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Naturparktier des Jahres seit 2003
Die Auszeichnung Naturparktier des Jahres wird seit 2003 vom
Naturpark-Verein Holsteinische Schweiz verliehen. Mit dem Titel will
dieser auf die Bedeutung der Naturparks in Deutschland für die
Landschaft sowie für die darin lebende Flora und Fauna aufmerksam
machen.
Die bisherigen Auszeichnungen zum "Naturparktier des Jahres" sind:
Jahr |
Naturparktier |
2003 |
Laubfrosch |
2004 |
Fischotter |
2005 |
Großer Abendsegler |
2006 |
Eisvogel |
2007 |
Gebänderte Prachtlibelle |
2008 |
Ringelnatter |
2009 |
Dachs |
2010 |
Rotmilan |
2011 |
Nördlicher Kammmolch |
2012 |
Uhu |
2013 |
Kleine Maräne |
2014 |
Schellente |
2015 |
Wasserspitzmaus |
2016 |
Kranich |
2017 |
Moorfrosch |
2018 |
Rebhuhn |
2019 |
keine Auslobung |
2020 |
Ackerhummel |
2021 |
Der Seeadler |
2022 |
Die Rotbauchunke |
2023 |
Der Steinkauz |
Die Rotbauchunke (Bombina bombina) ist das Naturparktier des
Jahres 2022
Das Naturpark-Tier 2022 hat eine besondere Beziehung zum Naturpark
Holsteinische Schweiz, denn viel weiter westlich als hier ist es
weltweit nicht zu finden: die Rotbauchunke. Wer Mitte Mai schon durch
die hügelige Naturpark-Landschaft geschlendert ist, hat vielleicht
bereits das geheimnisvolle "Hupkonzert" der Männchen gehört, das aus
einigen der zahlreichen Kleingewässer erklingt. Wie ihr Name schon
andeutet, ist diese Unke an ihrem rötlich gefleckten Bauch gut zu
erkennen, der sie von allen anderen heimischen Froschlurchen
unterscheidet. Die Farbe dient der Warnung an Feinde, wie
Wasserspitzmaus oder Möwen, dass ihre leicht giftigen Hautsekrete die
Rotbauchunke ungenießbar machen.
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Der Körper der Rotbauchunke ist abgeflacht mit einer
runden Schnauzenform. Die Art hat herzförmige Pupillen. Ihre
Rückenhaut weist flache und weiche Warzen auf, die jeweils einen
kleinen, schwarzen Hornhöcker in der Mitte haben. Wunderbar
zu sehen, sind auch kräftigen Schwimmhäute zwischen den Zehen. |
Die Rotbauchunke ist das
Naturparktier des Jahres 2022 |
Bild: © Christel & Andreas Nöllert |
In den letzten Jahrzehnten sind ihre Bestände durch Zerstörung der
Lebensräume stark zurückgegangen, so dass die Rotbauchunke heute in
Schleswig-Holstein als "stark gefährdet" eingestuft wird. Daher wurden
auch im Gebiet des Naturparks Anstrengungen unternommen, diesen Trend
zu stoppen. Unter anderem die Stiftung Naturschutz SH und der NABU
haben durch Neuanlage und Sanierung von Gewässern sowie extensive
Rinderbeweidung der umgebenden Flächen neue Unkenlebensräume
geschaffen. Da die Rotbauchunken oft verschiedene Gewässer im Laufe des Jahres
aufsuchen, ist es entscheidend, gleich mehrere Teiche und Tümpel
anzulegen, die nah beieinander liegen. Einige Gebiete, wie z.B.
südlich von Rathjensdorf, am Röbeler Holz bei Eutin oder bei Dannau
haben sich so mittlerweile zu wertvollen Lebensräumen der Rotbauchunke
entwickelt.
Die Bauchseite der Rotbauchunke ist
mit einem leuchtend orangefarbenen bis roten und schwarzen bis
dunkelgrauen Fleckenmuster gezeichnet. |
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Bild: © Christel & Andreas Nöllert |
Bauchseite der Rotbauchunke - gut zu sehen ist das
orangefarbene
Fleckenmuster |
Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet
konzentriert sich im östlichen und mittleren Europa (=kontinentale
biogeografische Region). Nordwestlich reicht es bis nach Südschweden,
Dänemark, Ostholstein und Nordost-Niedersachsen, im Süden bis nach
Bulgarien. Die Hauptverbreitungsareale innerhalb Deutschlands liegen
in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. An ihrer nordwestlichen
Verbreitungsgrenze hat die Rotbauchunke starke Bestandseinbußen zu
verzeichnen. In Niedersachsen beispielsweise beschränken sich die
rezenten (momentan lebend) Nachweise mittlerweile auf die
Elbtalniederung. Der höchstgelegene Fundort im Gesamtareal liegt auf
730 m NN in Westböhmen. Gemeinsame Vorkommen mit der Gelbbauchunke
schließen sich in vielen Regionen unter anderem wegen der
unterschiedlichen Lebensraumansprüche aus - Ausnahmen sind etwa der
Osten Österreichs (Beispielsweise das Burgenland), Tschechien und
Rumänien. In Bayern ist die Art ausgestorben.
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Die Rotbauchunke ist eine typische Flachlandart, eine
Wärme liebende, sowie eine stark wassergebundene Art, vor
allem in sonnenexponierten,vegetationsreichen und stehenden
Gewässern.
Es hilft dieser Art sehr, wenn in solchen
Gewässern keine Fischbesatz vorherrscht. |
Lebensraum der Rotbauchunke |
Bild: © Christel & Andreas Nöllert |
Bevorzugte
Biotope sind besonnte, vegetationsreiche, fischfreie Flachgewässer mit
starker jahreszeitlicher Wasserstandsdynamik (saisonale
Überschwemmungen) wie das Brandenburger Reichardtsluch, diese werden
vom Frühling bis zum Herbst besiedelt. Im jungpleistozänen
nordostdeutschen Tiefland bilden sogenannte Sölle typische
Lebensräume. Im September / Oktober erfolgt die Rückwanderung in die
Winterquartiere über Distanzen von bis zu einem Kilometer.
Überwinterungsplätze sind vor allem Gehölze mit Totholz und Laub sowie
gelegentlich Lesesteinhaufen. Der Reproduktionserfolg unterliegt
starken jährlichen Schwankungen, abhängig von Temperatur und
Niederschlag.
Insgesamt werden ca. 80 - 300 Eier in
Form kleiner Laichklumpen aus jeweils 20 - 30 Eiern an
Wasserpflanzen geheftet. Die Kaulquappen erreichen maximal
eine Länge von 5 cm und metamorphosieren nach 2 - 3 Monaten. |
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Bild: © Christel & Andreas Nöllert |
Kaulquappen der Rotbauchunken |
Nahrung
Die Larven ernähren sich vor allem von
organischem Aufwuchs (Algen, Bakterien) an Pflanzenstängeln und
Steinen im Wasser. Entwickelte Unken nehmen ausschließlich lebende
tierische Nahrung (z.B. Insekten) auf, die sie überwiegend im oder am
Gewässer fangen. Ukrainische Rotbauchunken ernähren sich
beispielsweise zu 50 Prozent von Zuckmücken und deren Larven und zu 20
Prozent von Käfern.
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Männchen mit einer inneren Schallblase. In der
Fortpflanzungszeit lassen sich Männchen von den Weibchen
unterscheiden, mit den Brunftschwielen an der Innenseite der
beiden Unterarme. |
Rufendes Männchen der Rotbauchunke |
Bild: © Reich - bilderreich.de |
Der Mechanismus, mit dem die Männchen ihre Paarungsrufe erzeugen,
übrigens wohltönend für Menschen, unterscheidet sich von dem der
"modernen" Froschlurche, wie der der Kröten, Fröschen oder
Laubfröschen. Erst füllen die auf dem Wasser liegenden oder teilweise
untergetauchten Männchen durch pumpende Bewegungen des Kehlbodens ihre
Lungen mit Luft. Dadurch heben sich die Männchen aus dem Wasser und
liegen schließlich mit aufgeblähtem Körper auf der Wasseroberfläche.
Ein Teil der Lungenluft strömt danach zurück in die Kehlblasen und
lässt diese ebenfalls stark hervortreten.
Rotbauchunken sind
von März bis in den Oktober hinein sowohl am Tage als auch in der
Nacht aktiv. Die Nahrung besteht vor allem aus Insekten und
Spinnentieren. Die Fortpflanzung erfolgt etwa von Mai bis Juli. Hier
sind dann die lauten und melodisch klingenden Unkenrufe weithin zu
hören. Bei der Paarung umklammert das Männchen das Weibchen in der
Lendengegend. Insgesamt werden wohl so an die 80 - 300 Eier in Form
kleiner Laichklumpen aus jeweils 20 - 30 Eiern an Wasserpflanzen
geheftet.
Die Rufe der
Männchen variieren je nach Wassertemperatur in Klagfarbe und
Wiederholungszahl. Die Rufe sind beim Einzeltier relativ
selten. In großen Beständen mit zahlreichen Rufern können sich
die Chöre aber zu einer beeindruckenden, sich über das
Rufgewässer legenden Klangwolke addieren. |
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Bild: © Reich - bilderreich.de |
Rufendes Männchen der Rotbauchunke - gut zu sehen die
große Kehlblase |
Laich, Kaulquappen, Larven
Ein Weibchen bringt mehrere
Laichklümpchen von je bis zu 30 Eiern hervor, insgesamt bis zu 300
Eier pro Saison. Deren Gallerthüllen haben einen Durchmesser von fünf
bis acht Millimetern je Ei. Sie werden in geringer Wassertiefe an
Pflanzen geheftet. Die Larven (Kaulquappen) werden bis 55 Millimeter
lang. Ihr oberer Flossensaum ist hoch und reicht bis auf das vordere
Rückendrittel. Der Schwanz erreicht etwa das anderthalbfache der
Kopf-Rumpf-Länge. Das Mundfeld ist fast dreieckig (bei
Gelbbauchunkenlarven ist dieser oval). Charakteristisch sind zwei in
Längsrichtung des Körpers verlaufende helle Streifen. Die Kaulquappen
metamorphosieren nach 2 - 3 Monaten. Bei den nur 1 - 1,5 cm langen
Jungtieren ist bereits die rote Bauchzeichnung zu sehen. Sie bleiben
zunächst am Laichgewässer, wandern aber später, dann vor allem bei
Regenfällen, auch weit umher.
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Zunächst bleiben die Jungtiere am Laichgewässer, ziehen
dann aber, zumeist bei Regenfällen, auch weit umher. |
Jungtier der Rotbauchunke |
Bild: © Benny Trapp |
Die Kopf-Rumpf-Länge von Männchen und Weibchen erreicht nur
4,5 cm - 5 cm, wobei die mitteleuropäischen Tiere meistens kleiner
bleiben. Unken sind damit neben dem Laubfrosch und der etwas näher
verwandten Geburtshelferkröte die kleinsten mitteleuropäischen
Froschlurche. Auffällig im Vergleich etwa zu Echten Kröten sind der
flache Kopf mit relativ eng zusammenstehenden Augen, der insgesamt
abgeflachte Körper, das Fehlen von äußerlich sichtbaren Trommelfellen
und Ohrdrüsen, sowie die herzförmigen bis dreieckigen Pupillen.
Früher hieß sie auch Feuerbrotze oder
Feuerkröte. Meist sind es die roten Bauchflecken, die den
Namen beeinflussten.
Auch sind die dunklen Zeichnungselemente stets mit
vielen kleinen weißen Punkten besetzt, sowie die Finger- und
Zehenspitzen. |
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Bild: © Christel & Andreas Nöllert |
Kopfportrait einer Rotbauchunke |
Die innersten Zehen und Finger sowie insgesamt die Gliedmaßenspitzen
sind im Gegensatz zur Gelbbauchunke (Bombina variegata) nicht farbig
gefleckt. Das bauchseitige Zeichnungsmuster ist individuell wie ein
Fingerabdruck. Bei einer Bedrohung bildet die Rotbauchunke ein
Hohlkreuz und biegt ihre Arme und Beine nach oben, so dass die rote
Färbung der Unterseite teilweise zum Vorschein kommt. Man nennt das,
die sogenannte Kahnstellung oder auch Unkenreflex und diese soll
Feinden gegenüber als Warnsignal dienen, so ungefähr, wie: ("Vorsicht,
ich bin giftig und ungenießbar").
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Bleib mir vom Leib! Im
Unkenreflex, auch Kahnstellung genannt, wird den Feinden die
orangerote Warnfarbe der Unterseite präsentiert. |
Die sogenannte Kahnstellung einer
Rotbauchunke |
Bild: © Frank Leo - fokus-natur.de |
Rotbauchunken verfügen über einen Farbwechsel und können
ihre Rückenfärbung an hellen oder dunklen Untergrund anpaasen. Der
Farbwechsel findet nur bei der Grundfärbung statt. Die dunklen Flecken
verändern sich nicht.
Die Eignung eines Gewässers als
Sommerlebensraum für Unken hängt entscheidend von Art und Umfang
seiner Bioproduktion ab, weshalb Laichplatz und Sommerlebensraum nicht
immer identisch sind. Unken pendeln daher (meist nachts) zwischen
unterschiedlichen Gewässern.
Ordnung: |
Überfamilie: |
Familie: |
Gattung: |
Art: |
Froschlurche |
Scheibenzüngler |
Unken und Barbourfrösche |
Unken |
Rotbauchunke |
In den letzten Jahrzehnten sind die
Bestände der Rotbauchunken durch Zerstörung ihrer Lebensräume
stark zurückgegangen, so dass die Rotbauchunke heute eine Rote
Liste-Art 2, d.h. "stark gefährdet", ist. |
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Bild: © Frank Leo - fokus-natur.de |
Rotbauchunken pendeln zwischen den Gewässern umher |
Gefährdungsursachen
Die Zerstörung oder
Beeinträchtigung von Kleingewässern durch Zerstörung oder Eintrag von
Müll, Dünger und Umweltgiften gefährden die Rotbauchunke. Insbesondere
während den Wanderungen, etwa vom Winterquartier zum Laichgewässer,
erfahren Rotbauchunken und andere Amphibien häufig Verluste durch den
Straßenverkehr.
Weiterhin sind dies: Aufgabe extensiver
Nutzungsformen, z.B. Weide-, aber auch Teichwirtschaft. Die
Beseitigung von Überwinterungsplätzen im Gewässerumfeld. Der
Fischbesatz in Teichen. Der Eintrag von Pestiziden und Düngemitteln in
die Laichgewässer. Die Beseitigung von Habitaten durch intensive
Landwirtschaft in den Landlebensräumen.
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Die Beseitigung und der Verlust von Kleingewässern, sowie
der Eintrag von Pestiziden und Düngemitteln in die
Laichgewässer, lassen die Populationen schwinden. |
Damit man ihren Ruf noch lange hören
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Bild: © Benny Trapp |
Schutzmaßnahmen
Die Rotbauchunke ist abhängig von einem Komplex
naturnaher Auen- oder Gewässersysteme mit angrenzenden Offenländern
der Moränenlandschaften. In durch Deiche gefassten ehemaligen
Auenlandschaften sind das weitere Zulassen und die Förderung des
Qualmwassereinflusses (bezeichnet man Wasser, welches unter einem
durch Hochwasser eingestauten Deich durchsickert und an der Luftseite
des Deiches aus dem Boden aufsteigt. In Naturschutzgebieten durchaus
erwünscht) in den Habitaten von Bedeutung. Zusätzlich sind im Umfeld
geeigneter Überwinterungsplätze (Auwälder, Gehölze und Parkanlagen)
Totholzbereiche zu belassen. Für den Erhalt von überlebensfähigen
Populationen ist eine hinreichende Größe solcher
Landschaftsausschnitte unabdingbare Grundvoraussetzung. Auf
Teilhabitate bezogene oder zu kleinräumig ausgerichtete Schutzkonzepte
schaffen meist keinen dauerhaften Gesamtlebensraum. Geeignet wäre eine
ganzjährige extensive Beweidung im Grünland und eine Integration von
Biotopen und Trittsteinen in ackerbaulich genutzten Flächen. In den
für die Art äußerst wichtigen Teichlandschaften Südbrandenburgs und
Nordsachsens mit national bedeutsamen Vorkommen ist dem sich
verstärkenden Trend zur Nutzungssegregation in der Teichwirtschaft
(sowohl Nutzungsintensivierung, als auch Nutzungsaufgabe) zu begegnen.
Europaweit geschützt nach der
FFH-Richtlinie (Anhang II und IV) und "streng geschützt" gemäß
Bundesnaturschutzgesetz, ist die Rotbauchunke. |
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Bild: © Christel & Andreas Nöllert |
Neuer Lebensraum für die Rotbauchunke |
Generell lassen nur gezielte Schutzkonzepte und ein zielgerichtetes
Management, nicht nur innerhalb der Natura-2000-Kulisse, den Erhalt
bzw. eine Erholung der Bestände in den nächsten Jahren erwarten. Zur
Herstellung eines Biotopverbundes zwischen den verinselten
Vorkommensgebieten sind Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung von
Kleingewässern und Überflutungszonen aufzulegen. Im Bereich der
Laichgewässer sollte auch auf einen Dünger- und Pestizideinsatz sowie auf
Fischbesatz verzichtet werden.
Vielen Dank an den Naturpark Holsteinische Schweiz e.V., Eutin,
für den Pressetext. Herzlichen Dank an Herrn Andreas Nöllert und
Frau Christel Nöllert, Herrn Benny Trapp, Herrn Frank Leo, Herrn
Thomas Reich und Frau Claudia Righetti Reich, für die zur Verfügung
gestellten Bilder.
Auszüge auch aus Wikipedia und NABU.
Wer mehr über den Naturpark
Holsteinische Schweiz und dessen Flora und Fauna wissen möchte, hier
der Link:
www.naturpark-holsteinische-schweiz.de
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