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Die Gefährdeten Allerweltsvogelarten - Teil:2 - Die Dohle
- auf der Vorwarnliste der Rote Liste der Brutvögel Bayerns
Die Dohle hat hier den Satus I (regelmäßig brütende
Art) die Bestandsgröße wird mit
mh
(mäßig häufig) angegeben. Der langfristige Trend (<) wird
mit einem Rückgang beschrieben. |
Die Gründe sind vor allem Veränderungen an, sowie die Zerstörzung
von Brutplätzen in menschlichen Siedlungen. Z.B. werden die Kirchen und
die mittelalterlichen Türme und Gebäude von außen vergittert, so dass auch
der Sims als Brutplatz entfällt. Weiterhin sind zu nennen: Abriss alter
Gebäude, Neubauten mit glatten Fassaden, sowie die Citybildung in
städtischen Zentren mit der Versiegelung von Böden. Weiterhin sind die
Störungen an Felswänden (Klettersport) und forstliche Eingriffe in
Altholzbeständen (Astlöcher von morschen Bäumen) zu nennen.
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Die Dohle ist ein relativ kleiner,
sehr lebhafter und geselliger Rabenvogel, mit einem schwärzlichen
Gefieder |
Gestatten Dohle (Coloeus
monedula)
und gehöre zu den Rabenvögeln |
Bild: Michael Schiller |
Es war eine junge Dohle, die das Wissen und Denken über die Natur
und deren kompelexe Zusammenhänge des damals 12-jährigen komplett über
den Haufen warf und vollkommen veränderte . Die junge Dohle, die aus ihrem
Nest plumpste und von meinem jüngeren Bruder gefunden wurde, dieser den
schwarzen "Gesellen" zum Tierarzt brachte, dieser fand, dass die junge
Dohle unverseht war und diesen mir dann übergab. Von den Klosterschwestern
erstand ich einen großen Vogelkäfig, in diesen er nun seine erste Zeit
verbrachte. Ich zog ihn groß, brachte ihm das Fliegen bei, er bekam nur
die besten Futterbrocken und so wuchs dieser kleine Kerl sehr schnell zu
einem stattlichen Dohlen-Männchen heran. Er war mein bester Freund und ich
wohl seiner, weil wir dann unzertrennlich wurden. Er folgte mir zur
Schule, klopfte alsbald am Fenster des Klassenzimmers, das wohl als
Aufforderung zu verstehen war: "komm raus und spiele mit mir". Ich
erinnerne mich noch, dass ich "meine Dohle" einmal mit in das
Klassenzimmer nehmen durfte um ihn und seine Lebensweise vorzustellen.
Jakob, so hieß mein Freund, fühlte sich allerdings sehr unwohl und war
sehr nervös. Bis heute erinnere ich mich, an einen Vorfall, den mir meine
Mutter erzählte und uns alle lauthals zum Lachen brachte. Denn mein Jakob,
konnte menschliche Laute nachahmen. Ein "Jakob da", oder "Jakob hier"
hatte dieser genau so gut auf Stimme, wie: "Jakob Drecksack". Woher er
dies hatte, natürlich keine Ahnung. Eines Tages, ging ein Mann an unserem
Haus vorbei und Jakob saß auf seinem "Platz", dies war ein Verkehrsschild.
Lauthals vor sich hin gackerte, "Jakob Drecksack". Der Mann blieb stehen
und schüttelte den Kopf, mit der Bemerkung "Unverschämtheit". Jakob wieder
mit seinem "Spruch", der Mann "Frechheit, wer sagt das zu mir". Wie sich
herausstellte hieß dieser Mann mit Namen Jakob und wunderte sich darüber,
dass ihn jemand beschimpfte. Viele Geschichten, könnte ich über ihn
erzählen, was ich alles mit diesem klugen Kerl erleben durfte.
Die Dohle ist
unser kleinster Rabenvogel. Sein schwarzes Gefieder mit dem grauen
Hinterkopf und mit bei manchen Vögeln weißen Halsfleck sind
charakteristisch für ihn. Auch seine hellblaue Iris stehen für die
Dohle. Schnabel und Beine sind kräftig gebaut. Beide Geschlechter
sind fast gleichartig befiedert. |
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Bild: Gunther
Zieger |
Ein Trupp Dohlen auf
Nahrungssuche. Es sind gesellige und intelligente Vögel |
Dohlen gehen eine lebenslange Bindung ein und halten oft selbst
bei der Nahrungssuche zusammen. Ursprünglich brüteten die Dohlen in
lichten Laub- und Mischwäldern, mit altem Baumbestand und Höhlen. Hier
bevorzugten sie vor allem, wahrscheinlich wegen der Größe,
Schwarzspechthöhlen, für ihre Brut. Heute nisten Dohlen oft in
Feldgehölzen, (wenn noch vorhanden) alten Gebäuden: wie Burgen, Kirchen,
hohen Kaminen und Ruinen, außerdem gerne in Steinbrüchen. Nicht
anzutreffen ist die Dohle in ausgedehnten Wald- und Feuchtgebieten, sowie
im Hochgebirge.
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Das Verbreitungsgebiet der Dohle
erstreckt sich von Marokko und Algerien über fast ganz Europa. Sie
fehlt nur in weiten Teilen Skandinaviens, Nordfinnlands und
Nordrusslands. Ostwärts bis Westsibirien und erreicht auch das
Himalaya-Gebirge. |
Dohlen nisten
gerne auch in mittelalterlichen hohen Gebäuden |
Bild: Raimund Linke |
Zur Nahrungssuche finden sich Dohlen bevorzugt auf offenen Flächen
ein, vorallem sind es die extensiv bewirtschafteten Flächen mit niedriger
Vegetation, wo sie nach Würmern, Insekten und Insektenlarven suchen.
Mitunter werden aber auch Mäuse und andere Kleinsäuger erbeutet. In der
Nähe von Höfen frißt sie Getreide und vor allem liebt sie glänzende
Früchte wie Kirschen. Auch sucht sie in Stadtnähe auf Müllkippen nach
Nahrung. Im Winterhalbjahr leben sie vorwiegend vegetarisch von Getreide,
aber auch von Brot- und Küchenabfällen. Zur Unterstützung der Verdauung
nehmen die Vögel Magensteinchen auf.
Die Dohle brütet
gerne in Kolonien in Höhlungen und Nischen an hohen Gebäuden, aber
auch in Baumhöhlen, Nistkästen oder Felsspalten. Geeignete
Nistkästen sollten mindestens in 6 - 8 Meter Höhe an Außenwänden
von Gebäuden, Mauern, Industrieanlagen montiert werden. Ein
Abstand von 1 - 2 Metern zum Nachbarnistplatz sollte eingehalten
werden. Auch sollten die Außenmaße nicht kleiner als B 50 x H 37 x
T 42 cm, sein.
Ich appelliere immer an die Kommunen bei
Renovierungen alter Gebäude und Strukturveränderung doch geeignete
Dohlenquartiere den Tieren zur Verfügung zu stellen. Die Dohlen
bereichern unsere Dörfer und Städte mit ihrer Geschäftig- und
Vertrautheit. Außerdem helfen sie mit Mäuse auf Rasenflächen kurz
zu halten. |
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Bild: Michael
Dorsch |
Gerne werden mittelalterliche
Gebäude als Brutplatz in Beschlag genommen |
Ab April legt das Weibchen für gewöhnlich 4 - 7 glatte und
glänzende, hellbläuliche oder hellgrünliche mit schwärzlichbraunen,
olivbraunen und blaugrauen kleinen Klecksen, Punkten und Sprenkeln
versehene Eier, die vom Weibchen bebrütet werden. Der Brutbeginn setzt
erst nach dem 2, oder dritten Ei ein. Die Nestlinge sind Nesthocker. Auf
Kopf, Rücken und Schenkeln haben sie schüttere, kurze und rauchgraue
Dunen.
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Die Dohle lebt in Schwärmen und teilt
ihre Schlafplätze häufig mit Saatkrähen. Von diesen unterscheidet
sie sich nicht nur durch die Größe, sondern auch durch ihre hellen
Rufe. Sie hat sich mit der Zeit an die Nähe der Menschen gewöhnt
und auch angepasst und sucht auch in der Nähe des Menschen nach
Nahrung. |
Die Dohle ist
ein schlauer Vogel und ist bekannt für ihre "Intelligenz" |
Bild: Raimund Linke |
Die meisten Dohlen sind Standvögel. Jedoch ziehen viele nord- und
nordosteuropäische Populationen im Winter zusammen mit Saatkrähen nach
Südwesten.In dem zum Teil riesigen Krähenschwärmen fallen sie vor allem
durch ihre geringere Größe und schnelleren Flügelschläge, sowie ihrer
typischen Rufe auf. Viele Dohlen überwintern in Mitteleuropa und
Frankreich, manche gelangen sogar bis nach Spanien. Häufig treffen sich
allabendlich große Dohlenschwärme an bestimmten Übernachtungsplätzen, in
Baumgruppen eines Parkes, ein. Bevor sie sich dann niederlassen,
vollführen die Dohlen zumeist gruppenweise akrobatische Flugspiele.
Hier können Sie die Stimme der Dohle hören.
Merkmale der Dohle (Coloeus monedula)
Größe: ungefähr
einer Taube Länge:
ca. 33 - 34 cm;
Flügelspannweite:
67 - 74 cm; Gewicht:
230 - 250 g.
Stimme: der
Gesang ist ein variables Schwätzen. Der häufigste Ruf ist ein
helles "kja" oder ein gedehntes "kjarr".
Geschlechtsreife: mit 1 - 2 Jahren.
Brutzeit: Mitte
April.
Anzahl der
Bruten: 1
Gelegegröße: 4 -
7 blass hellblaue mit zahlreichen Zeichnungen versehene, glatte
und glänzende Eier. Brutdauer:
16 - 19 Tage. Das Weibchen brütet, wird vom Männchen gefüttert.
Nestlingszeit: 30 - 35 Tage. Die Jungen
werden nach dem Ausfliegen weitere vier Wochen gefüttert
Verhalten: gesellig, verpaart.
Nahrung:
Insekten, Würmer, Mäuse, Schnecken, Getreide und Früchte.
Gelegentlich werden auch Eier von anderen Kleinvögeln erbeutet.
Lebenserwartung:
selten über 14 Jahre. |
Wie
erkenne ich eine Dohle?
Die Oberseite der Dohle ist bei jungen wie bei
erwachsenen Vögeln schwarz. Die Unterseite hat ein dunkelgraues
bis schwarzes Gefieder beim Jungvogel und wird etwas heller bei
der erwachsenen Dohle. Der Hinterkopf ist beim Jungvogel
dunkelgrau, beim erwachsenen Vogel ist dieser heller. |
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Bild: Markus
Glässel |
Sogar Verhaltensforscher sind von
der Dohle fasziniert |
Ganz im Gegensatz zu ihrem gelegentlich noch heute bestehenden Ruf
als Künder von Pest und anderen gefährlichen Krankheiten und als
"Totenvogel" können Dohlen bei Handaufzucht überaus vertraute Hausgenossen
werden und erstaunliche Fähigkeiten in der Nachahmung menschlicher Stimmen
und Geräusche zeigen. Manchmal taucht die Dohle ihre Nahrung ins
Wasser, bevor sie diese frisst. Früher glaubte man sogar, wenn man die
Zunge der Dohle einschneiden würde, könnte sie Menschenstimmen imitieren.
Das war natürlich ein Irrglaube: Vögel benutzen zur Erzeugung von Tönen
gar nicht die Zunge, sonder ein Stimmorgan, die sogenannte Syrinx, das
sich von der Panflöte ableitet. Dohlen lassen sich manchmal auf dem
Rücken von Schafen nieder, um sich Wolle zur Polsterung ihres Nestes
auszurupfen. Auch Verhaltensforscher waren und sind von den Dohlen
fasziniert. Ihre Studien haben ergeben, dass das Sozialverhalten
vorwiegend erlernt wird. Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz verdankt
einige Erkenntnisse über das Tierverhalten der intensiven Beobachtung von
Dohlen.
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In Bayern gibt es noch immer große
Verbreitungslücken der Dohle. Sie fehlt weitgehend in den Alpen
und höheren Lagen der Mittelgebirge. |
Manchmal
hortet die Dohle Nahrung unter Wurzeln von Bäumen |
Bild: Michael Schiller |
Mit ihren 5500 bis 9500 Brutpaaren steht die Dohle auf der
Vorwarnliste. Als Gefährdungsursachen sind vor allem Veränderungen an und
Zerstörung von Brutplätzen in menschlichen Siedlungen zu nennen, durch
Gebäudesanierung, Abriss alter Gebäude, Neubauten mit glatten Fassaden,
sowie die Citybildung in städtischen Zentren und Ausweitung städtischer
Kernbereiche mit der Versiegelung von Böden. Auch die immer stärker
durchgeführten Vergitterungen von Nischen an Türmen und mittelalterlichen
Gebäuden, wegen der Taubenabwehr, spielt wohl eine Rolle. Hinzu kommt
ganz allgemein noch eine Verringerung des Nahrungsangebots durch die
Intensivierung der Landwirtschaft. Hier ist vor allem die Beseitigung von
Kleinstrukturen, Einsatz von Bioziden, Verlust der Brachflächen zu nennen.
Der Dohle
gefährlich werden können, der Habicht, der Wanderfalke, Baum- und
Steinmarder. |
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Bild: Michael
Schiller |
Dohle mit Taube und Sperling auf
den Mainwiesen |
Schutzmaßnahmen haben daher einmal bei der Sicherung und
Wiederherstellung von Brutplätzen mit geeigneten Einflugmöglichkeiten und
dem Einsatz von Nisthilfen (es gibt spezielle Nisthilfen für die Dohle,
die auch für andere Bewohner wie Hohltaube, Raufuß-, Sperlingskauz und
Wiedehopf geeignet sind) vor allem außerhalb städtischer Zentren
anzusetzen und zum anderen Pflegemaßnahmen in der Agrarlandschaft.
Schutzmaßnahmen sind zu ergreifen um jede Art von Verfolgung zu
unterbinden. Diese faszinierende Vogelart ist es allemal wert zu
schützen um sie eines Tages wieder von der Vorwarnliste streichen zu
können. Eine Dohle war es, die mich zum Umwelt- und Naturschutz brachte
und mein Verständnis und Wissen über die Zusammenhänge in der Natur bis
heute prägte.
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