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Die bisherigen "Bäume des Jahres"

Im Oktober jeden Jahres bestimmt das Kuratorium "Baum des Jahres", in dem die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) e.V. Mitglied ist, den Baum des Jahres für das darauffolgende Jahr.

Jahr Art botanisch
1989 Die Stiel-Eiche Quercus robur L.
1990 Die Buche Fagus sylvatica L.
1991 Die Sommerlinde Tilia platyph yllos Scop.
1992 Die Bergulme Ulmus glabra Huds. emend.Moss
1993 Der Speierling Sorbus domestica L.
1994 Die Eibe Taxus baccata L.
1995 Der Spitzahorn Acer platanoides L.
1996 Die Hainbuche Carpinus betulus L.
1997 Die Eberesche Sorbus aucuparia
1998 Die Wildbirne Pyrus communis L.
1999 Die Silberweide Salix alba L.
2000 Die Sandbirke Betula pendula Roth
2001 Die Esche Fraxinus excelsior L.
2002 Der Wacholder Juniperus communis L.
2003 Die Schwarzerle Alnus glutinosa L.
2004 Die Weißtanne Abies alba MILL
2005 Die Rosskastanie Aesculus hippocastanum L.
2006 Die Schwarzpappel Populus nigra L.
2007 Die Waldkiefer Pinus sylvestries L.
2008 Die Walnuss Juglans regia L.
2009 Der Bergahorn Acer pseudoplatanus L.
2010 Die Vogel-Kirsche Prunus avium
2011 Die Elsbeere Sorbus torminalis
2012 Die Europäische Lärche Larix decidua
2013 Der Wildapfel Malus sylvestris
2014 Die Trauben-Eiche Quercus petraea
2015 Der Feldahorn Acer campestre
2016 Die Winter-Linde Tilia cordata
2017 Die Fichte Picea abies
2018 Die Ess-Kastanie Castanea sativa
2019 Die Flatter-Ulme Ulmus laevis
2020 Die Robinie Robinia pseudoacacia
2021 Die Stechpalme Ilex aquifolium
2022 Die Rot-Buche Fagus sylvatica
2023 Die Moor-Birke Betula pubescens


Die Rot-Buche ist der Baum des Jahres 2022


Zum ersten Mal in der Geschichte des "Baum des Jahres" hat eine Art den Titel zwei mal geholt: Fagus sylvatica, die Rot-Buche (die übrigens ganz und gar grün ist) hat es 1990 und 2022 geschafft. "Die Buche hat zwei wichtige Botschaften in Zeiten klimatischer Veränderungen und extremer Wetterereignisse - und deshalb haben wir uns dafür entschieden, die Art ein zweites Mal zu wählen", erklärt Stefan Meier, Präsident der Baum des Jahres Stiftung. Georg Schirmbeck übernimmt die Schirmherrschaft für den wichtigen Waldbaum.

Um einem weit verbreiteten Missverständnis gleich zuvorzukommen: Die Rot-Buche ist nicht die Buche mit den roten bis schwarz-roten Blättern, die in Parks, Friedhöfen und größeren Gärten oft zu sehen ist. Dieser auffällige Baum ist die Blutbuche, eine kultivierte Varietät der Rot-Buche und Rot-Buche ist der botanisch korrekte Name für die grünblättrige Buche in unseren Wäldern. Sie heißt so, weil ihr an sich eher weiß-gelbes Holz im Vergleich zum fast weißen Holz der zu den Birkengewächsen Hain- oder Weißbuche einen leicht rötlichen Einschlag hat. Zugegeben - das ist keine wirklich überzeugende Namensgebung. Da hier in Mitteleuropa keine andere Buchenart heimisch ist, wird sie im folgenden Text meist schlicht Buche genannt.


Baum des Jahres 2022 - die Rot-Buche - und das zum zweiten Mal (Bild: © Rudolf Fenner) Erstmals erhält ein Baum diesen Titel damit schon zum zweiten Mal. Die in Europa dominierende Buchenart war schon 1990 "Baum des Jahres". Mit der Wahl wollen die Verantwortlichen unter anderem auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam machen.

Eigentlich habe der Baum, der seinen Namen von einer rötlichen Färbung seines Holzes hat, optimale Wachstumsbedingungen in Deutschland, hieß es. Aufgrund der Trockenheit, der letzten Jahre, seien Altbuchen dennoch in einem kritischen Zustand.
Die Rot-Buche - Baum des Jahres 2022 Bild: © Rufolf Fenner



Ordnung Familie Gattung Art
Buchenartige Buchengewächse Buchen Rot-Buche


Verbreitung

Sie ist die häufigste Laubbaumart in Deutschlands Wäldern. Mit ihrem recht variablen Höhenwuchs von bis zu 45 Metern, kann sie alle anderen Laubbäume - außer vielleicht der Esche - übertreffen. Ihre Wuchsform kann im Wald recht schlank ausfallen - mit einem bis zu 25 Metern astfreien Stamm und mit schräg nach oben gerichteten Kronenästen. Außerhalb des Waldes - im Freistand - geht die Buche aber eher in die Breite. Dort beginnt meist schon in zwei bis drei Metern Höhe eine ausladende Krone auf einem wuchtigen Stamm. Sie wird hier in Deutschland selten älter als 300 bis 350 Jahre. Die älteste Buche in Europa steht in den Österreichischen Kalkalpen und ist 550 Jahre alt. Auffällig und einzigartig unter den Waldbäumen ist ihre bis ins hohe Alter glatte, silbergraue, allerdings gegen direkte Sonnenbestrahlung empfindliche Rinde.



Die letzten Jahre haben allen Wald-, Stadt- und Parkbäumen stark zugesetzt. Auch der Zustand der Altbuchen ist kritisch, wurde bei der Ausrufung des Baum des Jahres 2022 angemerkt.

Übrigens: die Krone der Napoleonsbuche im Naturwaldreservat Brunnstube ist abgebrochen und liegt jetzt als gewaltiges Totholz am Boden. Der bemooste Stamm wird noch viele Jahre stehen bleiben und zeugt von einem einstigen Baumriesen. Damit ist ein weiterer Urwaldriese gefallen.
Die Napoleonsbuche im Steigerwald - Bild aus dem Jahre 2013 (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald)
Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald Die Napoleonsbuche im Steigerwald - Bild aus dem Jahre 2013


Die Buche ist eine pure Europäerin. Allerdings sind ihr Winter in Nordeuropa mit Ausnahme der eher küstennahen Flachlandgebiete in Südschweden und Südnorwegen zu kalt. Richtung Osten wird ihr das Klima schon recht bald zu trocken und die häufigen Spätfröste zu gefährlich. Ihre Ostgrenze ist daher schon im westlichen Polen erreicht und zieht sich östlich der ukrainischen und rumänischen Karpaten bis nach Bulgarien.


Einmaliger Buchenwald im Nationalpark Risnjak, Kroatien (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald) Die Buche ist eine Europäerin und reicht südöstlich bis nach Bulgarien hinunter.
Buchenwald im Nationalpark Risnjak, Kroatien Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald


Im Westen bildet die kontinentale Atlantiküste die natürliche Grenze, die die Buche allerdings vor etwa 3000 Jahren nach Südengland übersprungen hat. Im Süden und Südosten Europas ist es ihr in den tiefer gelegenen Regionen zu warm und zu trocken. Dort ist sie ausschließlich in den höheren Berglagen zu Hause und bildet häufig die montane Waldgrenze - in Sizilien beispielsweise in 2250 Meter Höhe. Deutschland liegt mittendrin im europäischen Verbreitungsgebiet. In allen Regionen sind für Buchen potenziell geeignete Wuchsgebiete vorhanden - vom norddeutschen Flachland über die Mittelgebirge bis in den Alpenraum. Deutschland gilt daher als eine Art Kernland der Buche.

Tiere im Buchenwald


Der Schwarzspecht bevorzugt Altholzbestände und lebt in Nadelwäldern, genauso wie Misch- und Laubwäldern. Hier hat er seine Bruthöhle, deren Eingang oval ist, in einer Buche gezimmert. Er ernährt sich von Insekten, zumeist von Ameisen. Daneben vertilgt er holzbewohnende Käfer und deren Entwicklungsstadien.
In Bayern haben wir 6500 - 10.000 BP.
Schwarzspecht-Baumhöhle in einer Buche - sie ernähren sich vor allem von großen, im Holz lebenden Ameisen und deren Larven (Bild: © Dr.Georg Sperber)
Bild: © Dr.Georg Sperber Der Schwarzspecht kann bis zu 47 cm groß werden und ist damit der größte Specht Europas



Ordnung Familie Unterfamilie Gattung
Spechtvögel Spechte Echte Spechte Dryocopus


Das Schattenreich

Besondere Ansprüche an den Standort stellt die Buche nicht. Der Boden darf lediglich nicht zu nass oder zu trocken sein. Er kann ruhig sauer und nährstoffarm sein, aber auch reiner Kalkboden kommt infrage. Solange mindestens 650 mm Regen im Jahr fallen, geht's der Buche gut. Mit anderen Worten: Sie kommt auf allen Waldstandorten gut zurecht, außer in Auwäldern, Mooren, Sümpfen und auf sehr trockenen Böden.


Junge Buchen warten auf ihre Chance und wenn es Jahre dauert (Bild: © Wolfgang Hasselmann) Junge Buchen können über viele Jahre, ja sogar Jahrzehnte im Schatten verharren, bis durch einen abgestobenen Baum Licht bis auf den Boden fällt.
Ein Keimling der Rotbuche strebt an's Licht Bild: © Wolfgang Hasselmann


In der Konkurrenz mit den anderen Waldbaumarten ist die Buche deutlich im Vorteil und zwar durch ihre Laubkrone, die einen ungewöhnlich starken Schatten wirft. Unter dem dichten Kronendach der Buchen können außer Eiben, Stechpalmen und Weiß-Tannen keine der anderen Baumarten lange überleben.


Nicht viele andere Laubbaumarten können unter dem dichten Buchen-Kronendach auf längere Sicht überleben. Napoleonsbuche im Sommer (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald)
Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald Napoleonsbuche im Sommer


Nur ihr eigener Nachwuchs, der hat eine ungewöhnlich hohe und ausdauernde Schattentoleranz. Junge Buchen können über viele Jahre, ja sogar Jahrzehnte in diesem Schatten in Warteposition verharren, wachsen aber sofort los, wenn durch einen abgestorbenen oder weggebrochenen Baum ausreichend Licht durchs Kronendach fällt. Wie ausgefeilt diese Schattenstrategie funktioniert, lässt sich beim jährlichen Blattaustrieb beobachten, der sich über fünf, sechs Wochen von Ende April bis in den Juni hinzieht und sukzessive von unten nach oben verläuft: Er beginnt bei den keimenden Buchen am Boden, gefolgt von den jüngeren Buchen im Unterholz, dann werden die unteren Kronenzweige grün und schließlich dann auch das Kronendach. So bekommen alle vom späteren Schatten der Krone betroffenen Triebe immerhin wenige Wochen ausreichend Licht, um fertig auszutreiben.


Rotbuche im Frühling - bei uns in Mitteleuropa ist die Buche der konkurrenzstärkste Waldbaum (Bild:© Hubertus Schwarzentraub) Das Wuchsoptimum der Buche ist in der unteren Bergstufe auf frischen, mittel- bis tiefgründigen, lockeren, nährstoff- und kalkhaltigen Böden.
Die Buche gedeiht aber auch auf kalkarmen, sauren Substraten.
Allerdings ist die Buche empfindlich gegen Dürre.
Rotbuche im Frühling - bei uns in Mitteleuropa ist die Buche der konkurrenzstärkste Waldbaum Bild: © Hubertus Schwarzentraub


Es wird angenommen, dass die Buche dank dieser Schattenstrategie mindestens auf zwei Dritteln der hiesigen Waldfläche zur beherrschenden Baumart werden kann. Alle anderen Waldbäume können sich letztlich nur in den Randgebieten des Buchenareals als Mischbaumarten halten oder müssen gänzlich auf Standorte außerhalb ausweichen.

Tiere im Buchenwald


Feuersalamander sind kräftig gebaute Landsalamander und aufgrund ihrer lackschwarzen Grundfarbe mit gelben Flecken und gestreiften Formen unverwechselbar.

Salamandra salamandra ist in Bayern auf der Roten Liste - als eine Art 3 = "Gefährdet" gelistet.
Der Feuersalamander ein Bewohner der feuchten bis mäßig trockenen Laub- und Mischwälder (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald)
Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald Der Feuersalamander ein Bewohner der feuchten bis mäßig trockenen Laub- und Mischwälder 



Ordnung Familie Gattung
Schwanzlurche Echte Salamander Eigene Salamander



Reine Buchenwälder, in denen aufgrund der Lichtverhältnisse eine kaum ins Auge fallende Bodenvegetation zu sehen ist, haben durchaus einen hohen ästhetischen Reiz. Besonders eindrucksvoll sind die sogenannten Hallenwälder, in denen die Buchen alle gleich alt und gleich hoch gewachsen sind.


Buchenwald - Steigerwald - ein abgestorbener Baum lässt ausreichend Licht bis auf den Boden fallen (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald) Solche Wälder erwecken aber auch leicht den Eindruck, sie seien höchst artenarm. Das stimmt sicherlich, was die Anzahl der  Pflanzenarten betrifft. ...
Buchenwald - Steigerwald - ein abgestorbener Baum lässt ausreichend Licht bis auf den Boden fallen Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald


... Doch der Schwerpunkt der spezifischen Biodiversität von Buchenwäldern findet sich vor allem bei Insekten und Pilzen und ist besonders hoch in alten Buchenwäldern mit viel abgestorbenem Holz.

Waldgeschichte

Erstaunlicherweise ist die Rot-Buche ein ziemlicher Neuling in Europas Wäldern. Zwar gab es schon am Ende des Tertiärs vor etwa 3 Millionen Jahren im damals noch wärmeren Europa mehrere Buchenarten, doch die Rot-Buche war nicht dabei. Als sich das Klima dann immer weiter abkühlte, sind alle diese Buchen bis auf eine - die Orient-Buche - ausgestorben. ...


... Auch diese hat sich damals weitgehend aus dem periodisch kalten Europa zurückgezogen und beschränkt sich seitdem auf das Schwarzmeergebiet, die Kaukasusregion und das persische Elbrus-Gebirge. Buchenwald im Winter - hat seinen eigenen Reiz (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald)
Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald Buchenwald im Winter - hat seinen eigenen Reiz


Nur gelegentlich ist sie während der wärmsten Phasen der Zwischeneiszeiten kurz auch in Europa aufgetaucht. Die Rot-Buche hat sich erst während der letzten Kaltzeit aus einer genetischen Variante der Orient-Buche im wärmeren Südeuropa zu einer durchsetzungsstarken und eigenständigen Art entwickelt.

(Die Rot-Buche und die sehr ähnliche Orient-Buche werden mittlerweile aufgrund von immer detaillierteren molekulargenetischen Analysen als zwei Unterarten einer einzigen Art angesehen. Sie sind ohne Weiteres miteinander kreuzbar und es gibt zahlreiche Hybridformen in den sich überschneidenden Verbreitungsgebieten.

Pilze im Buchenwald


Der Buchen-Schleimrübling ist ein Parasit der an Rotbuchen vorkommt (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald) Das Vorkommen des Buchen-Schleimrüblings, dessen Fruchtkörper in Mitteleuropa von Juli bis Oktober erscheinen, kommen einzeln meist aber büschelig an stehenden oder liegenden Stämmen und Ästen der Rot-Buche oft hoch über dem Erdboden in luftiger Höhe vor. Sie sind selten auf anderen Laubbäumen verbreitet.

Der Buchen-Schleimrübling ist kein Speisepilz.
Der Buchen-Schleimrübling (Mucidula mucida) ist ein Parasit der an Rotbuchen vorkommt Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald


Als nach dem Ende der letzten Kaltzeit um die Rückkehr der Bäume in die nun wieder gletscherfreien Gebiete in Mittel- und Nordeuropa ging, war auch der Neuling, die Rot-Buche, dabei. Sie erschien allerdings erst recht spät nördlich der Alpen. Längst wuchsen hier Eichenwälder, gemischt mit Linden und Ulmen und auch Ahorne, Eschen und Fichten hatten sich eingefunden. Erst vor etwa 6000 Jahren änderte sich die Situation. Die Linden zogen sich wegen des sich abkühlenden Klimas zurück, die Ulmen wurden durch eine Ulmenkrankheit dezimiert und der Mensch ließ sein Vieh in den Wäldern weiden und rodete den Wald für seine Felder. Die Buche konnte daher nach und nach in die Eichen-Mischwälder vordringen. Doch es dauerte noch mal etwa 2000 Jahre, bis sie zur vorherrschenden Baumart in diesen Wäldern wurde: Der Neuling hat sich durchgesetzt - Mitteleuropa wurde Buchenland.


In den Waldgebieten des Itelteich, ist eine ausgeprägte Krautschicht zu finden.
Das Naturschutzgebiet ist auch Heimat von Uhu und Feuersalamander.
Der Itelteich im ehemaligen Naturschutzgebiet im Harz wird von Rotbuchen geprägt (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald)
Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald Der Itelteich im ehemaligen Naturschutzgebiet im Harz wird von Rotbuchen geprägt


Aber spätestens mit dem Beginn des Mittelalters, als hier die ersten dauerhaften Siedlungen und Städte entstanden, begann das große Waldroden. Am Ende des Mittelalters waren die Wälder auf etwa ein Drittel der Landschaft zurückgedrängt. Doch diese übrig gebliebenen Wälder wurden in den folgenden Jahrhunderten so stark ausgebeutet, dass Anfang des 18.Jahrhunderts das Ende einer ausreichenden Versorgung mit Energie- und Bauholz absehbar war. Ende des 18.Jahrhunderts begannen dann die großen Aufforstungsprogramme - durchaus erfolgreich, aber durchgeführt von allem mit Kiefern und Fichten - beides Baumarten, die in einer natürlichen Waldentwicklung in den meisten Aufforstungsgebieten bestenfalls eine Nebenrolle gespielt hätten.

Tiere im Buchenwald


Der Halsbandschnäpper der im tropischen Afrika überwintert (Bild: © Dr.Georg Sperber) Halsbandschnäpper ernähren sich überwiegend von fliegenden Insekten. Für die Jungenaufzucht werden häufig größere Mengen von Schmetterlingsraupen erbeutet.
Halsbandschnäpper brüten in schattigen Laubwäldern mit Buchen und Eichen.
Der Brutbestand in Bayern liegt in Bayern bei 1200 - 2200 BP.
Für Deutschland wird ein BP-Bestand von 3700 - 5500 angenommen. Er ist eine Rote-Liste-Art 3 - d.h. "
Gefährdet".
Der Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis) der im tropischen Afrika überwintert Bild: © Dr.Georg Sperber



Familie Unterfamilie Art
Fliegenschnäpper Schmätzer Halsbandschnäpper


Das ramponierte Buchenland Deutschland wurde zum Land der Fichten und Kiefern - und ist es bis heute. Die Buche wurde die am stärksten durch den Menschen zurückgedrängte Baumart in Deutschland. Erst seit etwa drei Jahrzehnten nehmen die Buchen in Deutschlands Wäldern langsam wieder zu: Ihr Anteil liegt derzeit bei etwa 16 Prozent.


Eigentlich habe die Buche, der seinen Namen von einer rötlichen Färbung seines Holzes hat, optimale Wachstumsbedingungen in Deutschland. Aufgrund der Trockenheit sind Altbuchen dennoch in einem kritischen Zustand. Naturwaldreservat Brunnstube im Steigerwald - Totholz mit Zunderschwamm (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald)
Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Natikonalpark Steigerwald Naturwaldreservat Brunnstube im Steigerwald - Totholz mit Zunderschamm


Zukunft

Auf die seit vier Jahrzehnten spürbar zunehmende Klimaerwärmung, die mit häufigeren Trockenperioden einhergeht, reagiert die Buche mit einer Reduktion der Blattdichte im Kronenbereich, um die Gefahr eines zu hohen Wasserverlustes durch Verdunstung zu reduzieren.


Die Hahnenfußgewächse Buschwindröschen und Leberblümchen im Buchenwald (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald) Das Buschwindröschen ist ein typischer Frühblüher, der die Krautschicht in Wäldern bildet, zu einer Zeit wo die Bäume noch keine Blätter tragen.

Das Leberblümchen wurde durch die Stiftung Naturschutz Hamburg im Jahre 2013 zur Blume des Jahres gekürt.

Beide gehören in die Ordnung der Hahnfußartigen und in die Familie der Hahnenfußgewächse.
Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und Leberblümchen (Hepatica nobilis) im Buchenwald Bild: © Ulla Reck Freundeskreis Nationalpark Steigerwald


Seit zwei Jahrzehnten treten außerdem sogenannte Mastjahre, in denen Buchenbestände auffallend große Fruchtmengen produzieren, sehr viel häufiger als früher auf. Als Ursache werden außer dem Temperaturanstieg vor allem die nach wie vor zu hohen Stickstoffeinträge mit ihrer düngenden Wirkung vermutet.


Rotbuchenwälder haben in Mitteleuropa ihr weltweites Verbreitungszentrum. Wobei sich fast die Hälfte der noch vorhandenen Bestände auf Deutschland, Frankreich, Rumänien und Slowenien konzentrieren. Eisenmannbuche-Totholz (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald)
Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald Eisenmannbuche-Totholz


Solche Mastjahre sind recht kräftezehrend, was dazu führt, dass die Blätter im Jahr der Mast, aber auch ein bis zwei Jahre danach, deutlich kleiner ausfallen.
Die bislang stärkste, von 2018 - 2020 anhaltende Trockenheit mit sommerlichen Hitzeperioden hat wohl keine der Waldbaumarten unbeschadet überstanden. Unter den vier Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Eiche und Buche hat es laut Waldzustandsbericht der Bundesregierung die Fichte am weitaus stärksten getroffen. Über vier Prozent aller Fichten sind allein im Jahr 2020 abgestorben.

Tiere im Buchenwald


Der Sperlingskauz - geringe Größe - kleiner flacher Kopf - kleine gelbe Augen - kaum zu verwechseln (Bild: © Dr.Georg Sperber) In Bayern ist der Sperlingskauz (Glaucidium passerinum) ein seltener Brutvogel, der in den Alpen flächendeckend, außerhalb jedoch nur regional verbreitet ist. Auch im Steigerwald gibt es Nachweise, dieser kleinen nur bis zu 18 cm großen Eule. Damit ist der Sperlingskauz, die kleinste in Mitteleuropa heimische Eule.

Sein Bestand wird in Bayern auf 1300 - 2000 BP geschätzt.
Der Sperlingskauz - geringe Größe - kleiner flacher Kopf - kleine gelbe Augen - kaum zu verwechseln Bild: © Dr.Georg Sperber



Ordnung Familie Gattung Art
Eulen Eigentliche Eulen Sperlingskäuze Sperlingskauz


Die geringste Absterberate wies mit etwa 0,3 Prozent die Buche auf. Die allermeisten dieser abgestorbenen Buchen standen an sonnenexponierten Süd- und Südwesthängen auf Böden, die wenig Wasser speichern können.

Mag also sein, dass die Buche auf diesen speziellen Standorten ihre bisherige Vormachtstellung nach und nach aufgeben muss. Aber es spricht viel dafür, dass die Buche insgesamt ihren Platz in den Wäldern trotz der sich ändernden klimatischen Verhältnisse durchaus halten und auch erweitern kann.


Jasmund ist eine Halbinsel im Nordosten der Insel Rügen. Im Ostteil liegt der etwa 30 Quadratkilometer große Nationalpark Jasmund.
Dort gibt es einen eindrucksvollen 7,5 Kilometer langen und bis zu 4 Kilometer breiten Buchenwald.
Buchenwald im Winter auf der Halbinsel Jasmund (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald)
Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald Buchenwald im Winter auf der Halbinsel Jasmund


Sie ist ja fast überall in Deutschland präsent - von frischen bis trockenen Standorten, vom Flachland bis in die Berge. Ihr genetisches Anpassungspotenzial gilt als recht hoch. Und viele der Waldflächen, von denen die Fichte sich jetzt absehbar zurückziehen wird, waren vormals für Buchen gut geeignete Standorte. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass die Buche dort jetzt einen Teil ihres verlorenen Terrains zurückbekommen kann.

Tiere im Buchenwald


Der Maikäfer - sie haben in den Feldern überwintert und ihr erster Flug führt sie in den Wald (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald) Der am weitesten verbreitete Maikäfer Mitteleuropas ist der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha). Der Feldmaikäfer ist vor allem eine Flachlandart. Kommt aber auch im Hügelland vor.
Früher war der Maikäfer als ein Schädlich bekannt. Durch den Einsatz verschiedenster Insektizide, ist er aus vielen Gegenden völlig verschwunden.
Maikäfer im Buchenwald - sie haben in den Feldern überwintert und ihr erster Flug führt sie in den Wald Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald


Ordnung Familie Gattung
Käfer Blatthornkäfer Maikäfer (drei Arten in Mitteleuropa)


Das wäre nicht schlecht. Denn die Buche gilt als das "Wasserwerk" des Waldes und wäre geeignet, die Gefährdung der Wälder durch die zunehmenden Dürreperioden zumindest abzumildern. Während in den ganzjährig grünen Nadelholzbeständen ein erheblicher Teil des Jahresniederschlags in den dicht benadelten Kronen hängen bleibt und wieder verdunstet, fließt bei der im Winter kahlen Buche ein Großteil des Niederschlags als Stammabfluss direkt in den Waldboden. Dank der durchgängig glatten Rinde und der relativ steil aufragenden Kronenäste ist der Stammabfluss bei der Buche besonders hoch, höher auch als bei allen übrigen Laubbaumarten im Wald.


Das Wasser verdunstet im Wald nicht, weil die Buche eine glatte Rinde und steil aufragende Kronenäste hat. Damit ist der Stammabfluss des Regenwassers besonders hoch. Naturwaldreservat Brunnstube - Buchen gelten im Wald als das "Wasserwerk" (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald)
Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald Naturwaldreservat Brunnstube - Buchen gelten im Wald als das "Wasserwerk"


Holznutzung

Die Buche hat ein sehr hartes Holz, ganz ähnlich der Eiche, allerdings ist es sehr anfällig gegen Feuchtigkeit und wird daher vornehmlich im Innenbereich eingesetzt, hauptsächlich im Möbelbau, sowie für Fußböden und Treppen, aber auch für Küchenutensilien und Spielzeug. Es lässt sich gut zu Furnieren, Sperrholz- und Schichtholzplatten verarbeiten.


Seltener Fund im Steigerwald - Haareis auf Totholz (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald) Haareis, auch Eiswolle genannt, besteht aus feinen Eisnadeln, die sich bei geeigneten Bedingungen auf morschem oder feuchtem Totholz bilden können.

Wissenschaftlich sind die Gebilde noch wenig erforscht. Interessant ist, dass sich Haareis nicht aus Luftfeuchtigkeit entsteht, sondern von enthaltenem Wasser im Holz.
Seltener Fund im Steigerwald - Haareis auf Totholz Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald


Inzwischen gibt es auch Schichtholzbalken, die als Konstruktionsholz im Hausbau eingesetzt werden können, wo bislang hauptsächlich Fichtenbalken verwendet wurden. Zusammen mit Esche und Eiche hat die Buche auch den höchsten Brennwert unter den heimischen Hölzern. Für Brennholz und zur Herstellung von Holzkohle wird schon spätestens seit der Bronzezeit und bis heute am liebsten Buchenholz gewählt.


Im Buchenwald liegt der Ursprung mitteleuropäischer Mythologie, von Sagen und Märchen.
Imposante Buchengestalten bekamen immer wieder Namen, wie Kaiserbuche, Marienbuche, Gerichtsbuche, Tanzbuche, Kreuzbuche und viele andere Namen.
Mächtige Buche im Naturschutzgebiet Itelteich (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald)
Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald Mächtige Buche im Naturschutzgebiet Itelteich


Etymologe

Germanen sollen auf Buchenholzstäbe geritzte Runen als Orakel genutzt haben. Solche oder ähnliche Aussagen finden sich zuhauf in Abhandlungen über die Buche und sollen belegen, dass die Herkunft der Wörter 'Buchstabe' und 'Buch' sich von der Buche ableiten. Die Gebrüder Grimm sahen das vor etwa 160 Jahren auch so. Doch in jetzigen etymologischen Standartwerken wird ein solcher Zusammenhang aus formalen und sachlichen Gründen verneint.

Tiere im Buchenwald


Das Wildschwein - auch ein Bewohner des Buchenwaldes (Bild: © Maximilian Dorsch) Das Wildschwein ist ein wahrlich starkes und wehrhaftes Tier. Wildschweine kommen im Flachland ebenso wie im Gebirge bis zur oberen Baumgrenze vor.
Männchen können eine Körperlänge von bis zu 200 cm erreichen und dabei ein Gewicht von 200 kg haben.
Das Wildschwein (Sus scrofa) - auch ein Bewohner des Buchenwaldes Bild: © Maximilian Dorsch


Ordnung Unterordnung Familie Art
Paarhufer Schweineartige Echte Schweine Wildschwein


Georg Schirmbeck ist Präsident des deutschen Forstwirtschaftsrates e.V. und setzt sich, als Schirmherr, engagiert für den Baum des Jahres 2022 - die Rot-Buche - und den Wald ein.

Er meint: "Dass die Rot-Buche zum zweiten Mal den Titel "Baum des Jahres" holt, zeigt, dass die Art zwei wichtige Botschaften in Zeiten klimatischer Veränderungen hat: So kann es nicht bleiben - und es gibt Grund zur Hoffnung! Das extreme Wetter der letzten Jahre hat auch der Buche - die nirgendwo so gut wächst, wie bei uns - empfindlich geschadet! Aber wir sehen an ihrer Verjüngung auch, dass Bäume anpassungsfähiger sind, als wir vielleicht denken. Als wichtiger Waldbaum leistet die Buche im Rahmen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung einen essentiellen Beitrag zum Klimaschutz".


Als wichtiger Waldbaum leistet die Buche im Rahmen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, so der Schirmherr, Georg Schirmbeck. Naturwaldreservat Waldhaus - mit mächtigen Buchen und Totholzbäumen die stehen bleiben dürfen (Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald)
Bild: © Ulla Reck - Freundeskreis Nationalpark Steigerwald Naturwaldreservat Waldhaus - mit mächtigen Buchen und Totholzbäumen die stehen bleiben dürfen


Ende 2018 ist Stiftungsgründer Dr. Silvius Wodarz verstorben. Er hinterlässt in der Baum des Jahres Stiftung, aber auch für die Forstwirtschaft eine Lücke. Stefan Meier ist seit Herbst 2018 neuer Stiftungspräsident.


Vielen Dank an Frau Claudia Schulze von der "Baum des Jahres - Dr. Silvius Wodarz Stiftung" für den Pressetext und die Möglichkeit die Bilder von Herrn Hubertus Schwarzentraub, Herrn Rudolf Fenner und Herrn Wolfgang Hasselmann zeigen zu dürfen. Vielen Dank auch an Frau Ulla Reck vom Freundeskreis Nationalpark Steigerwald, Herrn Dr. Georg Sperber, Deutscher Förster und Forstwissenschaftler, Herrn Maximilian Dorsch, für ihre zur Verfügung gestellten Aufnahmen.  

Wenn Sie mehr wissen wollen, über den Baum, bzw. die Bäume des Jahres, dann hier: www.baum-des-jahres.de


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- letzte Aktualisierung: Dienstag, 03. Januar 2023 -
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