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Der Strauch des Jahres

Der Titel "Strauch des Jahres" wird seit 2022 vom Heckenretter e.V. vergeben. Im vergangenen Jahr war dies die Hundsrose (Rosa canina). Der gemeinnützige Naturschutzverein will mit der Wahl auf den hohen ökologischen Wert von Wildgehölzen und Wildhecken aufmerksam machen. Für die Mehrzahl der heimischen Insekten, vor allem Schmetterlinge, sind Sträucher als Futterpflanzen wichtiger als Blumenwiesen. Das dicht verzweigte Gestrüpp bietet Nistgelegenheiten für zahlreiche Vogelarten wie Zaunkönig, Rotkehlchen und Grasmücken, die nicht hoch oben in Baumkronen brüten. Wilde Hecken, in denen die Sträucher wachsen, sind ein unverzichtbares und verbindendes Strukturelement unserer Kulturlandschaft und müssen wieder vermehrt angepflanzt und besser gepflegt werden, um ihren ökologischen Wert zu entfalten.



Der bisherige Strauch des Jahres, war:


Jahr Name (deutsch) wissenschaftlicher Name
2023 Hundsrose Rosa canina
2024 Kornelkirsche Cornus mas
     


Der Strauch des Jahres 2024 - Die Kornelkirsche (Cornus mas)

Das heimische Wildgehölz punktet mit Klimaresilienz und aromatischen Früchten


Die Kornelkirsche (Cornus mas) wurde am 31.10.2023 zum "Strauch des Jahres 2024" gewählt, wie der Heckenretter e.V. in Hamburg mitteilt. Das ausschließlich in Europa verbreitete Gehölz kommt mit den Bedingungen des Klimawandels besonders gut zurecht und ist als Frühblüher von großer ökologischer Bedeutung für den Schutz der heimischen Biodiversität. Mit der Wahl soll die Kornelkirsche auch als Wildobst stärker in den Fokus rücken: ihre leuchtend roten Steinfrüchte enthalten doppelt so viel Vitamin C wie Zitronen und lassen sich zu aromatischen Marmeladen und Schnäpsen verarbeiten.



Die Kornelkirsche ist der Strauch des Jahres 2024 (Bild: © www.baumschule-horstmann.de) In Mitteleuropa blüht die Kornelkirsche sehr früh im Jahr. Sie entfaltet ihre gelben Blüten manchmal schon im Februar und ist dann eine wichtige Bienenweide.

Der große Strauch ist zu dieser Jahreszeit leicht zu erkennen, da er nur viele Blüten, aber noch keine Blätter trägt.
Die Kornelkirsche ist der Strauch des Jahres 2024 Bild: © www.baumschule-horstmann.de



Auch wenn ihr Name dies nahelegt, ist die Kornelkirsche nicht mit der Kirsche (Prunus-Arten) verwandt, sondern gehört zur Familie der Hartriegelgewächse (Cornus-Arten). Der lateinische Namen Cornus für Horn bezieht sich wahrscheinlich auf die Härte des Holzes. In der Antike wurden daraus Waffen hergestellt. Es splittert nicht und ist so schwer, dass es in Wasser nicht schwimmt, sondern untergeht. Schon in der Steinzeit wussten die Menschen die vitaminreichen Früchte  zu schätzen, wie Ausgrabungsfunde rund um Pfahlbauten zeigen.



Die kleinen, kugeligen Früchte erinnern an Kirschen, sowohl was die Größe, Form und die Farbe anbelangt. Sie sind vielseitig einsetzbar und weisen einen hohen Vitamin-C-Gehalt auf.

Die Früchte werden zu Marmelade, Gelee oder auch für Likör verarbeitet.

Schon Hildegard von Bingen befasste sich mit der heilenden Wirkung der Früchte und wandte sie gegen Magenbeschwerden an.

Auch für die heimischen Vogelarten, wie den Gimpel (Dompfaff), Kernbeißer, Kleiber und Eichelhäher, stellt die Frucht der Kornelkirsche eine wichtige Futterquelle dar.
Die Früchte stellen für die Vogelarten eine wichtige Nahrungsquelle dar (Illustration: © Erik Tuckow)
Illustration: © Erik Tuckow Die Früchte stellen für die Vogelarten eine wichtige Nahrungsquelle dar



Dass die Kornelkirsche zum Strauch des Jahres gewählt wurde, hat aber auch sehr aktuelle Gründe: "Wenn wir neue Hecken pflanzen, können wir feststellen, dass die Kornelkirsche extrem stressresistent ist und Hitze sowie anhaltende Trockenperioden gut übersteht", erklärt Alexandra Werdes, Vorsitzende des Naturschutzvereins. Neben der Wildform gebe es außerdem robuste Sortenzüchtungen mit größeren Früchten, die sich auch für den gewerblichen Anbau in der Agroforstwirtschaft eignen. Dabei werden Weidewirtschaft oder Ackerbau mit Gehölzstreifen kombiniert, um der Klimakrise und dem Biodiversitätsverlust in der Landwirtschaft zu begegnen. Die Kornelkirsche zähle deshalb zu den besonders wertvollen, klimaresilienten Zukunfts-Gehölzen, so Alexandra Werdes weiter.



Die Blüten, hier Knospen, erscheinen vor dem Blattaustrieb (Bild: © Heckenretter e.V.) Die Kornelkirsche hat auffällige gelbe Blüten, an diesem Bild schon im Januar zu sehen, dabei liegen die Dolden direkt an den Zweigen.

Die Kornelkirsche ist ein Laubgehölz das in freier Wildbahn anzutreffen ist. Die Pflanze ist bei uns heimisch, jedoch findet man sie häufig in wärmeren Gebieten Europas.

Die insektenfreundlichen Blüten sind für Wildbienen, Hummeln, Honigbienen und auch andere Bestäuber, wegen ihres Nektars und Pollen eine frühe und wichtige Nahrungsquelle.
Die Blüten, hier Knospen, erscheinen vor dem Blattaustrieb Bild: © Heckenretter e.V.



Für Hausgärten ist die Kornelkirsche ebenfalls interessant: Als Solitär kann sie zu einem kleinen Baum von bis zu 7 Metern Höhe auswachsen. Wird sie regelmäßig beschnitten, eignet sie sich aber auch für kleine Hecken. Trotz ihrer Vielseitigkeit wurde die Kornelkirsche in den letzten Jahrzehnten durch die nicht heimische Forsythie verdrängt, deren Blüten zwar etwas heller gelb leuchten, für heimische Insekten jedoch keinerlei Nährwert besitzen.



Der botanische Name Cornus kommt aus dem lateinischen und bedeutet "Horn". Vermutlich entstand der Name durch den Vergleich des harten, zähen Holzes mit dem Horn, also "hart wie Horn". Daran orientiert sich auch der alte deutsche Volksname "Hornbaum". Das Holz der Kornelkirsche, ist so hart und schwer, dass es nicht im Wasser schwimmt, sondern untergeht. Es ist das härteste Holz, das in Europa wächst. Wegen seiner Zähigkeit war es sehr beliebt in Drechsler- und Wagnereien, zur Herstellung von Werkzeugen und Radspeichen. Ebenso wurden Wanderstöcke aus dem harten Holz gefertigt. Die Knospen sind aufgegangen, die Blüten erscheinen (Bild: © Heckenretter e.V.)
Bild: © Heckenretter e.V. Die Knospen sind aufgegangen, die Blüten erscheinen

 

Die Kornelkirsche blüht bereits vor dem Laubaustrieb im Februar und gehört damit zu den wichtigsten Nektarquellen für Wildbienen und Hummeln im Frühjahr. Die oliven-förmigen Steinfrüchte reifen ab August und werden gerne von größeren Vögeln wie von Gimpeln und Kernbeißer gefressen, die durch das Ausscheiden der Samen auch für die natürliche Verbreitung der Kornelkirsche sorgen.



Blüten der Kornelkirsche im Februar (Bild: © Heckenretter e.V.) Die Blüten der Kornelkirsche ist für viele Insekten lebensnotwendig, weil für sie Nektar (der Nektar spielt eine wichtige Rolle von Blütenpflanzen, da er viele Bestäuber anlockt, die dann die Pollen von einer Blüte zur nächsten transportieren und die weiblichen Blütenteile befruchten. Als Belohnung gibt es diese Futterquelle) im zeitigen Frühjahr, wo dieser noch Mangelware ist, ihnen durch die Kornelkirsche zur Verfügung steht. Andere Frühblüher wie Hasel und Erle liefern lediglich Pollen für die Bienenbrut (während Pollen in erster Linie für die Larven bestimmt ist, dient der Nektar den Bienen selbst als Nahrung).
Blüten der Kornelkirsche im Februar Bild: © Heckenretter e.V.



Ordnung Familie Gattung Art
Hartriegelartige Hartriegelgewächse Hartriegel Kornelkirsche



Das Vorkommen von wilden Kornelkirschen kann man an Waldrändern, Flurhecken oder in Gebüschen erleben.
Die länglichen Steinfrüchte haben ein höheres Vitamin-C-Gehalt als Zitrusfrüchte.
Die leuchtend roten Früchte der Kornelkirsche (Bild: © www.baumschule-horstmann.de)
Bild: © www.baumschule-horstmann.de Die leuchtend roten Frücht der Kornelkirsche


 
Aus den gelben Blüten, die lange vor dem Laubaustrieb erscheinen, entwickeln sich bis August glänzend rote, etwas längliche Steinfrüchte (Steinfrüche sind Früchte, die im Gegensatz zum Kernobst nur einen einzigen, harten und größeren Kern ummanteln. Der Kern ist dabei gleichzeitig der Samen). Sie schmecken auch roh, sehr aromatisch und lassen sich gut zu Marmeladen oder Gelees, aber auch zu Likören oder Früchekompott und Saft verarbeiten. Die Ernte ist mühevoll und oft sind die heimischen Vögel schneller.



Die Kornelkirsche ist ein sommergrüner Strauch, oder kleiner bis 7 Meter hoher Baum (Bild: © www.baumschule-horstmann.de) Die Blätter der Kornelkirsche sind eiförmig, zugespitzt, oben glänzend, oben und unten etwas behaart.
Die Kornelkirsche ist ein sommergrüner Strauch, oder kleiner bis 7 Meter hoher Baum Bild: © www.baumschule-horstmann.de



Fakten zur Kornelkirsche:

Die Kornelkirsche (Cornus mas) wird auch Hornstrauch (Cornus = lat. Horn) genannt. Ihr Holz ist das Härteste das in Europa wächst. Neben Lanzen und Speeren wurden daraus auch Werkzeuge hergestellt.

Der Jenaer Spazierstock ("Ziegenhainer") wird traditionell aus Kornelkirschenholz angefertigt. Die Typisch spiralförmige Windung des Stabes entstand ursprünglich dadurch, dass Äste ausgesucht wurden, um die sich Schlingpflanzen wie das Geißblatt gewunden hatten.

Die Blüte der Kornelkirsche ist als Bienenweide deshalb von so hoher ökologischer Bedeutung, weil Nektar im zeitigen Frühjahr noch Mangelware ist. Andere Frühblüher wie Hasel und Erle liefern lediglich Pollen für die Bienenbrut.

Früher wurden aus Kornelkirschen "Deutsche Oliven" hergestellt. Hierfür wurden die noch unreifen, hellroten Früchte in Salzwasser eingelegt und entwickelten dann ein olivenähnliches Aroma. Die länglichen ovalen Früchte sehen auch durch ihre Form Oliven ähnlich.

In Österreich werden Kornelkirschen auch Dirndln genannt. Dirndlschnaps ist besonders in der Gegend rund um Kärnten weit verbreitet.

Auf dem Balkan gibt es das Sprichwort: "Gesund wie eine Kornelkirsche". Denn die Kornelkirsche ist sehr vitaminreich, enthält viele Mineralien und besitzt eine starke antioxidative und entzündungshemmende Wirkung.

Der Kornelkirschenbaum erreicht ein Alter von etwa 100 Jahren. Unter guten Standortverhältnissen dürfte der Kornelkirschenbaum weit älter werden. Man sagt, dass es im alten Rom eine 800-jährige Kornelkirsche gestanden hat. In Eisleben steht ein Exemplar, das 250 Jahre alt sein soll.



Der botanische Name der Kornelkirsche ist Cornus mas, was sich mit männlicher Hornstrauch übersetzen lässt. Mit der Wahl soll die Kornelkirsche auch als Wildobst stärker in den Fokus rücken (Bild: © www.baumschule-horstmann.de)
Bild: © www.baumschule-horstmann.de Mit der Wahl soll die Kornelkirsche auch als Wildobst stärker in den Fokus rücken



Der Heckenretter e.V. bringt Wildhecken als unterschätzte Artenschützer und heimliche Klimahelden ins gesellschaftliche Bewusstsein. Die Mission: Wildhecken (norddeutsch: Knicks) neu anpflanzen, pflegen, wenn möglich ihre Früchte ernten und als regionale Lebensmittel zugänglich machen. Zu diesem Zweck wirbt der gemeinnützige Verein Flächen bei Landwirten ein und vernetzt sie mit Unternehmen und Privatpersonen, die Strauchpatenschaften übernehmen. Seit der Gründung im Jahr 2020 hat der Heckenretter e.V. zusammen mit 330 Freiwilligen bereits mehr als 5000 Sträucher auf einer Gesamtlänge von 2,7 Kilometern gepflanzt - für Artenvielfalt und Klimaschutz am laufenden Meter!


Vielen Dank an Frau Alexandra Werdes, Vorsitzende von Heckenretter e.V., Dorothea-Garthmann-Str.1, 21107 Hamburg, für den Pressetext und für die eigenen Bilder, ebenso für die Illustration der Kornelkirsche von Erik Tuckow.

Vielen Dank auch an Herrn Rüdiger Brandt, von der Baumschule Horstmann, in 25560 Schenefeld, die mir kostenlos ihre eigenen Bilder zur Verfügung stellten. Bezugsmöglichkeiten der Kornelkirsche können unter https://www.baumschule-horstmann.de/shop/exec/product/687/16/Kornelkirsche.html erfolgen.


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- letzte Aktualisierung: Samstag, 20. Juli 2024 -
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