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Die
Bechsteinfledermaus -
die mit den langen Ohren
(Myotis bechsteinii)
Die Bechsteinfledermaus ist eine Waldfledermaus. Sie bevorzugt
vorwiegend feuchte Mischwälder, aber ist auch im Kiefernwald
anzutreffen. Ebenso in Parks und großen Gärten. Sie ist im Sommer nur
selten außerhalb von Wäldern anzutreffen. Sie bevorzugt Laubwälder
gegenüber nadelholzreichen Misch- oder Nadelwäldern, alt und
totholzreiche Wälder gegenüber jungen und mittleren Altersstadien und
intensiv durchforsteten Beständen, lichte Wälder mit etwas lückigem
Kronendach gegenüber Wäldern mit geschlossenem Kronendach.
Die Bechsteinfledermaus ist die einzige Fledermausart, deren Areal
weitgehend auf Europa beschränkt ist. Im Süden kommt sie von der
Iberischen Halbinsel über Frankreich, Italien und den Balkan bis an
den Bosporus vor. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft von
Südengland über Norddeutschland sowie Polen bis zur Ukraine und
Rumänien.
In Deutschland liegen die Verbreitungsschwerpunkte im Süden und in der
Mitte. Die Bechsteinfledermaus zeigt in Bayern einen deutlichen
nordwestbayerischen Verbreitungsschwerpunkt mit weitgehend
flächendeckenden Vorkommen in den Naturräumen Spessart, Odenwald und
Südrhön sowie der Mainfränkischen Platten.
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Bei der Bechsteinfledermaus
handelt es sich um eine mittelgroße Fledermaus, mit auffallend
langen Ohren, die wenn nach vorne umgelegt werden, die
Schnauze überragen. Ihr Fell ist relativ lang, die Haarbasis
dunkel graubraun. Die Oberseite ist fahlbraun bis
rötlichbraun. Die Unterseite ist hellgrau. |
Die
Bechsteinfledermaus steht unter Naturschutz |
Bild: Marko König |
Merkmale der Bechsteinfledermaus ( Myotis
bechsteinii):
Kopf-Rumpf: 45 - 55 mm
Schwanz: (34) 41 - 45 (47) mm
Unterarm: 39 - 47 mm
Ohr: (21) 23 - 26 mm
Spannweite: 250 - 286 mm
Gewicht: 7 - 13,6 g |
Die Bechsteinfledermaus hat ihre Sommerquartiere
(Wochenstuben) zumeist in natürlichen Baumhöhlen und
Fledermausnistkästen, seltener in Gebäuden, dort frei hängend.
Einzeltiere wurden auch in Felshöhlen angetroffen.
Die bekanntgewordenen Winterquartiere des Bechsteinfledermaus sind
unterirdische Quartiere, wie Stollen, Höhlen und Keller. Vereinzelt
auch in Baumhöhlen. Dort ist zumeist eine Temperatur um 8 Grad Celsius
anzutreffen, mit einer hohen Luftfeuchtigkeit.
Die Tiere hängen häufig frei an der Decke oder einer Wand, seltener in
engen Spalten eingezwängt, zumeist Einzeltiere. Sehr selten kleine
Cluster (bis 10 Tieren). Die Ohren hat die Bechstein auch im
Winterschlaf gerade ausgestreckt, selten unter die Flügel geklemmt.
Der Winterschlaf erfolgt in der Zeit von Oktober bis März/April.
Offenbar ist die Bechstein eine ortstreue Fledermaus. Die weiteste
bekannte Wanderung beträgt 39 km. Der Eintritt der Geschlechtsreife
ist unbekannt. Die Paarungszeit erfolgt im Herbst bis Frühjahr. Der
Bezug der Wochenstube ab Ende April/Mai (diese werden häufig
gewechselt), zumeist 10-30 Weibchen. Wie bekannt ist, scheint es so,
als ob sich die Weibchen untereinander kennen, sie reiben die
Gesichter aneinander. Die Jungen werden alle 2-3 Tage in andere
Quartiere transportiert.
Die Geburten erfolgen ab der 1. Junihälfte bis Anfang Juli. Das erste
Junge ist bis Anfang/Mitte August flugfähig. Die Auflösung der
Wochenstuben erfolgt gegen Ende August. Die Männchen leben im Sommer
einzeln.
Das bekannte Höchstalter beträgt 21 Jahre.
Ihr Flug ist
gaukelnd und sie jagt geschickt auf engstem Raum. Vorwiegend
Schmetterlinge und Zweiflügler, Spinnen, Weberknechte. Auch
werden Raupen und flugunfähige Käfer erbeutet. |
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Bild:
Marko König |
Sie jagt erst nach Einbruch
der Dunkelheit in 1 - 5 Meter Höhe und nimmt sogar Beute vom
Boden auf |
Mit ihren breiten Flügeln und großen Ohren zeichnet sich die
Bechsteinfledermaus als gut manövrierfähige Fledermausart aus, die in
dichter Vegetation Beutetiere orten kann. Sie fliegt erst nach
Einbruch der Dunkelheit aus. Mit ihrem gaukelnden Flug, ist sie auch
auf engstem Raum sehr geschickt. Sie jagt in niedriger Höhe (1 - 5 m),
nimmt Beute von Zweigen oder vom Boden auf, mittels Rüttelflug.
Ihre Nahrung besteht vorwiegend aus Schmetterlingen und Zweiflügler,
Spinnen, Weberknechten und Ohrwürmern, aber auch Raupen und
flugunfähige Laufkäfer werden erbeutet.
Die Bestände der Bechsteinfledermaus sind in Bayern zur Zeit stabil,
sie ist aber in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Bayerns
als "gefährdet" eingestuft. Ebenso
Rote Listen Deutschland. Die Bechsteinfledermaus ist in Anhang II und
Anhang IV der FFH-Richtlinie gelistet und gleichzeitig eine
Verantwortungsart innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen
Vielfalt der Bundesregierung.
Trotzdem gibt es Gefährdungspotentiale:
a.) Beseitigung von Altholz, ausgeprägter Starkholzeinschlag und damit
Quartiermangel.
b.) Beseitigung von Laubholz, Umbau in nadelholzreiche Bestände oder
Nadelwälder.
c.) Fällen von Höhlenbäumen.
d.) Strukturarmut der Wälder (z.B. einschichtige Nadelwälder, geringe
Totholzmengen).
e.) Pestizideinsatz im Wald.
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Die Bechsteinfledermaus kommt in
den gemäßigten Zonen Europas vor, ist lokal verbreitet und
anscheinend nirgends häufig. Ihr Lebensraum sind die
feuchten Mischwälder, aber auch Kiefernwälder, Parks und
Gärten im Tiefland und Mittelgebirge. Die nördlichsten
Einzelfunde sind aus Südschweden dokumentiert. |
Die
Bechsteinfledermaus ist eine Waldfledermaus |
Bild: Marko König |
Aufgrund ihrer Vorliebe für reife, strukturierte Laubwälder
ist die Bechsteinfledermaus zwar zu Recht als eine "Urwaldart" zu
bezeichnen, doch ist der Wald, der ihr in Mitteleuropa als Lebensraum
zur Verfügung steht, der ihre Existenz bedeutet, fast ausschließlich
Wirtschaftswald.
Nur durch eine schonende Forstwirtschaft im Sinne einer "Naturgemäßen
Waldbewirtschaftung" kann ihr Bestand gezielt gefördert werden, können
wir ihr ein Überleben sichern.
Dessen sollten wir uns bewusst sein!
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