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Der Waldbaumläufer
(Certhia familiaris)
Der Waldbaumläufer, die Zwillingsart des Gartenbaumläufers, ist
in Europa von den Pyrenäen und Irland über das mittlere und nördliche
Europa verbreitet, kommt aber auch auf Korsika, in Teilen Italiens und
der Balkanhalbinsel sowie im Kaukasus vor.
Waldbaumläufer brüten in Nadelwäldern mit Altholzbereichen, aber auch
in Misch- und gebietsweise sogar Laubwäldern. In Parks und größeren
Gärten mit älteren Nadelbäumen sind sie ebenfalls zu finden. In
Mitteleuropa, wo Wald- und Gartenbaumläufer nebeneinander vorkommen,
trifft man den Waldbaumläufer eher in ausgedehnten Nadel- und
Mischwäldern sowie in höheren Lagen bis zur Baumgrenze an.
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Der Waldbaumläufer ist fast
überall in Mitteleuropa in Nadelwaldgebieten, aber auch in
Parks mit altem Nadelbaumbestand anzutreffen. Sein
Lebernsraum sind vor allem die geschlossenen Fichten- und
Tannenwälder. Er bewohnt aber auch die Mischwälder. |
Flink wie
eine Maus klettert der Waldbaumläufer an den Stämmen der
Nadelbäume |
Bild: Gunther Zieger |
Die mitteleuropäischen Waldbaumläufer sind Standvögel,
die kaum Wanderungen über 100 km unternehmen. Nach Norden und Osten zu
nimmt die Wanderneigung jedoch zu, besonders nach einer Reihe von
milden Wintern kann ein Teil der Populationen abwandern.
Der Waldbaumläufer ist kein guter Flieger, sondern flattert in der
Regel nur von der Spitze eines Baums zum Fuß des nächsten oder hüpft
einen Stamm empor. Dabei bewegt er sich in Spiralen und stützt sich
wie ein Specht mit seinen steifen Schwanzfedern gegen die Rinde ab.
Wichtige Merkmale
Körpermaße
Länge: ca. 12,5 cm;
Flügelspannweite: ca. 17,5 - 21 cm;
Gewicht: 8 - 11 g;
Fortpflanzung
Brutzeit: April
Gelege: (4) 5 - 6 (7) trübweiße, mit sehr feiner rosa
oder rötlichbrauner Sprenkelung, glatte und glanzlose Eier.
Anzahl der Jahresbruten: 2
Brutdauer: 13 -15 Tage; Weibchen brütet allein, wird vom
Männchen nur mitunter gefüttert;
Nestlingsdauer: 17 - 18 Tage; beide Partner füttern;
Junge werden noch 8 -10 Tage betreut.
Lebensweise
Verhalten: nicht sehr gesellig, aber mit Artgenossen an
gemeinschaftlichen Schlafplätzen;
Nahrung: Spinnen, viele Insekten und deren Larven
Lebenserwartung: bis zu 7 Jahre. |
Er untersucht auch oft die Unterseite von Ästen.
Mit den langen gebogenen Krallen verschafft er sich guten Halt und
klettert geschickt umher. Normalerweise lebt der Vogel allein, doch
schließt er sich im Herbst und Winter gelegentlich gemischten Trupps
aus Meisen, Kleibern und Goldhähnchen an. In kalten Winternächten
sitzen häufig 15 Waldbaumläufer beieinander, um sich gegenseitig zu
wärmen. Zu anderen Zeiten verteidigt er sein Territorium und seinen
Schlafplatz energisch gegen jeden Eindringling.
Nachts schläft der Waldbaumläufer in Baumspalten, hinter lose
abstehender Rinde oder in Vogelnistkästen, deren Einflugloch nicht zu
groß ist. Er sieht dann aus wie ein Federball, aus dem der lange
Schwanz herausragt.
Der
Waldbaumläufer klettert und hüpft den ganzen Tag die
Baumstämme hinauf und hinab, um Nahrung zu finden. Dabei
stützt sich der Waldbaumläufer mit den Schwanzfedern am
Baumstamm ab. |
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Bild:
Markus Glässel |
Mit seinen Schwanzfedern
stützt sich der Waldbaumläufer am Stamm ab. |
Mit der feinen Spitze seines gebogenen Schnabels
sucht er in engen Spalten nach Insekten, deren Eiern oder andere
Wirbellosen. Seine Nahrung besteht vor allem aus Spinnen,
Springschwänzen, kleinen Faltern und Rüsselkäfern. In den engen Ritzen
findet er auch Käferlarven, besondere Leckerbissen, die er ganz
verschluckt.
Im Gegensatz zu Spechten muss der Waldbaumläufer nicht nach Nahrung
hacken, sich jedoch häufig mit dem Schwanz abstützen, wenn er ein
besonders widerspenstiges Insekt aus einer Spalte herausziehen will.
Auch einige Samen stehen auf seinem Speiseplan, und sogar Spinnweben
munden ihm.
Systematisch sucht der Vogel einen Stamm von unten nach oben ab.
Trifft er auf einen besonders ergiebigen Baum, beginnt er am Fuß des
Baumes noch einmal vor vorne. Meist fliegt er aber nach gründlicher
Suche vom Baumwipfel gleich wieder zum Fuß des nächsten Baums weiter.
Hier können Sie die Stimme des
Waldbaumläufers hören
Der sehr hohe, feine,
etwas bebende Stimmfühlungsruf klingt wie ein "srrie".
Dies wird oft wiederholt. Erregte Waldbaumläufer äußern ein scharfes
"tsie", im Flug ein scharfes, an Goldhähnchen erinnerndes "si". Die
Gesangsstrophen sind deutlich länger als die der Zwillingsart und
bestehen aus zwei aufeinander folgenden abfallenden Trillern, die
jeweils sehr hoch beginnen und mit einem kurzen "sui" ausklingen.
Wissenswertes & Interessantes
Der Gesang des Waldbaumläufers ist eine
abfallende Reihe aus zwei Trillern, wobei der erste sehr hoch
beginnt.
Da ihm der Schwanz als Stütze dient, wird
dieser mit der Zeit ziemlich zerschlissen. Deshalb werden die
Steuerfedern des Schwanzes nicht nur während der jährlichen
Großgefiedermauser, sondern öfter ersetzt.
Der Waldbaumläufer zeigt nicht nur vom
Verhalten her Ähnlichkeiten mit einer Maus, sondern auch
bezüglich seiner hohen, schrillen Rufe.
Unter dem Dach einer Waldhütte wurden einmal
eng zusammengekuschelt 15 Waldbaumläufer gefunden, die dort vor
der winterlichen Kälte gemeinsam Schutz suchten. |
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Man kann dem Waldbaumläufer auch
im Winter helfen, wenn man in seinem Garten Nadelbäume stehen
hat. Man streicht die Rinde des Nadelbaumes mit einer Mischung
aus Rindertalg und einer Weichfuttermischung für
Insektenfresser ein. Vielleicht haben Sie Glück und können
diesen "Spitzenkletterer" beobachten. |
Der
Waldbaumläufer füttert seine Jungen mit kleinen Raupenhappen |
Bild: Gunther Zieger |
Im Sommer kann man den Waldbaumläufer durch das Anbringen
von Spezialnistkästen eine Möglichkeit geben, einen Brutplatz zu
finden.
Dieser Nistkasten ist einem
natürlichem Nest nachempfunden: Da beide Baumläufer-Arten ihr
Nest hinter loser Rinde oder in einer engen Baumspalte bauen.
Hier sind die Öffnungen seitlich angelegt, wie bei einer
abstehenden, großen und losen Rinde eines Baumes.
Das
natürliche Nest wird aus Reisern und Würzelchen gebaut und mit
Federn und Wolle ausgelegt. |
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Spezielle
Baumläufer-Nisthöhle |
Bild: Schwegler / Schorndorf |
Der Waldbaumläufer ist lückig über Bayern verbreitet,
besiedelt aber im Unterschied zum Gartenbaumläufer auch die Wälder der
Alpen und der höheren Mittelgebirge nahezu flächendeckend.
Der Brutbestand in Bayern wird auf ca. 20.000 - 40.000 BP geschätzt.
Der Waldbaumläufer ist in Bayern nicht gefährdet. Als Bewohner
alter, strukturreicher Wälder profitiert er von einem höheren
Erntealter der Bäume und höheren Umtriebszeiten im Wald, vom Belassen
stehenden Totholzes und dem Nutzungsverzicht auf einen Teil des
Baumbestandes.
Bäume mit Astbrüchen, Dürrlinge usw.
sollten daher sich selbst überlassen werden. Die Zukunft der
Art hängt also stark von der Art der forstwirtschaftlichen Nutzung der
Wälder ab.
Die Europäische Population wird auf 2,7 - 3,5
Millionen BP geschätzt.
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