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Der Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis)
Der Zwergtaucher
ist eine Art
aus der Familie der Lappentaucher, er ist auch gleichzeitig
der kleinste europäische Lappentaucher. Man sieht ihn am ehesten im
Winterhalbjahr, dann allerdings nur in seinem Schlichtkleid. Diese
etwa amselgroßen
Vögel
wirken in Ruhe, wenn sie die hellen, dichten Federn am
Körperhinterende aufplustern, ausgesprochen rundlich. In der
Winterzeit, bin ich oft am Main unterwegs um diesen kleinen
Lappentaucher beobachten zu können. Wenn es sehr kalt wird und die
Flüsse beginnen zuzufrieren, dann konnte ich die Zwergtaucher von der
Alten Mainbrücke aus in Würzburg, beobachten, wie diese nach kleinen
Fischen tauchten.
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Der kleine Lappentaucher ist in
Europa häufig anzutreffen. Durch seine versteckte Lebensweise
während der Brut wird er jedoch meist übersehen.
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Zwergtaucher im Schlichtkleid - Oberseite dunkelbraun -
Unterseite sandfarben |
Bild: Gunter Zieger |
Ab Herbst
schwimmen
sie offen auf Seen, gern in einer vom Wellenschlag
geschützten Bucht, oder nahe am Ufer, in ruhigen Flussaltwässern, auf
Stauseen, auch auf langsam fließenden Kanälen oder in Hafenbecken. Er
hält sich aber stets abseits, an Futterstellen sich drängelnden
Wasservögel. Meist erscheinen
sie
pünktlich ab Herbst jedes Jahr an ganz bestimmten Stellen,
zumeist einzeln oder in kleinen Gruppen. Werden sie gestört,
verschwinden sie rasch unter Wasser. Werden sie zum Auffliegen
gezwungen, müssen diese kleinen Wasservögel erst 15 - 20 Meter übers
Wasser laufen, ehe sie sich auf ihren kleinen runden Flügeln in die
Luft erheben können. Meist gehen sie aber nach einer kleinen
Flugstrecke an einer geschützten Stelle wieder runter.
Im
Sommerhalbjahr ist der Zwergtaucher oft nur sehr schwer zu
beobachten, da er sich geschickt zwischen den Wasserpflanzen
versteckt. Im Prachtkleid ist der Oberkopf sowie Hinterhals
schwarz bis schwarzbraun. Die Kopfseiten, Kehle und Vorderhals
kastanienbraun. Der Schnabelwinkel ist dann grünlich gelb.
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Bild:
Raimund Linke |
Zwergtaucher im Prachtkleid |
Seine Verbreitung und Lebensraum sind das mittlere und
südliche Eurasien, Afrika und Madagaskar. In Mitteleuropa befinden
sich große Populationen in Portugal, Großbritannien, Irland, Polen,
Ungarn und Rumänien. Das europäische Brutgebiet erstreckt sich entlang
der atlantischen Küste Norwegens bis zum 63. Breitengrad. Außerdem
brütet der Zwergtaucher im Süden von Finnland und Estland. Für Bayern
wird eine Bestandsschätzung von bis zu 3.600 BP gegenüber von bis zu
1750 BP für den Zeitraum 1996/99 angenommen. Es ist anzunehmen, dass
die Zwergtaucher durch die Entstehung neuer Gewässer profitiert haben
und daher auch die Zunahme zu erklären ist. In weiten Teilen Europas
ist der Zwergtaucher ein noch häufiger Brutvogel. Aber Störungen in
seinem Bruthabitat, Veränderungen der Gewässergüte, dadurch auch
fehlendes Nahrungsangebot, machen es dem kleinen Lappentaucher nicht
leichter.
Alles über den
Zwergtaucher in Kurzform:
Größe: ungefähr
einer Amsel;
Länge: ca. 26 - 29 cm; Flügelspannweite: ca.
40 - 45 cm; Gewicht: 130 - 236 g; Brutzeit:
April bis Juli, vereinzelt März bis Anfang September;
Jahresbruten: 2 (manchmal auch 3); Gelegegröße:
zumeist 5 - 6 anfangs weiße Eier; verfärben sich später
bräunlich. Brutdauer: 21 - 24 Tage (bei ständigen
Störungen länger) Nestlingszeit: Zwergtaucher sind
Nestlingsflüchter, können ab dem 1.Tag tauchen, werden
gelegentlich auf dem elterlichem Rücken getragen, ab dem 7.
Tag können sie schwimmen. Nahrung: Im Wasser lebende
Insekten und ihre Larven, Kaulquappen, Schnecken und andere
kleine Wassertiere. Im Winter besteht die Nahrung
hauptsächlich aus kleinen bis 10 cm großen Fischen.
Max. Lebensdauer: 17 Jahre
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Ihr Nest, ein kleiner Haufen aus nassen Pflanzenteilen,
legen die kleinen Taucher als schwimmende kleine Plattform an, die
zwischen dicht stehenden Binsen, Seggen, Rohrkolben oder Schilf Halt
findet. Rasche Wasserstandsänderungen können den Brutvögeln schwer zu
schaffen machen. Am Bau des Nestes sind beide Elternvögel beteiligt.
Wenn die Alttiere während der Brutzeit das Nest verlassen, decken sie
die Eier mit Nestmaterial ab. Die Brutzeit beginnt zumeist im April
und kann bis August ausgedehnt sein. Das Gelege besteht aus 5 - 6
Eiern. Beide Altvögel sind an der Brut beteiligt und die Bebrütung
beginnt mit der Ablage des ersten Eies. Die Küken schlüpfen nach
einer Brutzeit von 21 bis 24 Tagen und werden von beiden Alttieren
gefüttert. Dabei wird die Nahrungsübergabe von Schnabel zu Schnabel
durchgeführt. Die gestreiften Jungen werden gelegentlich auf dem
Rücken der Elterntiere getragen, allerdings kommt dies bei den
Zwergtauchern weniger vor, als z.B. bei den Haubentauchern. Zum Ruhen
suchen die Jungtiere stetig das Nest auf. Die jungen Zwergtaucher sind
etwa in einem Alter von 30 bis 40 Tagen selbständig, jedoch verbleiben
sie in der Nähe der Elterntiere. Flügge sind sie in einem Alter von 44
bis 48 Tagen. Während das Weibchen bereits zum zweiten Mal brütet,
kümmert sich das Männchen noch um die Jungen der ersten Brut. Durch
seinen lauten, leicht an und abschwellenden Triller verrät der sehr
versteckt lebende Zwergtaucher seine Anwesenheit. Sein Ruf ist zu
allen Jahresteilen zu hören und während der Balz im Frühjahr wird
dieser nicht selten von beiden Partnern gleichzeitig als Duettgesang
vorgetragen.
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Zum Tauchen nach Nahrung machen die
Zwergtaucher einen kräftigen Satz nach vorn, wobei sie
manchmal mit dem gesamten Körper aus dem Wasser auftauchen,
ehe sie mit dem Kopf und dem Hals voran eintauchen.
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Zwergtaucher ernähren sich überwiegend von Insekten,
Weichtieren, Krebsen und Kaulquappen |
Bild: Gunter Zieger |
Wasserlebende Insekten und ihre Larven bilden die wichtigste
Nahrung des Zwergtauchers. Daneben werden Kaulquappen, Schnecken und
andere kleine Wassertiere erbeutet. Fische bilden im Sommerhalbjahr
keine Bedeutung. Im Winterhalbjahr sind diese dann aber eine wichtige
Nahrungsquelle. Bei Störungen tauchen Zwergtaucher sofort unter.
Werden sie zum Auffliegen gezwungen, müssen sie zuerst 15 - 20 Meter
über das Wasser laufen, ehe sie sich auf ihren kleinen Flügeln in die
Luft erheben können. Meist fallen sie bald wieder an einer geschützten
Bucht oder Seitenarm ein. Zwergtaucher haben sichtlich Mühe größere
Entfernungen im Flug zu überwinden.
Die Jungtiere
weisen weißliche Streifen hinter dem Auge, an den Ohrdecken
sowie am Kinn auf. Der Hinterhals und der Rücken sind
schwarzbraun. Die Mitte der Körperunterseite ist weiß und
deutlich von den dunklen Flanken abgesetzt. Die Iris ist
braun. Ihr Schnabel ist zunächst gelblichrosa, aber ohne
irgendwelche Abzeichen. |
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Bild:
Gunter Zieger |
Jungvögel des Zwergtauchers
haben dunkle und kurze Streifen an den Wangen |
Obwohl man Zwergtaucher das ganze Jahr über in Mitteleuropa antrifft
und die Vögel als schlechte Flieger gelten, sind viele von ihnen
Zugvögel, die vom Norden und Osten Europas bis in die Mittelmeerländer
wandern. Die längsten bisher nachgewiesenen Zugstrecken erreichen fast
1000 Kilometer. Nach Südwesten nimmt aber der Anteil der Zugvögel
deutlich ab. In der Regel sind die Taucher nachts auf Wanderung. Wenn
die Rastgewässer vereisen, müssen sie mitunter rasch das Weite suchen
und sind wohl auch tagsüber unterwegs.
Zu
Populationseinbrüchen bei den Zwergtauchern, kann es vor allem
auf Grund von kalten Wintern kommen. Auch
Wasserstandsschwankungen führen zu einem verringerten
Bruterfolg.
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Bild:
Gunter Zieger |
Der Zwergtaucher ist in Bayern
noch nicht gefährdet, bleibt zu hoffen, dass es auch so bleibt |
Aaskrähe und Rohrweihe gehören zu den Prädatoren, die offen
liegende Nester ausrauben. Die Zwergtaucherküken werden häufiger auch
von Hecht und Wels attackiert. Aber insbesondere die Vernichtung
der natürlichen Lebensräume und die Trockenlegung von Sümpfen und
Auenlandschaften, sowie die Bereinigung von Verlandungszonen haben den
Zwergtaucher in weiten Teilen seiner Verbreitungsgebiete selten werden
lassen. Daneben spielt die Verschlechterung der Habitate durch
Intensivierung der Fischwirtschaft, Eutrophierung und Verschmutzung
der Gewässer, Schilfsterben und Zusammenbruch der Weißfischbestände
sowie die Störungen durch Freizeitaktivitäten wie Angeln, Wassersport
und Badebetrieb eine Rolle. Auch die Ausbringung von
Schädlingsbekämpfungsmitteln wie Pestizide setzen dem Lappentaucher
zusätzätzlich stark zu. Da diese Gifte über die Nahrung aufgenommen
werden. In der Nähe von Siedlungsräumen stellen Überlandstromleitungen
und hohe Antennen eine Gefahr dar. Streckenweise bedrocht auch der
Tourismus das ungestörte Brüten der Vögel. Der Zwergtaucher ist nicht
durch das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt. In der Roten
Liste der IUCN wird die Art als potenziell gefährdet geführt.
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Zwergtaucher, aber auch andere
Wasservögel, profitieren durch die Anlage neuer Gewässer mit
beruhigten Zonen und zu Teilen auch mit naturnahen
Uferbereichen. |
Zwergtaucher leben an stillen Gewässern, wie Seen und größeren
Teichen. |
Bild: Gunter Zieger |
Der Zwergtaucher gilt als eine der Arten, die vom Klimawandel
besonders betroffen sein wird. Ein Forschungsteam, das im Auftrag der
britischen Umweltbehörde und der Royal Society for the Protection of
Birds die zukünftige Verbreitungsentwicklung von europäischen
Brutvögeln auf Basis von Klimamodellen untersuchte, geht davon aus,
dass sich bis zum Ende des 21. Jahrhunderts das Verbreitungsgebiet des
Zwergtauchers deutlich verändern wird. Das Verbreitungsgebiet wird
sich nach dieser Prognose um etwa ein Drittel verkleinern und
gleichzeitig nach Norden verschieben. Zu den möglichen künftigen
Verbreitungsgebieten zählen die mittlere Region Schwedens, sowie ein
großer Teil Finnlands. Das Verbreitungsgebiet wird nach diesen
Prognosen auch Island und die Küste Norwegens umfassen. Dagegen geht
ein großer Teil des Verbreitungsgebietes auf der Iberischen Halbinsel
und an der nödrlichen Mittelmeerküste verloren.
Dem
Zwergtaucher dienen seine große Füße im Wasser als Antrieb. An
Land hingegen wirken sie eher unbeholfen. |
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Bild:
Gunter Zieger |
Zwergtaucher sind exzellente
Schwimmer und Taucher |
Der Zwergtaucher ist in Bayern nicht gefährdet,
allerdings ist nur ein kleiner Teil der potenziellen Brutplätze
besiedelt. Die Ursache dafür ist der Verlust an geeigneten
Bruthabitaten infolge von Teichentlandungen, Beseitigung von
Röhrichtzonen, dichtem Besatz von Hechten und Welsen, oder auch
infolge häufiger, freizeitbedingter Störungen, vor allem durch das
Angeln im Bereich von Schilfbeständen. Der Brutbestand in Bayern
beträgt ca. 1.050 - 1.750 BP.
Klasse: |
Ordnung: |
Familie: |
Art: |
Vögel |
Lappentaucherartige |
Lappentaucher |
Zwergtaucher |
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