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Liebe Besucher dieser Seite, hier wollen wir in Zukunft über lokale
Ereignisse in Sachen Umweltschutz berichten.
Wir werden hier über unsere ehrenamtliche Arbeit in den Kommunen in
Wort und Bild berichten, vielleicht auch Ihnen Anregungen geben und
vermitteln, mit dem Ziel: Es in Ihrer Stadt oder Gemeinde genauso zu
tun.
Es geht um unsere gemeinsame Natur, ein Einzelner kann oft nur wenig
tun, aber gemeinsam in einer Gruppe kann man viel für die Natur vor der
eigenen Haustüre bewegen.
Wir möchten auch gerne Ansprechpartner sein, sollten bei Ihnen Fragen
auftauchen, wie z.B.: Rund um das Vogelhäuschen. Welchen Vogelkasten
bringe ich wo an. Wie füttere ich richtig im Winter. Ist das überhaupt
notwendig?
Wir bieten Führungen an, wie: Vogelstimmenwanderungen -
Pflanzenbestimmungen - Schmetterlingstouren - wir zeigen Ihnen unsere
schützenswerte Natur vor der Haustüre!
Diese Fragen, können Sie stellen an:
bernd.neckermann@lbv-wue.de
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Die Saatkrähe in Ochsenfurt - eine Kolonie mit Seltenheitswert
Saatkrähen brüten in der Mainuferstrasse - jetzt gibt es
Informationstafeln über den Singvogel
Für Vogelschützer sind sie etwas Besonderes. Anwohner hingegen
brauchen starke Nerven, um die nicht zu überhörenden Vögel zu
ertragen. Die Saatkrähe, im Volksmund auch als Kracken bekannt, haben
ihre Brutnester in den Bäumen an der Mainuferstraße gebaut. "Eine
Kolonie mit Seltenheitswert", sagt Bernhard Neckermann, Umweltschutz
Ochsenfurt, der die Tiere seit ihrem Auftauchen in Ochsenfurt betreut
sowie die anderen Brutkolonien im Landkreis Würzburg seit vielen
Jahren beobachtet und sich für deren Erhalt einsetzt. Mit Wissen und
unermüdlichem Einsatz für diese Tiere, hat er letztendlich die
Verantwortlichen der Stadt Ochsenfurt überzeugt und den Schutz der
Tiere, sowie ihres Brutplatzes erwirkt.
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Obwohl die Saatkrähe in fast ganz
Europa vorkommt, ist sie als Brutvogel bei uns mittlerweile
eine Rarität. Sie unterscheidet sich von der Rabenkrähe durch
ihren nackten, unbefiederten Schnabelansatz. |
Die
Saatkrähe brütet wieder in Ochsenfurt - eine der wenigen
Kolonien im Bereich Würzburg |
Bild: Markus Glässel |
Verfolgte Rarität: Obwohl die Saatkrähe in fast ganz Europa
vorkommt, ist sie als Brutvogel bei uns mittlerweile eine Rarität. Seit
Jahrhunderten wird sie verfolgt, weil sie auf Getreidefeldern angeblich
Schäden anrichtet. Tatsächlich hält der Vogel aber die Felder von
Insekten frei. Sie jagt auch Feldmäuse. Somit erfüllt die Saatkrähe eine
ökologische Funktion. Das Verschwinden einer Saatkrähenkolonie gilt in
manchen Gegenden als böses Omen.
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Hinweistafeln an der Mainuferstrasse sollen nun das Image des Vogels,
der auf der Roten Liste der gefährdeten Brutvogelarten steht,
aufbessern. Interessierte können so etwas über die Biologie und
Lebensweise und über den Bestand der Singvögel erfahren. Ja, die
Saatkrähe gehört zu den Singvögeln. Ihr Gesang wird als leises
variables Schwätzen, metallisch mit Krächzlauten, beschrieben. So
kennen aber nur wenige die Saatkrähe. Für ihre laut krächzenden Rufe
ist der Vogel schon eher bekannt. Viele empfinden dies als störende
Lärmbelästigung.
Die drei
bebilderten und informativen Tafeln sollen über die Biologie,
den Lebensraum, sowie über die Gefährdungen der Saatkrähen,
informieren.
Die Tafeln wurden uns gesponsert über die Glücksspirale |
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Bild:
Thomas Langhirt |
In unmittelbarer Nähe zu den
Brutbäumen wurden diese Hinweistafeln angebracht |
310 Nester hat Bernhard Neckermann bei seinen mehrmaligen Besuchen im
gesamten Landkreis gezählt. Im Vorjahr waren es 309. "Das zeigt, dass
die Populationen nicht größer werden und unbedingt geschützt werden
müssen", erklärt er. Vor drei Jahren hat man die Saatkrähe zum ersten
Mal in Ochsenfurt gesichtet. Der Vogel komme in Nordbayern eher selten
vor. In Unterfranken brüte er nur in der Region um Würzburg und
Schweinfurt. "Bayernweit haben wir 5500 Brutpaare gezählt", so Anne
Schneider vom Landesbund für Vogelschutz aus Hilpoltstein.
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In einer Kolonie brüten häufig
einige hundert Paare, die normalerweise jedes Jahr zum
selbigen Brutplatz zurückkehren. Denn, die Saatkrähen leben in
einer Dauerehe. Ihre recht hoch aufgeschichteten Nester
erinnern einen an große Hexenbesen. |
Eine
Tafel informiert die Besucher über die Biologie und
Lebensweise der Saatkrähen |
Bild: Thomas Langhirt |
Neckermann ist auch froh darüber, dass es in Ochsenfurt nicht diese
Probleme mit Anwohnern gebe, wie er sie beispielsweise in Heidingsfeld
hat. Hier habe die Saatkrähe keinen guten Stand. Sogar ein runder
Tisch ist hier erforderlich, um zwischen Vogelschützer und Bevölkerung
zu vermitteln. Stellvertretender Bürgermeister Peter Juks freut sich
über die Schilder und betonte, dass sie der Stadt nichts gekostet
haben.
Die Stadt
Ochsenfurt sagte sofort zu, die Tafeln durch den städtischen
Bauhof, fachmännisch anbringen zu lassen. Stellvertreternder
Bürgermeister Juks, freute sich über die Tafeln und über die
"seltenen Bewohner der Stadt". |
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Bild:
Main-Post / Thomas Fritz |
Pressetermin mit der
zuständigen Biologin des LBV und dem 2.Bürgermeister |
Leider konnten 2010 nur 39 Nester in Ochsenfurt gezählt werden. (Nach
einem Sturm wurden viele Nester zerstört). Im Jahre 2009 waren es noch
71 Nester. "Ein Auf und Ab solcher Ansiedlungen ist schon mal drin.
Man wird sehen, wie es in den nächsten Jahren weitergeht", meint der
Vogelschützer.
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Das Saatkrähennest ist ein locker
gebautes "Reisignest" in diesen die Luft gut zirkulieren kann
und die Jungen bei Hitze kühl hält. Bei kühler Witterung wird
es mit Gras und Moos ausgelegt. Die Nester werden mehrfach
genutzt und bei Brutbeginn ausgebessert. |
Das Nest
ist ein lockeres Gebilde aus Reisig - die Luft kann in diesen
Nestern gut zirkulieren |
Bild: Michael Schiller |
Der ursprüngliche Lebensraum der Saatkrähe sind Steppengebiete mit
feuchten Bereichen sowie mit Baumgruppen für die Nestanlage. Im
heutigen Mitteleuropa siedelt sie vor allem in fruchtbaren
Ackerbaugebieten des Tieflandes, wo sie auf Flächen mit niedriger
Vegetation Nahrung sucht. Als Kulturfolger hat sie ihre oft großen
Brutkolonien vielfach in Dörfern oder Parks angelegt, wurde aber meist
gnadenlos bekämpft.
Der Hauptgrund für den bestandsbedrohenden Rückgang in der ersten
Hälfte des 20. Jhs. war die Verfolgung durch den Menschen, der die
Saatkrähe als "Saatschädling" gesehen hat. (In einer ungarischen
Kolonie wurden in wenigen Jahren 135.000 Paare getötet.) Vergiftungen
waren an der Tagesordnung. Die gesetzliche Unterschutzstellung in
Verbindung mit sachlicher Information und einem Umdenken in der
Bevölkerung sowie konkreten Schutzmaßnahmen sind verantwortlich für
die Bestandserholung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Trotz der
großen Zahl an Koloniemitgliedern und der Anzahl der Nester
auf engstem Raum, hat jedes Paar rund um das Nest sein eigenes
kleines Revier, das dann auch heftig durch lautes, wütendes
Krächzen verteidigt wird. |
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Bild:
Michael Schiller |
Findet die Saatkrähe ihr Nest
beschädigt vor, so wird es wieder ausgebessert |
Wichtige Merkmale:
Körpermaße:
Länge: 44 - 46 cm
Gewicht: 390 - 490 g
Flügelspannweite: 81 - 99 cm
Fortpflanzung:
Geschlechtsreife: mit 1 Jahr
Brutzeit: Ende März bis Anfang April im Süden, im Norden bis Mai;
1 Jahresbrut
Anzahl der Eier: 2 - 6 (bis 9 im Nest), am häufigsten 3 - 5
Eifärbung: unterschiedlich hellblau, bläulichgrün oder mattgrün
schattiert, grünlich rostbraun, olivfarben, olivbraun oder
schwärzlich oliv gezeichnet. Große Flecken, Punkte, dichte
Sprenkel und Kritzel sind möglich; glatt, glänzend.
Brutdauer: 16 - 18 Tage - Weibchen brütet allein, wird vom
Männchen am Nest gefüttert
Nestlingszeit: 32 - 35 Tage; beide Partner füttern, anfänglich
hudert das Weibchen mehr.
Lebensweise:
Verhalten: sehr gesellig; die Paare nisten in großen Kolonien
Nahrung: überwiegend Insekten und deren Larven, Körner, Gräser,
Samen und Früchte, Mäuse, Schnecken und Abfälle.
Lebenserwartung: bekanntes Höchstalter 22 Jahre
Verwandte Arten:
Die Saatkrähe ist eine von elf Rabenvogelarten in Europa.
Insgesamt gibt es 39 Arten der Gattung Corvus.
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Im Winterhalbjahr treten von Oktober bis Ende März Saatkrähen
in oft riesigen Schwärmen auf. Dies sind Zuzügler aus nordöstlichen
Brutgebieten, die auf Feldern, Müllhalden oder auch in städtischen
Anlagen Nahrung suchen. Abends fliegen sie zu
den traditionellen Schlafplätzen, oft hohen Bäumen in einem Park.
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Immer wieder, bis in die jüngste
Vergangenheit, gab es Vernichtungsaktionen, weil Saatkrähen
angeblich schädlich für die Landwirtschaft sind. Dabei sind
Saatkrähen Allesfresser und leben von Schnecken, Insekten und
deren Larven, Würmern, Spinnen und Pflanzenteilen. Auch
Feldmäuse werden erbeutet. Aber auch, wegen der Lärm- und
Schmutzbelästigung in den ortsansässigen oder innerörtlichen
Kolonien. |
Konflikte
gab es deren viele |
Bild: Thomas Langhirt |
In der Größe gleicht die Saatkrähe der allbekannten Aaskrähe
(Rabenkrähe -westlich der Elbe- oder der Nebelkrähe -östlich der
Elbe), jedoch glänzt ihr schwarzes Gefieder blau oder purpurfarben.
Wichtigstes Merkmal erwachsener Vögel ist der grauweiße unbefiederte
Schnabelgrund, wodurch der Schnabel länger aussieht. Im Vergleich zum
recht klobigen und stumpfen Schnabel der Rabenkrähe ist der
Saatkrähenschnabel schlanker und spitzer. Auch das meist locker
abstehende Bauchgefieder, das oft den Eindruck von "Hosen" hervorruft,
trägt zur andersartigen Silhouette der Saatkrähe bei.
Die Saatkrähe
ist ein typischer Brutvogel der offenen Kulturlandschaft, der
in Baumkronen nistet. Als Kulturfolger hat sie ihre oft großen
Brutkolonien vielfach in Dörfern und auch in unseren Städten.
Dort wurde sie meist gnadenlos bekämpft. Man sollte aber auch
wissen, dass die Saatkrähen die Felder von Insektenkalamitäten
freihalten. |
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Bild:
Thomas Langhirt |
Nur durch konsequenten Schutz
konnte die Saatkrähe in Bayern überleben |
An den Kolonien finden sich die Saatkrähen in Mitteleuropa meist ab
Februar ein. Im März veranstalten die Koloniemitglieder oft
akrobatische Flugspiele über den Baumkronen, besonders bei stürmischem
Wetter. Saatkrähen leben wie viele andere Rabenvögel in Dauerehe. Die
locker gebauten Reisignester, die auch Erde und Halme enthalten,
werden in den Kronen von Laubbäumen angelegt. Da sie recht hoch
aufgeschichtet werden, erinnern sie an große Hexenbesen. Sie werden
mehrfach wieder benützt und dann zu Beginn der Brutzeit ausgebessert.
In großen Kolonien nisten oft mehrere 100 Paare, meist sind es aber
weniger. Der Bruterfolg in sehr kleinen Kolonien oder von Einzelpaaren
ist geringer. Beide Altvögel schaffen das Nistmaterial heran, das Nest
wird vor allem vom Weibchen gebaut.
Einige "Experten" unter diesen geselligen Vögeln erleichtern sich die
Arbeit, und stibitzen vom Nachbarn schnell ein Stöckchen, und da es
der Nachbar natürlich genau so hält, wundert sich vielleicht der eine
oder andere "Kollege" darüber, dass er jenes Stöckchen doch schon
einmal gesehen hat.
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In den größeren Kolonien, in denen
hart um die Nahrung gekämpft wird, ist die Sterblichkeitsrate
unter den Jungvögeln hoch. Meistens stirbt aus jedem Gelege
mindestens ein Junges in den ersten Monaten. |
Ein
Jungvogel bettelt, auf einem Feld, sein Elterntier nach
Nahrung an |
Bild: Markus Glässel |
Die großen Schwärme im Winter (auch in Würzburg zu sehen) sind
Gäste aus östlichen Brutgebieten Europas und somit gar keine
bayerischen Brutvögel. Unter Saatkrähen gibt es Standvögel,
Teilzieher, Kurz- und Mittelstreckenzieher. Deshalb kann es regional
zu einem totalen Populationsaustausch zwischen Sommer und Winter
kommen. Wie viele bayerische Brutvögel im Herbst abziehen, ist
unbekannt. Ringfunde haben ergeben, dass es Geburtsortstreue gibt,
sowie Wintervögel aus Polen, Russland und Tschechien.
Die Saatkrähe kommt in Bayern in nur 10 von 96
Landkreisen vor. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im Regierungsbezirk
Schwaben mit 68% des Brutbestandes. Die restlichen Vorkommen befinden
sich im Großraum München im Stadtgebiet Straubing und am Ammersee.
In Nordbayern kommt Corvus frugilegus nur noch
rund um Schweinfurt und Würzburg, sowie seit 2007 in Ochsenfurt vor.
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Auch die Nahrungssuche ist ein geselliges Ereignis. Gerne
finden sich die Vögel auf frisch gepflügten Feldern ein und holen die
zutage geförderten Kleintiere. Dabei können die Saatkrähen
Insektenkalamitäten verhindern, da sie sich sommers hauptsächlich von
gerade sehr häufigen Insekten ernähren. Oft schreiten sie an
Straßenrändern in lockerem Verband umher und picken Fressbares auf. Wo
sie nicht verfolgt werden, können Saatkrähen recht vertraut sein, das
beweisen die Wintergäste, die in den Anlagen der städtischen Parks bei
der Nahrungssuche oft nur einen Abstand von wenigen Metern zu
Spaziergängern einhalten.
Die
Brutplätze in Bayern liegen inzwischen fast ausschließlich
siedlungsnah, in Siedlungen oder inmitten von Städten, wie
hier in Würzburg. Dabei beobachte ich eine Nähe zu Wasser,
Weinbergen und Wiesen. Die Nester werden auf hohen Laubbäumen,
zumeist Platanen, (wohl wegen der offenen Krone) in
Parkanlagen, angelegt. |
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Bild: Dr.
Stich |
Saatkrähenkolonie inmitten der
Stadt Würzburg - Aufklärungsarbeit ist wichtig und nötig |
Interessantes & Wissenswertes:
Im Englischen gibt es einen Ausdruck für "Luftlinie",
der wörtlich übersetzt "wie die Krähe fliegt" heißt. Er bezieht sich auf
ihren geraden, direkten Flug.
Im Jahre 1424 erließ König James I. von Schottland ein
Gesetz. Die Farmer wurden aufgefordert, Netze über ihre Felder zu
spannen, um die Saatkrähen, die das Getreide fraßen, zu fangen und zu
töten.
Innerhalb einer Saatkrähenkolonie herrscht eine klare
Hackordnung, nach der die ältesten Vögel windgeschützt im Innern der
Kolonie brüten dürfen.
Die großen Scharen von Saatkrähen, die man im Winter
bei uns antrifft, sind zum großen Teil Gäste aus Osteuropa.
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Menschliche Eingriffe in
Brutkolonien, können nicht nur zur Abnahme der Brutpaarzahl
führen, sondern auch durch den Vertreibungseffekt zu neuen
Teilkolonien, die jeweils schneller wachsen und in der Summe
größer werden können als die ursprüngliche Stammkolonie.
Probleme mit der Saatkrähe, die die Nähe des Menschen sucht,
werden so nicht gelöst. |
Wir
hoffen auf viele Besucher, die sich über diese Vogelart
informieren |
Bild: Björn Neckermann |
FAMILIE |
GATTUNG |
ART
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Rabenvögel
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Raben und Krähen |
Saatkrähe (Corvus frugilegus)
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