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Das Reptil des Jahres seit 2006
Erstmals hat die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und
Terrarienkunde e.V. (DGHT) beschlossen, vom Jahre 2006 an
abwechselnd eine Reptilien- oder Amphibienart des Jahres der
breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Die Entscheidung für 2006 fiel
auf die Waldeidechse. Diese unscheinbare Eidechse hat das größte
Verbreitungsgebiet aller landlebenden Reptilienarten. Es erstreckt
sich über 11.000 Kilometer von der Westküste Irlands bis zur
russischen Insel Sachalin.
Den Lurchen (Amphibien), insbesondere aber den Kriechtieren
(Reptilien), stehen weite Bevölkerungskreise auch heute noch skeptisch
bis ablehnend gegenüber. In den bei vielen Fernsehzuschauern so
beliebten "Tierfilmen" werden diese Tiere, vor allem gegenüber den
Vögeln und Säugetieren, nach wie vor eher stiefmütterlich behandelt.
Viele unserer einheimischen Arten sind inzwischen in ihren Beständen
stark gefährdet, teilweise sogar vom Aussterben bedroht. Ganz
allgemein erweist sich die Bestandsentwicklung von Amphibien und
Reptilien als guter Indikator für den Zustand unserer
mitteleuropäischen Kulturlandschaft. Dies war der Grund für die
Entscheidung "Reptil des Jahres".
Für die Jahre sind dies:
Jahr |
Reptil - Amphibie |
wissenschaftlicher Name |
2006 |
Die Waldeidechse |
Zootoca vivipara |
2007 |
Die Knoblauchkröte |
Pelobates fuscus |
2008 |
Der Laubfrosch |
Hyla arborea |
2009 |
Die Würfelnatter |
Natrix tessellata |
2010 |
Der Teichmolch |
Lissotriton vulgaris |
2011 |
Die Mauereidechse |
Podarcis muralis |
2012 |
Die Erdkröte |
Bufo bufo |
2013 |
Die Schlingnatter |
Coronella austriaca |
2014 |
Die Gelbbauchunke |
Bombina variegata |
2015 |
Die Sumpfschildkröte |
Emys orbicularis |
2016 |
Der Feuersalamander |
Salamandra salamandra |
2017 |
Die Blindschleiche |
Anguis fragilis |
2018 |
Der Grasfrosch |
Rana temporaria |
2019 |
Der Bergmolch |
Ichthyosaura alpestris |
2020 |
Die Zauneidechse |
Lacerta agilis |
2021 |
Die Zauneidechse |
Lacerta agilis |
2022 |
Die Wechselkröte |
Bufotes viridis |
2023 |
Der Kleine Wasserfrosch |
Pelophylax lessonae |
2024 |
Die Kreuzotter |
Vipera berus |
Die Kreuzotter (Vipera berus) ist zum "Reptil des Jahres 2024"
ernannt worden
Vor 120 Jahren wurden noch Fangprämien ausgesetzt und
zehntausende dieser Giftschlangen jährlich erschlagen, sogar ein
Kreuzotter-Vertilgungsverein wurde gegründet. Heute gilt das Reptil
des Jahres 2024 in Deutschland als "stark gefährdet" und die Art
benötigt unseren besonderen Schutz.
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Aufgrund ihrer Bekanntheit und
Giftigkeit ist die Kreuzotter wohl die faszinierendste und
auch am häufigsten missverstandene unserer sieben
einheimischen Schlangenarten. Kreuzottern sind giftig, ihr
Biss kann schmerzhaft sein. Auch wenn ihr Gift für gesunde
Menschen normalerweise nicht tödlich wirkt, ist es wichtig
einen solchen Biss ernst zu nehmen. |
Schlange der Superlative - die
Kreuzotter ist Reptil des Jahres 2024 |
Bild: © Andreas & Christel Nöllert |
Benennung einer giftigen Viper
Die Kreuzotter wurde
schon im 18.Jahrhundert von dem schwedischen Naturforscher Carl von
Linné beschrieben, denn diese nördlichste aller Schlangen, deren
Verbreitung bis über den Polarkreis reicht, kam auch vor seiner
Haustüre vor. Der deutsche Name könnte sich möglicherweise auf das
Zickzackband auf dem Rücken oder auf die Kopfzeichnung beziehen,
welche oft ein annähernd X-förmiges (eher aber V-förmiges) zentrales
Element enthält. Im Plattdeutschen wird die Kreuzotter, ebenso wie im
Englischen und Niederländischen als "Adder" (Otter) bezeichnet, im
Französischen als "vipère peliade". Letzteres bezieht sich auf den
früher gebräuchlichen Gattungsnamen Pelias, der heute noch als
Bezeichnung für eine Untergattung der Vipern (Familie Viperidae)
verwendet wird. In der griechischen Mythologie war Pelias der Sohn des
Poseidon.
Mit der Wahl der seltenen Kreuzotter (Vipera berus)
rückt die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde
(DGHT e.V.) eine Schlange der Superlative in den Fokus. Die
lebendgebärende Art hat das weltweit größte Verbreitungsgebiet aller
Schlangen und besiedelt in mehreren Unterarten ein riesiges
Gesamtareal in Europa und Asien. Es reicht von England (Irland ist
schlangenfrei) bis zur
russischen Insel Sachalin und als einzige Schlange ist die Kreuzotter
auch jenseits des Polarkreises noch anzutreffen. Die kältliebende Art
gilt daher auch als eine Verliererin des Klimawandels.
Kreuzottern sind auch durch die
senkrecht geschlitzte Pupille und gekielte Schuppen
gekennzeichnet. Weibliche Kreuzottern weisen während des
gesamten Jahres eine braune Grundfärbung auf. ... |
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Bild: © Benny Trapp / DGHT |
Männliche Kreuzotter in Lauerstellung |
Merkmale der Kreuzotter
Die Kreuzotter ist eine
verhältnismäßig kleine, eher gedrungen gebaute Schlange, deren Kopf
leicht dreieckig verbreitert ist. Der Schwanz ist kurz und dünn und
setzt sich deutlich vom Körper ab. Die Grundfärbung ist beim Weibchen
gewöhnlich braun, mit meist dunkelbrauner, leicht verwaschener
Zeichnung, beim Männchen nach der erten Häutung zu Beginn der
Paarungszeit meist hellgrau mit schwarzer, scharf abgegrenzter
Zeichnung, ansonsten aber auch in verschiedensten Brauntönen. Nach
einer Häutung ist die Färbung kontrastreicher. Je nach Population gibt
es einen kleinern oder größeren Anteil schwarzer Exemplare (die im
Volksmund "Höllenottern" genannt werden). Selten kommen auch einfarbig
kupferrote Ottern vor.
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Das Gift der Kreuzotter dient nicht nur zum Töten der Beute
und zur Einleitung der Verdauung. Daneben erfüllt das Gift
auch eine Funktion bei der Verteidigung gegenüber Feinden. |
Männchen der Kreuzotter in einem
Grauton - Vorsicht bei in die Enge getriebener Kreuzotter |
Bild: © Andreas Nöllert |
Neben der vom Aussterben bedrohten Aspisviper im
Südschwarzwald ist die Kreuzotter die einzige Giftschlange
Deutschlands. Bissunfälle kommen bei uns nur sehr selten vor und auch
nur, wenn die Viper sich angegriffen fühlt. Die Kreuzotter ist keine
Angriffsschlange, eher eine Fluchtschlange. Die Bisse können schmerzhaft sein und zu lokalen
Symptomen wie Schwellungen führen, sind für gesunde Menschen aber kaum
gefährlich oder gar tödlich. Dennoch ist es wichtig, den Biss einer
Kreuzotter ernst zu nehmen, (allergische Reaktion) die Ruhe zu bewahren und gegebenenfalls
ärzliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Die Kreuzotter erreicht eine
Durchschnittslänge zwischen 50 und 70 Zentimetern. Die
größte in Deutschland je gesichtete Kreuzotter hatte eine
Länge von 87 Zentimetern. Das Gewicht beträgt im
Durchschnitt 100 - 200 Gramm. |
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Bild: © Andreas
& Christel Nöllert |
Zwei Kreuzottern treten gemeinsam auf - die
schlitzförmigen Pupillen sind sehr gut zu sehen |
Gesamtareal - das riesige Verbreitungsgebiet der Kreuzotter
Die Kreuzotter hat das größte Verbreitungsgebiet aller Schlangen:
Sie kommt vom Atlantik bis zum Pazifik und dem Polarkreis vor, von
Meeresniveau bis über 2.500 Meter in den Alpen. In Bayern liegen die
höchsten Nachweise, im bayerischen Teil des Karwendelgebirges auf
2.195 Metern, in den Allgäuer Alpen auf 2.080 Metern und in den
Berchtesgadener Alpen. Im Gegensatz dazu, Sichtungen aus dem Spessart
auf 225 Metern. Die Art bewohnt auch Ostseeinseln wie Gotland, Öland,
Bornholm, Rügen sowie die britische Hauptinsel, fehlt aber in Irland.
Besonders häufig ist sie in Skandinavien, in den Alpenländern und in
Russland. Wärmere Regionen meidet die Kreuzotter. Sie fehlt daher im
größten Teil Frankreichs und Italiens, in Teilen Südwestdeutschlands
sowie an den Südhängen des Schwarzwalds und der Schweizer Alpen (hier
wird sie durch die Aspisviper ersetzt).
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Die Kreuzotter bevorzugt waldreiche Regionen, die aber
Lichtungen, oder breite Schneisen aufweisen müssen, um eine
ausreichende Sonnenbestrahlung bis zum Boden zuzulassen. |
Habitat der Kreuzotter - waldreich
aber mit Lichtungen aufweisend |
Bild: © Andreas Nöllert |
Verbreitung in Deutschland
Verbreitungsschwerpunkte der
Kreuzotter in Deutschland sind die Ostseeregion in
Mecklenburg-Vorpommern mit den Inseln Rügen, Hiddensee und dem
Fischland-Darß, ferner die Lüneburger Heide und die norddeutschen
Moorlandschaften in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, der
nördliche Spessart, die Rhön, das Fichtelgebirge, der Oberpfälzer
Wald, der Nürnberger Reichswald, der Thüringer und der Bayerische
Wald, das Erzgebirge, der zentrale Schwarzwald, die Schwäbische Alb,
das Voralpenland und die Alpen selbst.
Im östlichen Bayern,
Thüringen und Sachsen hat die Art noch ein annähernd geschlossenes
Verbreitungsgebiet, welches im Westen vom Bayerischen Wald über das
Fichtelgebirge und den Thüringer Wald bis in die Niederlausitz und ins
Erzgebirge im Osten reicht. In großen Teilen Brandenburgs,
Nordrhein-Westfalens, Hessen und Baden-Württemberg fehlt die Art. Im
Bundesland Bremen sowie in den wärmebegünstigten südwestlichen
Bundesländern Rheinland-Pfalz und Saarland ist die Kreuzotter
natürlicherweise nicht anzutreffen.
Verbreitungsschwerpunkt in Bayern
sind die Naturregionen Voralpines Moor- und Hügelland, sowie
der Bayerische Alpenraum vom Allgäu und den Allgäuer Alpen bis
zu den Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen und deren Vorland. |
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Bild: © Andreas
& Christel Nöllert |
Vorkommen der Kreuzotter bei Traunstein |
Doch heute treffen Menschen kaum mehr auf diese wunderschöne
und sehr variabel gezeichnete Schlange. Die bis zu 90 Zentimeter
langen Weibchen sind meist in den unterschiedlichen Brauntönen
gefärbt, von Hellbraun über beige bis olivbraun, währen die mit 60
Zentimeter etwas kleineren Männchen eher hell- bis silbergrau sind.
Auch kupferrote oder Schwärzlinge, sogenannte "Höllenottern" treten
regelmäßig auf.
Charakteristisch für die Kreuzotter sind das
unterschiedlich ausgeprägte, meist scharf von der Körperfarbung
abgegrenzte Zickzackband auf dem Rücken und die senkrecht stehenden
Pupillen, die bei unseren ungiftigen Nattern stets rund sind - auch
bei der harmlosen Schlingnatter, die oft mit der Kreuzotter
verwechselt wird.
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Weibchen sind weniger kontrastreich gezeichnet und eher
rötlich braun. |
Kreuzotter-Weibchen - die etwas
größer sind als die Männchen |
Bild: © Axel Kwet / DGHT |
Die Kreuzotter ist vor allem tagaktiv und besiedelt
strukturreiche Heide- und Moorgebiete, Waldränder mit Lichtungen
versehen. Zu ihren Beutetieren gehören Eidechsen, Frösche und
Kleinsäuger, zu ihren wichtigsten Feinden zählen Wildschweine, Marder
und der Mäusebussard. In Deutschland befindet sich die Viper seit
Jahrzehnten stark im Rückgang und kommt heute nur noch zerstreut vor.
Größere Bestände finden sich insbesondere im Norddeutschen Tiefland,
in den östlichen Mittelgebirgen und in Teilen Süddeutschlands wie den
Alpen, dem Schwarzwald oder Bayerischer Wald.
Unterordnung |
Familie |
Unterfamilie |
Gattung |
Art |
Schlangen |
Vipern |
Echte Vipern |
Echte Ottern |
Kreuzotter |
Ein "Schwärzling" ist eine
Farbvariante der Kreuzotter, die keine Musterung aufweist.
Diese hat nur eine einfarbige lackschwarze Färbung. |
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Bild: © Benny Trapp / DGHT |
Kreuzotter Schwärzling sogenannte "Höllenotter" |
Verhalten und Fortpflanzung
Kreuzottern paaren sich nach der
Winterstarre und der Frühlingshäutung im April bis Mai. Während der
Paarungszeit tragen die konkurrierenden Männchen, sogenannte
"Kommentkämpfe" aus, wobei die Männchen ihren Vorderkörper aufrichten
und versuchen den Kontrahenten zu Boden zu drücken.
Nach dem
Ende des Paarungsgeschehens wandern die Männchen in ihre
Sommerreviere ab. Diese können bis zu 1 Kilometer vom Paarungsplatz
entfernt liegen. Diese Reviere umfassen ein bis zwei Hektar Größe.
Die trächtigen Weibchen verbleiben während des Sommers am, oder in
der Nähe des Paarungsplatzes. Zwischen Anfang August und Anfang
Oktober werden zwischen 4 nud 15 lebende Jungschlangen geboren, die
bei der Geburt etwa 15 Zentimeter lang und bleistiftdick sind.
Die jungen Kreuzottern werden lebend geboren, da das Weibchen die Eier
im Körper ausbrütet und die durchsichtige Eihülle bei der Geburt
reißt. Der Embryo ernährt sich vom Eidotter im Ei. Die erste Häutung
erfolgt kurz nach der Geburt. Danach sind die Jungschlangen
selbstständig aktiv und jagen nach jungen Fröschen und Eidechsen.
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Die stark gefährdete Kreuzotter benötigt unseren Schutz
mehr denn je, wenn sie nicht aussterben soll. |
Kreuzotter Männchen - die Kreuzotter
ist "stark gefährdet" |
Bild: © Axel Kwet / DGHT |
Gefährdungsursachen
Die größte Gefährdung ist wohl die
Lebensraumzerstörung, die natürlich auch viele andere Tiere in dieser
Umgebung betrifft. Insbesondere sind dies:
Aufforstung
halboffener Lebensräume im Wald (Lichtungen, Windwurfflächen)
Verlust von Kleinstrukturen als Unterschlupf. Unterpflanzung mit
Nadel- oder Laubbäumen in lichten Wäldern.
Aufforstung bis
unmittelbar an Wegrändern (Beschattung, Verlust von linearen Habitaten
und Wanderkorridoren) sowie die Zerstörung von Randstreifen entlang
sonnenexponierter Waldsäume durch landwirtschaftliche Nutzung oder
Aufforstung.
Aufgabe der Kahlschlagwirtschaft
Entwässerung und Abtorfung von Hochmooren durch industrielle
Torfgewinnung. Anlage tiefer Schlitzgräben, maschinelles Herausreißen
von Büschen und Bäumen während der Wintermonate, Abfräsen der obersten
Vegetationsschicht.
Intensivierung landwirtschaftlicher
Nutzung. Umbruch von Ödland und Grünlandbrachen, Trockenlegung von
Feuchtwiesen, Anlage von Weihnachtsbaumkulturen.
Beseitigung
und Entwertung von Saum- und Kleinstrukturen in der Agrarlandschaft
wie besonnte Feldhecken, Gebüsche, Weg- und Feldraine, Brachflächen
sowie als Unterschlupf dienende Steinhaufen, liegendes Totholz und
Holzhaufen.
Sowie viele weitere Gefährdungsursachen.
Inzwischen steht die Kreuzotter in
sechs Bundesländern auf der Roten Liste mit einem Status 1 =
"Vom Aussterben bedroht". |
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Bild: © Andreas
& Christel Nöllert |
Der Kreuzotter fehlen immer mehr ihre
Rückzugsorte |
Gesetzlicher Schutz
Auf Grundlage des
Bundesnaturschutzgesetzes der Bundesrepublik Deutschland (BNatSchG) in
Verbindung mit der Bundesartenschutzverordnung zählt die Kreuzotter,
wie alle heimischen Reptilienarten, zu den "besonders geschützten"
Arten, darüber hinaus wird sie im Anhang III der Berner Konvention
(Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden
Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume) geführt.
Die Vorschriften zum besonderen Artenschutz (§ 44 BNatSchG) verbieten
für alle besonders geschützten Arten, wie hier die Kreuzotter, diese
zu fangen, zu verletzen oder gar zu töten oder ihre Fortpflanzungs-
bzw. Ruhestätten (Tagesverstecke, Paarungs- und Brutplätze der
Weibchen, Winterquartire) zu beschädigen bzw. zu stören.
Schutzmaßnahmen
Voraussetzung für den Schutz der Kreuzotter ist
die Kenntnis bzw. Erfassung der noch vorhandenen Bestände sowie
potenzieller Lebensräume und Vernetzungskorridore.
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Z.B. führt eine reptilienunverträgliche Mahd zur
Gefährdung der Kreuzotter auch in Schutzgebieten.
Lebensraumverluste zählen zu den wichtigsten
Gefährdungsursachen. |
Es bedarf großer Anstrenungen um
Schutzmaßnahmen für die Kreuzotter durchzuführen |
Bild: © Andreas & Christel Nöllert |
Wichtig wären: Die flächenhafte Sicherung bedeutender
Kreuzottervorkommen, insbesondere der Kernflächen in Wäldern,
Hochmooren und deren degenerierten Stadien bzw. Heiden nach
Naturschutzrecht (z.B. als NSG), durch staatlichen Flächenankauf oder
Vereinbarung mit Flächeninhabern (Vertragsnaturschutz).
Erhaltung und Entwicklung lichter Waldformen und besonnter Wegsäume,
z.B. durch Verzicht auf Wiederaufforstung oder Aussparung nicht zu
kleiner, durch Windwurf, Borkenkäferbefall oder Brand entstandener
Freiflächen.
Pflege und Entwicklung von Wald- und Gehölzsäumen
mit halboffenem Charakter auf 10 - 20 Meter Tiefe, z.B. durch Anlage
trichterförmiger Ausbuchtungen (Windschutz) in sonnenexponierter Lage.
Wenn überhaupt erforderlich Wald-, Gebüsch- oder Waldwegsäume
sowie angrenzende Böschungen und Brachen nicht oder nur außerhalb der
Aktivitätsphase zu mähen. (Wir versuchen dies z.B. zu erreichen zum
Schutz des hochgefährdeten Braunkehlchens).
Verzicht auf den
Einsatz von Rodentiziden (Nagetiergifte) in Waldlebensräumen mit
Kreuzottervorkommen (Hauptnahrung Mäuse).
Offenhaltung und
Wiederherstellung von Übergangszonen von Heiden zu Wald,
Moorrandbereichen sowie Steinbrüchen, Kies- und Sandgruben,
südexponierten Bahn- oder anderen Dämmen und Kanalböschungen, Straßen-
und Wegrändern gegen Verbuschung oder Bewaldung, z.B. durch
Freistellung (Entbuschung) während der Wintermonate.
Bei der
Wiedervernässung von Mooren sind grundsätzlich trockenere Übergangs-
oder Randzonen zu angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen
oder Forsten einzuplanen. Aufstaumaßnahmen sollten bereits im
September vor der Winterruhe beginnen. Kein Abtragen von Torfdämmen
und -kanten aus gewachsenem Moorboden.
Sowie weiterer vieler
Schutzmaßnahmen.
Auch ist eine Aufklärung in der
Öffentlichkeit und in Schulen wichtig, zum Schutz aller
heimischer Schlangen sowie intensive Zusammenarbeit mit allen
betroffenen Akteuren. |
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Bild: © Andreas
& Christel Nöllert |
Die Kreuzotter benötigt dringend unseren Schutz um zu
Überleben |
Wie ist die Situation, der Kreuzotter, in unseren
Nachbarländern:
Die Kreuzotter in Österreich
Die
Kreuzotter ist neben der Hornotter eine der zwei in Österreich
vorkommenden Giftschlangenarten. Sie ist in sieben von neun
Bundesländern verbreitet. Während sie in Kärnten, Salzburg und Tirol
Verbreitungsschwerpunkte aufweist, ist sie in Nieder- und
Oberösterreich, der Steiermark und in Vorarlberg nur regional
anzutreffen. In Oberösterreich (Wien und Burgenland) fehlt sie. In
Österreich beschränkt sich die Verbreitung der Kreuzotter auf den
Alpenraum, das nördliche Alpenvorland. Im Alpenraum reicht ihre
Höhenverbreitung bis zur Obergrenze der Krummholzzone, oft über 2.000
Metern. Die Bestände der Kreuzotter im nördlichen Alpenvorland, am
südöstlichen Alpenrand sowie im Hochland der Böhmischen Masse sind als
gefährdet zu bezeichnen. Nach derzeitigem Kenntnisstand kommen zwei
Unterarten der Kreuzotter in Österreich vor. Bei den Beständen im
Alpenraum, die Alpenkreuzotter (Vipera berus marasso), während in der
Böhmischen Masse am Nordrand Österreichs Vipera berus berus verbreitet
ist.
Die Kreuzotter in der Schweiz und Liechtenstein
Der Verbreitungsschwerpunkt der Kreuzotter in der Schweiz liegt an der
Alpennordflanke und in den östlichen Zentralalpen, also hauptsächlich
im Kanton Graubünden. Die Vorkommen in Liechtenstein schließen an jene
der Alpennordflanke an. Vor allem im Engadin und in seinen
Seitentälern finden sich starke Populationen und großflächige
Lebensräume. Die Schweiz wird von zwei genetischen Gruppen der
Kreuzotter besiedelt, die derzeit als Unterarten anerkannt sind:
Vipera berus und Vipera marasso. Letztere ist auf den Südosten
Graubündens und das Tessin beschränkt.
Die im Rahmen der
Aktualisierung der Roten Listen erhobenen Felddaten zeigen einen
Rückgang der Kreuzotter in der Schweiz von 18,9% über drei
Generationen hinweg (Rote Liste 2023), dem bereits ein geschätzter
Rückgang von 61,9% vorausgegangen war (Rote Liste 2005). Zusammen mit
dem zu erwartenden Rückgang von fast 60% in den nächsten 25 Jahren
aufgrund der Klimaerwärmung führt dies dazu, dass die Kreuzotter in
der Schweiz als "stark gefährdet" ("endangered") gilt.
In
Liechtenstein werden die Reptilienvorkommen im Rahmen eiues
Monitoringprojektes periodisch kontrolliert. Wie die letzte
Bilanzierung im Jahre 2014 zeigt, lässt sich die Kreuzotter im
Vergleich zur Referenzbasis von 1980 - 1994 keine wesentliche
Veränderung in der aktuellen Verbreitungs- und Bestandssituation
erkennen. Die Art gilt jedoch als "gefährdet" (Rote Liste 2006). Wie
alle Reptilienarten ist die Kreuzotter in beiden Ländern (Schweiz:
Natur- und Heimatschutzgesetz von 1967 - Liechtenstein: Gesetz zum
Schutz von Natur und Landschaft von 1996) vollständig geschützt.
Die Kreuzotter in Luxemburg
Die gelegentlichen Sichtungen von angenommenen Kreuzottern in den
letzten Jahren, waren wohl Sichtungen der Ringel- oder
Schlingnatter, den beiden einzigen in Luxemburg vorkommenden
Schlangenarten. Ein natürliches Vorkommen der Kreuzotter gibt es in
Luxemburg derzeit nicht. Die nächstgelegenen Vorkommen dieser
Giftschlange liegen allerdings nur etwa 25 Kilometer von der
luxemburgischen Grenze entfernt in den belgischen Ardennen im Tal der
Lomme. In anderen Teilen dieser Großregion (Rheinland-Pfalz, Saarland
und Lothringen) kommt die Kreuzotter hingegen nicht vor.
Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V.
(DGHT) ist mit über 5.000 Mitgliedern die weltweit größte Vereinigung,
die sich für die Erforschung, sachkundige Haltung und Nachzucht sowie
den Arten- und Naturschutz von Amphibien und Reptilien einsetzt.
Seit 2006 gibt die AG Feldherpetologie und Artenschutz der DGHT im
Wechsel ein Reptil beziehungsweise einen Lurch des Jahres bekannt. Mit
dieser Wahl soll auf die Gefährdung der einheimischen Kriechtiere
hingewiesen und für deren Schutz geworben werden. Die Aktion
"Reptil/Lurch des Jahres" wird unterstützt von den langjährigen
Kooperationspartnern NABU, Österreichische Gesellschaft für
Herpetologie (ÖGH), Koordinationsstelle für Amphibien- und
Reptilienschutz in der Schweiz (info fauna karch) und Nationales
Naturhistorisches Museum Luxemburg (MNHN).
Hauptsponsor der
Aktion "Reptil des Jahres 2024" ist die Wilhelma Stuttgart. Weitere
Sponsoren sind der Tiergarten Nürnberg und der Tiergarten Schönbrunn
in Wien.
Vielen Dank an Herrn Dipl.-Biol. Dr. Axel Kwet, Geschäftsführer
DGHT, für die Übersendung des Pressetextes sowie die
Möglichkeit, seine eigenen Bilder, sowie die von Herrn Benny Trapp, veröffentlichen zu dürfen.
Vielen Dank auch an Herrn Andreas und Frau Christel Nöllert, die ihre Aufnahmen, uns zur Verfügung stellten.
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