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Naturparktier des Jahres seit 2003

Die Auszeichnung Naturparktier des Jahres wird seit 2003 vom Naturpark-Verein Holsteinische Schweiz verliehen. Mit dem Titel will dieser auf die Bedeutung der Naturparks in Deutschland für die Landschaft sowie für die darin lebende Flora und Fauna aufmerksam machen.

Die bisherigen Auszeichnungen zum "Naturparktier des Jahres" sind:

Jahr Naturparktier
2003 Laubfrosch
2004 Fischotter
2005 Großer Abendsegler
2006 Eisvogel
2007 Gebänderte Prachtlibelle
2008 Ringelnatter
2009 Dachs
2010 Rotmilan
2011 Nördlicher Kammmolch
2012 Uhu
2013 Kleine Maräne
2014 Schellente
2015 Wasserspitzmaus
2016 Kranich
2017 Moorfrosch
2018 Rebhuhn
2019 keine Auslobung
2020 Ackerhummel
2021 Der Seeadler
2022 Die Rotbauchunke
2023 Der Steinkauz
2024 Die Kleine Königslibelle


Die Kleine Königslibelle (Anax parthenope) ist das Naturparktier des Jahres 2024


Große kleine Libelle

Ihr Name weckt vielleicht falsche Erwartungen - denn die Kleine Königslibelle ist eine der größten Libellen Mitteleuropas. Sie kann über 7 cm lang werden und eine Flügelspannweite von fast 11 Zentimetern erreichen. Da aber eine nahe Verwandte, die Große Königslibelle, etwas stattlicher wird, wurde ihrem Namen das Adjektiv "Klein" vorangestellt.



Kleine Königslibelle - Naturparktier des Jahres 2024 ( Bild: © Angela Bruens) Der Hinterleib (Abdomen) der Männchen ist nur im vorderen Bereich hellblau und ansonsten dunkel bis schwarz gefärbt, der der Weibchen braun mit schwarzen Ringen.
Kleine Königslibelle - Naturparktier des Jahres 2024 Bild: © Angela Bruens



Beide gehören zu den 57 Libellenarten, die sich in Schleswig-Holstein derzeit regelmäßig fortpflanzen. Das war allerdings nicht immer so: Noch bis vor wenigen Jahrzehnten wurden sowohl von Großer Königslibelle als auch von Kleiner Königslibelle nur einzelne Tiere hier gesichtet. Doch ab Mitte der 1990er Jahre tauchte plötzlich zunächst die Große Königslibelle in weiten Teilen Schleswig-Holsteins auf und ab 2010 die kleine Schwester.



Die Große Königslibelle erreicht Flügelspannweiten von 9,5 bis 11 Zentimetern. Der Brustabschnitt (Thorax) der Tiere ist grün gefärbt, der Hinterleib der Männchen ist hellblau mit einem durchgehenden schwarzen Längsband am Rücken, das an jedem Segment eine zahnartige Ausbuchtung besitzt. Der Hinterleib der Weibchen ist blaugrün, das Längsband am Rücken ist braun und breit. Hier: Zum Vergleich die Große Königslibelle 'Anax imperator' (Bild: © Angela Bruens)
Bild: © Angela Bruens Zum Vergleich - hier die Große Königslibelle (Anax imperator)



Viele Libellenarten reagieren schnell auf sich veränderte Umweltbedingungen. Der Anstieg der mittleren Jahrestemperaturen im Zuge des Klimawandels ermöglicht es offenbar den beiden wärmeliebenden Arten, ihren Lebensraum weit nach Norden auszudehnen. Die Kleine Königslibelle wurde mittlerweile sogar schon in Finnland nachgewiesen. Ihr riesiges Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Westeuropa und Nordafrika durch Asien und reicht bis Japan.

Liebhaberin der Seen

Sie mag große Wasserflächen und lebt bei uns vor allem in der Nähe größerer Seen. Besonders, wenn diese einen vielfältigen Uferbewuchs mit Schwimmblattpflanzen, wie Teichrosen oder Laichkräutern und einen Röhrichtgürtel am Ufer und im Flachwasser, der z.B. aus Schilf oder Großseggen besteht, aufweisen. Geeignete Seen findet die Kleine Königslibelle gerade im Naturpark Holsteinische Schweiz vor, weshalb es hier, neben dem Gebiet der Lauenburgischen Seen, die meisten Sichtungen in Schleswig Holstein gibt. Beobachtungen im Naturpark gelangen z.B. am Stocksee, Vierer See, Großer Plöner See, Trammer See, Suhrer See, Schluensee, Selenter See, Großen Segeberger See und an den Lebrader Teichen.

Die beste Chance, an einem dieser Gewässer eine Kleine Königslibelle anzutreffen, besteht in der Zeit von Ende Juni bis Mitte Juli bis in die Abendstunden. Einzelne Tiere können auch schon Anfang Juni und sogar noch Ende Oktober unterwegs sein. Meist wird man ein Männchen sichten, das in schnellem, rastlosen Flug über dem Gewässer hin- und herfliegt und dabei nach Weibchen und artgleichen Männchen Ausschau hält. Letztere werden sofort angegriffen mit dem Ziel, sie zu vertreiben. Die Weibchen fliegen nur zur Paarung und Eiablage an die Gewässer und halten sich sonst abseits, z.B. an Waldrändern oder Knicks auf und suchen nach Nahrung in Form von Fluginsekten.



Kleine Königslibelle - Männchen am Waldrand (Bild: © Gabi Iden)  Trifft eine männliche Kleine Königslibelle am Gewässer auf ein Weibchen, kommt es in der Regel zur Paarung. Dabei ergreift das Männchen mit den Hinterleibsanhängen das Weibchen an einer Stelle am Hinterkopf (s. obiges Bild). ...
Kleine Königslibelle - Männchen am Waldrand Bild: © Gabi Iden



... Dieser Mechanismus nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip ist bei jeder Libellenart unterschiedlich geformt und verhindert weitgehend, dass sich verschiedene Arten untereinander paaren. Als Tandem fliegt das Paar meist in die angrenzende Ufervegetation, wo die Kopulation in der für Libellen typischen Formation, dem Paarungsrad, erfolgt. Das Rad entsteht dadurch, dass das Weibchen, immer noch im "Zangengriff" des Männchens, den eigenen Hinterleib mit der Geschlechtsöffnung an dessen Ende nach vorne krümmt und diese mit dem Begattungsorgan des Männchens koppelt, das sich am Hinterleib, kurz hinter dem Brustteil befindet. Im Anschluss fliegen die beiden wieder im Tandemflug zum Gewässer, wo das Weibchen die Eier einzeln in lebende oder tote Pflanzenteile nahe der Wasseroberfläche sticht. Im Unterschied zu fast allen anderen Arten der Familie der Edellibellen bei uns, bleiben Männchen und Weibchen dabei in der Regel als Tandem verbunden.



Ordnung: Unterordnung: Familie: Gattung: Art:
Libellen Großlibellen Edellibellen Königslibellen Kleine Königslibelle



Die längste Lebenphase - Das Larvenstudium

Aus den Eiern schlüpfen nach etwa drei Wochen unbewegliche Vorlarven, die sich nach kurzer Zeit häuten und zu Larven weiterentwickeln. Die Larven sitzen und krabbeln versteckt in Wasserpflanzen oder am Grund und machen Jagd auf alles, was sie bewältigen können. Libellenlarven haben dafür eine Fangmaske entwickelt, die sie blitzschnell ausklappen können und so Wasserflöhe, Mückenlarven, Kaulquappen und andere Wassertiere greifen. Nach mehreren Häutungen und bis zu zwei Jahren Entwicklungszeit sind die Larven über 5 cm lang. In Schleswig-Holstein meist im Juni und Juli, klettern diese großen Larven nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Wasser in die Ufervegetation und verharren dort.



Verwandlung in einer Sommernacht: Vom Aufreißen der Larvenhaut bis zum Ausbreiten der Flügel vergehen fast sieben Stunden. Kleine Königslibelle - Larvenstadium eins (Bild: © www.waldschrat-online.de)
Bild: © www.waldschrat-online.de Kleine Königslibelle - Larvenstadium eins



Die Larvenhaut reißt am Rücken auf und die Libelle schiebt sich langsam heraus.



Kleine Königslibelle - Larvenstadium zwei (Bild: © www.waldschrat-online.de) Die Rückenhaut der Larve reißt langsam auf.
Kleine Königslibelle - Larvenstadium zwei Bild: © www.waldschrat-online.de



Die Flügel liegen noch als kleine, gefaltete Pakete am Körper an.



Sachte schiebt sich die Libelle aus der Larvenhaut heraus. Die Flügel liegen gefaltet am Körper an. Kleine Königslibelle - Larvenstadium drei (Bild: © www.waldschrat-online.de)
Bild: © www.waldschrat-online.de Kleine Königslibelle - Larvenstadium drei



Hat sie sich befreit, werden die Flügel zunächst mit Hämolymphe, dem "Blut der Insekten" aufgepumpt und der Hinterleib gestreckt.



Kleine Königslibelle - Larvenstadium vier (Bild: © www.waldschrat-online.de) Um ganz aus der Larvenhaut herauszukommen, packt sich die Libelle an dieser fest.
Kleine Königslibelle - Larvenstadium vier Bild: © www.waldschrat-online.de



Nun dauert es noch mehrere Stunden, bis die Libelle zum Jungfernflug abhebt.



Die Libelle ist aus der Larvenhaut herausgeschlüpft. Der Hinterleib wird nun gestreckt. Kleine Königslibelle - Larvenstadium fünf (Bild: © www.waldschrat-online.de)
Bild: © www.waldschrat-online.de Kleine Königslibelle - Larvenstadium fünf



Sie entfernt sich von ihrem Heimatgewässer und verbringt die sogenannte Reifezeit bis zur Geschlechtsreife an sonnigen und windgeschützten Orten, ...



Kleine Königslibelle - Larvenstadium sechs (Bild: © www.waldschrat-online.de) Die Flügel werden langsam entfaltet.
Kleine Königslibelle - Larvenstadium sechs Bild: © www.waldschrat-online.de



... wo sie viele Fluginsekten erbeuten kann.



Nun wird Hämolymphe in die Flügeladern gepresst, die sich durch den Druck strecken und die Flügel entfalten. Kleine Königslibelle - Larvenstadium sieben (Bild: © www.waldschrat-online.de)
Bild: © www.waldschrat-online.de Kleine Königslibelle - Larvenstadium sieben



Von der Mücke bis zur Libelle, die nur wenig kleiner ist, als sie selbst.



Kleine Königslibelle - Larvenstadium acht (Bild: © www.waldschrat-online.de) Nach fast sieben Stunden, startet das fertige Insekt zum Jungfernflug.
Kleine Königslibelle - Larvenstadium acht Bild: © www.waldschrat-online.de



Zur Paarung kehrt sie an ein passendes Königslibellen-Gewässer zurück. Das Leben als flugfähiges Tier währt maximal drei Monate.

Gewinner und Verlierer

Die Kleine Königslibelle gilt in Schleswig-Holstein als ungefährdet, da ihr Bestand zunimmt und ihre bevorzugten Gewässer aufgrund des großen Wasservolumens weniger bedroht sind als Kleingewässer. Sie profitiert hier zumindest momentan offenbar auch von dem sich erwärmenden Klima. Ob sie dies auch in Zukunft tun wird, weiß niemand.



Kleine Königslibelle - Paarungsrad (Bild: © Dr. Walter G. Eberle)
Kleine Königslibelle - Paarungsrad - Bild: © Dr. Walter G. Eberle
Die Libellen zieht es wieder in Gewässernähe, wo die Männchen auf paarungsbereite Weibchen warten. Die Paarung, erfolgt im sogenannten Paarungsrad. Mit dem Ende ihres Hinterleibs entnehmen die Weibchen den Samen aus einer vorher vom Männchen gefüllten Samentasche unterhalb des Brustabschnitts. Die Paarung dauert zumeist 10 - 15 Minuten und findet normalerweise gegen Mittag oder am frühen Abend statt.



Weil die verschiedenen Libellenarten ganz unterschiedliche Ansprüche an ihre Umwelt haben, gibt es auch jetzt schon Verlierer dieser Entwicklung, da z.B. deren Larven auf höhere Wassertemperaturen empfindlich reagieren oder kleine und flache Fortpflanzungsgewässer benötigt werden, die immer häufiger austrocknen.
Während die Bestände vieler schleswig-holsteinischer Libellen zugenommen haben oder stabil geblieben sind, ist auch annähernd die Hälfte der Arten seltener geworden, einige sogar ausgestorben.



Ist die Kleine Königslibelle ein Gewinner der Klimaerwärmung? Kleine Königslibelle - hier ein Männchen (Bild: © Angela Bruens)
Bild: © Angela Bruens Kleine Königslibelle, hier ein Männchen



Wichtige Faktoren für den Rückgang sind Nährstoff- und Pestizideinträge in die Fortpflanzungsgewässer aus der konventionellen Landwirtschaft, die Entwässerung von Mooren sowie land- und forstwirtschaftlichen Flächen oder die Kanalisierung und zu intensive, maschinelle Räumung und Mahd von Fließgewässern und Gräben. Nicht nur Libellen profitieren sehr, wenn eine Umstellung auf schonende Fließgewässerunterhaltung erfolgt oder, wo möglich, diese ganz eingestellt wird und kanalisierte Bäche und Flüsse wieder einen kurven- und strukturreichen Verlauf bekommen. Breite Pufferstreifen um Gewässer, die auf landwirtschaftlichen Flächen liegen, verringern die Einträge von Nährstoffen und Pestiziden. Bei der Wiedervernässung trockengelegter Moore und der Neuanlage und Sanierung von Kleingewässern sind Libellen ebenfalls große Profiteure.

Die Kleine Königslibelle zu erkennen ist auf den ersten Blick gar nicht so einfach: Verwechseln könnte man sie mit den anderen Arten aus der Familie der Edellibellen, zu der auch die häufige Blaugrüne Mosaikjungfer gehört, die an fast jedem Gartenteich vorkommt.



Die Blaugrüne Mosaikjungfer - hier ein Männchen (Bild: © Angela Bruens)
Die Blaugrüne Mosaikjungfer - hier ein Männchen (Bild: © Angela Bruens)
Der Brustteil (Thorax der Mosaikjungfern weist aber scharf abgegrenzte, deutliche Streifen an der Seite oder zumindest auf der Oberseite auf. Die Heimischen Königslibellen haben hier höchstens ganz feine, dunkle oder helle Nahtlinien.




Die Blaugrüne Mosaikjungfer (Bild: © Angela Bruens)
Die Blaugrüne Mosaikjungfer (Bild: © Angela Bruens)
Außerdem haben zusätzlich fast alle Mosaikjungfern auf der Oberseite ihres Hinterleibs (Abdomen) paarig angeordnete "Mosaik"flecken, während unsere Königslibellen dort stattdessen ein breites, schwarzes und unregelmäßiges Längsband, fast über die gesamte Länge des Hinterleibs, zeigen, s.Bilder der Kleinen und Großen Königslibellen.



Die Kleine Königslibelle kann man am besten von der Großen Königslibelle unterscheiden, wenn man ausgefärbte Tiere anschaut, die schon seit einigen Tagen umherfliegen. Typische Männchen der Kleinen Königslibelle haben einen einheitlich bräunlichen-oliven Brustteil, am Übergang zum Hinterleib einen schmalen gelben Ring und direkt anschließend einen kräftigen blauen Sattel (siehe Bild oben Kleine Königslibelle, hier ein Männchen). Der größte Teil des Hinterleibs ist aber braun, machmal auch blass bläulich. Die Großen Königslibellen hingegen sind farbenfroher, haben in der Regel einen leuchtend grünen Brusteil und einen ebenso leuchtend blauen Hinterleib.


Große Königslibelle - hier ein Weibchen (Bild: © Angela Bruens)
Große Königslibelle, hier ein Weibchen (Bild: © Angela Bruens)
Deren Weibchen, vor allem ältere, können den Männchen sehr ähnlich sein oder stattdessen eine grünen Hinterleib haben.



Vielen Dank an Herrn Malte Wenzel, Naturpark Holsteinische Schweiz e.V., Eutin
, für den Pressetext und die Möglichkeit die Bilder von Frau Angela Bruens, Frau Gabi Iden, Herrn Dr. Walter G. Eberle und www.waldschrat-online.de veröffentlichen zu dürfen.


Wer mehr über den Naturpark Holsteinische Schweiz und dessen Flora und Fauna wissen möchte, hier der Link: www.naturpark-holsteinische-schweiz.de


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- letzte Aktualisierung: Freitag, 11. Oktober 2024 -
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