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Die Gefährdeten Allerweltsvogelarten - Teil:5 - Die Goldammer - auf der Vorwarnliste der Rote Liste der Brutvögel Bayerns


Die Goldammer ist eine regelmäßig brütende Art - der langfristige Trend der Art ist ein Rückgang beschieden. Die Goldammer war 1999 "Vogel des Jahres".


Die Goldammer (Emberiza citrinella) war mir schon als Jugendlicher gut bekannt. Ihr Lied, vorgetragen von einer erhöhten Warte einer großen Hecke oder von einem Baum ist charakteristisch für diese Ammerart. Noch in den 1960er Jahren war die Goldammer in Deutschland der Heckenvogel schlechthin, heute muss man schon genau darauf hören um diesen bunten Vogel hören und auch sehen zu können. Die Goldammer, eimst als ein "Allerweltsvogel" hat in Mitteleuropa gebietsweise deutlich abgenommen. In Holland wurde sie nach einer starken Abnahme und Arealverlusten sogar auf die Rote Liste der gefährdeten Vogelarten gesetzt. 1999 war die Goldammer "Vogel des Jahres" in Deutschland, in der Schweiz 2002. Man hat auch bewusst auf das Dilemma deutlich gemacht, da die Goldammer ein typischer Bewohner der Offenlandschaft war und ist, eine Landschaft gegliedert mit Hecken, Büschen und Obstbäumen, dass diese Landschaften immer seltener werden.
Es ist allgemein bekannt und auch wird dies von mir immer wieder hervorgehoben, auch durch unsere "Umweltbriefe" an die Kommunen und Städte, dass gerade diese vielschichtig strukturierte Kulturlandschaft vielerorts in eine Agrarsteppe umgewandelt wurde. Jedes Jahr erlebe ich, wie kleine Hecken oder Büsche radikal geschlegelt, oder "auf Stock" gesetzt werden. Dies hat natürlich zur Folge, dass es zu einem massiven Rückgang vieler Pflanzen, aber auch Tierarten führt. Immer noch muss ich erfahren, aber auch hautnah erleben, wie Bäume rücksichtslos aus der Landschaft entnommen werden, um einen "besseren Zugang zum Feld zu bekommen", die immer größeren Maschinen ihren Platz benötigen und oder auch "besser Feldfrüchte verladen zu können". Welch eine Rücksichtslosigkeit gegenüber unserer Natur. Ich glaube kaum, dass sich Menschen an einer baum- und strauchlosen Agrarsteppe erfreuen können und wollen.


Goldammer-Männchen auf Singwarte - auch im Hochsommer singt sie noch (Bild: © Maximilian Dorsch) Der Herkunft des Namens Goldammer ist umstritten, wahrscheinlich aus dem mittelhochdeutschen "amer". Dies lässt mehrere Deutungen zu, eventuell von Emmer, einer Getreideart.
Goldammer-Männchen auf Singwarte - auch im Hochsommer singt sie noch Bild: © Maximilian Dorsch


Mit Ausnahme von Island, dem größten Teil der Iberischen Halbinsel, sowie mehreren Mittelmeerinseln, sowie des hohen Norden Skandinaviens brütet die Goldammer fast in ganz Europa. In Neuseeland wurden Goldammern im 19 Jahrhundert eingebürgert und haben sich dort gut etabliert.


Die Männchen der Goldammer besitzen ein überwiegend leuchtend gelbes Gefieder, das im Prachtkleid, den leuchtend gelben Kopf wie eine Sonne erscheinen lässt. Das Rückengefieder ist bräunlich mit braunen Streifen versehen. Charakteristisch für die Goldammer ist der rostrote Bürzel. Die Goldammer ist ungefähr so groß wie ein Sperling (Bild: © Maximilian Dorsch)
Bild: © Maximilian Dorsch Die Goldammer ist ungefähr so groß wie ein Sperling


Immer bestaune ich die Goldammer, wenn sie im Prachtkleid auf einer Singwarte sitzt und ihr Lied zum "Besten" gibt. Dabei wird ihr Lied beschrieben wie folgt: "Wie, wie, wie hab ich dich l i e b".

Die Goldammer benötigt offene, abwechslungsreich strukturierte Kulturlandschaften mit Sträuchern, Obstbäumen, Hecken. Auch an Randlagen von Ortschaften kommt sie vor, ebenso an Waldrändern und Lichtungen. Im Allgäu wurde die höchste Brut bei 1150 Meter nachgewiesen. Die höchsten Brutplätze fand man in 2100 Meter Höhe an der Baumgrenze. In mediterranen Gebieten brütet die Goldammer überwiegend im Gebirge.


Goldammer-Weibchen im Winter (Bild: © Frank Hecker) Im Winterhalbjahr trifft man Goldammern an Einzelgehöften und Dorfrändern an, oft vergesellschaftet mit Feldsperlingen und Grünfinken, wo sie am Boden nach Nahrung suchen.
Goldammer-Weibchen im Winter Bild: © Frank Hecker


Das Weibchen wählt den Nistplatz aus und baut auch das Nest aus Halmen, Blättern, Stängeln und Moos alleine. Die Mulde des Nestes wird mit feinerem Pflanzenmaterial ausgepolstert. Der Standort des Nestes ist zumeist eine von hohem Gras gut geschützte Stelle in bodennahem Gebüsch. Aber auch viele Nester stehen an Böschungen versteckt. Wir appellieren immer, doch bitte die Böschungen im Februar und den folgende Frühjahrsmonaten nicht auszumähen, da sonst viele Gelege zerstört werden. Zumeist werden zwei Jahresbruten hervorgebracht. Das Gelege besteht in der Regel aus 3 - 5 weißen Eiern. Es brütet allein das Weibchen. Das Männchen versorgt das Weibchen mit Nahrung.


Die Goldammer baut ihr aus Grashalmen und Blättern bestehendes Nest am Boden oder in der Strauchschicht. Zumeist besteht das Gelege aus 3 - 5 Eiern. Gelege im Nest einer Goldammer (Bild: © Frank Hecker)
Bild: © Frank Hecker Gelege im Nest einer Goldammer


Nach ca. 2 Wochen, 11 - 14 Tage, schlüpfen die Nestlinge. Die Nestlinge werden nach dem Schlüpfen allein vom Weibchen gehudert. Das Männchen bringt Futter herbei, das es dann dem Weibchen übergibt.


Im Nest bettelnde und sperrende Küken der Goldammer (Bild: © Frank Hecker) Nach zwei Wochen schlüpfen die jungen Goldammern. Die Jungvögel sind nach weiteren zwei Wochen flügge. In der Regel schafft ein Goldammernpaar zwei Jahresbruten.
Im Nest bettelnde und sperrende Küken der Goldammer Bild: © Frank Hecker


Nach dem die jungen Goldammern das Nest verlassen haben, werden die jungen Goldammern von beiden Elterntieren noch etwa 2 Wochen gefüttert. Danach werden sie selbständig und schließen sich zu lockeren Trupps zusammen.


Goldammer-Weibchen mit Nahrung für den Nachwuchs.
Die Nestlinge werden vor allem mit Heuschrecken, Spinnen, Schmetterlingslarven und Käfern versorgt.
Zur Brutzeit fangen Ammern Insekten auch in Bäumen, wobei sie fast wie in Meisenmanier in äußeren Zweigen kletternd diese erbeuten.
Goldammer-Weibchen mit Doppelpack (Bild: © Markus Glässel)
Bild: © Markus Glässel Goldammer-Weibchen mit Doppelpack


Wie bei allen Arten, die am Boden brüten, oder in niedriger Höhe, sind die Verluste an Gelegen und Jungen recht hoch, wobei die reinen Bodenbrüter stärker gefährdet sind. Leider werden Böschungen nach wie vor, auch während der Brutzeit ausgemäht. Weitere Ursachen sind landwirtschaftliche Nutzung, durch direktes Zerstören und Vergiften durch Spritzmittel. Aber auch die schlechten Witterungsbedingungen tragen ihren Teil dazu bei. Ebenso die Verluste durch tierische Räuber.


Merkmale der Goldammer (Emberiza citrinella)

Der Schnabel ist kurz, typisch für Samenfresser, kräftig und spitz. Gut geeignet zum Knacken harter Samenhüllen und zum Zerdrücken von Beeren.

Der Flug der Goldammer wechselt zwischen einem geradlinigen und wellenförmigen Flug ab. Beim Auffliegen werden die weißen Schwanzkanten sichtbar.

Das Gelege besteht meistens aus drei bis fünf weißen Eiern. Üblich werden zwei Jahresbruten hervorgebracht.

Das Gefieder des Weibchens ist unauffällig, hat weniger gelb als das Männchen und ist an Kopf und Kehle kräftiger gestreift.

Das Gefieder des Männchens ist an Kopf und Unterseite leuchtend gelb. Die gelblich-braune Oberseite ist dunkelbraun und längsgefleckt. Der Bürzel und der Rücken sind zimtbraun.


Schon beim Eintreffen im Brutgebiet im Februar beginnen die Männchen zu singen. Die Goldammer ist eine der wenigen Vogelarten, die auch in der Mittagshitze singen. Dabei sitzt häufig das Männchen, ammeruntypisch, exponiert auf einer Baum- oder Buschspitze. Die Gesangsstrophen klingen etwas melancholisch und nehmen im Verlauf an Lautstärke zu. Als man noch keine Tonträger kannte, wurden oft Vogelstimmen "übersetzt" um es den Menschen "näherzubringen". Im Volksmund wurde der Gesang der Goldammer oft mit: "wie wie wie hab ich dich liiiiiieb" übersetzt. Oft ist es aber auch so, dass manche Männchen den Schlussteil weglassen. Bei genauem hinhören, kann man jedoch die Goldammer identifizieren. Jedes Männchen singt verschiedene Strophen, die vor allem im Anfangsteil variiert werden. Hören Sie sich die Stimme einmal an, sie werden diese in der Offenlandschaft wiedererkennen.


Hier können Sie die Stimme der Goldammer hören. Referent: Stefan Wehr


Goldammern bleiben im Winter hier. Zu dieser Jahreszeit ziehen sie in großen Scharen umher und suchen auf Feldern nach verbliebenen Samen. Deswegen werden sie nicht nur als Standvögel, sondern auch als Strichvögel bezeichnet, d.h. die Goldammern wechseln den Landstrich.


Wissenswertes & Interessantes

Wie viele Singvögel warnen Goldammern vor Feinden aus der Luft mit dem typischen "Luftalarmruf". Wenn Goldammern in der Deckung einer dichten Hecke mit hohen "zieh" warnt, weiß man nicht, ob gerade eine Goldammer, ein Rotkehlchen, oder eine Amsel Alarm schlägt.
Ein Verwandter der Goldammer, der Ortolan, gilt in einigen Mittelmeerländern als Delikatesse. Wie andere kleine Zugvögel, die im Winter nach Süden ziehen, wird er trotz weltweiter Proteste von Tierschützern immer noch in Netzen gefangen und auf Märkten verkauft.
In einigen Gegenden wird die Goldammer auch "Kornvogel" genannt. Dieser Name bezieht sich auf ihre Lieblingsnahrung.
Verwandtschaft der Goldammer sind z.B. die Rohrammer, Bewohner von Streuobstwiesen und Mooren. (Bestand in Bayern ca. 5500 - 13.000 BP
Die Zaunammer, eine wärmeliebende Ammerart, mit z.Zt. erloschenem Bestand in Bayern.
Die Zippammer, eine extrem seltene Art in Bayern. Vorkommen in Unterfranken, zuletzt auch Vorkommen im Alpenraum bekannt. Bestand in Baynern 20 - 30 BP.
Ortolan, einst weit verbreitet, nur noch 200 - 330 BP in Unterfranken. Die Bestände in Mainfranken sind durch den Wandel in der Landwirtschaft inzwischen stark bedroht.
Grauammer, die größte Ammerart, mit inzwischen ähnlich starken Einbrüchen wie der Ortolan. Überwiegendes Vorkommen in Mainfranken. Inzwischen in Bayern ein sehr seltener Brutvogel, mit einmal 600 - 950 BP. (Vom Aussterben bedroht).
Die Goldammer wird volkstümlich auch Hämmerling, Gelbling, Gilberitz, oder Bauernkanari genannt.



Goldammer-Männchen mit goldgelber Kopffärbung (Bild: © Maximilian Dorsch) Für sie wäre es so wichtig, dass die alten Streuobstwiesen nicht mehr in Intensivplantagen verwandelt werden.
Wir haben vor kurzem erst, mit einem Eigentümer, ein Übereinkommen erzielt, dass wir eine alte, langsam zusammenbrechende Streuobst-Baumreihe, pflegen und auch wieder verjüngen können.

Acker- und Gewässerstreifen, Gräben und Böschungen breit genug bleiben und weniger "gepflegt" werden. Keinen Schnitt mehr ab Februar bis Anfang September mehr.

Der Einsatz von Pestiziden und mineralischer Düngemitteln reduziert wird.
Goldammer-Männchen mit goldgelber Kopffärbung Bild: © Maximilian Dorsch


Auch wenn es nach einer letzten Zählung in Bayern der Bestand von Goldammer auf noch mindestens 495.000 BP geschätzt wird, ist doch zu verzeichnen, dass es schon seit 1989 ein Rückgang, wenn auch signifikant, festzustellen ist. Die Abnahme der Bestände, der Goldammer, beobachte auch ich, bei meinen Naturbegehungen. Was früher einmal galt, dass aus jeder Hecke eine Goldammer sang, ist heute leider verschwunden. Die fehlende Kleinstruktur in der "Kultursteppe", trägt dazu bei, dass die Nistplätze rar werden. Auch sind es die Waldränder, die ohne einen Gebüschsaum unmittelbar an die Ackerflächen angrenzen, den Goldammern keinen Brutplatz mehr bieten.

Wir versuchen langsam, mit Kommunen und Eigentümern, dies zu ändern, ihr und anderen wieder einen Lebensraum zu ermöglichen.


Wichtige Merkmale der Goldammer

Größe: Ungefähr Sperling
Länge: ca. 16,5 cm;
Flügelspannweite: ca. 23 - 29,5 cm;
Gewicht: 25 - 33 g.
Brutzeit: Ende April; 2 Jahresbruten.
Gelegegröße: 3 - 5 in der Grundfärbung weiße, mit gräulichem, bläulichem, oder schwach violettem Anflug. Hellpurpurgraue oder rötlichpurpurne Flecken versehene Eier.
Brutdauer: 11- 14 Tage. Nur das Weibchen brütet. Das Männchen füttert das Weibchen.
Nestlingszeit: 10 - 14 Tage. Nur das Weibchen hudert. Das Männchen übergibt das Futter an das Weibchen.
Verhalten: lebt paarweise während der Brutzeit und gesellig zur Winterszeit.
Nahrung: In der Brutzeit werden die Jungen überwiegend mit Insekten gefüttert. Ansonsten überwiegend Samen.
Lebenserwartung: ca. 12 Jahre



Die Goldammer, einst ein "Allerweltsvogel" hat in Mitteleuropa gebietsweise deutlich abgenommen.
Ihr und anderen Vogelarten zu helfen, wäre nicht schwierig, wenn nur der Wille vorhanden wäre.
Goldammer-Männchen in der Streuobstwiese auf seiner Singwarte, einem Kirschbaum (Bild: © Stefan Wehr)
Bild: © Stefan Wehr Goldammer-Männchen in der Streuobstwiese auf seiner Singwarte, einem Kirschbaum


Helfen Sie mit und setzen Sie sich für die verbliebenen Streuobstwiesen ein, aber auch für die Gräben und Böschungen, sowie Heckenverbünde, die vor allem nicht zu "gepflegt" werden sollten und keine Mahd mehr ab der Brutvogelzeit an Gräben und Böschungen.


Ordnung Familie Gattung Art
Sperlingsvögel Ammern Ammern Goldammer



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- letzte Aktualisierung: Mittwoch, 17. April 2024 -
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