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Die Gewässertypen des Jahres seit 2011

Der "Gewässertyp des Jahres" wird seit dem Jahr 2011 vom Umweltbundesamt ausgelobt.

Naturnahe Gewässer sind für eine Vielzahl von Arten äußerst wertvolle Lebensräume. Unsere Gewässer in Deutschland liegen in unterschiedlichen Ökoregionen, Höhenlagen, haben unterschiedliche Größen und lassen sich verschiedenen Typen zuordnen. Mit der Reihe "Gewässertyp des Jahres" möchte das Umweltbundesamt auf diese Vielfalt aufmerksam machen und sie einer breiten Öffentlichkeit näherbringen.

Die bisherigen Gewässertypen des Jahres sind:


Jahr Gewässertyp
2011 Steiniger, kalkarmer Mittelgebirgsbach
2012 Sandiger-lehmiger Tieflandfluss
2013 Die Fließgewässer des südlichen Alpenvorlandes
2014 Tiefer, nährstoffarmer See Norddeutschlands
2015 Das salzreiche Wattenmeer
2016 Kiesgeprägte Ströme
2017 Tiefer, großer, kalkarmer Mittelgebirgssee
2018 Sandiger Tieflandbach
2019 Großes Nordseeästuar
2020 Steiniger, kalkreicher Mittelgebirgsbach
2021 Der Alpensee
2022 Das Grundwasser


Gewässertyp des Jahres 2022 - Das Grundwasser


Bedeutung des Grundwassers

Grundwasser ist nicht nur als Ressource für die Trinkwassergewinnung wichtig, sondern auch für die Industrie, zum Beispiel als Prozesswasser und Rohstoff für die Nahrungsmittelproduktion. Es speist wichtige Ökosysteme wie z.B. Feuchtgebiete und den Wald und wird zur landwirtschaftlichen Bewässerung genutzt. Grundwasser  wird zunehmend auch als Wirtschaftsgut betrachtet, weil es weltweit der meistgenutzte Rohstoff ist. Im Gegensatz zu anderen Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas und Erzvorkommen ist Grundwasser eine Ressource, die sich in vielen Fällen wieder erneuert.

Wasserkreislauf

Auf und unter der Erdoberfläche befindet sich das Wasser in einem ständigen Kreislauf zwischen den Meeren, der Atmosphäre und den Kontinenten. Ein großer Teil des Niederschlags, der in Deutschland auf die Erdoberfläche trifft, verdunstet direkt wieder ohne in ein Oberflächengewässer oder ins Grundwasser zu gelangen. Das übrige Niederschlagswasser - in Deutschland rund 300 mm pro Quadratmeter - fließt besonders bei starkem Regen in Flüssen und Bächen oberirdisch ab. Das feuchte Klima Deutschlands führt in der Regel zu einer Grundwasserneubildung in den Wintermonaten und eher zu einer Abnahme in den Sommermonaten, in denen die Verdunstungsrate höher ist. In der kühlen Jahreszeit versickert ein erheblicher Teil im Boden, fließt unter der Oberfläche weiter und wird zu Grundwasser.

Das Grundwasser füllt die Poren und Risse in Sanden, Kiesen und anderen Gesteinen, ähnlich wie Wasser einen Schwamm ausfüllt. Es bewegt sich langsam, in der Regel mit einer Geschwindigkeit von wenigen Zentimetern pro Tag und verbleibt zum Teil Jahrhunderte und länger in einem Grundwasserleiter. Nicht oder allenfalls eingeschränkt nehmen die tiefen Grundwasserspeicher der Erde am Wasserkreislauf teil. Sie sind überwiegend in den letzten tausend bis zehntausend Jahren entstanden und stellen große unterirdische Süßwasserreserven dar. Zunehmend werden diese fossilen Grundwasserlagerstätten in den wasserarmen Regionen der Welt zur Nutzung herangezogen. Dauerhaft nutzbar ist jedoch nur der Teil des Grundwassers, der am Wasserkreislauf teilnimmt. In größeren Tiefen ist das Grundwasser oft stark salzhaltig und wird als Sole bezeichnet, der Salzgehalt kann bis zu 10-mal höher (>300g/l) als in Meerwasser sein.

Klimawandel

Langanhaltende Trockenheit mit fehlenden Niederschlägen, reduzierter Sickerwasserrate und Grundwasserneubildung führt zu einem Absinken der Grundwasseroberfläche. So sind z.B. 2018 und 2019 aufgrund der langanhaltenden Trockenheit in einigen Regionen Deutschlands die Grundwasserstände in den oberflächennahen Grundwasserleitern deutlich gefallen. Es herrscht zwar kein Mangel an Trinkwasser und es gibt bisher keine flächendeckenden negativen Auswirkungen auf die Wasserversorgung aus Grundwasserressourcen. Allerdings kam z.B. im Sommer 2018 in den besonders betroffenen Regionen die Eigenversorgung mit Trinkwasser teilweise zum Erliegen, weil Hausbrunnen trockenfielen.

Trinkwasser

Grundwasser wird in vielen Teilen der Erde direkt als Trinkwasser verwendet. In Deutschland werden rund 70 Prozent des Trinkwassers aus Grund- und Quellwasser gewonnen. Auf seinem Weg zu unserem Zapfhahn schützen unterschiedliche Barrieren das Trinkwasser in Deutschland vor Verunreinigungen. Vielfach sorgen bereits die Schutzvorschriften in den ausgewiesenen Trinkwasserschutzgebieten (erste Barriere) dafür, dass kaum Schadstoffe oder Krankheitserreger in das Wasser gelangen. Sofern erforderlich, wirkt die Aufbereitung des Rohwassers im Wasserwerk als zweite Barriere. Die Pflege des Leitungsnetzes durch die Wasserversorger und die fachgerechte Ausführung des häuslichen Verteilsystems stellen weitere Barrieren dar. Dieses Prinzip der vielen Hürden gegen Verschmutzung nennt man das "Multibarrierenprinzip".

Grundwasserabhängige Ökosysteme

Grundwasser ist nicht nur eine wertvolle Wasserresource für die menschliche Nutzung, sondern steht auch in vielfältiger Weise im Austausch mit Oberflächengewässern, terrestrischen und aquatischen Ökosystemen. Grundwasserabhängige Landökosysteme beschreiben die Lebensräume (Biotope), die im Kontakt mit dem Grundwasser stehen und deren Lebensgemeinschaften, insbesondere die Pflanzen, auf eine ausreichende Menge an Grundwasser angewiesen sind.  Trockenperioden mit steigenden Temperaturen, erhöhter Verdunstung und verlängerten Vegetationsphasen sind deshalb niedrige Grundwasserstände nicht nur problematisch für die Wasserentnahme zur Trinkwassergewinnung, sondern auch für flachwurzelnde Bäume und grundwasserabhängige Biotope. Des Weitern werden Flüsse und Seen in unseren Breiten durch Grundwasser gespeist. Bei sinkenden Grundwasserständen verringert sich der unterirdische Abfluss in die Oberflächengewässer, bis hin zu einer Umkehrung der Fließrichtung.

Vorkommen

Deutschland ist reich an Grundwasser. Abhängig von den regionalen hydrologischen und geologischen Gegebenheiten ist das Grundwasser räumlich sehr unterschiedlich verteilt. Es kann wenige Zentimeter bis mehrere hundert Meter unter der Erdoberfläche liegen. Die unterirdischen Räume, die das Wasser speichern und weiterleiten können, werden Grundwasserleiter oder auch Aquifere genannt. Sie sind durch Schichten nicht oder schlecht leitenden Gesteins voneinander abgegrenzt. Man unterscheidet bei den Arten zwischen Poren-, Kluft- und Karstgrundwasserleitern. Porengrundwasserleiter sind gekennzeichnet durch Lockergestein, in dem das Wasser den Porenraum zwischen den einzelnen Gesteinskörnern ausfüllt. Die Porengröße bestimmt dabei auch die Fließgeschwindigkeit des Grundwassers. Während in tonigen Schichten die Fließgeschwindigkeit nur wenige Zentimeter pro Jahr beträgt, kann das Grundwasser in einem sandigen Untergrund mehrere Meter pro Tag fließen.

Mit einem Anteil von etwa 40 Prozent der Landesfläche Deutschlands treten Porengrundwasserleiter am häufigsten auf. Der größte zusammenhängende Porengrundwasserleiter in Deutschland erstreckt sich über die eiszeitlichen Sand- und Kiesschichten im Norddeutschen Tiefland. Aber auch im Voralpenraum im sogenannten Molassebecken, am Oberrheingraben und am Niederrhein sind großflächige und teils sehr ergiebige Porengrundwasserleiter typisch. Ein Anteil von etwa 20 Prozent der Fläche Deutschlands umfasst Kluft- oder Karstgrundwasserleiter. Kluftgrundwasserleiter sind Gesteinsschichten, in denen das Wasser durch Risse, Öffnungen und Spalten im Festgestein fließt. Diese Schichten speichern üblicherweise deutlich weniger Grundwasser als Porengrundwasserleiter, weisen aber deutlich höhere Fließgeschwindigkeiten auf. Typische Vorkommen finden sich in der Vogelsbergregion in Hessen, im Schwarzwald und im Spessart. Eine Sonderform der Kluftgrundwasserleiter stellen Karstgrundwasserleiter dar. Dies sind kalkhaltige und somit wasserlösliche Festgesteine, in denen sich die für Kluftgrundwasserleiter typischen Risse bilden, die das durchfließende Grundwasser mit der Zeit ausspült und vergrößert. Man findet sie hauptsächlich auf der Schwäbischen  und Fränkischen Alb, aber auch in Thüringen und in einer Linie südlich des Mains bis zum Schwarzwald. Weitere 40 Prozent der Fläche Deutschlands umfassen verschiedene Grundwasserleiter, die nur über sehr geringe oder gar keine Grundwasservorkommen verfügen.


Vielen Dank an das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau für den Pressetext, Auszüge daraus.


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- letzte Aktualisierung: Dienstag, 27. Dezember 2022 -
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