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Die Gewässertypen des Jahres seit 2011
Der "Gewässertyp des Jahres" wird seit
dem Jahr 2011 vom Umweltbundesamt ausgelobt.
Die bisherigen Gewässertypen des Jahres sind::
Jahr |
Gewässertyp |
2011 |
Steiniger, kalkarmer Mittelgebirgsbach |
2012 |
Sandiger-lehmiger Tieflandfluss |
2013 |
Die Fließgewässer des südlichen Alpenvorlandes |
2014 |
Tiefer, nährstoffarmer See Norddeutschlands |
2015 |
Das salzreiche Wattenmeer |
2016 |
Kiesgeprägte Ströme |
2017 |
Tiefer, großer, kalkarmer Mittelgebirgssee |
2018 |
Sandiger Tieflandbach |
2019 |
Großes Nordseeästuar |
2020 |
Steiniger, kalkreicher Mittelgebirgsbach |
Gewässertyp des Jahres 2020 - Der steinige, kalkreiche
Mittelgebirgsbach
Naturnahe Gewässer sind für eine Vielzahl von Arten äußerst
wertvolle Lebensräume. Unsere Gewässer in Deutschland liegen in
verschiedenen Ökoregionen, Höhenlagen, haben unterschiedliche Größen,
Lebebsräume und Lebensgemeinschaften und lassen sich verschiedenen
Typen zuordnen. Der "Steinige, kalkreiche Mittelgebirgsbach (Typ 7)
ist der Gewässertyp den Jahres 2020.
Vorkommen
Steinige, kalkreiche Mittelgebirgsbäche, die von Fachleuten auch als
"grobmaterialreiche, karbonatische Mittelgebirgsbäche" (Typ 7)
bezeichnet werden, treten in den Kalksteingebieten der Schwäbischen
und Fränkischen Alb und im Bereich der Ablagerungen aus der Zeit des
"Muschelkalks" z.B. in Thüringen auf. Vereinzelt kommen sie auch in
älteren Massenkalken z.B. des Rheinischen Schiefergebirges vor.
Typische Vertreter des Gewässertyps sind Oberläufe der Unstrut in
Thüringen, der Lutter in Niedersachsen, der Erft in
Nordrhein-Westfalen, der Nims in Rheinland-Pfalz, der Tauber in
Bayern, die Zuläufe der oberen Donau in Baden-Württemberg, die
Holtemme in Sachsen-Anhalt und die Netra in Hessen. Im Kartendienst
zum Gewässertyp des Jahres finden Sie alle Fließgewässer, Seen,
Ästuare (Übergangsgewässer) und Küstengewässer. Alle "steinigen,
kalkreichen Mittelgebirgsbäche" in Deutschland und deren Bewertung des
Zustands sind dort farbig hervorgehoben. Sie können für das Gewässer,
das Sie interessiert, weitere Angaben zum Zustand der Gewässerflora
und -fauna abrufen.
Steckbrief
Größe: Flache
bis mitteltiefe Bäche mit einer Einzugsgebietsgröße zwischen
10 und 100 Quadratkilometern.
Vertreter: Wipper,
Oberlauf der Unstrut (beide Thüringen), Netra (Hessen), Naure,
Emmer (beide Nordrhein-Westfalen), Große Lauter, Kupfer (beide
Baden-Württemberg).
Gewässerlauf: In engen Kerbtälern
gestreckt, in breiten Tälern stark gewunden.
Strömung:
Gemächlich bis schnell fließend, z.T. auch turbulent. Der für
Mittelgebirgsgewässer typische Wechsel von Schnellen und
Stillen ist bei diesem Gewässertyp häufig nicht deutlich
ausgeprägt.
Sohlmaterial und typische Habitate: Die
Gewässersohle wird von Grobmaterial (Steine und Schotter,
vereinzelt Blöcke) dominiert. In den strömungsärmeren
Uferbereichen und Stillen finden sich auch feinkörnige
Substrate wie Sand und Schlamm sowie organisches Material
(z.B. Falllaub, Totholz). In einigen Gewässern sind
Steinoberflächen versinsert (Kalkkrustenbildung).
Lebensgemeinschaft: Arten- und individuenreich. Typische sind
strömungsliebende Steinbesiedler wie die Eintagsfliege. In
strömungsberuhigten Uferbuchten mit Feinsediment finden sich
Großmuschel und Köcherfliege. Typische Vertreter der
Fischgemeinschaft sind Groppe, Bachforelle und Elritze in den
schnell fließenden Abschnitten sowie Äsche, Bachneunauge,
Döbel und dreistachliger Stichling in den langsam fließenden
Bereichen. Die Wasserpflanzengemeinschaft ist durch
Wassermoose und kalkkrustenbildende Algenarten gekennzeichnet.
Hauptbelastungsfaktoren: Nähr-, Schadstoff- und
Feinsedimenteinträge aus der Landwirtschaft.
Gewässerbegradigung, -ausbaggerung und hohe
Unterhaltungsintensität. Wehre für die Bewässerung. Entwaldung
der Einzugsgebiete, der Ufersäume und Auen. Entfernung von
Totholz.
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Lebensraum
Bäche dieses Typs haben sich in den Teilen
der Mittelgebirgsregionen Deutschlands entwickelt, die in geologischen
Vorzeiten von Meeren überdeckt und deshalb heute von Kalkstein geprägt
sind. In engen Kerbtälern verlaufen die Bäche gestreckt. Im Extremfall
können sich senkrecht stehende Talwände ausbilden, wenn massives
Kalkgestein vom Bach zerschnitten wird. Erst wenn die Täler breiter
werden, entwickeln sich Bögen und Windungen im Bachlauf. Die Bachsohle
besteht aus groben oder plattigen Kalkschotter und einzelnen
Kalkblöcken. Da Kalkstein unter unseren klimatischen Bedingungen vor
allem zu sehr feinem Material verwittert, gesellen sich auch Sand und
Schlamm dazu. Nach Regenfällen ist das Bachwasser daher oftmals trüb.
Der Bachquerschnitt ist kastenförmig. An der Bachsohle wird kaum
Geröll transportiert und der Bach schneidet sich eher in die Tiefe
ein, als das er sich zur Seite verlagert. Kalkgestein hat die
Besonderheit, dass es zwar wasserundurchlässig ist, von Regenwasser
jedoch gelöst wird. Aus Spalten und Klüften im Gestein entstehen daher
allmählich Höhlen und ein unterirdisches Gewässersystem. Gebiete
dieser Art werden Karstgebiete genannt. Für Bäche dieses Typs heißt
das, dass sie urplötzlich im Untergrund in "Bachschwinden" versickern
und an anderer Stelle in "Quelltöpfen" wiedererscheinen können.
Beispiele hierfür sind die Zorge bei Nordhausen im Südharz oder der
Oberlauf der Pegnitz auf der Fränkischen Alb. Weithin bekannt ist die
Versickerung großer Teile des Wassers der oberen Donau, das mit der
Radolfzeller Aach zum Bodensee fließt. Häufig führen Bäche dieses Typs
nur nach Regenfällen oder nach der Schneeschmelze Wasser. Auf den
Hochflächen der Kalksteingebirge gibt es daher auch nur sehr wenige
oberirdisch fließende Gewässer. Eine weitere Besonderheit tritt dann
auf, wenn das kalkreiche Wasser an die Oberfläche tritt. Durch die
Erwärmung des Wassers fällt der gelöste Kalk wieder aus und es können
sich Kalkkrusten auf Steinoberflächen bilden.
Bäche des Typs 7
sind in ihrem natürlichen Zustand nährstoffarm. Entsprechend treten in
den schnell fließenden Gewässern des Muschelkalks und in den
Karstgebieten Groppe, Bachforelle und Elritze auf. In den weniger
schnell fließenden, breiten Abschnitten gesellen sich Äsche,
Bachneunauge sowie Döbel oder Dreistachliger Stichling hinzu. Das
höhere Gefälle, die in den Mittelgebirgen niedrigeren
Jahresmitteltemperaturen und das geringe Nährstoffniveau sorgen dafür,
dass die an der Bachsohle lebenden Tiere hohe Ansprüche an die
Strömung und den Sauerstoffgehalt stellen. Die groben Kalkschotter
werden von einer artenreichen Gemeinschaft aus Wirbellosen (Krebsen,
Insektenlarven, Käfer, Muscheln und Würmern) besiedelt. Im
Lückensystem der Sohle tummeln sich strömungsliebende Steinbesiedler
wie Eintagsfliegen und in den sandig-schlammigen Ablagerungen in
strömumgsberuhigten Bereichen (sog. Kolke) oder Uferbereichen leben
Großmuscheln und Köcherfliegen. Da die steinigen, kalkreichen Bäche
von Natur aus stark durch Ufergehölze beschattet sind, ernähren sich
viele der vorkommenden Arten vom Falllaub und dem Totholz des
begleitenden Erlen-Auenwaldes oder des charakteristischen
Buchenwaldes. Die Wasserpflanzengemeinschaft setzt sich aus
Wassermoosen wie Gemeines Quellmoos (Fontinalis antipyretica),
Bach-Kurzbüchsenmoos (Brachythetium rivulare) und der kalkliebenden
Art Brunnen-Gitterzahnmoos (Cinclidotus fontinaloides) zusammen.
Nutzung, Belastungen und Maßnahmen
Belastungen der
Gewässer dieses Typs sind vor allem auf die landwirtschaftliche
Nutzung des Umlands zurückzuführen. In mehr als der Hälfte der Bäche
dieses Typs werden zu hohe Nährstoffkonzentrationen gemessen. Die
Nährstoffe gelangen aus landwirtschaftlichen Flächen in die Bäche und
fördern dort das Pflanzenwachstum und als Folge geringe
Sauerstoffkonzentrationen. Weitere typische Folge einer immer
intensiven Landwirtschaft ist Begradigung. Dadurch wird der Bachlauf
verkürzt und der Bach überbrückt auf kürzeren Strecken die
Höhenunterschiede. So wird der Bach schneller und gewinnt an Kraft.
Damit tieft sich der Bach in den Talboden ein. Die Folge: der
Wasserspiegel sinkt immer weiter ab und droht die Ackerflächen
auszutrocknen. Deswegen schließt eine Begradigung fast immer auch den
Bau von Querbauwerken (z.B. Wehren) ein, um den Bach an einer
Eintiefung zu hindern. Von der Zerstückelung durch Querbauwerke sind
mehr als die Hälfte der Bäche des diesjährigen Gewässertyps des Jahres
betroffen. Das zerschneidet die Lebensräume und stört für die darin
lebenden Tiere und Pflanzen die natürlichen Lebens- und
Fortpflanzungsabläufe.
Mit einer intensiven, großmaschinellen
Nutzung des Gewässerumfelds und der Begradigung geht oft die Abholzung
des Uferwalds einher, was den Nährstoffeintrag aus den umliegenden
landwirtschaftlich genutzten Flächen zusätzlich begünstigt. Die
fehlende Beschattung sorgt aber auch für stärkeres
Wasserpflanzenwachstum und höhere sommerliche Temperaturen, die viele
Gewässerorganismen der Mittelgebirgsbäche nur schlecht vertragen. In
die Bäche gelangt zudem immer weniger Totholz, das vielen
ursprünglichen Bachbewohnern als Lebensgrundlage dient. All diese
Veränderungen machen die ursprünglich vielfältige Gewässerstruktur
eintönig. Fachleute sprechen von "struktureller Degradation". Wenn
sich der Zustand dieses Gewässertyps wieder verebessern soll, ist vor
allem die Landwirtschaft gefragt. Durch eine geschickte
Bodenbearbeitung und die Auswahl geeigneter Fruchtfolgen mit
langanhaltender Bodenbedeckung (Untersaaten, Zwischenfrüchte,
Mulchsaat) können Abschwemmungen des Bodens und die Auswaschung von
Nährstoffen vermindert werden. Auch der Eintrag von Feinsand lässt
sich auf diese Weise einschränken, da weniger Bodenmaterial erodiert
wird. Eine am Bedarf ausgerichtete optimierte Düngung und ein
minimaler Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sollten selbstverständlich
sein. Für eine gewässerschonende Flächenbewirtschaftung werden auch
Beratung, Schulung und (wenn es über gesetzliche Regelungen
hinausgeht) finanzieller Ausgleich angeboten.
Entlang der Gewässer sollte das Wachstum von typischer Vegetation und
die Entwicklung eines Baumbestandes zugelassen werden. Dafür ist es
erforderlich, dass Gewässerrandstreifen durch die Behörden der
Bundesländer festgesetzt werden. Auch diese tragen dazu bei, den
Eintrag von Nährstoffen aus den umliegenden Flächen abzupuffern. Noch
effizienter sind Maßnahmen, die der eigendynamischen Entwicklung des
Gewässerlaufs und der Verbesserung von Gewässerhabitaten dienen. Dafür
benötigen die Bäche mehr Bewegungsspielraum, der ihnen durch eigene
Gewässerentwicklungsflächen wieder zur Verfügung gestellt werden muss.
Auch hier wird mit Landwirten zusammengearbeitet, die Flächen am Ufer
für die Gewässerentwicklung aufgeben und dafür finanziellen Ausgleich
erhalten. Weitere Maßnahmen sollten auf die Wiederherstellung der
linearen Durchgängigkeit an den vielen Flusssperren, Abstürzen und die
Durchlässen abzielen.
Typische Lebewesen
Feuersalamander -
Salamandra salamandra
Große und feuchte
Laub- und Mischwälder mit naturnahen Bachläufen sind die Heimat des
Feuersalamanders. Er wird bis zu 23 cm lang und seine glatte,
tiefschwarze Haut ist von einem auffälligen gelben, orangen bis
manchmal fast rötlichem Muster gezeichnet. Das Muster ist so
individuell, dass man daran sogar Einzeltiere leicht wiedererkennen
kann. Feuersalamander können im Freiland über 20 Jahre alt werden - in
Museen wurden Einzelexemplare unter idealen Haltungsbedingungen sogar
mehr als 50 Jahre alt. Klare, saubere und kühle Quellbereiche der
Bäche ohne Fische sind die Kinderstuben des Feuersalamanders. Nach der
Metamorphose gehen die jungen Salamander an Land und führen wie ihre
Eltern ein sehr heimliches und verstecktes Leben. Wer sie an feuchten
Tagen trifft, kann sich glücklich schätzen, denn meistens sind sie nur
nachts unterwegs.
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Der Feuersalamander ist in gnaz Europa und
Teilen Asiens
weit verbreitet. Charakteristisch sind seine leuchtende
Färbung und das auffallende Muster seiner Haut - für alle
Räuber ein Warnsignal. Denn über den ganzen Rücken verteilt
und besonders auf der Rückseite des Kopfes hat der
Feuersalamander Dutzende kleiner Poren, die das Salamandrin,
eine weiße, klebrige Substanz absondern. Dieses Sekret ist
giftig genug, um kleine Säugetiere zu töten. Wenn sich ein
Mensch Mund oder Augen reibt, nachdem er einen Salamander
berührt hat, kann das zu starkem Erbrechen und sogar
vorübergehender Blindheit führen. Feuersalamander werden
als Larven geboren. Sie benötigen drei Monate für die
Entwicklung zum fertigen Lurch - die Metamorphose. Der
Feuersalamander ist eine europäische Amphibienart aus der
Familie der Echten Salamander. Etliche Synonyme sind bekannt,
wie Erdmolch oder Regenmolch. Der Feuersalamander war 2016
das Reptil / Lurch des Jahres in Deutschland. |
Feuersalamander - Schnappschuss aus
dem Steigerwald |
Bild: Thomas Stephan |
Masken-Köcherfliege -
Sericostoma personatum
Die
Masken-Köcherfliege benötigt zur Entwicklung saubere Bäche und kleine
Flüsse. Die Larven der Masken-Köcherfliege bauen sehr markante Köcher
aus zusammengeklebten Sandkörnern, welche sogar mit bloßem Auge gut
von den Köchern anderer Arten zu unterscheiden sind. Die geflügelten
Erwachsenen leben von etwa April bis September im Uferbereich
naturnaher Gewässer. Das erwachsene Männchen hat eine maskenartige
Struktur über der Vorderseite des Kopfes, welche für den Namen der Art
verantwortlich ist. Sericostoma personatum hat einen semivoltinen
Reproduktionszyklus - d.h. die Art benötigt für die Vollendung einer
Generation zwei Jahre. Solche Arten verschwinden, wenn Bäche in
landwirtschaftlicher Umgebung zu häufig "unterhalten", d.h. entkrautet
oder gar ausgebaggert werden. Wie andere Köcherfliegen ist auch
Sericostoma personatum eine Indikatorart für den guten ökologischen
Zustand steiniger, kalkreicher Mittelsgebirgsbäche. Eine gute
Sauerstoffversorgung im Gewässer ohne Schadstoffeinträge ist wichtige
Voraussetzung für ihr Vorkommen.
Elritze -
Phoxinus phoxinus
Die Elritze ist ein kleiner, etwa 6 - 8 cm großer Schwarmfisch.
Sie kommt in sauberen, klaren und sauerstoffreichen Gewässern vor. Die
Elritze ist einer unserer farbenprächtigsten einheimischen Fischarten.
Zur Laichzeit werben die Männchen in auffälligen Prachtkleidern mit
rötlichem Bauch und Flossenansätzen, grünlich-türkis-metallischen
Seiten und weißen Schwielen auf dem Kopf, um die Gunst der Weibchen.
Als Kieslaicher benötigt die Elritze saubere Kiesbänke über denen das
Weibchen bis zu 4000 klebrige Eier abgibt. Häufig wandern Elritzen
während der Laichzeit (April bis Juni) in großen Schwärmen stromauf zu
geeigneten Laichplätzen. Die frisch geschlüpften Junglarven leben im
Lückensystem gut durchlüfteter Kiesbänke bis sie groß genug sind, um
in andere Habitate wue z.B. flache, besonnte Uferbereiche zuwechseln.
Elritzen ernähren sich vorwiegend von kleinen wirbellosen Tieren
(Insektenlarven, Krebse, ins Wasser gefallene Insekten ect.) aber auch
von kleinen Pflanzenteilen. Elritzen sind gute Indikatoren für die
Gewässergüte: das Fehlen von Elritzen in einem Gewässer kann Hinweis
für eine verschlechterte Wasserqualität sein. Die Elritze ist ein
Kleinfisch aus der Ordnung der Karpfenartigen und war 1991 in
Deutschland und 2016 in Österreich "Fisch des Jahres".
Blaualge -
Homoeothrix crustacea
In kalkreichen
Mittelsgebirgsbächen kommen nicht selten ausgedehnte Kalkkrusten auf
den Steinoberflächen, sogenannte Versinterungen, vor. An der Bildung
dieser Krusten sind häufig Blaualgen mit dem wissenschaftlichen Namen
"Homoeothrix crustacea" beteiligt. Blaualgen sind
eine entwicklungsgeschichtlich sehr alte Organismengruppe. Ihr
deutscher Name bezieht sich auf die Färbung der Zellen. Neben dem
Photosynthesepigment Chlorophyll-a, besitzen sie zusätzliche Pigmente
(Phycocyanin und Phycoerythrin), die ihnen je nach Anteil eine
bläuliche bis violett, schwärzliche Färbung verleihen. Diese Färbung
tritt bei Homoeothrix crustacea allerdings nicht deutlich
hervor. Homoeothrix crustacea bildet mit ihren ca. 2 bis 3
Tausendstel Millimter dicken, parallel angeordneten und in dünnen
Scheiden sitzenden Fäden halbkugelige oder flach kissenförmige Lager
oder Krusten aus. Dabei sitzen die Fäden fest auf dem Stein und sind
mit Kalziumkarbonat inkrustiert. Solche Lager können aus mehreren
Schichten bestehen und so mehrere Millimeter dicke Kalkkrusten bilden.
Die Versinterung basiert auf der Tätigkeit der Photosynthese
treibenden, am Substrat festhaftenden Pflanzen im Gewässer.
Homoeothrix crustacea ist eine Charakterart karbonatischer
Gewässer, die im guten ökologischen Zustand der steinigen, kalkreichen
Mittelgebirgsbäche regelmäßig auftritt.
Gewöhnliche Quellmoos -
Fontinalis antipyretica
Das Gewöhnliche Quellmoos ist, wie viele unserer Wassermoose,
eine sehr formenreiche und vielgestaltige Art, die in der Regel 10 -
20 cm groß wird. Unter sehr günstigen Bedingungen kann es sogar eine
Länge von bis zu 80 Zentimeter erreichen. Sind die Bedingungen weniger
günstig, kommen aber Zwergformen vor. In schnellfließenden klaren
Bächen bildet es in sonnigen Gewässerabschnitten oft dichte,
ganzjährig grüne Rasen am Gewässergrund, die sogar vom Ufer aus gut
sichtbar sind. Solche dichten Bestände des Quellmooses können durch
Photosynthese sehr viel Sauerstoff produzieren und damit den
Sauerstoffhaushalt des Gewässers auch für andere Lebewesen positiv
beeinflussen. Das Quellmoos dient darüber hinaus vielen Insektenlarven
und Fischen als Versteck oder auch als Laichplatz. Früher war das
Quellmoos unter anderem Namen bekannt - es wurde als "Fiebermoos"
bezeichnet. (Fons ist Quelle) Der zweite Teil des wissenschaftlichen Namens der Pflanze
"antipyretica" bedeutet so viel wie "gegen Fieber". Es weist
auf die frühere Nutzung des Wassermooses als Heilmittel gegen Fieber
hin.
Zustand
Das
Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist es, in allen
Gewässern einen guten ökologischen und einen guten chemischen Zustand
zu erreichen, so dass ihre natürliche Funktionsfähigkeit gewährleistet
ist. Dafür werden u.a. die im Wasser vorkommenden Pflanzen- und
Tierarten sowie Nähr- und Schadstoffe analysiert und bewertet. Den
guten ökologischen Zustand erreichen derzeit lediglich 8% der 291
Gewässerabschnitte (Wasserkörper) der steinigen, kalkreichen
Mittelsgebirgsbäche. 44 der insgesamt 270 bewerteten Wasserkörper
(15%) sind "erheblich vereändert", weil natürliche Form und Struktur
durch die intensive Nutzung der Einzugsgebiete deutlich überprägt ist.
85% der Wasserkörper gelten noch als "natürlich". Das ist ein größerer
Anteil als bei anderen Gewässertypen. Im Mittel Deutschlands sind etwa
35% der Gewässer erheblich verändert, weitere 15% sind künstliche
Gewässer.
Vielen Dank an das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau für den
Pressetext, sowie vielen Dank an Herrn Thomas Stephan für die Aufnahme
des Feuersalamanders.
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