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Der Strauch des Jahres

Der Titel "Strauch des Jahres" wird seit 2022 vom Heckenretter e.V. vergeben. Im vergangenen Jahr war dies die Kornelkirsche (Cornus mas). Der gemeinnützige Naturschutzverein will mit der Wahl auf den hohen ökologischen Wert von Wildgehölzen und Wildhecken aufmerksam machen. Für die Mehrzahl der heimischen Insekten, vor allem Schmetterlinge, sind Sträucher als Futterpflanzen wichtiger als Blumenwiesen. Das dicht verzweigte Gestrüpp bietet Nistgelegenheiten für zahlreiche Vogelarten wie Zaunkönig, Rotkehlchen und Grasmücken, die nicht hoch oben in Baumkronen brüten. Wilde Hecken, in denen die Sträucher wachsen, sind ein unverzichtbares und verbindendes Strukturelement unserer Kulturlandschaft und müssen wieder vermehrt angepflanzt und besser gepflegt werden, um ihren ökologischen Wert zu entfalten.



Der bisherige Strauch des Jahres, war:


Jahr Name (deutsch) wissenschaftlicher Name
2023 Hundsrose Rosa canina
2024 Kornelkirsche Cornus mas
2025 Gemeiner Schneeball Viburnum opulus


Der Strauch des Jahres 2025 - Der Gemeine Schneeball (Viburnum opulus)


Das heimische Wildgehölz kann den Wasserhaushalt regulieren und trägt zum Schutz der Artenvielfalt bei


Der Gemeine Schneeball (Viburnum opulus) wurde zum "Strauch des Jahres 2025" gewählt, wie der Heckenretter e.V. in Hamburg mitteilte. Grund für die Entscheidung sind die zunehmenden Extremwetter-Ereignisse mit Starkregen und zweitweise überfluteten Feldern. Der Gemeine Schneeball verträgt Staunässe und kann den Wasserhaushalt der Böden sogar regulieren. Außerdem trägt er als wichtiges Nährgehölz für Vögel, Kleinsäuger und Schmetterlinge zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Nicht zuletzt soll die Wahl zeigen, dass Sträucher und Hecken mehr sind als Gestrüpp: So entfaltet der Gemeine Schneeball zu allen Jahreszeiten einen ästhetischen Reiz.



Der Gemeine Schneeball ist der Strauch des Jahres 2025 (Bild: © Heckenretter e.V.) Hier Früchte im Herbst.
Der Gemeine Schneeball wird auch u.a. Drosselbeerstrauch, Wasserschneeball und Herzbeere genannt.
Der Gemeine Schneeball ist der Strauch des Jahres 2025 Bild: © Heckenretter e.V.



Der Gemeine Schneeball ist ein echter Blickfang und das nicht nur aufgrund seiner auffallend großen weißen Blütendolden, die er ab Mai zur Schau trägt. Im Herbst schillern die ahornartigen Blätter in allen Farben von Grün über Orange bis Weinrot und die leuchtend roten Früchte bleiben wie Glasperlen lang in den Winter am Strauch hängen. Sie signalisieren schon von weitem, dass da noch Proteine und Vitamine zu holen sind. Mehr als 20 Vogelarten ernähren sich in der Not davon. Für Menschen sind die Früchte roh giftig, erst durch Erhitzen zersetzen sich die Toxine und man kann die Beeren zu Gelee und Saft verarbeiten. Vor allem in Osteuropa ist diese Tradition verbreitet, dort wird der Schneeball ("Kalinka") sogar besungen.



Der Gewöhnliche Schneeball ist in Europa und Asien weit verbreitet und wird als Ziergehölz verwendet.

Der Gewöhnliche Schneeball wächst als sommergrüner Strauch und kann durchaus 1,5 bis 6 Meter erreichen.

Die Blätter, die Rinde und die unreifen Beeren des Gemeinen Schneeballs sind giftig.
Der Gemeine Schneeball - Schneeballblüte (Bild: © Heckenretter e.V.)
Bild: © Heckenretter e.V. Der Gemeine Schneeball - Schneeballblüte


Dass der Gemeine Schneeball zum Strauch des Jahres gewählt wurde, hat aber sehr aktuelle Gründe: "Wir erleben, dass Starkregenereignisse zunehmen und überflutete Böden schlecht wieder abtrocknen", erklärt Alexandra Werdes, Vorsitzende des Naturschutzvereins. "Der Gemeine Schneeball gehört zu den pumpenden Gehölzen, die sehr schnell Wasser aufnehmen und verdunsten und so zur Regulierung der Bodenfeuchtigkeit beitragen können". Nicht umsonst werde der Gemeine Schneeball regional auch Wasserholler genannt, in Anlehnung an den Holunder, mit dem der Schneeball als Moschuskrautgewächs verwandt ist. "Wenn wir neue Hecken pflanzen, können wir zum Glück feststellen, dass das robuste Gehölz zwar Feuchtigkeit liebt, aber auch mit vorübergehenden Trockenperioden zurechtkommt", so Alexandra Werdes weiter. Der Gemeine Schneeball zähle deshalb zu den besonders interessanten Wildgehölzen, die funktional für Klimaanpassungsmaßnahmen im Garten- und Landschaftsbau und in der Landwirtschaft eingesetzt werden könnten.



Ordnung Familie Gattung Art
Kardenartige Moschuskrautgewächse Schneeball Gewöhnlicher Schneeball



Damit würde man  gleichzeitig dem Biodiversitätsverlust in der Kulturlandschaft begegnen: Der Gemeine Schneeball ist eine wichtige Futterpflanze für Raupen und eine der wenigen Nektarpflanzen für den vom Aussterben bedrohten Kleinen Maivogel (Euphydryas maturna).



Der Kleine Maivogel - ist vom Aussterben bedroht (Bild: © Naturfoto Frank Hecker)
Der Kleine Maivogel (Euphydryas maturna)  (Bild: © Naturfoto Frank Hecker)
Der Maivogel kommt in feuchten, lockeren Wäldern mit größeren Beständen junger Eschen, auch in offenem, mit Erlengebüschen durchsetzten Gelände, vor. In den letzten Jahren ist der Maivogel in Mitteleuropa überall sehr zurückgegangen und vielerorts komplett verschwunden. In Deutschland kommt er offenbar nur noch auf der Schwäbischen Alb, im südlichen Steigerwald, bei Leipzig und in der Marzoller Au, Bad Reichenhall, vor.
Die Falter fliegen in einer Generation von Ende Mai bis Anfang Juli.
Die Art ist stark vom Aussterben bedroht und gehört zu den am meisten gefährdeten Arten in Deutschland. In der Roten Liste Deutschland, wie auch Bayern, ist die Art "vom Aussterben bedroht", gelistet. In Österreich gilt die Art als "stark gefährdet".



Um Insekten anzulocken, sind die Blütendolden von einem dekorativen Kranz großer Scheinblüten umgeben, ähnlich wie bei Hortensien. Die eigentlichen Blüten im Zentrum der Trugdolde sind unscheinbar und vor allem für Schwebfliegen interessant, die keinen langen Rüssel haben, um an Nektar zu gelangen.



Gemeiner Schneeballstrauch am Wasser (Bild: © Heckenretter e.V.) Die sehr früh im Jahr blühenden Winter-Schneebälle sind eine wichtige Nahrungsquelle für Hummeln und andere frühe Insektenarten.

Immergrüne
Viburnum-Arten bieten Vögeln, Insekten und weiteren Tieren Nistplätze und bieten Schutz vor schlechter Witterung.
Gemeiner Schneeballstrauch am Wasser Bild: © Heckenretter e.V.



 Der dekorative und schnittverträgliche Strauch ist auch für Hobbygärtner attraktiv: Er lässt sich in kleine Hecken pflanzen, macht sich aber auch gut als Solitär, der nicht über vier Meter Höhe hinaus wächst. "Leider werden in den Gartencentern anstelle der Wildform viele Züchtungen des Schneeballs angeboten, die als Nahrungspflanzen für heimische Insekten schlechter verwertbar sind", erklärt Werdes.



Was diesen Strauch so wichtig macht: Als Anpflanzung, auch als begleitendes Grün an Straßen, wenn links und rechts intensive Landwirtschaft betrieben wird. Der Gemeine Schneeball verträgt Staunässe nach Starkregen und kann den Wasserhaushalt der Böden regulieren. Auch ist der Strauch trockenheitstolerant. Das Wildgehölz steht gerne in der Sonne und ist deshalb wichtig in Gebieten wo an Böschungen oder entlang von Straßenrändern nichts mehr steht, weder Baum noch Strauch. Früchte des Gemeinen Schneeballs, im Sommer (Bild: © Heckenretter e.V.)
Bild: © Heckenretter e.V. Früchte, des Gemeinen Schneeballs, im Sommer



"Häufiger findet man auch exotische Schneeball-Arten, die sogar invasiv sein können, also andere heimische Arten verdrängen". Die Expertin empfiehlt beim Kauf auf die botanische Bezeichnung zu achten, um wirklich einen "Viburnum opulus" zu erhalten.



Gemeiner Schneeball - Früchte im Herbst (Bild: © Heckenretter e.V.) Der Gemeine Schneeball kommt auch im halbschattigen oder schattigen Lagen gut zurecht. Der Strauch ist wegen seiner harmonischen Wuchsform schön anzusehen und bietet sich daher auch zu einer solitären Anpflanzung an.
Gemeiner Schneeball - Früchte im Herbst Bild: © Heckenretter e.V.



Fakten zum Gemeinen Schneeball:


Das ukrainische Volkslied "Chervona Kalyna" ("Roter Schneeball") besingt den Gewöhnlichen Schneeball und wurde nach 2022 durch die ukrainische Band BoomBox bekannt.

Der Wollige Schneeball (Viburnum lantana) ist der einzige weitere heimische Vertreter der Gattung Viburnum in unseren Breiten. Anders als der Gewöhnliche Schneeball mag er lieber trockene Standorte.



Der deutsche Name Schneeball dürfte seit dem 17. Jahrhundert gebräuchlich sein, da der sterile gefüllte Schneeball mit ballförmigen Blütenständen (Viburnum opulus "Roseum") erst um 1594 entstand. Vorher waren wohl zutreffendere Namen bekannt: "Herzbeere" (wegen der herzförmigen Samen), "Glasbeere" (wegen der glasig wirkenden Früchte), "Blutbeere" (wegen des roten dickflüssigen Fruchtsaftes) und Wasserholder, weil der Gewöhnliche Schneeball gern am Wasser wächst und seine Blüten, den Blüten des Holunderstrauches ähneln. Der Gemeine Schneeball - Früchte im Spätwinter (Bild: © Heckenretter e.V.)
Bild: © Heckenretter e.V. Der Gemeine Schneeball - Früchte im Spätwinter



Die Schneeball-Beeren enthalten im Verhältnis zehn Mal mehr Vitamin C als Orangen. Allerdings sind sie roh giftig und die Ernte ist um einiges mühseliger, um auf dieselbe Menge zu kommen.

Beim Kochen verströmen die giftigen Beeren einen starken Geruch, der wahlweise an "alte Socken" oder "nassen Hund" erinnert. Auch der bittere Geschmack ist gewöhnungsbedürftig und wird durch Frost gemindert.

In der türkischen Volksmedizin gilt der Saft der roh giftigen Schneeballbeeren als Gesundheitselixier. In Anatolien wird ein stark verdünntes und gesüßtes Erfrischungsgetränk namens Gilabora daraus hergestellt.

Regionale Namen des Gemeinen Schneeballs wie "Drosselbeere" oder "Gimpelstrauch" weisen darauf hin, dass der Strauch im Winter wichtige Vogelnahrung bietet. Aufgrund des dickflüssigen Fruchtsaftes wird er mancherorts auch "Blutbeere" genannt.



Gewöhnlicher Schneeball - Strauch im Herbst (Bild: © Heckenretter e.V.) In größeren Gärten oder auf Wiesen ist der Gemeine Schneeball ein besonderer Blickfang.
Der Strauch eignet sich für Hecken und Knicks sowie zum Befestigen der Böden an Bachrändern und Uferanlagen.
Gewöhnlicher Schneeball - Strauch im Herbst Bild: © Heckenretter e.V.



Der Heckenretter e.V. bringt Wildhecken als unterschätzte Artenschützer und heimliche Klimahelden ins gesellschaftliche Bewusstsein. Die Mission: Wildhecken (norddeutsch: Knicks) neu anpflanzen, fachgerecht pflegen und naturverträglich nutzen. Zu diesem Zweck wirbt der gemeinnützige Verein Flächen bei Landwirten ein und vernetzt sie mit Unternehmen und Privatpersonen, die Strauchpatenschaften übernehmen. Seit der Gründung im Jahr 2020 hat der Heckenretter e.V. zusammen mit über 500 Freiwilligen bereits mehr als 6 Kilometer Hecken gepflanzt - für Artenvielfalt und Klimaschutz am laufenden Meter!


Vielen Dank an Frau Alexandra Werdes, Vorsitzende von Heckenretter e.V., Dorothea-Garthmann-Str.1, 21107 Hamburg, für den Pressetext und für die Bilder, Heckenretter e.V., die wir hier veröffentlichen können.




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- letzte Aktualisierung: Dienstag, 13. Mai 2025 -
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