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Die Gefährdeten Allerweltsvogelarten - Teil:6 Das Rebhuhn (Perdix perdix) - der Tarnungskünstler In den 1970er Jahren konnte man das Rebhuhn noch gut in der Feldflur beobachten, wenn die Ketten niedrig über die Felder flogen. Im Winter konnte man ganze Völker noch beobachten und es war immer ein wunderbarer Anblick diesen Hühnervogel erleben zu können. Ab da ging es aber für das Rebhuhn in unserem Land steil berab. Die ausgeräumten Agrarflächen, mit ohne Deckung und Schutz für das Rebhuhn, einhergehend mit dem mangelnden Nahrungsangebot und der großflächige Einsatz von Agrochemikalien führten dazu, dass das Rebhuhn 1982 in die "Rote Liste der in Deutschland bedrohten Tierarten" aufgenommen wurde. 1991 wurde das Rebhuhn zum "Vogel des Jahres" gewählt um auf den dramatischen Bestandsrückgang und den Verlust seines Lebensraumes aufmerksam zu machen. Wie hieß es damals: "Mit dem Rebhuhn wurde ein Vogel des Jahres ernannt, die wie kaum eine andere geeignet ist, die aktuellen (1991) Probleme im Bereich des Naturschutzes aufzuzeigen". Was ich nicht verstehen kann, dass diese hochbedrohte Vogelart noch immer dem Jagdrecht unterliegt vom 1.September bis zum 15. Dezember können die Rebhühner bejagt werden! Aktuell gelten in Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Thüringen und im Saarland Jagdzeiten. Welch eine politische Bankrotterklärung!
In einem ornithologischen Buch aus den frühen 1980er Jahren war schon folgendes zu lesen: "Seit den 1950er Jahren sind die Bestände des Rebhuhns in weiten Teilen Europas sehr stark zurückgegangen, hauptsächlich wegen der Umgestaltung der früher reichstrukturierten Kleinfelder-Wirtschaft in eintönige landwirtschaftliche Produktionsflächen. Neben dem Verlust an ausreichender Nahrung durch die Vergiftung der Wildkräuter ist es vor allem der Mangel an Deckung, der sich katastrophal auf die Rebhuhnbestände auswirkt. Denn, nur wenn die nächste Deckungsmöglichkeit nicht weiter als dreihundert Meter entfernt ist, kann ein Rebhuhn einem angreifenden Habicht entfliehen". Das war 1980, das gilt für heute leider noch immer. 1991 wurde das Rebhuhn zum "Vogel des Jahres" ernannt, eben auch wegen der Rückgänge dieses Hühnervogels in unserer ausgeräumten Natur. Bisweilen ist es so, dass, so weit das Auge reicht, kein Baum, Strauch oder Busch mehr in dieser Kultursteppe mehr vorhanden ist. Es ist unglaublich aber wahr, dass der Bestand von 1980 bis 2016 um 94% gesunken ist.
Mit Ausnahme weiter Teile Skandinaviens und des nördlichen Russland sowie der größten Teile der Iberischen Halbinsel, aller Mittelmeerinseln und des südlichen Griechenland ist das Rebhuhn über ganz Europa verbreitet. In vielen Gebieten hat es durch die Landwirtschaft, mit ausreichender Deckung, das Areal erweitert. In Nordamerika und in Neuseeland wurde das Rebhuhn eingebürgert. Nach den Eiszeiten aus den Steppengebieten Asiens eingewandert, ist das Rebhuhn seit dem Beginn des Ackerbaus in Europa ein fester Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten findet es immer weniger reich strukturierten Lebensraum. Seine Zukunft hängt mehr und mehr hauptsächlich vom Menschen und seiner Form der Landnutzung ab.
In Bayern hat das Rebhuhn eine lückige Verbreitung, mit Schwerpunkten auf den Mainfränkischen Platten und dem Grabfeldgau, sowie im Donauraum und südlich davon im Niederbayerischen Hügelland. Im Alpenvorland und den Alpen ist das Rebhuhn nicht anzutreffen, da Rebhühner nur im Tiefland anzutreffen sind. Das besiedelte Gebiet endet wohl mit einer Höhe von 600 Metern. Der Steppenvogel hat in Mittel- und Westeuropa vor allem das offene Ackerland, Weidegebiete und die Heideflächen besiedelt, besonders in den klimatisch begünstigten Gebieten. Vor Jahrzehnten war das Rebhuhn hier im klimatisch gemäßigten Franken ein alltäglicher, vertrauter Anblick in den Feldfluren.
Der intensive Maschineneinsatz auch das Bearbeiten der Gräben und Ackerraine sorgt für hohe Verluste an Nestern und Küken. Meistens brüten die Rebhühner nur einmal im Jahr. Wir machen mit Rundschreiben an die Kommunen immer wieder darauf aufmerksam, doch die Gräben und Feldraine, die in kommunaler Hand sich befinden, doch erst im Spätsommer oder Herbst zu mähen oder zu schlegeln. Leider benötigt man hier einen langen Atem und das Umdenken setzt nur langsam ein.
Die Artenarmut in der ausgeräumten Kulturlandschaft verringert das Nahrungsangebot, das einerseits für die Altvögel eine Vielzahl an Pflanzen mit ihren Samen bereit halten muss, andererseits für die Jungenaufzucht und für die Sommernahrung der Altvögel ein reiches Insektenleben. Heute steht jede zweite Ackerwildkraut-Art in mindestens einem Bundesland Deutschlands auf der Roten Liste. In Deutschland gibt es mehr als 180 verschiedene Ackerwildkräuter, darunter so bekannte Arten wie Mohn oder die Kornblume. In Bayern sind mittlerweile fast 2/3 der Arten gefährdet. Dazu kommt, dass wir inzwischen rund 60% der Insektenmasse verloren haben.
So gut wie immer sieht man die Rebhühner auf dem Boden. Sie rennen rasch mit aufrecht gehaltenem Hals. Die Geschlechter sind weitgehend gleich gefärbt. Die Männchen tragen einen sichtbar deutlicheren dunkelbraunen, hufeisenförmigen Fleck. Im Prachtkleid hat das Männchen orangefarbenes bis rotbraunes Gefieder an der Stirn, den Kopfseiten sowie am Kinn und in den daran anschließenden Bereichen der Kehle. Das Weibchen dagegen zeigt ein blasser gefärbtes, gelblich rotbraunes Gesicht.
Rebhühner sind Bodenbrüter. Das Weibchen baut das Nest als Mulde in guter Deckung, das sind z.B. Weg- und Grabenränder, Feldraine, Hecken und Waldränder. Mitte April bis Juli, wobei der Schwerpunkt im Mai liegt, legt das Rebhuhn 10 bis 20 Eier. Wobei es nur zu einer Jahresbrut kommt, nur selten kommt es zu einer Zweitbrut.. Das Weibchen baut das Nest alleine.
Nach 23 bis 25 Tagen schlüpfen die Jungen, die mit 13 bis 14 weiteren Tagen fliegen können. Die jungen Rebhühner sind aber erst nach mehreren Wochen selbstständig. Nur bei einer andauernden Neststörung kommt es zu einer zweiten Brut.
In den ersten Lebenswochen wird das Rebhuhn vor allem von Insekten und deren Larven, wie Blattläuse, Schmetterlingsraupen, kleinen Käfern und Ameisen ernährt. Erwachsene Tiere bevorzugen pflanzliche Nahrung, wie grüne Pflanzenteile, Getreidekörner und die Samen von Wildkräutern. Hier sieht man, wie abhängig das Rebhuhn von einer vielfältigen Natur ist. Leer geräumte Agrarflächen können so nicht vom Rebhuhn besiedelt werden. Es fehlt an Deckungs- und Nahrungsmöglichkeiten.
Charakteristisch ist dabei der Anblick, wenn die Rebhuhn-Küken, unter der Führung der Elterntiere in einer Reihe (Kette) hintereinander über das Feld laufen.
Neben der ständigen Gefahr durch Prädatoren, wie Fuchs, Dachs, Marder und Greifvögel sind es aber auch streunende Hunde und Katzen, denen junge Rebhühner zum Opfer fallen. Gelege sind gefährdet durch Krähen, Marder und landwirtschaftliche Maschinen. Großen Einfluss auf die Rebhuhnbestände haben die Witterung und das Vorhandensein ausreichender Nahrung. Nasskaltes Wetter ist lebensgefährlich für die jungen Hühnervögel, denn ihr Gefieder durchnässt bei Dauerregen, sie sterben an Unterkühlung. Bei kurzen Regenschauern kann die Henne sie schützen, indem sie die jungen Küken unter ihre Flügel nimmt.
Der Revierruf des Männchens ist ein schnarrendes - girrhäk - das man am häufigsten in den frühen Morgen- und Abendstunden vernehmen kann. Kontakt- und Sammelruf ist ein - grrriweck - oder ein - kirrik -. Sowohl der deutsche, als auch der wissenschaftliche Name weißen lautmalerisch auf die Rufe und einfachen Gesänge der Art hin. Hier können Sie die Stimme des Rebhuhns hören Referent: Stefan Wehr
Was tun? Und was muss gefordert werden Zum Schutz des Rebhuhns sind Extensivierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft unumgänglich, die kleinparzellige Ackerflächen mit Feldrainen für ein ausreichendes Angebot an Nahrungspflanzen und Insekten schaffen. Es kann nicht sein, dass Hecken und Bäume gerodet werden, um besser die Zuckerrüben zu verladen. Der Einsatz von Düngemitteln, Herbiziden und Insektiziden ist ebenso deutlich einzuschränken, um Wildkräutern und den an sie angepassten Wirbellosen wieder eine Überlebenschance zu geben. Auch eine Erhöhung des Brachflächenanteils käme dem Rebhuhn zugute. Ebenso das zeitweilige Belassen von Stoppelfeldern, die heutzutage meist gleich nach der Ernte umgebrochen werden.
Es muss wieder mehr Struktur in die Kulturlandschaft geschaffen werden. Anpflanzung von Heckenlandschaften und Bäumen. Davon profitieren nicht nur die Rebhühner sondern viele andere Tiere der Feldflur. Heckensäume sind Wanderungswege der Tiere. Wo immer es möglich ist, sollten Blühwiesen entstehen. Die Mahd von Gräben und Böschungen, auch noch im Mai, sollten unterlassen werden. Und auf die unnütze Jagd auf das Rebhuhn, sollte angesichts der stark geschrumpften Bestandszahlen gänzlich verzichtet werden. Das Rebhuihn ist bei uns in Deutschland stark gefährdet. Vielen Dank für die Bilder an Herrn Gunther Zieger, Herrn Michael Schiller, Herrn Björn Neckermann, Herrn Holger Duty, Naturfoto Frank Hecker, Herrn Hans-Wilhelm Grömping und Herrn Sönke Morsch. Sowie Herrn Stefan Wehr für die Aufnahme der Rebhuhn-Stimme. Zurück |
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