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Die Waldgebiete des Jahres seit 2012
 

Bisherige Waldgebiete des Jahres:

Jahr Waldgebiet
2012 Der Meulenwald
2013 Der Solling
2014 Der Schönbuch
2015 Der Berliner Grunewald
2016 Der Küstenwald Usedom
2017 Der Frankenwald
2018 Der Wermsdorfer Wald
2019 Die Urbanen Wälder Rhein / Ruhr
2020 / 2021 Die Ivenacker Eichen
2022 Die Erdmannwälder
2023 Der Choriner Wald


Das "Waldgebiet des Jahres 2022 sind die Erdmannwälder - Wald der Zukunft




Die Erdmannwälder die im Landkreis Diepholz liegen, sind Wälder wie man sie sich wünscht: bunt, gesund, vielfältig, ein stabiles Nebeneinander von Licht- und Schattenbäumen. Gerade deswegen wurden die Erdmannwälder zum "Waldgebiet des Jahres" erkoren.


Waldgebiet des Jahres 2022 - die Erdmannwälder (Bild: © Waldgebiet des Jahres) Die Erdmannwälder in der Mitte Niedersachsens.
Was vor 130 Jahren begann, zeigt heute einen Weg in die Zukunft mit klimastabilen Wäldern.
Die Erdmannwälder bunt und gesund - Waldgebiet des Jahres 2022 Bild: © Waldegebiet des Jahres


Die heutigen Erdmannwälder liegen in 12 Waldgebieten rund 40 Kilometer südlich von Bremen zwischen den Kleinstädten Sulingen und Bassum. Sie gehören zum Forstamt Nienburg der Niedersächsischen Landesforsten.

Ein vielfältiges Mehrgenerationenhaus mit exotischen Einsprenkseln - so könnte man das vom Bund Deutscher Forstleute ausgewählte Waldgebiet des Jahres 2022 charakterisieren. "Wir haben uns für die sogenannten Erdmann Wälder im niedersächsischen Forstamt Nienburg südlich von Bremen entschieden", erläutert Bundesvorsitzender Ulrich Dohle. "Seit 130 Jahren haben hier vier Generationen von Forstleuten - beginnend mit Oberförster Erdmann - Wälder aufgebaut, die durch kahlschlagfreie Mischwaldstrukturen, Baumartenvielfalt, Altersdurchmischung sowie Bodenpfleglichkeit und natürliche Baumverjüngung beispielgebend für moderne Waldbauprogramme sind und waren", begründet Ulrich Dohle die Wahl.


Die Bäume in den Erdmannwäldern, wie Buchen und Weißtannen verjüngen sich weitgehend selbst. Natürliche Verjüngung in den Erdmannwäldern (Bild: © R. Städing)
Bild: © R. Städing Natürliche Verjüngung in den Erdmannwäldern


Mit entscheidend war für den BDF, dass die naturnah bewirtschafteten Erdmannwälder die Klimaschäden der letzten vier Jahre in Form von Stürmen, Dürre und Käferbefall nahezu unbeschadet überstanden haben."Diese seit 130 Jahren intensiv von Forstleuten gestalteten Wälder geben uns wichtige Hinweise, wie klimaresiliente Wälder in Zukunft aussehen können", so der Vorsitzende Ulrich Dohle. Für die Forstgewerkschaft ist dabei wichtig, dass Forstleute die Wälder so gestalten, dass sie ästhetisch im Sinne der Walderholung sind und eine kontinuierliche Nutzung bei weitgehender Integration von Natuschutzaspekten ermöglichen.


Erdmannwälder - Wald - See - Erholung pur (Bild: Waldgebiet des Jahres) Zu den schönsten Waldgebieten Norddeutschlands zählen die Erdmannwälder.
Wald - See - Erholung pur Bild: Waldgebiet des Jahres


Es gibt Orte in den Landesforsten, da ist die Zukunft längst Gegenwart. Henning Schmidtke, Leiter des Forstamtes Nienburg, lenkt seinen Wagen durch ein Stück Wald, das selbst in dieser kargen Jahreszeit auffallend bunt und struppig wirkt. Links uns rechts des Weges: immer wieder Kiefern, Buchen, mächtig und aufrecht wie die Säulen einer Kathedrale. Darunter, in der nächsten Etage, gedeihen Weißtanne, Eiche, Lärche, Douglasie. Und dort, wo die Holzernteteams vor wenigen Jahren einzelne erntereife Bäume gefällt und so kleine Lichtungen geschaffen haben, sprießt schon die jüngste Waldgeneration: Wintersonne scheint auf fingerdicke Tannen, Fichten und Buchen, die den Wettlauf zum Licht begonnen haben.


Bis zu 20 verschiedene Baumarten gedeihen in den Erdmannwäldern und zwar in allen Größen und Altersklassen. Eine kleine Lichtung genügt und es beginnt der Wettlauf zum Licht (Bild: © Waldgebiet des Jahres)
Bild: Waldgebiet des Jahres Eine kleine Lichtung genügt und es beginnt der Wettlauf zum Licht


Nirgends passiert Henning Schmidtke Schadflächen. Es ist ein Stück Wald, wie es sich viele seiner Kollegen derweil erträumen, wofür sie tagtäglich ackern - im Wissen, das Ergebnis ihrer Arbeit während ihres Försterlebens kaum mehr sehen können. In Henning Schmidtkes Wäldern ist das anders: Er ist ihnen voraus, weil einer seiner Vorgänger seiner Zeit weit enteilt war. Bereits vor 130 Jahren - als das Wort Waldökologie noch nicht erfunden war - begann er, Monokulturen in arten- und strukturreiche Mischwälder umzubauen, mit Licht und Schatten zu arbeiten: Friedrich Erdmann.


Mit seinem Wissen seiner Zeit voraus - Oberförster Friedrich Erdmann (Bild: © unbekannt) Seiner Zeit voraus - Visionär Oberförster Friedrich Erdmann. Die Wälder, die zum "Waldgebiet des Jahres 2022" gewählt wurden, tragen seinen Namen, die "Erdmannwälder".
Der alte Oberförster Friedrich Erdmann Bild: unbekannt


Als Friedrich Erdmann hier 1892 seinen Dienst antritt, ist ihm allerdings bange um die Zukunft seines Reviers. Auf den aufgeforsteten Heideflächen fallen ihm die vielen kränkelnden Kiefern ins Auge. Auch der Waldboden, Grundlage allen Wachstums, scheint in Unwucht geraten: Halbmeterhoch ist das Nadelpolster. Die Umsetzung zu nährstoffreichem Humus funktioniert nicht.


Zwölf Waldgebiete mit rund 2.000 Hektar umfasst die damalige Oberförsterei Neubruchhausen, zwischen den Kleinstädten Bassum und Sulingen gelegen. Dort findet der junge Oberförster Friedrich Erdmann bei Dienstbeginn im Jahr 1892 viele kränkelnde Kiefernwälder vor. Es musste etwas geschehen - viele kränkelnde Kiefern und kein guter Humusboden (Bild: © Waldgebiet des Jahres)
Bild: Waldgebiet des Jahres Es musste etwas geschehen - viele kränkelnde Kiefern


Kollegen bemitleiden Erdmann. Aber der damals 33-jährige sieht nicht allein die Mängel, sondern die Chance zum Neuanfang, die sich ihm bietet. Erdmann muss vieles gewesen sein: ein brillanter Analytiker, ein erfahrener Naturkundler und vor allem, ein Macher, einer, der Dinge wirklich verändern wollte, sagt Henning Schmidtke über seinen berühmten Vorgänger. Tatsächlich packt Erdmann - ein  feisterKerl mit langem Bart - den Umbau von immerhin 800 Hektar Forst beherzt an. Früh erkennt er den Wert eines gesunden Waldbodens. Tagelöhner ziehen darum streifenweise die Nadelstreu ab, kalken den Boden, um so den Rohhumus-Abbau zu beschleunigen. Und auf diesen Bahnen wagt Erdmann etwas Neues, nichts weniger als einen anderen, vielfältigen Wald Unter dem Schirm noch verbliebener Kiefern setzt er fast ein halbes Dutzend verschiedener Baumarten, die einander schützen, so seine feste Überzeugung. Erdmann schreibt: " ... die Eintönigkeit des Reinbestandes wird hier überall der Mannigfaltigkeit eines reich zusammengesetzten Mischwaldes weichen, in dem auch die Holzarten, die von alters her bei uns heimisch waren ... wieder ihre Stelle finden werden".

So beginnt Erdmann einen für die damalige Zeit in Art und Umfang überaus vorausschauenden und einmaligen Waldumbau. Er sorgt für eine verbesserte Humusbildung der Waldböden und lässt kleinflächig Buchen, Eichen und Weißtannen säen und pflanzen. Douglasien, Küstentannen, Lärchen, Roteichen und vereinzelte Exoten wie Esskastanie und sogar Orientbuche folgten.


Die Alte Oberförsterei - ein Schmuckstück des Dorfes (Bild: © Martin Egbert) Sie zählt zu einem der schönsten Gebäude in Neubruchhausen und ist ein zentraler Ort im Dorfleben: die Alte Oberförsterei. 1786 wurde sie gebaut und seither mehrfach saniert, zuletzt 1990. Als eine Art Dorfgemeinschaftshaus steht die in einem schönen grünen Park gelegene Alte Oberförsterei unter anderem den Vereinen im Dorf als Versammlungsort zur Verfügung.

Friedrich Erdmann ist ganz in der Nähe mitten in seinem Wald beerdigt worden.
Die Alte Oberförsterei - ein Schmuckstück des Dorfes Bild: © Martin Egbert


Förster spotten über Erdmann, der den ordentlichen, lichtgefluteten Kiefernforst in ein wirres Nebeneinander aller Arten verwandelt. Doch sie lassen ihn gewähren und bald verstummen die Kritiker. Denn Erdmanns Wälder erweisen sich als sturmfest, gesund und ertragreich.

Biodiversität

Erhalt und Entwicklung der Biodiversität im Wald haben in den letzten Jahrzehnten eine neue gesellschaftliche Bewertung erfahren. Im Sinne von "Mehr Biodiversität in unserer gesamten Kulturlandschaft" wird sich das absehbar fortsetzen. Die Erdmannwälder liegen zerstreut in einer waldarmen Region und sind meist umgeben von landwirtschaftlichen Flächen, vielfach Ackerland. Sie waren somit schon immer zugleich Kleinod wie Rückzugsraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Gemeinsam mit den großen Mooren der Diepholzer Moorniederung, die zunehmend in dieWiedervernässung gehen, sind die Erdmannwälder wichtige Anker der Biodiversität und des Biotopverbundes in der Region.


Mehrere Studien lassen einen Schluss zu: Mischwälder mit hoher Artenvielfalt wie den Erdmannwäldern gelingt es besser, dem Klimawandel und anderen Bedrohungen zu trotzen. Vielfältiger, intakter und gesunder Mischwald - das sind die Erdmannwälder (Bild: © Gasparini)
Bild: © Gasparini Vielfältiger, intakter und gesunder Mischwald - die Erdmannwälder


Natürliche Waldentwicklung

Lange bevor die Nationale Biodiverstitätsstrategie des Bundes mit ihrem 5%-Ziel der natürlichen Waldentwicklung ohne Nutzung veröffentlicht wurde, haben Forstleute in Niedersachsen eigeninitiativ und in Verantwortung für den Waldnaturschutz sogenannte Naturwälder aus der Nutzung genommen. In den Erdmannwäldern ist dies seit 1998 der 33 Hektar große Naturwald. "Hau und Bark" im Freidorfer Holz.


Im Schutze etablierter Bäume gedeiht junger Mischwald (Bild: © Gasparini) Statt ein reiner Kiefernwald, ein gesunder und artenreicher Mischwald
Im Schutze etablierter Bäume gedeiht junger Mischwald Bild: © Gasparini


Schutzgebiete

Das zentrale Biotop im Sudwalder Gehege ist der Pastorendiek, ein Moorweiher, der zusammen mit weiteren kleinen Stillgewässern seltene Tier- und Pflanzenarten, wie den Kammmolch oder die Sumpf-Calla beherbergt.


Seltene Tier- und Pflanzenarten, wie die Sumpf-Calla und der Kammmolch haben hier ein Zuhause gefunden. Moorweiher - Anziehungspunkt für viele seltene Pflanzen- und Tierarten (Bild: Waldgebiet des Jahres)
Bild: © Waldgebiet des Jahres Moorweiher - Anziehungspunkt für viele seltene Pflanzen- und Tierarten


Als eines der zahlreichen Bachtäler unterliegt das Hachetal bei Freidorf einem besonderen Schutz. Neben dem zentralen Bachlauf der Hache und den angrenzenden Erlenbrüchen sind auch naturnahe Buchen- und Eichenwälder sowie zahlreiche kleine Gewässer und Grünländer prägend für das Schutzgebiet. Die Niederung der Hache bietet einen Lebensraum für den seltenen Kammfarn, sowie auch für seltene Amphibien wie Kammmolch und Knoblauchkröte.

Nah am Wasser gebaut

Begradigte Flachlandbäche und entwässerte Schlatts - das hat sich bis in die Nachkriegszeit das Ziel der Ernährung- und Rohstoffsicherung für Deutschland mit sich gebracht. Viele Flurbereinigungen der 1970er und 1980er Jahre habe ihre Spuren auch im und vor allem um den Wald herum hinterlassen.
Heute arbeiten die Landesforsten auch im Erdmannwald daran, der Natur Zug um Zug etwas von dem zurückzugeben, was unsere Vorfahren ihr unter vollständig anderen Rahmenbedingungen verständlicherweise genommen haben. Nasse Standorte bieten nicht nur einen einzigartigen Lebensraum, sondern sind in Zeiten des Klimawandels auch besonders bedroht. Mit Vernässungsprojekten im Hörstenbruch und an der Siede wurde daher begonnen, die Gewässer wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen. Weitere Projekte sollen in Zukunft folgen.


Die Hache Lebensraum für Amphibien und seltene Pflanzen (Bild: © R. Städing) Naturbelassener Bach Hache in den Erdmannwäldern. Zufluchtsstätte für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren.
Bachbett der Hache Bild: © R Städing


Fließgewässer wie Hache, Siede, Eschbach, Sudwalder und Hörster Graben verlaufen durch mehrere Erdmann-Wälder und prägen hier ausgedehnte Niederungen. Mit ihrem mosaikartigen Wechsel aus Feuchtgrünland und Erlenbruchwäldern bieten diese einen vielfältigen Lebensraum und sind gern genutzte Nahrungsquellen und Rückzugsorte für Kranich, Weiß- und Schwarzstorch.


Anders als der Weißstorch, lebt der Schwarzstorch in alten, aber nicht zu dichten, reich strukturierten Wäldern. Zur Nahrunssuche benötigt er Tümpel, Sümpfe und Bäche. Der Schwarzstorch, ein scheuer Waldbewohner, der saubere, intakte Bäche benötigt (Bild: © Gunther Zieger)
Bild: © Gunther Zieger Junger Schwarzstorch - ein Waldbwohner der saubere Bäche benötigt


Während der überwiegende Teil der Waldflächen in den Niederungen seiner natürlichen Entwicklung überlassen wird, wird das Grünland extensiv genutzt. Seit 2021 beweiden Galloways einen Teil der Flächen. Zukünftig soll hier eine Weidelandschaft mit mehreren großen Weidekomplexen entstehen.


Galloway-Rinder auf der Weide im Erdmannwald (Bild: © Waldgebiet des Jahres) Das Galloway-Rind ist ein für die ganzjährige Freilandhaltung geeignetes Hausrind.

Die klein- bis mittelrahmige Robustrasse stammt aus dem namensgebenden Kreis Galloway im Südwesten Schottlands.
Galloway-Rinder auf der Weide im Erdmannwald Bild: © Waldgebiet des Jahres


Über 60 Hektar (Feucht-) Grünland liegen meist eingebettet in den Erdmannwäldern. Das Bewirtschaftungsinteresse hieran hat nachgelassen, da Weidetierhaltung immer seltener wird und viele Flächen technisch nicht oder nur eingeschränkt zu mähen sind. Einzelne Nasswiesen sind zwischenzeitlich wieder in Sukzession (natürliche Waldentwicklung) gegangen.

Daher verfolgt das Forstamt das Ziel, sein Grünland dauerhaft und ökologisch wirksam zu erhalten. Weidebetrieb geht dabei vor extensiver Mahd - Intensivbewirtschaftung wird zur absoluten Ausnahme werden. Seit 2021 beweiden Galloways einen Teil der Flächen. Zukünftig soll hier in Zusammenarbeit mit der "Galloway Zucht Steinhuder Meer" eine Weidelandschaft mit mehreren großen Weidekomplexen entstehen.


Der Kranich gilt als der Vogel des Glücks.
Er brütet bevorzugt auf feuchten bis nassen Flächen von Mooren und Feuchtwiesen.
Junge Kraniche finden in den Erdmannwäldern ausreichend Nahrung (Bild: © Gunther Zieger)
Bild: © Gunther Zieger Junge Kraniche finden in den Erdmannwäldern ausreichend Nahrung


Kleinräumige Weiher oder Moorflächen, regional als "Schlatt" bezeichnet, sind ebenfalls typische Erscheinungen der Erdmann-Wälder. Diese Relikte der letzten Eiszeit haben - wie der Pastorendiek im gleichnamigen Waldgebiet - teilweise noch offene Wasserflächen. Andere sind schon vollkommen verlandet, durch ihren offenen Moor-Charakter aber trotzdem gut zu erkennen.

Deutschlands Wälder leiden unter den Folgen des immer deutlicher werdenden Klimawandels. Seit vier Jahren haben extreme Niederschläge, Stürme, Dürre, Massenvermehrungen von Insekten und Waldbrände weithin sichtbare Spuren in den Wäldern hinterlassen, die rund ein Drittel Deutschlands bedecken. Forstleute und Waldbesitzende sahen binnen kurzem Wälder verschwinden, die sie jahrelang gepflegt und entwickelt hatten. Sie legen seitdem alles daran, die Schäden einzudämmen - und beginnen gleichzeitig mit der Wiederbewaldung.


Wiederbewaldung mit jungem Mischwald (Bild: © Waldgebiet des Jahres) Der Klimawandel und die letzen Dürren und Stürme haben gezeigt, dass ein Mischwald diese Katastrophen besser übersteht.
Wiederbewaldung mit jungem Mischwald Bild: © Waldgebiet des Jahres


"Der Beweis für die Dringlichkeit des Waldumbaus hin zu stabilen, klimaangepassten Mischbeständen hätte eindrücklicher nicht sein können. Dies anzugehen, bedarf engagierter und gut ausgebildeter Forstleute, die sich ihrer generationenübergreifenden Verantwortung bewusst sind", erläutert Ulrich Dohle. Waldgebiete, in denen Forstleute Mischwäldern schon vor langer Zeit angelegt haben, können den Forstleuten bei der heutigen Herkulesaufgabe des Waldumbaus als Orientierung dienen und zu diesen gehören die Erdmannwälder.

In Zeiten des Klimawandels müssen wir unsere Wälder als derzeit gestresste Langzeitindikatoren betrachten. Vorsorgender Waldumbau wie der Oberförster Erdmann ihn tätigte, ist mit Blick in die Zukunft eine enorme Herausforderung.


Mit seiner Gabe die Natur zu beobachten und zu erforschen, entwickelte der Oberförster Erdmann die Idee eines "Waldbaues auf natürlicher Grundlage". So wurden neben den kränkelnden Kiefernbeständen, Buchen, Weißtannen, Eichen, Douglasien, Fichten und Lärchen gepflanzt.

Die Weißtanne, ist eine europäische Nadelbaumart aus der Gattung der Tannen.
Der Name Weißtanne leitet sich von der im Vergleich zur gemeinen Fichte auffallend hellgrauen Borke ab.
Eine 110-jährige Weißtanne im Mischwald der Erdmannwälder (Bild: © R. Städing)
Bild: © R Städing 110-jährige Weißtanne im Mischwald


Die Erdmannwälder zeigen eindrucksvoll, dass der von ihm und seinen Nachfolgern betriebene aktive Umbau naturferner Wälder in Verbindung mit der Förderung ihrer eigendynamischen Entwicklung vorteilhafter ist, als sich auf die Regenerationskräfte der Natur allein zu verlassen. Die Intensivierung des Waldumbaus wird damit absehbar zu einem entscheidenden Schlüssel für die langfristige Sicherung der vielfältigen Waldfunktionen im Klimawandel - zum Wohle unserer Gesellschaft und der Umwelt.


Baumpilze aus der Zersetzerlebensgemeinschaft (Bild: © R. Städing) Baumpilze zersetzen abgestorbene Bäume oder Baumstümpfe auf natürliche Weise und machen damit Platz für neues Leben im Wald.
Baumpilze aus der Zersetzerlebensgemeinschaft Bild: © R. Städing


Was Erdmann mit viel Leidenschaft und Engagement vor 130 Jahren angegangen ist, will das Forstamt Nienburg unter den heutigen Bedingungen wieder aufleben lassen. Dazu sollen in zwei Projektgebieten neue Erdmannwälder mit vielen Baumarten auf den Weg gebracht werden:

a) der Umbau strukturarmer Kiefernwälder und
b) die Umgestaltung von Fichtenwald in einer vom Forstamt betreuten Forstgenossenschaft, die - vom Borkenkäfer durchlöchert - keine langfristige Perspektive mehr haben.


Einerseits regenriert sich der Wald selbst, andererseits ist es aber notwendig einen aktiven Umbau voranzutreiben. Mischwald in den Erdmannwäldern - robust und gegen Stürme gefeit (Bild: © Waldgebiet des Jahres)
Bild: © Waldgebiet des Jahres Mischwald in den Erdmannwäldern



Vielen Dank an Herrn Rainer Städing vom Bund Deutscher Forstleute und Herrn Henning Schmidtke sowie Frau Wibeke Schmidt, vom Forstamt Nienburg für den Pressetext, sowie die Möglichkeit Bilder von Herrn Rainer Städing und Gasparini, Herrn Martin Egbert, und Bilder vom Forstamt Nienburg zeigen zu dürfen. Vielen Dank auch an Herrn Gunther Zieger für die von ihm zur Verfügung gestellten Audnahmen.



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- letzte Aktualisierung: Dienstag, 03. Januar 2023 -
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