nach einem Jahr.
Junge Schwäne fressen kleine Stücke
von Pflanzenteilen, die die Elterntiere zerkleinert haben und
wirbellose Tiere.
Wir haben in Bayern wohl 1200 - 1700
BP. Allerdings ist die Mortalitätsrate unter Dunenküken und
Jungvögeln sehr hoch. |
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Bild: © Markus Glässel |
Junger Schwan |
Interessantes & Wissenswertes
Höckerschwäne wurden im
16. und 17. Jahrhundert in vielen Ländern Europas eingeführt. Während
man sie früher nur in Gefangenschaft antraf, sind sie heute bei uns
als freilebende Vögel bekannt.
Wie alle Entenvögel verlieren
die Schwäne bei der Mauser auf einmal sämtliche Schwungfedern und
werden so flugunfähig. Um trotzdem ihre Jungen jederzeit verteidigen
zu können, mausert das Weibchen solange die Jungen noch klein sind.
Erst danach setzt die Mauser beim Männchen ein.
Das Gefieder
des Schwans besteht aus etwa 25.000 Federn.
Höckerschwäne, die
im Englischen "Stumme Schwäne" genannt werden, sind durchaus nicht
stumm. Sie geben eine ganze Reihe von Zisch-, Grunz- und Schnaublauten
von sich.
Ein ausgewachsener Schwan kann täglich bis zu vier
Kilogramm Nahrung zu sich nehmen.
Vor allem im Frühling trägt
das Männchen einen deutlichen schwarzen Schnabelhöcker.
Der
Höckerschwan ist einer der schwersten flugfähigen Vögel.
Merkmale des Höckschwans (Cygnus olor)
Länge: ca.
145 - 160 cm; Flügelspannweite: ca. 200 - 230 cm.
Gewicht: Männchen: 12 - 15 kg; Weibchen rund 10 kg.
Geschlechtsreife: mit 2 - 3 Jahren.
Brutzeit: Mitte April
bis Mai - 1 Jahresbrut. Gelegegröße: zumeist 5 - 8 einige
fast weiß, öfter blass blaugaue oder blaugrünliche getönte,
glatte und später leicht glänzende, Eier.
Brutdauer: Mittel
36 Tage. Nestlingszeit: Nestflüchter, nach 1 Stunde auf dem
Wasser. Flügge sind die Jungen mit 120 - 150 Tagen.
Verhalten: Verpaarung fürs Leben, jedoch, stirbt ein Partner
verpaart sich der Überlebende erneut.
Nahrung:
Unterwasserpflanzen, Algen, Gräser und Körner.
Lebenserwartung: Schwäne können bis zu 50 Jahre alt werden.
Aber nur sehr wenige werden älter als 7 Jahre.
Verwandte
Arten: Singschwan und Zwergschwan. Beide können im Winter auch
in Mitteleuropa angetroffen werden. |
Ordnung: |
Familie: |
Unterfamilie: |
Tribus: |
Gattung: |
Art: |
Gänsevögel |
Entenvögel |
Gänse |
Schwäne |
Schwäne |
Höckerschwan |
Hoffen wir, dass die geretteten Schwäne ein hohes Alter erreichen.
Vielen Dank an alle Mitstreiter, die bei dieser Aktion mitgeholfen
haben, Tiere zu retten.
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