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Was zappelt da im Wasserteich - Hirschkäfer
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Hirschkäfer im Wasser!
Es ist ja schon ein fast tägliches Ritual, dass mich zu meinem
Gartenteich zieht. Am 22.Mai 2024 stand ich wohl etwas länger am
Teich, irgendetwas ließ mich zögern mich von meinem Teich zu lösen,
als ich im hinteren Teil des im Schatten liegenden Bereiches des
Teiches etwas zappelte. Nach näherem Hinsehen: "Hallo, das ist ja ein
Hirschkäfer", der da im Wasser zappelte, ein Männchen mit einem großen
Geweih. Sofort holte ich das arme Tier aus dem Wasser und setzte es
zum trocknen auf einen Stein. Das Wasser perlte vom Käfer ab und der
Käfer hatte das wohl unfreiwillige Bad gut überstanden. Ich ließ ihn
noch ein paar Minuten auf dem Stein sitzen, bis er ganz trocken war
und holte mir rasch ein Metermaß um ihn zu messen. Donnerwetter, 7,5
cm ein Prachtexemplar.
Ein ausgewachsenes Männchen, das ich aus dem Wasser
fischte (Bild: © Björn Neckermann) |
Männchen und Weibchen dieses größten europäischen Käfers unterscheiden
sich nicht nur erheblich in der Größe, sondern vor allem auch in der
gesamten äußeren Erscheinung. Dabei bewegen sich die Maße eines
Männchen zwischen 35 - 75 mm, allerdings können einige Exemplare
durchaus eine Größe von bis zu 90 mm erreichen. Die Weibchen sind
deutlich kleiner, ungefähr zwischen 30 - 40 mm lang. Der größete
Unterschied bei den Hirschkäfern, beruht sich auf die mächtige
Ausbildung von Kopf und Kiefer des Männchens. Die Kieferzangen, die an
ein "Hirschgeweih" erinnern, sind am Innenrand mit Zacken, siehe Bild,
bewehrt. Deswegen sollte man ein Männchen nicht vorne anfaßen, sondern
immer an den Seiten in die Hand nehmen. Wer ein solches Exemplar
einmal von vorne in die Hand nimmt, macht es kein zweitesmal mehr. Sie
können einem empfindlich in den Finger zwicken. Auch wer ein Weibchen
unvorsichtigerweise von vorne in die Hand nimmt, bekommt die "Zangen"
des Weibchens deutlich zu spüren, denn die Kiefer der Weibchen sind
schärfer. Die "Zangen" können sich tief in die Haut bohren. Es
kommen auch deutlich kleinere Hirschkäfer vor, diese werden capreolus
genannt, dies heißt übersetzt Rehgeweih. Diese Käfer haben natürlich
auch kleinere Kiefer, sind im ganzen auch schwächer. Das hat auch mit
der Nahrungsaufnahme der Larven zu tun, die weniger Nahrung finden und
die Entwicklung verlief schneller.
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Früher dachte man, es wären zwei verschiedene Käferarten. |
Hirschkäfer-Weibchen
zum unterscheiden der beiden Geschlechter |
Bild: © Naturfoto Frank Hecker |
Natürlich war dieses Prachtexemplar von
Hirschkäfer-Männchen gleich von der ganzen Familie umringt und wurde
von allen Seiten fotografiert. Nachdem die letzten Wassertropfen von
ihm abgeperlt waren, setzte ich den Käfer an die Rinde einer meiner
Eichen und schon "kletterte" der Käfer den Stamm aufwärts. Jedes Jahr
können wir Hirschkäfer, an den lauen Abenden, im Juni und Juli an uns
vorbeibrummen sehen, die tagsüber fast regungslos in unseren Eichen
ausharren. Trotz ihrer stattlichen Größe können diese großen Käfer gut
fliegen.
Bei uns in Deutschland ist der Hirschkäfer noch
gut verbreitet, das liegt auch an den alten vorkommenden
Eichenwälder. Die Hirschkäfer, sind die größten europäischen
Käfer und bei uns in Deutschland besonders geschützt. Hirschkäfer
werden in der
bundesweiten Roten Liste als "stark gefährdet" gelistet und sind auch
nach der Bundesartenschutzverordnung "besonders geschützt". Dieser
Schutz gilt auch für seine Entwicklungsstadien und Nester, denn die
engerlingsartigen Larven benötigen Jahre, bis zu acht Jahren, für ihre
Entwicklung, die wohl mit der Nahrungsbeschaffenheit zusammenhängt und
sind nach der letzten Häutung rund 11 Zentimeter lang.
Vielleicht ist "unserem" Hirschkäfer
folgendes passiert: Da die Kiefer der Männchen vor allem im
Kampf um ein Weibchen eingesetzt werden und diese Kämpfe oft
dramatsich verlaufen können, muss der Verlierer oft ramponiert
den Platz verlassen oder wird einfach vom Baum "geworfen". Es
könnte sein, dass so etwas passiert ist und der Hirschkäfer
fiel in den Teich. |
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Bild: © Björn Neckermann |
Das Männchen hat das unfreiwillge Bad gut überstanden |
Nach der Paarung legt das Weibchen etwa 20 Eier bis zu 75
Zentimeter tief in den Boden, wobei sich das Weibchen, vor der
Eiablage, in den Boden eingräbt. Die Larve entwickelt sich im
modernden Holz und in den Wurzeln alter Stümpfe und Stämme von Eichen.
Nur selten auch von Buchen und verschiedenen Weidenarten. Bis zu acht
Jahre verbringen Hirschkäfer als Larve im Totholz, bevor sie sich für
die Verpuppung in den Boden graben. Die Larve ist blind und wächst bis
zu einer Länge von 10 Zentimetern heran. Vor dem Verpuppen verläßt die
Larve das Holz und gräbt sich bis zu 20 Zentimeter tief in den Boden
hinein.
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Der Hirschkäfer ist kein Schädling. Grund für den Rückgang
ist die Zerstörung des Lebensraumes, so z.B. durch die
intensive Forstwirtschaft. Erst in letzter Zeit werden die
Strünke stehen gelassen, löchrige Bäume und auch große Äste im
Wald verbleiben inzwischen dort. |
Hirschkäfer krabbelt den Stamm empor |
Bild: © Björn Neckermann |
Dort verpuppt sich die Larve in einer faustgroßen Kammer, die
sie innen gut ausglättet und in der sie sich zur Puppe verwandelt.
Dort könnte man schon erkennen, ob aus der Puppe ein Weibchen oder ein
Männchen schlüpft. Die Entwicklung als Puppe dauert ca. 60 Tage. Die
Imagines schlüpfen zwar im Herbst, verweilen aber während des Winters
im Boden und beißen sich im Juni des kommenden Jahres an die
Oberfläche.
Was lange nicht bekannt war: Nehmen erwachsene
Tiere überhaupt Nahrung auf? Dies kann man heute mit J a bestätigen.
Ausgewachsene Käfer saugen den Saft von verletzten Bäumen auf und zwar
mit ihrer gelblich behaarten Zunge. Während die Weibchen, mit ihren
kleinen Kieferzangen in der Lage sind, selbst Saftstellen
aufzubeißen, müssen die Männchen fließende Saftstellen finden. Dabei
orientieren sie sich mit ihrem Geruchssinn. Larven ernähren sich von
pflanzlichen Stoffen in morschen Baumstubben oder im Wurzelwerk der
alten Eichen.
Ordnung |
Familie |
Gattung |
Art |
Käfer |
Schröter |
L u c a n u s* |
Hirschkäfer |
* Lucanus ist eine Gattung der Käfer. Es sind etwa 90 Arten
bekannt.
Hirschkäfer kommen in Süd-, Mittel- und Westeuropa,
nördlich bis in den Süden Schwedens, vor.
Lucanus cervus, kommt
aus dem lateinischen. Lucanus = Waldbewohner und cervus = Hirsch.
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