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Der Spessart
- nur ein Wald?
Was ist eigentlich der Spessart?
Der "Naturpark Spessart" liegt im Mainviereck, wobei die Sinn und
Kinzig die nördliche Grenze bilden. Mit ca. 1710 qkm in Bayern und 730
qkm in Hessen bildet er das größte zusammenhängende
Mischlaubwaldgebiet in Deutschland. Ein Dorado für Wanderfreunde.
Ich habe einen Teil meiner Kindheit im Spessart verbracht, und freue
mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich in diesem herrlichen Wald wandern
kann.
Vorherrschend sind hier Buchen und Traubeneichen auf den Höhen und
Hängen. Kiefern, Stieleichen und Birken finden sich in den sandigen
Niederungen. An Bachläufen und Feuchtgebieten begegnen uns vornehmlich
die Erle, Linde und Esche sowie der Ahorn.
Besonders hervorzuheben sind die weltweit geschätzten
Spessart-Furniereichen. Diese sind z.B. die
Stützen in Venedigs Untergrund.
Geologisch gesehen ist der Spessart ein recht junges Gebirge. Das
Grundgebirge bildete vor 500 bis 700 Millionen Jahren kristallines
Gestein, das im nordwestlichen Spessart zu Tage tritt. Das Kommen und
Gehen von Meeren hinterließ bis vor 200 Millionen Jahren Ablagerungen,
die heute das bis zu 400 m mächtige Deckgebirge aus Buntsandstein
bilden. Umwelteinflüsse und Erosion gaben dem Spessart sein heutiges
Aussehen mit Plateau und tief eingeschnittenen Tälern. Die Ton- und
Lehmschichten verhindern ein schnelles Versickern des Wassers und
machen den Spessart zu einem an Quellen reichen Mittelgebirge. Die
höchste Erhebung ist der Geiersberg mit 586 m. Während im Innern
nährstoffarmer Boden vorherrscht sind an den Randlagen zum Main hin
die Böden ertragreicher.
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Das Wiesbüttmoor, dem einzigen Moor
im hessischen Spessart. Dieses Moor ist ein weitgehend
intaktes Quellhangmoor, das vor rund 2000 Jahren in der
flachen und wasserundurchlässigen Bruchwaldmulde des Aubachs
entstanden ist. |
Das
Wiesbüttmoor - Lebensraum für einige spezialisierte Pflanzen
und Tiere |
Bild: Thomas Langhirt |
Der Spessart war bereits in der Bronze- und Eisenzeit
besiedelt, was Funde und Hügelgräber belegen. Vereinzelt wurden von
den Kelten auch Fliehburgen angelegt. In der Römerzeit war der
Spessart nicht von ihnen besetzt. Die Grenze des damaligen Römischen
Reiches bildete der "Nasse Limes". Dieser führte von Hanau über die
Kastelle Seligenstadt, Stockstadt, Niedernberg, Obernburg, Wörth,
Trennfurt und Miltenberg am Main entlang. Im Folge der Völkerwanderung
im 3. Jahrhundert n. Chr. wurden die Römer von den Alemannen
verdrängt. Nach der erfolgreichen Christianisierung bildeten sich im
Spessart Bannforste der verschiedenen Bistümer, wobei das Erzbistum
Mainz den größten Teil besaß. Dies verhinderte eine weitgehende
Besiedelung des Spessarts.
Mit ihren zu
Fangblättern umgewandelten Laubblättern, gehören die
Sonnentauarten zu den bekanntesten fleischfressenden Pflanzen.
Auf ihnen befinden sich rötliche Drüsenzotten, die wie Tau
glitzernde Tropfen eines eiweißspaltenden Enzyms absondern.
Mücken und kleine Fliegen kleben daran fest und werden
"verdaut". Im Wiesbüttmoor kan man den Rundblättrigen
Sonnentau noch finden. |
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Bild:
Thomas Langhirt |
Der Sonnentau kommt in Mooren
- auf Torfmoospolstern oder auf Torf vor |
Erst im 12. und 13. Jahrhundert entstanden in den Tälern
Siedlungen. Bis ins 9. Jahrhundert dagegen reichen die Gründungen der
Städte Gelnhausen, Seligenstadt, Aschaffenburg und Neustadt a.M. durch
Pipin und Karl dem Großen zurück. 900 Jahre lang, bis zur
Säkularisation 1803, verwalteten kirchliche Institutionen das
Spessartinnere. Nach dem Wiener Kongress (1814/15) gelangte der
Spessart an Bayern. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden in den
Wäldern Glashütten aus denen sich Ortschaften (Wiesthal, Weibersbrunn,
Heigenbrücken usw.) bildeten.
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Noch heute gibt es alte Zeichen,
die man immer wieder entlang des Eselsweges antrifft, einer
einstmals richtigen Grenze. Diese historischen Grenzsteine
kennzeichnen seit 1870 die hessisch-bayerische Landesgrenze.
Die Grenzsteine haben noch heute sichtbar die Initialen KB/KP
- Königreich Bayern/Preußen. |
Historischer Grenzstein aus längst vergangenen Zeiten |
Bild: Thomas Langhirt |
Auch waren Fuhrleute aus Frammersbach in ganz Europa unterwegs
und sehr begehrt. Trotzdem blieb der Spessart bis ins 20. Jahrhundert
hinein ein Armenhaus. Erst nach dem 2. Weltkrieg verbesserte sich die
wirtschaftliche Lage der Bewohner erheblich. Heute zeigt sich der
Spessart als ein ideales Erholungs- und Wandergebiet mit mehreren
Naturschutzgebieten und Naturwaldreservaten.
Naturwaldreservat Eichhall
Höhlenbaum im
Eichhall - Spechte haben nach Insekten gesucht - Baumpilze
haben sich gebildet - wie viele Käferarten hier ihren
Lebensraum haben? Totholz ist nicht tot, sondern ein wichtiger
Lebensraum.
Totholz bietet auch einen Lebensraum für
"Schädlinge". Der Anteil sogenannter Schädlinge unter den im
Totholz lebenden Insektenarten beträgt weniger als ein
Prozent. Bei dem gefürchteten "Borkenkäfer" handelt es sich
fast ausschließlich um den Buchdrucker. Aber im Totholz
entwickeln sich darüber hinaus rund 100 weitere "harmlose"
Borkenkäferarten. Im Totholz halten sich auch die Gegenspieler
des Buchdruckers auf: Erz- und Schlupfwespen, Milben, Pilze,
Waldameisen und Käfer, wie Ameisen-Buntkäfer, Flachkäfer,
Grablaufkäfer, Rindenglanzkäfer und Fliegenarten. Im
Totholz können 1400 verschiedene Käferarten vorkommen, weiter
1500 Pilzarten, über 500 Fliegen- und Mückenarten.
Totholz ist Lebensraum |
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Bild:
Thomas Langhirt |
Totholz - auf engstem Raum
Konsolenpilze - Insekten - Käfer - ect, ect. |
Der Eichhall erstreckt sich über eine Fläche von
rund 67 Hektar westlich vom Geiersberg, der mit 586 Metern die höchste
Erhebung des Spessarts ist. Mit etwa 1.100 Millimeter
Jahresniederschlag werden hier die höchsten Werte des Spessarts
gemessen.
Der Wald im Eichenhall entstand zu Beginn des 17.Jahrhunderts
vermutlich in Folge von Brandrodung und Waldfeldbau durch
Kriegsflüchtlinge während des 30-jährigen Krieges. Ursprünglich war es
ein reiner Eichenwald, in dem erst ab dem 19.Jahrhundert die Buche
nachträglich eingebracht wurde. Die Spessart-Eichen im Eichhall sind
meterdick, bis zu 40 Meter hoch und fast 400 Jahre alt. Mit bis zu 200
Jahren gehören die dort wachsenden Buchen ebenfalls zu den
"Methusalemen" des Waldes. Über lange Zeit wurden hier Bau- und
Funierholz geerntet. Seit 2002 wird der Wald nicht mehr genutzt,
(Restfläche, eines früher größeren alten Waldbestandes) so dass die
Baumgiganten ungehindert weiter wachsen können.
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Auch ich war immer wieder im
Eichhall - hier habe ich einen seltenen Bewohner (ein
damaliges Projekt) den Halsbandschnäpper vorgestellt. |
Der
Eichhall und seine Bewohner - hier der Halsbandschnäpper |
Bild: Thomas Langhirt |
Naturschutzgebiet Rohrberg
Der Rohrberg liegt rund zwei Kilometer südlich vom
Naturwaldreservat Eichhall entfernt und umfasst eine Fläche von rund
11 Hektar. Das Gelände wurde bereits 1928 unter Schutz gestellt und
gehört somit zu den ältesten Naturschutzgebieten in Bayern. Es sollten
die knorrigen Eichen geschützt werden, die diesem Bestand sein
charakteristisches Bild gaben. Damals ging man bei diesem Waldbild von
einem natürlichen Zustand aus.
Neuere Erkenntnisse zeigen jedoch, dass es sich beim Rohrberg um
einen ehemaligen Eichenhutewald handelt, in dem über mehrere
Jahrhunderte immer wieder Vieh aus Rohrbrunn geweidet wurde. Die
ebenfalls vorhandenen, wesentlich jüngeren Buchen zeigen aber, dass
sie ohne das Zutun des Menschen im Rohrberg dominieren würden. Um die
teilweise tödlich verlaufende Konkurrenz zu den alten Eichen zu
entschärfen, wurden einige wenige Buchen und Lärchen gefällt. Ihr Holz
blieb jedoch im Bestand liegen.
Schottische
Hochlandrinder sind robuste und ausdauernde Tiere, die dem
oftmals rauen Winterklima des Spessarts trotzen |
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Bild:
Thomas Langhirt |
Impressionen aus dem Spessart |
Naturschutzgebiet Metzgergraben und Krone
Das Naturschutzgebiet liegt rund zwei Kilometer östlich von
Weibersbrunn und umfasst eine Fläche von rund 14 Hektar. Es bestand
ursprünglich aus Resten der historischen Buchen-Eichen-Mischbestockung
des Spessarts, von denen unter anderem mehrere mächtige
Spessartfurniereichen erhalten blieben. Die Entstehung dieses
Bestandes kann bis ins späte Mittelalter zurückverfolgt werden.
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Moose, Flechten, Spinnen,
Asseln, Schnecken, Amphibien, Reptilien wie die Aspisviper,
Vögel und Säugetiere wie Fledermäuse schließen den Reigen.
Letztendlich hat jede Gruppe irgendwo im Totholz seine
passende Nische für sich gefunden. |
Totholz darf
auch liegenbleiben - der "saubere Wald" gehört der
Vergangenheit an |
Bild: Thomas Langhirt |
Das Gebiet wurde 1928 nur kurz nach dem Rohrberg unter Schutz
gestellt und 2006 sogar noch erweitert. Bei seiner Unterschutzstellung
bestand der Wald noch jeweils zur Hälfte aus Buche und Eiche. Da seit
80 Jahren kein Eingriff zu Gunsten der Eiche stattfand, hat hier die
Buche die Eiche jedoch stark zurückgedrängt. Die absterbenden Bäume
werden nicht entnommen, da das Alt- und Totholz Lebensgrundlage für
spezifische, seltene Arten und Lebensgemeinschaften ist. (Spechte,
Fledermäuse, Pilze, Käferarten).
Einzigartige Lebensgemeinschaften
Das auffällig
schwarzweiße Männchen ist mit seinem weißen Halsband, dem
großen, weißen Stirnfleck und dem großen weißen
Flügelabzeichen kaum zu verwechseln. |
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Bild:
Dr.Sperber |
Der Halsbandschnäpper -
Deutschland liegt am Westrand seiner Verbreitung |
Halsbandschnäpper ernähren sich vorwiegend von fliegenden
Insekten. Für die Jungenaufzucht werden häufig größere Mengen von
Schmetterlingsraupen gesammelt. Ende August ziehen die
Halsbandschnäpper ins tropische Afrika, um erst Ende April oder in der
ersten Maihälfte zurückzukehren. Wir haben versucht, dem
Halsbandschnäpper eine Brutmöglichkeit zu bieten, indem wir die
Nistkästen erst Mitte April im Wald ausgebracht hatten. Der Erfolg gab
uns recht. Diese ausgebrachten Nistkästen, waren dann überwiegend von
den Halsbandschnäpper, aber auch Trauerschnäpper belegt.
Das auffällig schwarzweiße Männchen des
Halsbandschnäppers
(Ficedula albicollis) ist mit seinem weißen Halsband,
dem großen, weißen Stirnfleck und dem großen, weißen
Flügelabzeichen kaum zu verwechseln.
Länge: ca. 13 cm;
Flügelspannweite: ca. 22,5 - 24,5 cm:
Gewicht: 12 - 16 g;
Brutzeit: Anfang Mai; 1 Jahresbrut;
Gelegegröße: (2) 3-8 (9) am häufigsten 5 und 6;
Brutdauer: 12 - 15 Tage; nur das Weibchen
brütet, wird nicht vom Männchen gefüttert;
Nestlingsdauer: 15 - 17 Tage; das Männchen
beteiligt sich am Füttern.
In Bayern brütet der Halsbandschnäpper nur im Nordwesten
(Mainfränkische Platten mit Spessart, Steigerwald und Hassberge
und in den Flussniederungen der Donau, sowie an der mittleren
Isar.
Der Halsbandschnäpper ist in Bayern ein seltener Brutvogel, er
ist in Bayern eine Art der Vorwarnliste. Eine Gefahr entsteht
durch Einschlag von Altbuchen und Eichen. Auch der nach wie vor
betriebene Umbau von Hartholzauewäldern in Fichtenbestände
zerstört seine Primärlebensräume.
Brutbestand in Bayern
1200 - 2200 BP.
Auf der Rote-Liste Deutschland ist diese Art eine
"Rote-Liste-Art 1" d.h. "Vom Aussterben bedroht". |
Hier können Sie die Stimme des
Halsbandschnäppers hören
Er ist kleiner als ein Haussperling und gilt als Charakterart
für ursprüngliche Eichen- und Buchenwälder. Im Spessart geht er in
allen alten Buchen- und Eichenbeständen, auf Insektenjagd: Der
Halsbandschnäpper. Wenn man ihn mal zu Gesicht bekommt, ist das
Männchen mit seiner schwarzen Körperoberseite und seinen auffälligen,
weißen Abzeichen an Hals und Bauch mit keinem anderen Waldvogel zu
verwechseln.
Die Schnäpper jagen überwiegend von einem Ansitz aus, in den
Baumkronen fliegende Insekten. Da er in Baumhöhlen nistet, bieten ihm
die alten Waldbestände der Naturschutzgebiete mit vielen Spechthöhlen
optimalen Lebensraum. Ansonsten ist er in Deutschland immer nur
gebietsweise in ausgedehnten Laubwäldern und Auwäldern mit altem
Baumbestand zu finden.
Von Langstreckenfliegern
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Der Mauersegler verbringt den größten
Teil seines Lebens in der Luft. Mit seinen langen,
sichelförmigen Flügeln erreicht er auf der Jagd nach fliegenden
Insekten oft große Geschwindigkeiten.
Apus apus, so sein
wissenschaftlicher Name ist mit anderen Flugkünstlern wie Rauch-
und Mehlschwalbe nicht verwandt. Er gehört in die Familie der
Segler.
Er wählt jedoch für seine Nester ebenfalls Gebäude. Ich konnte
heuer zusammen mit einer Kommune Spezialniststeine für den
Mauersegler in einem Rundturm einbauen lassen, da dieser saniert
wurde.
In Mitteleuropa hält er sich von Mai bis Juli auf, bevor dieser
Langstreckenzieher wieder nach Afrika wandert. Das
Winterquartier liegt südlich des Äquators. |
Unser Mauersegler ist mit Schwalben
nicht verwandt |
Bild: Maximilian Dorsch |
Hier können Sie die Stimme des
Mauerseglers hören
Der Mauersegler (Apus apus) ist mit
kleinen Lücken über ganz Bayern verbreitet. Er ist in Bayern ein
häufiger Brutvogel. Er steht in Bayern auf der Vorwarnliste, und
zwar in allen Naturraumeinheiten. Diese Einschätzung ist vor
allem dadurch begründet, dass moderne Bautechniken und damit
auch Gebäudesanierungen die Zahl potentieller Nistplätze
reduzieren.
Brutbestand in Bayern: 25.000 - 75.000 BP
Länge: ca. 16 - 17 cm;
Flügelspannweite: 42 - 48 cm;
Gewicht: 30,8 - 56 g: Hungergewichte (nasse
Frühjahre) ca. 21 - 23 g;
Brutzeit: Ende Mai bis Mitte Juni; 1
Jahresbrut;
Gelegegröße: (1) 2 -3 (4);
Brutdauer: 18 - 20 Tage; bei schlechtem Wetter
länger (bis über 25 Tage);
Nestlingsdauer: 37,5 - 56,5 (Mittel 41,5) Tage;
Verhalten: gesellig;
Nahrung: Insekten;
Lebenserwartung: 21 Jahre sind bisher bekannt,
wahrscheinlich kann er aber noch älter werden.
Der Mauersegler ist so auf das Leben in der Luft eingerichtet,
dass seine kurzen Beine und kleinen Füße ihm das Starten von
ebenem Grund nicht ermöglichen. Er kann den Körper nicht genug
aufrichten, um genügend Luft unter seine großen Flügel zu
bekommen. |
Die mächtigen Baumriesen im Spessart sind Heimat einmaliger
Lebensgemeinschaften. Besucher können hier Bayerns einzige Kolonie
baumbrütender Mauersegler beobachten.
Normalerweise ist der Mauersegler eher als Stadtbewohner
bekannt, doch im Eichhall fühlt sich der schwarzgraue
Langstreckenflieger durchaus wohl. Kein anderer Vogel verbringt so
viel Zeit seines Lebens im Flug. Er erreicht dabei
Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass er seine Flüge nur zum Brüten
und zur Aufzucht der Jungen unterbricht, während Ernährung, Paarung
und Schlaf in der Luft absolviert werden. Als Brutplatz dienen die
Höhlen in den Kronen alter Eichen. Voraussetzung dafür sind alte
Spechthöhlen, die sich im Laufe der Zeit durch Fäule vergrößert haben
und somit dem Mauersegler mit seiner großen Flügelspannweite von bis
zu 40 Zentimetern ausreichend Platz bieten. Hat sich der Brutplatz
einmal bewährt, kehren die Mauersegler über Jahrzehnte an den gleichen
Ort zurück.
Aber auch von Zimmerleuten
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Als ausgesprochener Laubwaldbewohner
besiedelt der relativ scheue Mittelspecht vor allem
Eichen-Hainbuchen-Wälder mit altem Baumbestand und Auwald,
Obstgärten, gebietsweise auch ruhige, größere Parks und
Siedlungsränder mit alten Eichen. In Deutschland kommt er nur
gebietsweise vor.
Im Gegensatz zum Buntspecht stellt der Mittelspecht besondere
Ansprüche an den Lebensraum. Die Art ist deshalb vor allem durch
Lebensraumverlust gefährdet.
Heute ist das Areal des Mittelspechts durch
Lebensraumveränderungen und wohl zusätzlich durch
Klimaeinflüsse in vielen Teilen Mitteleuropas stark
zersplittert. |
Der Mittelspecht
gehört zu den "Urwaldspechten" |
Bild: Maximilian Dorsch |
Hier können Sie die Stimme des
Mittelspechts hören
Der Mittelspecht (Dendrocopus
medius) ist in Bayern regional und lokal verbreitet. Seine
Verbreitung konzentriert sich auf die verbliebenen größeren
laubholzreichen Wälder in Unterfranken und Westmittelfranken mit
Ausläufern ins westliche Oberfranken, sowie der Auwaldreste an
Iller, Lech und Donau.
Er ist eine Art der Vorwarnliste mit ca. 1500 - 2500 BP.
Länge: ca. 20 - 22 cm;
Flügelspannweite: 33 - 34 cm;
Gewicht: 50 - 80 g;
Brutzeit: April, selten März, oft Mai; 1
Jahresbrut;
Gelegegröße: (4) 5/6 (-8);
Brutdauer: (11-) 12 (-14) Tage;
Nestlingsdauer: (20-) 22/23 Tage;
Der Mittelspecht steht in Bayern auf der Vorwarnliste, im
Ostbayerischen Grundgebirge und Alpenvorland/Alpen wird er als
vom Aussterben bedroht eingeschätzt.
Obwohl die Art als nicht sehr selten eingestuft ist, sind die
Bestände durch verschiedene Entwicklungen vielerorts gefährdet.
Vor allem die Umwandlung von eichenreichen Beständen in andere
Laubhölzer sind problematisch. Auch das Absterben von Alteichen
kann den Bestand reduzieren, wenn über längeren Zeitraum
passende Altersklassen fehlen. In Auwäldern hat das Ulmensterben
zumindest lokal zu Lebensraumverlusten geführt.
Konsequenter Schutz von Auwäldern, die Sicherung von
Eichenanteilen durch sehr langfristige Verjüngung, deutliche
Erhöhung des Totholzanteils und Bereitstellung ungenutzter
Altholzflächen in Lagen unter 500 m können den Bestand sichern. |
Die Familie der Spechte ist im "Spechtshaard", dem Spessartwald,
zahlreich vertreten. Schwarz-, Grün-, Grau-, Mittel-,Klein- und
Buntspecht. finden hier als so genannte "Zimmerleute des Waldes"
vielfältigen Lebensraum.
Der Mittelspecht gilt als der "Urwaldspecht" schlechthin. Als
Bewohner von Laubwaldregionen finden er in der Kombination aus
gewaltigen Alteichen und Totholz ideale Bedingungen. Der Mittelspecht
ist in seinem Aussehen dem wesentlich häufiger vorkommenden Buntspecht
sehr ähnlich. Das erwachsene Männchen kann jedoch deutlich an seiner
roten Haube erkannt werden. Der Mittelspecht ernährt sich überwiegend
von Insekten und ist zusätzlich noch auf Rindenbewohner sowie auf
deren Larven und Puppen spezialisiert, die er mit seinem biegsamen
Schnabel in den Ritzen der Borken findet. Er wird deswegen als
"Stocherspecht" bezeichnet und ist eher ein heimlicher Vertreter der
Spechtfamilie. Man hört ihn wesentlich seltener klopfen als zum
Beispiel den Buntspecht.
Totholz ist Lebensraum
Doch nicht nur die Vogelwelt der drei Schutzgebiete ist
bemerkenswert, sondern auch Insekten finden hier einzigartigen
Lebensraum. Beispielhaft seien hier die Käfer genannt. Im Hochspessart
wurden bisher 320 totholzbewohnende Käferarten nachgewiesen, davon
kommen alleine im Eichhall über 200 Arten vor. In den Schutzgebieten
Rohrberg und Metzgergraben & Krone waren es über 160 Arten. Über 80
der gefundenen Käferarten sind vom Aussterben bedroht oder in ihrem
Bestand stark gefährdet.
Die
Juchtenkäfer (Osmoderma
eremita) leben
in Baumhöhlen, die sie oft ihr ganzes Leben lang nicht
verlassen. Osmoderma ist in fast allen Ländern durch die
jeweiligen Landes- oder Bundesgesetze und auf europäischer
Ebene durch die FFH-Richtlinie besonders geschützt. In der
Roten Liste Deutschlands, für gefährdete Tiere wird die Art
als 2 = stark gefährdet,
gelistet. |
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Bild:
Thomas Stephan |
Der Eremit wird auch
Juchtenkäfer genannt und ist ein Käfer aus der Unterfamilie
der Rosenkäfer |
Ein besonderer Vertreter, der etwa drei Zentimeter große Eremit
war schon immer aus dem Hochspessart bekannt. Dieser
bronze-braunfarbene Käfer, der wie der Maikäfer zur Familie der
Blatthornkäfer gehört, ist auf Mulmhöhlen in alten Laubbäumen
angewiesen. (Wollen wir diesen Käferarten ein Überleben sichern, so
müssen wir uns einen alten Wald erhalten). Hier entwickeln sich die
Larven in drei bis vier Jahren zu fertigen Käfern. Sie ernähren sich
von Holz, das zuvor von Pilzen zersetzt wurde. Ein besiedelter Baum
wird manchmal über Jahrhunderte von einer Käferpopulation genutzt.
Der Gattungsname Osmoderma kommt aus dem altgr. o s m e
(bedeutet
Geruch) und d e r m a (bedeutet Haut) und dies bezieht sich auf
den intensiven Duft, der den Käfer umgibt. Der Artname "eremita",
spielt darauf an, dass die Art in Baumhöhlen lebt.
Der Eremit
misst 23 bis 39 Millimeter in der Länge und 14 bis 19 Millimeter in
der Breite. Männchen sind an den markanten Wülsten auf dem Brustschild
zu erkennen. Ihre Anwesenheit ist mit einem Duft verknüpft, der von
den Männchen als Sexuallockstoff produziert wird. Dieser Duft wird
umschrieben, "wie nach Juchtenleder" oder auch nach "Aprikose
duftend".
Wesentlich bekannter ist der ebenfalls seltene Hirschkäfer. Er
lebt fast ausschließlich in alten Eichenwäldern und ist auf Totholz
angewiesen. Auf Grund seiner Größe von über sieben Zentimeter Länge
und seines äußerst spektakulär ausgebildeten Geweihs ist er mit keiner
anderen Käferart zu verwechseln. Bei dem Geweih handelt es sich um
eine Vergrößerung des Oberkiefers, der von den Männchen bei den
Revierkämpfen eingesetzt wird. Die Larven brauchen sechs bis acht
Jahre für ihre Entwicklung und ernähren sich im Erdboden von Holz, das
Pilze zersetzt haben.
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Lucanus
cervus so sein wissenschaftlicher Name ist
benannt nach den übermäßig vergrößerten Kiefer der Männchen
("Geweih"), mit denen diese unblutige Kämpfe während der
Paarung ausführen. Die Käfer sind in der Größe sehr variabel,
bei den Männchen zwischen 25 - 75 Millimeter Körperlänge, bei
den Weibchen sind dies 30 - 50 Millimeter und ist damit der
größte heimische Käfer. Seine Farbe ist schwarz mit rotbraunen
Flügeldecken. Seine Fühler sind "gekniet", die letzten Glieder
sind zu einem Fächer erweitert. |
Hirschkäfer-Paar - im Vordergrund ein Weibchen |
Bild: Thomas Langhirt |
Der Hirschkäfer
(Lucanus cervus)
Die Vorkommen der Hirschkäfer
sind in Eichenwäldern und Parkanlagen. Heute sind sie fast
überall selten geworden, weil bei uns ein "sauberer" Wald
gewollt ist. Die Männchen der Hirschkäfer beeindrucken einem
mit ihrer Größe und die zu mächtigen Zangen entwickelten
Oberkiefer. Diese werden als Waffen im Kampf um die Weibchen
verwendet - der stärkere gewinnt der Unterlegene aber wird
nicht verletzt - taugen aber nicht mehr zur Nahrungsaufnahme.
Die Hirschkäfer ernähren sich von austretenden Baumsäften, die
mit den pinselförmig umgebildeten übrigen Mundteilen
aufgeleckt werden. Nur die Weibchen können ihre Kiefer noch
dazu verwenden, um etwa Wunden an Baumstämmen zu vergrößern,
um so den Saftfluss zu erhöhen. Dann sind schnell auch
Männchen da, um an dem Saftfluss teilzuhaben.
Das
Weibchen gräbt sich nach der Paarung in den Boden ein und legt
seine Eier an die Wurzeln morscher Eichen - wir werden nicht
müde immer wieder zu bitten solche Bäume im Wald stehen zu
lassen - seltener an andere Laubbäume. Die
Larvenentwicklung dauert zwischen 5 und 8 Jahre, wobei die
engerlingsähnliche Larve eine Länge von 12 cm erreichen kann.
Die Larve verpuppt sich in einer faustgroßen Höhlung im
Erdreich.
In Südeuropa entstehen in einer wesentlich
kürzeren Entwicklungszeit deutlich kleinere Käfer als bei uns
in Mitteleuropa. Das besondere bei den Männchen im Süden
Europas ist die Tatsache, dass sie dort auch viel kleinere
Kiefer tragen.
Sein wissenschaftlicher Name kommt aus
dem lateinischen l u c a n u s bedeutet
"Waldbewohner" und c e r v u s "Hirsch". Der
Hirschkäfer gehört in die Ordnung der Käfer und in die Familie
der Schröter.
Die Lebenserwartung nach dem Schlupf
beträgt bei den Männchen nur wenige Wochen. Auch die letzten
Weibchen versterben im Spätsommer.
Der Hirschkäfer ist
in der Roten Liste Deutschlands der bedrohten Tiere als
Kategorie 2 = "stark gefährdet"
gelistet. |
Geheimnisvolle Welt der Pilze
Keine Artengruppe ist so spezialisiert, wie die der Pilze. Im
Bereich der Eichen-Schutzgebiete findet man zwei besonders
bemerkenswerte Arten, zum einen den Igel-Stachelbart mit einem
auffälligen Körper und den eher unscheinbaren Mosaikschichtpilz. Beide
sind auf ausreichend starkes Totholz der alten Eichen und Buchen
angewiesen.
Der
Igelstachelbart (Hericium
erinacens), wird auch
Affenkopfpilz oder Löwenmähne genannt. Er gehört in die
Ordnung der Täublingsartigen und in die Familie der
Stachelbartverwandten. In Deutschland wächst der
Igelstachelbart sehr zerstreut, ist jedoch in fast allen
Bundesländern mindestens einmal nachgewiesen. |
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Bild:
Thomas Stephan |
Der Igelstachelbart ein
Totholzbewohner |
Der Igelstachelbart besiedelt abgestorbene Eichen und Buchen,
bildet nur einen äußerst kurzen Stiel aus und fällt ansonsten durch
seine weißen, bis zu sechs Zentimeter langen, weichen und elastischen
Stacheln auf. Man findet ihn in der Zeit zwischen September und
November an alten Laubbaumstämmen. Dieser Pilz ist bis nach China
verbreitet, wo er Affenkopfpilz genannt wird. Denn sein Aussehen
erinnert an in China vorkommende Affen, die so behaart sind, dass man
kein Gesicht erkennen kann. Er findet auch in der traditionellen
chinesischen Medizin Verwendung.
Das Rothenbucher Totholz- und Biotopbaumkonzept
Im Spessart hat man sich schon lange Gedanken über die
Verantwortung für die besonderen Lebensformen in und an lebenden und
toten alten Eichen und Buchen gemacht. Daraus wurde ein Konzept für
alle außerhalb der Naturschutzgebiete stehenden Eichen- und
Buchenbestände entwickelt, was den verschiedenen Biotopstrukturen und
ihren Bewohnern zu Gute kommt.
So werden die so genannten Biotopbäume, wie zum Beispiel Stümpfe,
hohle Bäume, Bäume mit Spechthöhlen und Pilzbefall, prinzipiell
erhalten.
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Hohe abgestorbene Baumstümpfe
werden gerne von Rossameisen besiedelt. Außerdem sind sie für
Spechte ein wichtiges Lebensmiteeldepot für nahrungsarme
Zeiten. Diese Stümpfe werden auch gerne für die "Lernstube"
der jungen Spechte auserkoren. Hier müssen die Jungspunde
lernen, wie man ein richtiger Specht wird.
An besonnten
Stellen lebt auch die Rote Waldameise. Das Zentrum einer
Waldameisenkolonie ist fast immer ein abgestorbener
Baumstumpf. |
Baumstumpf mit Konsolenpilzen und anderen Formen |
Bild: Thomas Langhirt |
Außerdem wurden Buchen mit mehr als 80 cm und Eichen mit mehr als
100 cm Durchmesser als "Methusaleme" nicht mehr genutzt. Auch ein
"Ausräumen" des Waldes nach der Holzernte entfällt, um möglichst viel
Totholz zu erhalten bzw. zu schaffen. Die Ökologie des Waldbestandes
erhält inmitten des wirtschaftenden Forstbetriebes einen hohen
Stellenwert, da durchaus Entscheidungen gegen den Verkauf und
zugunsten des ökologischen Effektes getroffen werden.
Der Schutz von Horstbäumen wird ebenfalls stark berücksichtigt. Der
Spessart ist auch Rückzugsraum verschiedener Vogelarten, die Bäume für
ihre Horste bevorzugen. Dazu gehören z.B. Schwarzstorch,
Wespenbussard, Habicht, Sperber, Baumfalke, Kolkrabe und Waldohreule.
Unmittelbar um ihre Wohnstuben dürfen keine Bäume entnommen werden.
Außerdem dürfen in der Brutzeit diese Bereiche nicht durch forstliche
oder jagdliche Maßnahmen gestört werden.
Dies ist moderner, gelebter Naturschutz. Schutz der Lebensräume
bedeutet, Schutz der Lebewesen die auf diese Lebensräume angewiesen
sind.
Die
Mundwerkzeuge des Hirschkäfermännchens sind im Laufe ihrer
Entwicklung so riesig geworden, dass sie zum Beißen fast
untauglich geworden sind. Sie werden wie ein Hirschgeweih
eingesetzt.
Der Hirschkäfer (Männchen 25-75 mm; Weibchen 30-50 mm) ist der
größte Käfer Mitteleuropas. Das Männchen ist in der Regel viel
größer als das Weibchen und wurde deshalb anfangs für eine
andere Art gehalten. Der heute sehr seltene Käfer ist am
aktivsten im Juni und Juli. |
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Bild:
Thomas Langhirt |
Weil er gerne vergorene,
alkoholhaltige Eichensäfte aufleckt, ist dieser prächtige
Käfer manchmal komplett flugunfähig |
Der Spessart ist in Mitteleuropa ein
einzigartiger Wald, nicht nur für den Menschen ein wichtiger
Erholungsort, um einmal auch die Seele baumeln zu lassen, sondern für
eine große Anzahl von Tieren, Pflanzen und Pilzen oft ein letzter
Rückzugsort. Er ist eine grüne Lunge. Es ist unsere Pflicht und
Schuldigkeit diesen Wald so zu erhalten auch für nachfolgende
Generationen, und für eine Natur, die auf diese Wälder mit ihren alten
Bäumen und andere Lebensbereiche, so dass diese Natur eine Chance hat
zu überleben. Es ist eine Aufgabe, die uns alle angeht. Wir sollten
darüber einmal nachdenken.
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