HW4
Greifvögel
Streuobst
Biotoppflege
Ornithologie
Insekten
Sie sind hier: Kontakt > Lokales > Zwergtaucher

Datenschutz
Impressum
Formular
Lokales
Links




 Der Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis)


Der Zwergtaucher ist eine Art aus der Familie der Lappentaucher, er ist auch gleichzeitig der kleinste europäische Lappentaucher. Man sieht ihn am ehesten im Winterhalbjahr, dann allerdings nur in seinem Schlichtkleid. Diese etwa amselgroßen Vögel wirken in Ruhe, wenn sie die hellen, dichten Federn am Körperhinterende aufplustern, ausgesprochen rundlich. In der Winterzeit, bin ich oft am Main unterwegs um diesen kleinen Lappentaucher beobachten zu können. Wenn es sehr kalt wird und die Flüsse beginnen zuzufrieren, dann konnte  ich die Zwergtaucher von der Alten Mainbrücke aus in Würzburg, beobachten, wie diese nach kleinen Fischen tauchten.

 
Der Zwergtaucher lebt während der Brutzeit sehr versteckt (Bildreferent: Gunther Zieger)
Der kleine Lappentaucher ist in Europa häufig anzutreffen. Durch seine versteckte Lebensweise während der Brut wird er jedoch meist übersehen.
Zwergtaucher im Schlichtkleid - Oberseite dunkelbraun - Unterseite sandfarben Bild: Gunter Zieger


Ab Herbst schwimmen sie offen auf Seen, gern in einer vom Wellenschlag geschützten Bucht, oder nahe am Ufer, in ruhigen Flussaltwässern, auf Stauseen, auch auf langsam fließenden Kanälen oder in Hafenbecken. Er hält sich aber stets abseits, an Futterstellen sich drängelnden Wasservögel. Meist erscheinen sie pünktlich ab Herbst jedes Jahr an ganz bestimmten Stellen, zumeist einzeln oder in kleinen Gruppen. Werden sie gestört, verschwinden sie rasch unter Wasser. Werden sie zum Auffliegen gezwungen, müssen diese kleinen Wasservögel erst 15 - 20 Meter übers Wasser laufen, ehe sie sich auf ihren kleinen runden Flügeln in die Luft erheben können. Meist gehen sie aber nach einer kleinen Flugstrecke an einer geschützten Stelle wieder runter.




Im Sommerhalbjahr ist der Zwergtaucher oft nur sehr schwer zu beobachten, da er sich geschickt zwischen den Wasserpflanzen versteckt.
Im Prachtkleid ist der Oberkopf sowie Hinterhals schwarz bis schwarzbraun. Die Kopfseiten, Kehle und Vorderhals kastanienbraun. Der Schnabelwinkel ist dann grünlich gelb.


Zwergtaucher in seinem Prachtkleid (Bild: Raimund Linke)
Bild: Raimund Linke Zwergtaucher im Prachtkleid


Seine Verbreitung und Lebensraum sind das mittlere und südliche Eurasien, Afrika und Madagaskar. In Mitteleuropa befinden sich große Populationen in Portugal, Großbritannien, Irland, Polen, Ungarn und Rumänien. Das europäische Brutgebiet erstreckt sich entlang der atlantischen Küste Norwegens bis zum 63. Breitengrad. Außerdem brütet der Zwergtaucher im Süden von Finnland und Estland. Für Bayern wird eine Bestandsschätzung von bis zu 3.600 BP gegenüber von bis zu 1750 BP für den Zeitraum 1996/99 angenommen. Es ist anzunehmen, dass die Zwergtaucher durch die Entstehung neuer Gewässer profitiert haben und daher auch die Zunahme zu erklären ist. In weiten Teilen Europas ist der Zwergtaucher ein noch häufiger Brutvogel. Aber Störungen in seinem Bruthabitat, Veränderungen der Gewässergüte, dadurch auch fehlendes Nahrungsangebot, machen es dem kleinen Lappentaucher nicht leichter.


Alles über den Zwergtaucher in Kurzform:

Größe: ungefähr einer Amsel;
Länge: ca. 26 - 29 cm;
Flügelspannweite: ca. 40 - 45 cm;
Gewicht: 130 - 236 g;
Brutzeit: April bis Juli, vereinzelt März bis Anfang September;
Jahresbruten: 2 (manchmal auch 3);
Gelegegröße: zumeist 5 - 6 anfangs weiße Eier; verfärben sich später bräunlich.
Brutdauer: 21 - 24 Tage (bei ständigen Störungen länger)
Nestlingszeit: Zwergtaucher sind Nestlingsflüchter, können ab dem 1.Tag tauchen, werden gelegentlich auf dem elterlichem Rücken getragen, ab dem 7. Tag können sie schwimmen.
Nahrung: Im Wasser lebende Insekten und ihre Larven, Kaulquappen, Schnecken und andere kleine Wassertiere. Im Winter besteht die Nahrung hauptsächlich aus kleinen bis 10 cm großen Fischen.
Max. Lebensdauer: 17 Jahre



Ihr Nest, ein kleiner Haufen aus nassen Pflanzenteilen, legen die kleinen Taucher als schwimmende kleine Plattform an, die zwischen dicht stehenden Binsen, Seggen, Rohrkolben oder Schilf Halt findet. Rasche Wasserstandsänderungen können den Brutvögeln schwer zu schaffen machen. Am Bau des Nestes sind beide Elternvögel beteiligt. Wenn die Alttiere während der Brutzeit das Nest verlassen, decken sie die Eier mit Nestmaterial ab. Die Brutzeit beginnt zumeist im April und kann bis August ausgedehnt sein. Das Gelege besteht aus 5 - 6 Eiern. Beide Altvögel sind an der Brut beteiligt und die Bebrütung beginnt mit der Ablage des ersten Eies.
Die Küken schlüpfen nach einer Brutzeit von 21 bis 24 Tagen und werden von beiden Alttieren gefüttert. Dabei wird die Nahrungsübergabe von Schnabel zu Schnabel durchgeführt. Die gestreiften Jungen werden gelegentlich auf dem Rücken der Elterntiere getragen, allerdings kommt dies bei den Zwergtauchern weniger vor, als z.B. bei den Haubentauchern. Zum Ruhen suchen die Jungtiere stetig das Nest auf. Die jungen Zwergtaucher sind etwa in einem Alter von 30 bis 40 Tagen selbständig, jedoch verbleiben sie in der Nähe der Elterntiere. Flügge sind sie in einem Alter von 44 bis 48 Tagen.
Während das Weibchen bereits zum zweiten Mal brütet, kümmert sich das Männchen noch um die Jungen der ersten Brut.
Durch seinen lauten, leicht an und abschwellenden Triller verrät der sehr versteckt lebende Zwergtaucher seine Anwesenheit. Sein Ruf ist zu allen Jahresteilen zu hören und während der Balz im Frühjahr wird dieser nicht selten von beiden Partnern gleichzeitig als Duettgesang vorgetragen.


Zwergtaucher ernähren sich im Sommer überwiegend von Insekten und Kaulquappen (Bild: Gunter Zieger)
Zum Tauchen nach Nahrung machen die Zwergtaucher einen kräftigen Satz nach vorn, wobei sie manchmal mit dem gesamten Körper aus dem Wasser auftauchen, ehe sie mit dem Kopf und dem Hals voran eintauchen.
Zwergtaucher ernähren sich überwiegend von Insekten, Weichtieren, Krebsen und Kaulquappen Bild: Gunter Zieger


Wasserlebende Insekten und ihre Larven bilden die wichtigste Nahrung des Zwergtauchers. Daneben werden Kaulquappen, Schnecken und andere kleine Wassertiere erbeutet. Fische bilden im Sommerhalbjahr keine Bedeutung. Im Winterhalbjahr sind diese dann aber eine wichtige Nahrungsquelle. Bei Störungen tauchen Zwergtaucher sofort unter. Werden sie zum Auffliegen gezwungen, müssen sie zuerst 15 - 20 Meter über das Wasser laufen, ehe sie sich auf ihren kleinen Flügeln in die Luft erheben können. Meist fallen sie bald wieder an einer geschützten Bucht oder Seitenarm ein. Zwergtaucher haben sichtlich Mühe größere Entfernungen im Flug zu überwinden.


Die Jungtiere weisen weißliche Streifen hinter dem Auge, an den Ohrdecken sowie am Kinn auf. Der Hinterhals und der Rücken sind schwarzbraun. Die Mitte der Körperunterseite ist weiß und deutlich von den dunklen Flanken abgesetzt. Die Iris ist braun. Ihr Schnabel ist zunächst gelblichrosa, aber ohne irgendwelche Abzeichen. Die Jungvögel des Zwergtauchers haben dunkle und kurze Streifen an den Wangen (Bild: Gunter Zieger)
Bild: Gunter Zieger Jungvögel des Zwergtauchers haben dunkle und kurze Streifen an den Wangen


Obwohl man Zwergtaucher das ganze Jahr über in Mitteleuropa antrifft und die Vögel als schlechte Flieger gelten, sind viele von ihnen Zugvögel, die vom Norden und Osten Europas bis in die Mittelmeerländer wandern. Die längsten bisher nachgewiesenen Zugstrecken erreichen fast 1000 Kilometer. Nach Südwesten nimmt aber der Anteil der Zugvögel deutlich ab. In der Regel sind die Taucher nachts auf Wanderung. Wenn die Rastgewässer vereisen, müssen sie mitunter rasch das Weite suchen und sind wohl auch tagsüber unterwegs.


Zu Populationseinbrüchen bei den Zwergtauchern, kann es vor allem auf Grund von kalten Wintern kommen. Auch Wasserstandsschwankungen führen zu einem verringerten Bruterfolg.
Der Zwergtaucher ist in Bayern noch nicht gefährdet (Bild: Gunter Zieger)
Bild: Gunter Zieger Der Zwergtaucher ist in Bayern noch nicht gefährdet, bleibt zu hoffen, dass es auch so bleibt


Aaskrähe und Rohrweihe gehören zu den Prädatoren, die offen liegende Nester ausrauben. Die Zwergtaucherküken werden häufiger auch von Hecht und Wels attackiert.
Aber insbesondere die Vernichtung der natürlichen Lebensräume und die Trockenlegung von Sümpfen und Auenlandschaften, sowie die Bereinigung von Verlandungszonen haben den Zwergtaucher in weiten Teilen seiner Verbreitungsgebiete selten werden lassen. Daneben spielt die Verschlechterung der Habitate durch Intensivierung der Fischwirtschaft, Eutrophierung und Verschmutzung der Gewässer, Schilfsterben und Zusammenbruch der Weißfischbestände sowie die Störungen durch Freizeitaktivitäten wie Angeln, Wassersport und Badebetrieb eine Rolle. Auch die Ausbringung von Schädlingsbekämpfungsmitteln wie Pestizide setzen dem Lappentaucher zusätzätzlich stark zu. Da diese Gifte über die Nahrung aufgenommen werden. In der Nähe von Siedlungsräumen stellen Überlandstromleitungen und hohe Antennen eine Gefahr dar. Streckenweise bedrocht auch der Tourismus das ungestörte Brüten der Vögel. Der Zwergtaucher ist nicht durch das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt. In der Roten Liste der IUCN wird die Art als potenziell gefährdet geführt.


Zwergtaucher benötigen ungestörte Habitate an Gewässern (Bild: Gunter Zieger) Zwergtaucher, aber auch andere Wasservögel, profitieren durch die Anlage neuer Gewässer mit beruhigten Zonen und zu Teilen auch mit naturnahen Uferbereichen.
Zwergtaucher leben an stillen Gewässern, wie Seen und größeren Teichen. Bild: Gunter Zieger


Der Zwergtaucher gilt als eine der Arten, die vom Klimawandel besonders betroffen sein wird. Ein Forschungsteam, das im Auftrag der britischen Umweltbehörde und der Royal Society for the Protection of Birds die zukünftige Verbreitungsentwicklung von europäischen Brutvögeln auf Basis von Klimamodellen untersuchte, geht davon aus, dass sich bis zum Ende des 21. Jahrhunderts das Verbreitungsgebiet des Zwergtauchers deutlich verändern wird. Das Verbreitungsgebiet wird sich nach dieser Prognose um etwa ein Drittel verkleinern und gleichzeitig nach Norden verschieben. Zu den möglichen künftigen Verbreitungsgebieten zählen die mittlere Region Schwedens, sowie ein großer Teil Finnlands. Das Verbreitungsgebiet wird nach diesen Prognosen auch Island und die Küste Norwegens umfassen. Dagegen geht ein großer Teil des Verbreitungsgebietes auf der Iberischen Halbinsel und an der nödrlichen Mittelmeerküste verloren.


Dem Zwergtaucher dienen seine große Füße im Wasser als Antrieb. An Land hingegen wirken sie eher unbeholfen. Zwergtaucher sind exzellente Schwimmer und Taucher (Bild: Gunter Zieger)
Bild: Gunter Zieger Zwergtaucher sind exzellente Schwimmer und Taucher


Der Zwergtaucher ist in Bayern nicht gefährdet, allerdings ist nur ein kleiner Teil der potenziellen Brutplätze besiedelt. Die Ursache dafür ist der Verlust an geeigneten Bruthabitaten infolge von Teichentlandungen, Beseitigung von Röhrichtzonen, dichtem Besatz von Hechten und Welsen, oder auch infolge häufiger, freizeitbedingter Störungen, vor allem durch das Angeln im Bereich von Schilfbeständen. Der Brutbestand in Bayern beträgt ca. 1.050 - 1.750 BP.
 

Klasse: Ordnung: Familie: Art:
Vögel Lappentaucherartige Lappentaucher Zwergtaucher



Zurück
 


- letzte Aktualisierung: Dienstag, 16. April 2024 -
Unsere Seiten sind optimiert für Internet Explorer 8.0 und Firefox 3.6 bei einer Auflösung von 1024x768 Pixel
© Umweltfreunde Würzburg - Ochsenfurt 2018