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Die Zootiere des Jahres seit 2016
Zootier des Jahres ist eine Artenschutzkampagne in Deutschland, die
von der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz
e.V. (ZGAP), der Deutschen Tierparkgesellschaft e.V. (DTG) und der
Gemeinschaft deutscher Zooförderer e.V. (GdZ) 2016 im Tierpark
Nordhorn ins Leben gerufen wurde. Gewählt wird das Zootier des Jahres
von der ZGAP. Bei der Wahl zum jeweiligen "Zootier des Jahres"
berücksichtigt die ZGAP Tierarten, die hochbedroht sind. Mit einem
Motivplakat und zwei Schutzprojektplakaten machen viele Zoos und
andere Einrichtungen auf die jeweilige Kampagne aufmerksam.
Jahr |
Zootier |
wissenschaftlicher Name |
2016 |
Leopard |
Panthera pardus |
2017 |
Kakadus |
Cacatuidae |
2018 |
Scharnierschildkröte |
Cuora spp. |
2019 |
Gibbons |
Hylobatidae |
2020 |
Beo |
Gracula religiosa |
2021 |
Krokodil |
Crocodylia |
2022 |
Pustelschwein |
Sus |
2023 |
Ara |
Ara |
2024 |
Gecko |
Gekkonidae |
Die Geckos sind die Zootiere des Jahres 2024
Zu Pulver zermahlen, als Tee aufgebrüht oder in Alkohol eingelegt - so
endet mancher Gecko und wird damit Opfer eines Aberglaubens, welcher den
Tieren besondere Heilkräfte zuschreibt. Dafür gibt es keinerlei
wissenschaftliche Beweise, doch die Nachfrage nach diesen
vermeintlichen Medikamenten steigt dramatisch. Generell sind Geckos
mit einer Vielzahl unterschiedlicher Bedrohungen konfrontiert. Diese
reichen von der Verschmutzung und dem Verlust des Lebensraumes,
Schäden durch invasive Arten, dem Klimawandel bis hin zur übermäßigen
Absammlung für den Heimtierhandel oder der Verwendung in der
traditionellen asiatischen Medizin und als Delikatesse. Zudem haben
einige Geckoarten nur sehr kleine Lebensräume, weswegen negative
Einflüsse einen großen Effekt auf die Überlebensfähigkeit der
jeweiligen Populationen haben.
Derzeit sind mehr als ein Fünftel aller gelisteten Geckos auf der
Roten Liste der IUCN als bedroht aufgeführt. Für über 241 Geckoarten
ist der Bedrohungsstatus unbekannt. Hier sind Populationserhebungen
nötig, um eine Aussage über die Situation der jeweiligen Art treffen
zu können. Da die Bestände vieler Geckoarten akut gefährdet sind und
immer weiter abnehmen, sollen die Geckos nun ein Jahr lang im
Rampenlicht stehen.
Tigergecko (Goniurosaurus) Bild: ©
Thomas Ziegler |
Der Begriff "Gecko" wird bei der Kampagne umgangssprachlich
verwendet, denn die diesjährigen Fokusarten stammen aus
unterschiedlichen Familien der 2292 Arten umfassenden Geckoartigen
(Gekkota). Mit der Kampagne werden Schutzprojekte für die folgenden
Arten umgesetzt:
Bogenfingergeckos (Cyrtodactylus)
Himmelblauer Zwergtaggecko (Lygodactylus williamsi)
Tigergeckos
(Goniurosaurus)
Vietnam-Goldgecko (Gekko badenii)
Reeves
Tokeh (Gekko reevesii)
Psychedelischer Felsengecko (Cnemaspis
psychedelica)
Um die im Fokus stehenden Geckoarten zu unterstützen,
werden mit den Kampagnengeldern verstärkt Schutzmaßnahmen in Vietnam
und Tansania gefördert und Umweltbildungsaktivitäten gestartet.
Spendengelder, die im Laufe dieses Jahres gesammelt werden, verstärken
die Reichweite der Aktionen.
Schutzprojekt Vietnam
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Für die Projektteams werden verschiedene
Ausrüstungsgegenstäne und Transportmittel finanziert. |
Das Vietnam-Projekt
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Bild: © Truong Ngoc Hung |
In Vietnam kommen über hundert verschiedene Geckoarten vor, viele
davon noch gar nicht wissenschaftlich beschrieben. Unter den
beschriebenen Arten stechen Psychedelische Felsengeckos (Cnemaspis
psychedelica), Tigergeckos (Goniurosaurus spp.), Vietnam-Goldgeckos
(Gekko badenii), Bogenfingergeckos (Cyrtodactylus spp.) und Reeves
Tokehs (Gekko reevesii) hervor, ob nun durch ihr Aussehen, ihre
Entdeckungsgeschichte oder ihre Gefährdung. Denn eins haben diese
Arten alle gemeinsam - sie sind mit einer Vielzahl unterschiedlicher
Bedrohungen konfrontiert.
Noch sind Tokehs (Gekko reevesii,
Gekko gecko) weit verbreitet. |
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Bild: © Projekt "Zootier des Jahres" |
Reeves Tokeh - Vietnam - Melinhstation |
Noch sind Tokehs weit verbreitet und als "nicht gefährdet"
eingestuft. Doch ihre Bestände schwinden rasant, da man diesen Tieren
in der traditionellen Medizin Südostasiens eine Heilwirkung zuspricht.
Obwohl es sich um Aberglauben handelt, werden Tokehs zu
Hunderttausenden gefangen, getötet und als angebliche Medizin
verkauft. Mittlerweile sieht man die anpassungsfähigen Kulturfolger
immer seltener.
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Mit den Kampagnengelder werden die Projektteams
unterstützt, zur Rettung der Geckos. |
Vietnam-Projektarbeit - Tigergecko |
Bild: © Nguyen Quoc Huy |
Vietnam-Goldgeckos sind stark bedroht, obwohl sie nicht als
Medizin, dafür aber als lokale Delikatesse gehandelt werden. Mittels
Schlingfallen werden sie gefangen und zu Lebensmitteln verarbeitet.
Den übrigen genannten Arten ergeht es nicht besser, da auch sie
teilweise abgesammelt werden, ihre Lebensräume schwinden oder sich
durch den Klimawandel bedingt zu stark verändern.
Die Art ist auf der Insel Cat-Ba im
Norden Vietnams endemisch und wurde erst im Jahr 2008
beschrieben. Der Name leitet sich vom Fundort ab. |
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Bild: © Thomas Ziegler |
Goniurosaurus catbaensis - Cat-Ba-Tigergecko |
Wie die Bedrohungsfaktoren, sind auch die Projektziele in
Vietnam vielfältig. Mit den Kampagnengeldern werden in mehreren
Regionen Vietnams neue Erhaltungszuchtstationen errichtet oder
bestehende Haltungen erweitert. Für die Projektteams werden
verschiedene Ausrüstungsgegenstände und Transportmittel finanziert.
Für manche Arten ist eine Populationserhebung nötig, da ihr
Verbreitungsgebiet und ihr aktueller Bedrohungsstatus nicht gesichert
sind.
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Bei Forschungsarbeiten über diese neue Art wurde der
Populationsstatus und die Bedrohung untersucht. Das waren die
Grundlagen zur Aufnahme auf die Rote Liste und in das
Washingtoner Artenschutzübereinkommen. |
Neu entdeckt und vom Aussterben
bedroht - Tigergecko |
Bild: © Thomas Ziegler |
Schutzprojekt Tansania
Der Himmelblaue Zwertaggecko
(Lygodactylus williamsi) kommt nur in einem 8 Quadratkilometer großen
Habitat in Tansania vor. Daher ist diese Geckoart durch die
Lebensraumzerstörung und die Wilderei stark gefährdet. Für ihren
gesamten Lebenszyklus sind die Himmelblauen Zwergtaggeckos auf die
Pandanuspalme (Pandanus rabaiensis) angewiesen. Doch die Palmenart
wird durch invasive Pflanzen verdrängt und durch Waldbrände zerstört.
Die kleine Echse ist vom Aussterben
bedroht, da sie wegen ihrer schönen und auffälligen Färbung
gefangen wird. Die Art ist mit sechs bis zehn Zentimetern
relativ klein. |
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Bild: © Charles Kilawe |
Himmelblauer Zwergtaggecko - Männchen |
Ordnung: Schuppenkriechtiere
Ohne
Rang: Geckoartige Familie: Geckos
Art: Lygodactylus
williamsi |
Mit den Erlösen der "Zootier des Jahres"-Kampagne wird ein
neues Schutzgebiet ausgewiesen und aufgebaut, um den Lebensraum der
Geckos zu vergrößern und die durch Lebensraumfragmentierung isolierten
Geckopopulationen wieder zusammenzubringen. Durch das Anlegen von
Waldbrandschneisen wird die Ausbreitung des Feueres eingedämmt. Es
werden Brandwächter eingesetzt, die auch gegen die Wilderei vorgehen.
Projektarbeit in Tansania zur Rettung
der Geckos (Bild: © Charles Kilawe) |
Der Himmelblaue Zwergtaggecko steht hier als Botschafter für den
Kimboza-Wald. Zahlreiche andere Tier- und Pflanzenarten profitieren
von den Schutzmaßnahmen. Etwa Zwergchamäleons und Schwarz-weiße
Stummelaffen.
Lebensraum von Lygodactylus williamsi
(Bild: © Projekt "Zootier des Jahres") |
Kampagnenstart im Kölner Zoo
Der Schwerpunkt der
diesjährigen "Zootier des Jahres"-Kampagne liegt auf Vietnamesischen
Geckoarten, um eine Verknüpfung zur "Vietnamazing"-Kampagne
herzustellen. Die Auftaktveranstaltung zum Kampagnenstart fand Ende
Januar im Aquarium des Kölner Zoos statt. Ein sehr passender Ort, denn
der Kölner Zoo beteiligt sich als Partner an der
"Vietnamazing"-Kampagne und Prof. Dr. Thomas Ziegler, der Kurator des
Aquariums setzt sich bereits seit vielen Jahren für den Artenschutz in
Vietnam ein. Geckos liegen ihm dabei besonders am Herzen, weswegen im
Kölner Zoo 16 verschiedene Geckoarten gehalten werden.
Zootier des Jahres 2024 - Gecko
(Plakat: Projekt "Zootier des Jahres") |
Zur Presseveranstaltung war Frau Sabine Riewenherm, die Präsidentin
des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) anwesend, die die
Schirmherrschaft für die "Zootier des Jahres"-Kampagne übernahm und in
ihrer Rede auf die wichtige Zusammenarbeit zwischen Behörden,
Artenschutzprojekten vor Ort und Zoologischen Gärten im Sinne des
One-Plan-Ansatzes hinwies. Die freundschaftliche Atmosphäre konnte die
gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Zooverbänden,
Zooförderern, Behörden (BfN), Artenschutzvereinen, Zoos und
Zoomitarbeitern sowie die Begeisterung und das Engagement für den
Artenschutz verdeutlichen.
Lygodactylus williamsi - hier ein
Weibchen (Bild: © Charles Kilawe) |
Die Kampagne "Zootier des Jahres"
Die Zootier des
Jahres"-Artenschutzkampagne wurde 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen,
sich für stark gefährdete Tierarten einzusetzen, die nicht so bekannt
sind und deren Bedrohung bisher nicht oder kaum im Fokus der
Öffentlichkeit steht. So konnten in der Vergangenheit beispielsweise
wichtige Projekte für den Erhalt von Rotohraras in Bolivien,
Scharnierschildkröten in Kambodscha oder Java-Pustelschweine in
Indonesien realisiert werden. Bei den Bemühungen, die gesteckten Ziele
für die im Fokus stehenden Arten zu erreichen, wird die ZGAP von ihren
Partnern der Gemeinschaft der Zooförderer (GdZ), der Deutschen
Tierpark-Geselschaft (DTG) und dem Verband Zoologischen Gärten (VdZ)
unterstützt.
Wenn auch Sie dazu beitragen möchten, dass diese Arten
nicht einfach verschwinden, können Sie hier helfen:
Zootier des Jahres - Helfen Sie jetzt!
Vielen Dank an Frau Dr. med. vet.Viktoria Michel, Projektkoordinatorin
"Zootier des Jahres" für den Pressetext, sowie für die Bilder
"Projekt Zootier des Jahres", Herrn Prof.Dr.Thomas Ziegler, Truong
Ngoc Hung, Nguyen Quoc Huy, Charles Kilawe, die ich hier veröffentlichen darf.
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