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Der jüdische Friedhof zu Aub -
die jüdische Gemeinde zu Aub |
Aub gehört zu den Orten in Bayern dessen
Lokalgeschichte von den Siedlungsanfängen an durch jüdische Kultur und
Religion mitgeprägt worden ist.
Wie einige Quellen ausweisen, bestand schon seit dem hohen Mittelalter
eine jüdische Gemeinde in Aub. Sie darf zu den ältesten deutschen
Judengemeinden gezählt werden, die ohne nennenswerte Unterbrechungen
bis ins 20 Jhdt. hinein bestanden hat.
Seit dem Mittelalter, die Einwanderung soll im 12. Jhdt. stattgefunden
haben, waren die Juden zahlreich in Mainfranken ansässig. Sie
siedelten entlang der damaligen Fernstraßen und verdienten zum größten
Teil mit Handel ihren Lebensunterhalt. Vor allem in städtischen
Zentren wie Würzburg und Rothenburg entstanden zu dieser Zeit blühende
Gemeinden.
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Der jüdische Friedhof zu Aub. Der
erste Friedhof, natürlich außerhalb der damaligen Stadtmauer
liegt ganz in der Nähe. Heute ist dort ein Gedenkstein
errichtet.
3 gefallene Mitglieder der jüdischen
Gemeinde waren im 1.Weltkrieg zu betrauern. |
Der
jüdische Friedhof zu Aub |
Bild: Manfred Müller |
Auch in Aub, das sich allmählich zur Rast- und
Durchfahrtsstation an der Kreuzung wichtiger Fernhandelsstraßen
entwickelte, fanden jüdische Handelsleute mit ihren Familien unterhalb
der Fronveste im 13. Jhdt. ihren Wohnsitz. (Vom Schloss aus linke
Seite abwärts bis zum Spital). Eine Judengasse gibt es auch heute
noch.
Alte
Grabsteine mit... |
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Bild:
Manfred Müller |
Alte Grabsteine zeugen noch
von der einstigen jüdischen Gemeinde in Aub |
Doch auch die Auber jüdischen Bürger mussten unter den
Judenverfolgungen der darauffolgenden Jahrhunderte sehr leiden.
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... berühmten Namen. |
Da Aub zu
dieser Zeit nicht ganz würzburgerisch war kamen jüdische
Bürger aus dem ganzen damaligen Reich nach Aub |
Bild: Manfred Müller |
Es ist davon auszugehen, dass die günstige
Verkehrslage erneut Juden den Anreiz bot sich in Aub anzusiedeln, um
mit Handel jeglicher Art ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Mit dem Versprechen ihnen Schutz zu gewähren, wurden sie ganz gezielt
von der Ortsherrschaft, den Grafen von Hohenlohe-Brauneck und deren
Nachfolgern aus finanziellen Gründen hierher geholt.
Spätestens ab 1550 lassen sich durch das Memorbuch (eine der ältesten
Traditionen des Totengedenkens im Judentum) der jüdischen
Kultusgemeinde Aub geschichtlich bedeutsame Ereignisse nachweisen. Es
wurde am 15. Juni 1608 von Sofer Chajim ben Nathan Levi angelegt und
enthält Nachträge, die bis etwa 1550 zurückreichen dürften.
Dadurch das Aub nicht nur würzburgerisch war, ist
Tatsache, dass in der Mitte des 17. Jhdt. die Gemeinde Aub als einzige
ruhig weiter blühte.
Bis 1810 war die jüdische Bevölkerung Aubs in deutschordische und
würzburgische Judenfamilien eingeteilt.
Die Emanzipationsgesetze machten es erforderlich, dass 1817 alle Auber
Schutzjuden bei der Matrikeleinschreibung (Verzeichnis von Personen
und Familien) einen deutschen Familiennamen annehmen mussten. Bis zu
diesem Zeitpunkt hatten die Juden nur einen Vornamen getragen, dem der
des Vaters beigefügt worden war. Manche gewählte Familiennamen wie
Oppenheimer, Mannheimer, Heidelberger oder Rödelberger, lassen wohl
auf den Herkunftsort der Familie schließen.
Max Aub, selbst war nicht aus Aub, aber er ist, wie auch der Rabbiner
Joseph Aub, Nachkomme eines Abraham Meyer aus Aub, der Mitte des 18.
Jahrhunderts den Namen seiner einstigen Heimatstadt als Familiennamen
annahm.
Andere Namen, wie z.B. Mandelbaum werden wohl Symbole aufgegriffen
haben.
Dadurch wurde es den jüdischen Bürgern auch ermöglicht Handwerksberufe
zu erlernen oder eine Landwirtschaft zu betreiben. 1840 kam es zu
Gründungen von Warengeschäften.
1881 wurde
erstmals mit Julius Sichel ein Jude in den Auber Stadtrat
gewählt. |
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Bild:
Thomas Langhirt |
Viele jüdische Mitbürger
engagierten sich in ihrer Gemeinde |
Eines ist sehr interessant, wie stark diese
jüdische Kaufmanns- und Handelssprache den Auber Dialekt über
Jahrhunderte mitgeprägt hat, sind folgende noch heute gebräuchliche
Ausdrücke, die im Hebräischen ihren Ursprung haben:
Gewaaf (langes Gerede); Gegruhsch (unnütze Gegenstände); Masel
(Glück); Maloche (harte Arbeit); Meschugge (verrückt);
Schtuss (Unsinn); Schmu (Betrug); Schickse (Frau, mit zweifelhaftem
Ruf).
War die Ausschließung der Juden von der christlichen Umwelt über
Jahrhunderte eine oftmals selbst gewollte, unübersehbare Tatsache, so
erreichten die jüdischen Einwohner in Aub während des Kaiserreiches
(1870 - 1914) im großen Umfang die gesellschaftliche Eingliederung.
Sie nahmen praktisch in allen Gemeindebereichen Anteil und engagierten
sich in Vereinen zum Teil an führender Stelle.
Wirtschaftlicher Aufstieg und der Zuzug auswärtiger Judenfamilien
führten bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges zu einer Blütezeit der
Kultusgemeinde. 1911 ist sie als mit Abstand reichste Gemeinde im
Landkreis Ochsenfurt beschrieben.
Dann begannen die Hetzereien der Nationalsozialisten.
Die Folge dieser Ausgrenzungspolitik war der Wegzug und die
Auswanderung verschiedener Gemeindemitglieder. Aub zählte am
01.02.1933 noch 71 Personen jüdischen Glaubens, so waren es bis 1937
nur noch 52.
Der Pogrom vom 10.11.1938, wir wissen das alle, war der Beginn einer
Leidenszeit eines Teiles der deutschen Bevölkerung der in den
Gaskammern endete.
Die letzten jüdischen Mitbürger, meist ältere Menschen, verließen bis
zum 21.07.1939 Aub, in Richtung Würzburg, Neumarkt/Oberpfalz und
Frankfurt/Main.
Aus den Adressen der Wiedergutmachungsanträge nach 1945 lässt sich
herauslesen, dass Gott sei Dank einigen Familien auch noch von diesen
größeren Städten die Emigration gelang. Aber nicht alle konnten sich
vor dem Verfolgungswahn des NS-Regimes retten. Stellvertretend für die
Auber Juden, die in den KZs umgekommen sind, soll hier Abraham
Kannenmacher genannt sein. Sein Tod wird in einem Brief an die
Stadtgemeinde Aub angegeben. Abraham Kannenmacher war in der
israelitischen Kultusgemeinde Aub bis zuletzt Lehrer und Vorbeter
gewesen.
Ich selbst tue mir als 1954 geborener auch heute noch sehr schwer mit
dieser jüngeren deutschen Geschichte. Es macht mich wütend und zornig
über einen Teil in unserer Gesellschaft die alles leugnen und
vergessen haben möchte, in jeglicher Hinsicht.
Ich weiß von einem Brauch, auf jüdischen Friedhöfen. Dass man am Grab,
das man besucht einen Stein ablegt. Um zu sagen: "Ich war da". Ich
habe hier für uns Steine mitgebracht, um ein kleines Zeichen zu
setzen, auch "wir waren hier". Und wir vergessen es nicht, was
Menschen, Menschen angetan haben.
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Durch die Stadt Aub, liebevoll
gepflegter jüdischer Friedhof. |
Es darf
niemals in Vergessenheit geraten - auch wenn die letzten
Zeitzeugen nicht mehr leben |
Bild: Manfred Müller |
Vielen Dank an die Stadt Aub für die mir zur
Verfügung gestellten Daten, Zahlen und Fakten.
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