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Das Reptil des Jahres seit 2006
Erstmals hat die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und
Terrarienkunde e.V. (DGHT) beschlossen, vom Jahre 2006 an
abwechselnd eine Reptilien- oder Amphibienart des Jahres der
breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Die Entscheidung für 2006 fiel
auf die Waldeidechse.
Den Lurchen (Amphibien), insbesondere aber den Kriechtieren
(Reptilien), stehen weite Bevölkerungskreise auch heute noch skeptisch
bis ablehnend gegenüber. In den bei vielen Fernsehzuschauern so
beliebten "Tierfilmen" werden diese Tiere, vor allem gegenüber den
Vögeln und Säugetieren, nach wie vor eher stiefmütterlich behandelt.
Viele unserer einheimischen Arten sind inzwischen in ihren Beständen
stark gefährdet, teilweise sogar vom Aussterben bedroht. Ganz
allgemein erweist sich die Bestandsentwicklung von Amphibien und
Reptilien als guter Indikator für den Zustand unserer
mitteleuropäischen Kulturlandschaft. Dies war der Grund für die
Entscheidung "Reptil des Jahres".
Für die Jahre sind dies:
Jahr |
Reptil - Amphibie |
wissenschaftlicher Name |
2006 |
Die Waldeidechse |
Zootoca vivipara |
2007 |
Die Knoblauchkröte |
Pelobates fuscus |
2008 |
Der Laubfrosch |
Hyla arborea |
2009 |
Die Würfelnatter |
Natrix tessellata |
2010 |
Der Teichmolch |
Lissotriton vulgaris |
2011 |
Die Mauereidechse |
Podarcis muralis |
2012 |
Die Erdkröte |
Bufo bufo |
2013 |
Die Schlingnatter |
Coronella austriaca |
2014 |
Die Gelbbauchunke |
Bombina variegata |
2015 |
Die Sumpfschildkröte |
Emys orbicularis |
2016 |
Der Feuersalamander |
Salamandra salamandra |
2017 |
Die Blindschleiche |
Anguis fragilis |
2018 |
Der Grasfrosch |
Rana temporaria |
2019 |
Der Bergmolch |
Ichthyosaura alpestris |
2020 |
Die Zauneidechse |
Lacerta agilis |
2021 |
Die Zauneidechse |
Lacerta agilis |
2022 |
Die Wechselkröte |
Bufotes viridis |
2023 |
Der Kleine Wasserfrosch |
Pelophylax lessonae |
Der Kleine Wasserfrosch ist zum "Lurch des Jahres 2023"
ernannt worden
Kleinster Wasserfrosch in Mitteleuropa
Der
Kleine Wasserfrosch zählt in Deutschland zu den seltenen und
gefährdeten Amphibienarten. In der Roten Liste der Amphibien 2020
wurde er in die Kategorie "Gefährdung unbekannten Ausmaßes"
eingestuft.
Einerseits ist die Datenlage in allen Bundesländern
defizitär, andererseits sind deutliche Anhaltspunkte für teils massive
Bestandsrückgänge festzustellen. In den regionalen Roten Listen der meisten
deutschen Bundesländer wird die Art als "gefährdet", "stark
gefährdet", oder mit "Gefährdung unbekannten Ausmaßes" eingestuft.
Auch in Österreich gilt der Kleine Wasserfrosch als "gefährdet". Die
Schweiz nimmt lediglich eine Einstufung des gesamten
Wasserfrosch-Komplexes als "potenziell gefährdet" vor, während
Luxemburg die Art gemeinsam mit dem Teichfrosch als "ungefährdet"
einschätzt.
Der Kleine Wasserfrosch (Pelophylax lessonae) ist
neben dem Seefrosch (Pelophylax ridibundus) eine der beiden
Elternarten des sehr ähnlichen und in vielen Gebieten noch häufigen
Teichfroschs (Pelophylax esculentus). Von dieser Hybridform kann der
Kleine Wasserfrosch oftmals nur genetisch unterschieden werden. In der
Regel müssen für die sichere Bestimmung von Wasserfröschen daher
molekular-genetische Methoden zur Anwendung kommen.
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Am wenigsten erforscht von den 20 Amphibienarten in
Deutschland ist der Kleine Wasserfrosch. Die Deutsche
Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT e.V.)
hat diese seltene und zugleich gefährdete Art nun zum Lurch
des Jahres 2023 ausgerufen, um auf diese Art aufmerksam zu
machen. |
Der Kleine Wasserfrosch ist der Lurch
des Jahres 2023 |
Bild: © Kwet / DGHT |
Es ist nicht einfach mit den Wasserfröschen in Deutschland: Drei
äußerlich sehr ähnliche Arten dieser meist grünen, oft aber auch
bräunlich gefleckten und mit einer hellen Rückenlinie versehenen
Amphibien besiedeln die Uferzonen heimischer Gewässer. Besser bekannt
als der streng geschützte Kleine Wasserfrosch ist der häufige
Teichfrosch, der im Frühsommer durch lautstarke Konzerte am
Gartenteich auffällt. Zwischen den beiden Arten zu unterscheiden,
gelingt selbst Biologen nicht immer - zumal mit dem größeren Seefrosch
noch ein dritter Vertreter in Deutschland vorkommt. Zu den wichtigsten
Bestimmungsmerkmalen der Wasserfrösche gehören die Form des
Fersenhöckers und die unterschiedlichen Paarungsrufe, zudem färben
sich nur die Männchen des Kleinen Wasserfroschs zur Paarungszeit
teilweise leuchtend zitronengelb.
Bei vielen Tieren des Wasserfrosches
ist eine hellgrüne oder gelbliche Dorsallinie (Rückenmitte)
ausgebildet, die gewöhnlich auf Höhe der Nasenöffnungen
beginnt und sich über den Rücken erstreckt. Bei braun
gefärbten kann diese Linie auch olivgrün sein. |
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Bild: © Andreas Nöllert |
Hervorragend zu sehen - die hellgrüne Dorsallinie auf dem
Rücken |
Verbreitung in Deutschland
und Europa
Das Verbreitungsgebiet des Kleinen
Wasserfroschs ist auf Europa beschränkt. Abgesehen von isolierten
Populationen in England, Südnorwegen und Mittelschweden, in letzter
Zeit auch in Finnland, verläuft die
westliche und nördliche Arealgrenze von Westfrankreich entlang der
Küstenbereiche von Nord- und Ostsee über die baltischen Staaten in die
nordwestlichen und nördlichen Regionen Russlands und von dort weiter
bis in die Wolga-Kama-Region. Die südliche Arealgrenze verläuft von
Frankreich und Norditalien - unter Aussperrung der Alpen - über den
nördlichen Balkan und die Ukraine bis an die Südausläufer des Urals.
Weitere isolierte Populationen befinden sich in Nordrussland, Rumänien
und an der Schwarzmeerküste. Der Kleine Wasserfrosch bildet in der
Regel Mischpopulationen mit dem Teichfrosch. Populationen, in denen
ausschließlich Kleine Wasserfrösche leben, sind sehr selten und in
Deutschland bislang nicht nachgewiesen. Es scheint aber auch so zu
sein, dass einige Landschaften dichter von der Art besiedelt sind als
andere. So ist der Kleine Wasserfrosch erstaunlich häufig entlang des
Rheins anzutreffen.
Männchen des Kleinen Wasserfrosches
werden in der Regel bis 6 cm lang, die Weibchen bis 7 cm. |
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Bild: © Nöllert / DGHT |
Von März bis Oktober aktiv - sowohl am Tage als auch
nachts |
Merkmale des Kleinen Wasserfrosches:
Wissenschaftlicher Name: Pelophylax lessonae - der Name
"lessonae" ehrt den italienischen Naturwissenschaftler Michele
Lessona (1823 - 1894). Kopf-Rumpf-Länge der Männchen in der
Regel bis 6 cm, der Weibchen bis 7 cm. Oberseite grasgrün
bis bräunlich, meist mit gelblicher Rückenmittellinie und
dunklen Flecken (zur Paarungszeit oft nicht sichtbar)
Männchen zur Paarungszeit auf Kopf und Rücken zitronengelb,
ebenso an den Oberschenkeln und im Lendenbereich.
Unterseite weißlich, unpigmentiert oder mit wenigen grauen
Flecken versehen. Paarige Schallblasen der Männchen sind
weißlich. Schnarrend klingende Paarungsrufe aus Serien
regelmäßig aufeinanderfolgender Impulsgruppen Wichtigstes
Erkennungsmerkmal sind die gleichmäßig gewölbten, meist
halbkreisförmig ausgeprägten inneren Fersenhöcker und relativ
kurzen Unterschenkeln. |
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Besonnte kleinere Gewässer sind für den Kleinen
Wasserfrosch ideale Laichhabitate. |
Der Wasserfrosch bewohnt vor allem
kleinere, vegetationsreiche Gewässer |
Bild: © Andreas Nöllert |
Lebensraum und Aktivität
Während der Paarungszeit
besiedelt der Kleine Wasserfrosch reich strukturierte stehende oder
langsam fließende Gewässer. In Mitteleuropa zählen kleinere Wald-,
Wiesen- und Feldweiher, vegetationsreiche Moorgewässer sowie
Wiesengräben und Flussauen zu den bevorzugten Lebensräumen. Ein hoher
Besonnungsgrad und eine dichte, schutzbietende Unterwasser- und
Ufervegetation sind entscheidende Qualitätskriterien für die
Laichgewässer. Im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen
Wasserfroscharten sucht der Kleine Wasserfrosch außerhalb der
Paarungszeit oft terrestrische Lebensräume wie feuchte Wiesen oder
Wälder auf.
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Der Kleine Wasserfrosch ist selten in menschlich
beeinflussten Lebensräumen anzutreffen. |
Außerhalb der Paarungszeit werden terrestrische Lebensräume
bewohnt |
Bild: © Kwet / DGHT |
Jahres- und Tagesaktivität
Die Jahresaktivität beginnt
je nach Witterung im März / April mit dem Aufsuchen der Laichgewässer.
Während die Kleinen Wasserfrösche im Frühjahr und im Herbst in der
Regel nur tagaktiv sind, treten in den Sommermonaten zwei
Aktivitätsmaxima auf (mittags bis nachmittags, sowie abends bis in die
Nachtstunden), wobei die Männchen zur Hauptlaichzeit im Mai an warmen,
sonnigen Tagen fast ganztägig rufen. Der überwiegende Teil der Tiere
begibt sich ab September / Oktober in die Winterquartiere an Land, zum
Beispiel in Erdhöhlen, Nagetierbauten oder den oberen Bodenschichten
unter Holzstücken, Rinde und Moos.
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In guten Laichgewässern erreicht der Kleine Wasserfrosch
zur Paarungszeit hohe Individuendichten. |
Rufende Männchen des Kleinen
Wasserfrosches |
Bild: © Andreas Nöllert |
Fortpflanzung
Die Fortpflanzungsperiode beginnt in der zweiten
Aprilhälfte und endet im Juni, abhängig von klimatischen Faktoren,
insbesondere der Temperatur. Geschlechtsreife Männchen besetzen
individuell große Territorien in den Laichgewässern, die sie gegenüber
Eindringlingen verteidigen.
Die Männchen rufen zur
Fortpflanzungszeit ab der zweiten Aprilhälfte bis Juni mit
lauten, schnarrenden Stimmen. |
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Bild: © Trapp / DGHT |
Rufendes Männchen von
Pelophylax lessonae im Laichgewässer |
Fortpflanzungswillige Weibchen schwimmen auf die rufenden
Männchen zu, um sich zu verpaaren. Die Eiablage erfolgt oft schon 30
Minuten nach der Umklammerung (Amplexus). Je nach Körpergröße setzen
Weibchen 400 - 4.500 (im Mittel 2.500) Eier in seichten, besonnten und
vegetationsreichen Zonen ab.
Zur Paarungszeit verlassen die
Weibchen das Zentrum des Gewässers und schwimmen zu den
rufenden Männchen am Ufer. |
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Bild: © Andreas Nöllert |
Kleiner Wasserfrosch - hier ein Weibchen - gesehen im
Saale-Orla-Kreis |
Der Laich wird als einzelne Portion oder in mehreren, ca. 50 - 300
braungelbliche Eier umfassenden Klümpchen abgegeben. nach 5 - 10 Tagen
schlüpfen die etwa 7 - 10 mm langen Larven.
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Die Eier des Kleinen Wasserfrosches sind oberseits
bräunlich, der untere Pol ist hellgelblich gefärbt. |
Laichballen - abgelegt an
Wasserpflanzen |
Bild: © Martin Schlüpmann |
Die Larvalphase dauert je
nach Temperatur und Nahrungsangebot 2 - 4 Monate. Die Larven erreichen
bis zum Landgang im Juli / August die Gesamtlänge von 45 - 95 mm.
Kleine Wasserfrösche erreichen nach der ersten oder spätestens zweiten
Überwinterung die Geschlechtsreife, ihr Höchstalter wird mit 12 Jahren
angegeben.
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Umklammerung des Männchens (Amplexus). Gut zu erkennen ist
die hellgrüne Rückenfärbung des Männchens. Schon ca. 30
Minuten nach der Umklammerung erfolgt die Eiablage. |
Laichendes Paar an der
Wasseroberfläche |
Bild: © Trapp / DGHT |
Nahrung
Die Kaulquappen ernähren sich vorwiegend von Algen,
Rädertierchen und abgestorbenen Pflanzenteilen. Nach der Metamorphose
fressen die Jungtiere große Mengen an Mücken, Fliegen und andere
Kleininsekten sowie deren Larven. Die Hauptnahrung adulter Tiere
bilden ebenfalls Insekten (Zweiflügler, Wasserkäfer, Libellen), aber
auch Spinnen, Asseln, Schnecken bis hin zu Jungfischen und kleinen
Amphibien.
Die Weibchen des Kleinen
Wasserfrosches setzen die insgesamt 400 bis 4.500 Eier in
mehreren Laichballen ab. Die Laichballen des Kleinen
Wasserfrosches sind deutlich kleiner als die der Braunfrösche. |
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Bild: © Martin Schlüpmann |
Zahlreiche Laichballen des Kleinen Wasserfrosches |
Feinde
Natürlich haben Frösche, Kaulquappen, der Laich, auch
Fressfeinde. Zu den natürlichen Feinden des Keinen Wasserfrosches
zählen vor allem Fische, Ringelnattern, verschiedene Vögel wie Krähen,
Amseln und Reiher oder Säugetiere wie Iltis, Marder und Waschbär. Als
Fressfeinde des Laichs und der Kaulquappen spielen neben Fischen und
Molchen auch Libellenlarven sowie Wasserkäfer und deren Larven eine
bedeutende Rolle.
Kaulquappe eines Wasserfrosches aus
einem Gewässer, in dem überwiegend Kleine Wasserfrösche leben
(Rheinaue)
Die Kaulquappe ist graugrün gefärbt. Die
Bauchunterseite ist goldig bis kupferrot und ungefleckt. Die
Kaulquappen werden bis zu 7 Zentimeter groß. |
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Bild: © Martin Schlüpmann |
Kaulquappe eines Wasserfrosches |
Die Kaulquappen vollziehen ab Mitte Juli, zumeist aber im
August die Metamorphose und beenden ihre Entwicklung zu Jungfröschen.
Auch die weitere Entwicklung verläuft schnell, sodass der Kleine
Wasserfrosch bereits mit zwei Jahren geschlechtsreif wird.
Ansonsten unterscheidet sich der Kleine Wasserfrosch in einigen
Punkten seiner Lebensweise aber auch deutlich von den anderen beiden
Wasserfroschformen (Teich-, Seefrosch). So ist der Kleine Wasserfrosch
die am stärksten terrestrisch lebende heimische Wasserfroschart. Nach
der Laichzeit suchen die Tiere schnell wieder die Landlebensräume auf,
wo sie auf feuchten Wiesen und in Senken nach Nahrung suchen und sich
schon früh in Hecken oder Waldlandbereiche zurückziehen, die auch zur
Überwinterung dienen können, die beim Kleinen Wasserfrosch generell an
Land stattfindet.
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Ringelnattern zählen zu den Fressfeinden der Amphibien.
Natürlich können Ringelnatter und Reiher und die anderen
Fressfeinde das Vorkommen der Kleinen Wasserfrösche nicht
gefährden.
Die Verluste der Vorkommen haben andere
Gründe, wie: die ökologische Veränderung der Laichgewässer. |
Die Ringelnatter - natürlicher Feind
der Kleinen Wasserfrösche |
Bild: © Andreas Nöllert |
Gefährdung
Der Kleine Wasserfrosch ist vor allem durch
anhaltende Verluste und starke ökologische Veränderungen seiner
Laichgewässer gefährdet, aber auch die Zerstörung seiner
terrestrischen Lebensräume trägt zum Erlöschen vieler Vorkommen bei.
Allerdings meidet der Kleine Wasserfrosch vom Menschen beeinflusste
Lebensräume was ihm zugute kommt.
Hier wurde ein Reproduktionsgewässer
zerstört. Zu den wichtigsten Gefährdungsursachen von
Amphibiengewässern, gehört auch eine Intensivierung der
fischereiwirtschaftlichen Nutzung von Teichen, ebenso der
Pestizideinsatz und Gülleausbringung in der Nähe von
Laichgewässern. |
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Bild: © Andreas Nöllert |
Zerstörtes Reproduktionsgewässer - auch des Kleinen
Wasserfrosches |
Zu den wichtigsten Gefährdungsfaktoren zählen:
Grundwasserabsenkung durch übermäßige Wasserentnahme
(Beregnung von Feldern), wasserbauliche Maßnahmen in
Flussauen, Oberflächenentwässerung und Trockenlegung von
Überschwemmungsflächen. Intensivierung der
fischereiwirtschaftlichen Nutzung von Teichen
Besatzungsmaßnahmen mit heimischen oder exotischen Fischen
Neuerschließung von Bauland und Gewerbeflächen
Bepflanzung
und Beschattung von Gewässerufern Beeinträchtigung von
Laichgewässern durch Dünger- und Pestizideintrag Umbruch
von Grünland, Umwandlung naturnaher Wiesen zu Intensivgrünland
mit produktiveren Grassorten und Erhöhung der
Schnitthäufigkeit Klimawandel (Austrocknung von Gewässern
durch Niederschlagsdefizite, Verdunstung bei hohen
Sommertemperaturen, fallende Grundwasserspiegel). |
Schutzstatus
Der Kleine Wasserfrosch ist eine europaweit geschützte Art nach
der FFH-Richtlinie (Anhang IV) und "streng geschützt" nach dem
Bundesnaturschutzgesetz. Das bedeutet, dass streng geschützte Arten
nicht gefangen, verletzt oder gar getötet werden dürfen. Außerdem ist
es verboten, sie durch Aufsuchen ihrer Lebensstätten zu beunruhigen.
Die Haut der Kleinen Wasserfrösche
ist vergleichsweise glatt und ohne Warzen. |
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Bild: © Andreas Nöllert |
Unterseite des Kleinen Wasserfrosches ist weiß mit wenigen
grauen Flecken |
Schutzmaßnahmen
Der konsequente Schutz typischer
Lebensräume des Kleinen Wasserfroschs, insbesondere naturnaher,
nährstoffarmer Weiher und Moorgewässer sowie dynamischer Auenbereiche
hat die höchste Priorität, um die noch existierenden Populationen zu
stabilisieren und ihren Zustand mittelfristig zu verbessern.
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Die Schallblasen sind sackartige, unterschiedlich
voluminöse Ausstülpungen der Mundbodenhaut der Männchen.
In der Paarungszeit dienen sie als Resonanzraum zur
Verstärkung der Paarungsrufe ("Quaken") um die Weibchen
anzulocken. |
Die seitlich liegenden weißen
Schallblasen erzeugen die Rufe der Männchen |
Bild: © Trapp / DGHT |
Wichtige Schutzmaßnahmen zur Sicherung der Populationen
Neuanlage von Laichgewässern mit reich strukturierten, besonnten
Flachwasserzonen innerhalb ökologisch wertvoller Landlebensräume
(Extensivgrünland, Feuchtheiden, Moore, Erlenbruchwälder), nicht
weiter als einen Kilometer voneinander entfernt.
Schaffung von
Überflutungsflächen in Flussauen
Erhöhung des
Grundwasserstands, um ein vollständiges Austrocknen der Gewässer zu
verhindern
Anstauung und punktuelle Aufweitung von Gräben
Notwendige Räumung von Wiesengräben nur in den Wintermonaten und
nur abschnittsweise, wenn möglich Verzicht
Partielle
Entschlammung und Vertiefung der Gewässer
Entfernung von
Ufergehölzen
Reduktion des Fischbestands in den Laichgewässern
Kein Einsatz von Agrochemikalien (Biozide, Düngemittel) in
Pufferzonen um die Laichgewässer.
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Als Fersenhöcker auch
Callus
internus, wird ein erhabener
Auswuchs am Ende des Mittelfußknochens (Tarsus) am Ansatz der
innersten Zehe auf der Fußsohle, bezeichnet. |
Der große und halbmondförmige
Fersenhöcker weist ihn als Kleinen Wasserfrosch aus |
Bild: © Andreas Nöllert |
Kleiner Wasserfrosch in
Österreich und Schweiz und Luxemburg:
In
Österreich ist der Kleine Wasserfrosch in allen Bundesländern zu
finden. Die Kleinen Wasserfrösche sind als "gefährdet" eingestuft und
stehen auf der österreichischen Roten Liste sowie in Anhang IV der
Flora-Fauna-Habitatrichtlinie. Die Gefährdung ergibt sich durch
Gewässerverschmutzung, Eutrophierung, Verbauung und v.a. Ebenso durch
Lebensraumschwund (d.h. das Verschwinden von kleinen Gewässern aus der
Landschaft).
Ordnung |
Unterordnung |
Familie |
Gattung |
Art |
Froschlurche |
* Neobatrachia |
Echte Frösche |
Wasserfrösche |
Kleiner Wasserfrosch |
* Neobatrachia - zu deutsch etwa "Neufrösche", "moderne
Froschlurche", "neue Froschlurche", "höhere Frösche" - ist eine
Unterordnung der Froschlurche, die wiederum zur Klasse der Lurche
gehört. Mit rund 5600 Arten werden fast 97 Prozent aller
Froschlurcharten dieser Unterordnung zugerechnet.
Der Kleine Wasserfrosch ist in der
Schweiz fast
überall heimisch. Vor allem entlang der Flüsse ist der Kleine
Wasserfrosch verbreitet, bis in die tieferen Regionen der Alpentäler.
In den tieferen Lagen der Nordostschweiz ist er flächendeckend
anzutreffen. Kaum zu finden ist die Amphibie lediglich im Wallis und
Bündnerland. Die kleinen Wasserfrösche sind eher gefährdet als die
anderen Wasserfrösche. Das kann damit zusammenhängen, dass der Kleine
Wasserfrosch höhere Ansprüche an sein Habitat stellt und von
Umwelteinflüssen stärker betroffen ist.
Die
Erhaltung und die Neuanlage fischfreier Laichgewässer ist
immens wichtig um die Populationen des Kleinen Wassrfrosches
zu sichern. |
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Bild: © Andreas Nöllert |
Kleine Wasserfrösche im NSG Weissacker |
Zu den einheimischen Wasserfröschen gehören in
Luxemburg der Kleine Wasserfrosch und der Teichfrosch. Durch
die insbesondere seit 2010 intensive Kartierungsarbeit ist die
Verbreitung der Wasserfrösche mittlerweile gut bekannt. Wie bekannt
ist, kommt der Kleine Wasserfrosch landesweit fast flächendeckend vor.
Lediglich in den mittleren Teilen des Landes, mit seinem kühleren und
niederschlagsreicheren Klima, sind in einigen Quadranten bislang keine
Vorkommen bekannt. Im Nordwesten des Landes, wo zahlreiche neue
Gewässer angelegt wurden, haben sich die Wasserfrösche in den letzten
Jahren ausgebreitet. Wie alle einheimischen Amphibienarten ist der
Kleine Wasserfrosch seit 1986 in Luxemburg gesetzlich geschützt. In
der Roten Liste der Amphibien Luxemburgs aus dem Jahr 2016 wird er,
gemeinsam mit dem Teichfrosch als "ungefährdet" eingestuft. Unter
anderem zum Schutz der Amphibien wurden in Luxemburg in den letzten 30
Jahren weit über 500 Stillgewässer neu angelegt und bestehende
Gewässer aufgewertet d.h. die Entfernung zu dichter Röhricht- und
Gehölzbestände, Verschließen von Abflussgräben, Vertiefung verlandeter
Gewässer.
Die Iris ist beim Männchen zur
Paarunszeit intensiv gelb gefärbt. |
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Bild: Andreas Nöllert |
Kleiner Wasserfrosch aus Thüringen |
Die Aktion "Reptil/Lurch des Jahres" wird unterstützt von den
langjährigen Kooperationspartnern NABU, Österreichische Gesellschaft
für Herpetologie (ÖGH), Koordinationsstelle für Amphibien- und
Reptilienschutz in der Schweiz (info fauna karch) und Nationales
Naturhistorisches Museum Luxemburg (MNHN).
Vielen Dank an Herrn Dipl.-Biol. Dr. Axel Kwet, Geschäftsführer
DGHT, für die Übersendung des Pressetextes sowie die
Möglichkeit, seine eigenen Bilder, sowie die von Herrn Benny Trapp, veröffentlichen zu dürfen.
Vielen Dank auch an Herrn Andreas Nöllert und Herrn Martin
Schlüpmann, die ihre Aufnahmen, uns zur Verfügung stellten.
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