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Die "Gefährdeten Allerweltsvogelarten" -
Teil 3 - Die Dorngrasmücke - auf der
Vorwarnliste der Roten Liste
der Brutvögel Bayerns |
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Die Männchen haben einen grauen Kopf,
mit einem weißen Augenring, weißer Kehle und hellen Beinen. Bei
den Weibchen, ist der Kopf eher bräunlich, der Augenring
undeutlich und die Iris ist dunkler. |
Die
Dorngrasmücke - ihre Bestände gehen zurück |
Bild:
Gunther Zieger |
Die Dorngrasmücke hat hier den Status I
(regelmäßig brütende Art). Die Bestandsgröße wird mit
mh (mäßig häufig) angegeben. Der Bestandstrend (<)
wird mit einem Rückgang (Ausmaß unbekannt)
beschrieben. Die Art war in der RL BY 2003 noch nicht in der
Vorwarnliste geführt. |
Aus einem inzwischen 40 Jahre alten Vogelatlas, habe ich über
der Dorngrasmücke bereits hier folgendes gelesen: "Die Dorngrasmücke
bewohnt - im Gegensatz zu den anderen bei uns heimischen Grasmückenarten -
offenes Gelände. Ihr hastiges, kurzes Lied ertönt aus dornigem Feldgehölz
und Gestrüpp am Bahndamm oder aus dem Gebüsch am Waldrand. Ihre Bestände
gehen durch landschaftsveränderte Maßnahmen wie die der Flurbereinigungen
mehr und mehr zurück."
Was, also vor 40 Jahren schon beobachtet
wurde, ist heute aktueller denn je. Hatten wir im Zeitraum 1996 - 1999
noch eine Bestandsgröße von ca. 85.000 - 115.000 BP, so hat sich dies im
Fünfjahreszeitraum 2005 - 2009 auf 10.000 - 22.000 BP alarmierend
zurückgebildet. Von einem häufigen Brutvogel zu einem spärlichen Brutvogel
unserer Feldgehölze.
Fast schon gebetsmühlenartig bitte ich die Kommunen in offenen
Briefen, nicht bis in den letzten Februartagen hinein die Hecken und
Gebüschsäume zu schlegeln, sondern es auch einmal gut sein zu lassen und
Buschreihen nicht zu schlegeln, sondern über ein Jahr auszusetzen, damit
diese sich wieder regenieren können. Oft rufen mich Bürgermeister an und
bedanken sich für solch einfache Hilfen für unsere Vogel- und
Insektenwelt. Leider stößt dies nach wie vor, bei Teilen der
Landwirtschaft auf taube Ohren.
Der muntere, raue
und etwas kratzige Gesang der Dorngrasmücke passt zu ihrem
Lebensraum. Sie ist ein Brutvogel der dornbuschreichen Landschaft.
Ihr Gesang enthält auch Imitationen anderer Vogelarten. |
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Bild: Stefan
Wehr |
Singendes Dorngrasmücken-Männchen
- ihr Gesang passt zum dornigen Lebensraum |
Oft singen die Männchen auch exponiert auf einem Busch, Zaunpfahl
oder sogar einem Leitungsdraht. Von der Singwarte aus steigt das Männchen
mit verlangsamten Flügelschlägen und intensiv singend in wellenförmiger
Flugbahn steil bis auf 10 Meter auf, um dann stufenweise mit gesträubten
Kopffedern und leicht gefächerten Steuerfedern stumm wieder abzusteigen
und einer Deckung zuzustreben.
Hier können Sie den Gesang der Dorngrasmücke
hören Autor: Stefan Wehr
Mit ihren 13 - 15 cm ist die Dorngrasmücke etwa so groß wie ein
Haussperling. Sie sind Brutvögel der offenen, dornbuschreichen Landschaft.
Man trifft sie vor allem an Waldrändern sowie in Hecken und Feldgehölzen,
besonders auf Heideflächen und im Bewuchs von Brand- und
Kahlschlagsflächen. Nicht selten brütet die Dorngrasmücke in enger
Nachbarschaft zum Neuntöter.
Meist kommen die Männchen einige Tage
füher als die Weibchen aus dem Winterquartier zurück. (Die Winterquartiere
dieser Art liegen südlich der Sahara). Sie legen mehrere Nester an, die
bis auf die Auskleidung der Nestmulde fertig sind. Dann versuchen sie ein
Weibchen zum Nest zu locken. Wenn das Nest gefällt, wird es von beiden zu
einem tiefmuldigen, aber lockeren Bau fertiggestellt. Das Nest steht
meistens bodennah, (unter einem 1 Meter Höhe) oft in Hochstauden wie
Brennnesseln, Himbeere oder Brombeere, oder niedrig in Dornensträuchern.
Aber auch in Jungfichten wurden schon Nester gefunden. Die Eier werden bei
der ersten Brut von Weibchen und Männchen wechselweise bebrütet (Das
Gelege kann aus 3 - 6, zumeist aber fünf weißlichblau oder -grünen mit
einer olivfarbenen oder rostbrauner Sprenkelung versehenen Eiern
bestehen). Nachts brütet aber nur das Weibchen. Das zweite Gelege bebrütet
das Weibchen allein, da das Männchen die Jungen der ersten Brut füttert.
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Das Männchen baut mehrere unfertige
Nester, von denen sich das Weibchen eines auswählt und der
Nestmulde die noch fehlende Innenausstattung hinzufügt. Der
Nestbau kann auch in einem Wacholderbusch stehen. |
Ein Männchen
trägt eine Raupe zum Nest |
Bild: Gunther Zieger |
Die Dorngrasmücke schlüpft lebhaft durch dorniges Gebüsch, dabei
zeigt sie sich nicht selten mit gesträubten Scheitelfedern. Das
Nahrungsspektrum besteht aus Insekten, Spinnen, enthält aber, im Gegensatz
zu Mönchs- und Gartengrasmücke, weniger Beeren und Früchte. Diese erlangen
jedoch im Winterquartier größere Bedeutung.
In Nordbayern bis
zur Donau ist die Dorngrasmücke fast flächig anzutreffen. Südlich
der Donau hin zu den Alpen nimmt eine lückige Verbreitung immer
mehr zu. Im Werdenfelser Land wurde eine Brut in 880 Meter
nachgewiesen. |
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Bild: Gunther
Zieger |
Dorngrasmücke - hier ist ein
Jungvogel zu sehen |
Obwohl die Dorngrasmücke in vielen Teilen Europas unter den
dortigen Brutvögeln immer noch eine häufige Brutvogelart ist, kann nicht
verschwiegen werden, dass ihre Bestände schrumpfen und dies in einem
erheblichen Ausmaß. Die seit den 1950er Jahren beginnende Abnahme des
davor sehr häufigen Brutvogels wurde Ende der 1960er Jahre dramatisch, als
die Vögel wegen der anhaltenden Dürre in der Sahelzone kaum noch in der
Lage waren, den kräftezehrenden Heimzug zu überleben. Man vermutet, dass
hier über 50% der Vorkommen verendet sind.
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Die enormen Bestandseinbrüche in den
1960er Jahren bei der Dorngrasmücke sind ein Paradebeispiel dafür,
dass Bestandsentwicklungen unserer Zugvogelarten in hohem Maße
auch von der Situation in den Winterquartieren abhängen. |
Dorngrasmücke
- Männchen - benötigt Wildkrautfluren und Saumgesellschaften |
Bild: Gunther Zieger |
Ursache waren und sind neben negativen Einflüssen auf dem Zug und
im Winterquartier, Dürren treten dort immer wieder auf, vor allem die
Vernichtung der Brutplätze durch Ausräumung der Landschaft und der
Intensivierung der Landwirtschaft. Ein Beweis hierfür ist die Tatsache,
dass in mehreren verbliebenen günstigen Gebieten stabile Bestände und
sogar Zunahmen beobachtet wurden.
Dorngrasmücken
sind Brutvögel der offenen, dornbuschreichen Landschaft, man
trifft sie vor allem an Waldrändern sowie in Hecken und
Feldgehölzen. Die Neuanpflanzung von Heckenstrukturen in unserer
heutigen Agrarwüste, würde dieser Vogelart ein Überleben sichern. |
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Bild: Gunther
Zieger |
Sie kommt kaum in geschlossenen
Waldgebieten vor, ebenso wenig in Siedlungen. |
Helfen Sie mit! Sie können dieser Vogelart helfen. Sprechen Sie
doch einmal bei Ihrer Kommune oder dem Rathaus Ihrer Stadt vor und fordern
Sie das jährliche Schlegeln nur auf das Allernötigste zu reduzieren.
Bitten Sie doch Ihre Bürgermeisterin, oder Bürgermeister Heckensäume mit
verschiedenen Heckenrosen, Brombeer- oder Himbeersträucher wieder
entstehen zu lassen. Dies ist im Frühajr nicht nur ein toller Blickfang,
sondern hilt neben der Dorngrasmücke auch anderen Grasmücken, oder
Vogelarten, Insekten, Käfer u.v.a. ein Auskommen und Brutmöglichkeiten.
Hier kann jeder etwas tun! Sie werden sich wundern, wie schnell die
Vogelwelt diese Säume in Beschlag nimmt.
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