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Gestein des Jahres seit 2007
Seit 2007 ernennt ein Kuratorium unter Federführung des BDG
Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e.V. alljährlich das
"Gestein des Jahres". Bei der Auswahl des Gesteins spielt die
geologische Entstehung, seine wirtschaftliche Bedeutung sowie seine
Funktion im Naturraum eine wesentliche Rolle. Im Rahmen von
Veranstaltungen und Publikationen wird die Öffentlichkeit über das
Gestein, seine Geologie sowie seine Verwendung und Gewinnung
informiert.
Über den Berufsverband Deutscher
Geowissenschaftler e.V. Der BDG Berufsverband Deutscher
Geowissenschaftler e.V. vertritt seit mehr als 35 Jahren die
Interessen des Berufsstandes der deutschen Geowissenschaftlerinnen und
Geowissenschaftler. Der BDG ist damit zentraler Ansprechpartner bei
allen berufsständischen Belangen der verschiedenen Geo-Branchen, wie
beispielsweise Umweltgeologie, Geotechnik, Rohstoffgeologie,
Hydrogeologie, Schadstofferkundung, geophysikalische Erkundung,
Geothermie, Wissenschaft oder Abfallwirtschaft. Derzeit hat der BDG
2.000 Mitglieder, darunter mehr als 130 Firmen und Unternehmen aus
allen Bereichen der Geowissenschaften.
Die bisherigen Auszeichnungen zum "Gestein des Jahres" sind:
Jahr |
Gestein |
2007 |
Granit |
2008 |
Sandstein |
2009 |
Basalt |
2010 |
Kalkstein |
2011 |
Tuff |
2012 |
Quarzit |
2013 |
Kaolin
|
2014 |
Phonolith |
2015 |
Gneis |
2016 |
Sand |
2017 |
Diabas |
2018 |
Steinkohle |
2019 |
Schiefer |
2020 / 2021 |
Andesit |
2022 |
Gips |
2023 |
Grauwacke |
2024 |
Der Suevit |
Der Suevit - auch "Schwabenstein" genannt - ist das "Gestein des Jahres
2024"
Der Suevit, auch "Schwabenstein" genannt, ist ein Impaktgestein, das
aus Staub, Asche und größeren, zum Teil geschmolzenen Gesteinstrümmern
aus der Explosionswolke nach dem Einschlag eines Asteroiden entstanden
ist. Als Fallout der Wolke überdeckte anschließend der Suevit als
graue Brekzie (Schotter) die Landschaft.
Suevit - ein Impaktgestein in Folge
eines Astreoideneinschlags
Vor etwa 14,8
Millionen Jahren ereignete sich im Herzen Süddeutschlands ein
kosmischer Einschlag als ein gewaltiger Asteroid mit einem Durchmesser
von etwa 1,5 Kilometer auf die Erde stürzte. Dieser Aufprall führte zu
einer dramatischen Schockwelle, die den Untergrund des Gebietes der
heutigen schwäbisch-fränkischen Alb erschütterte und gewaltige Mengen
an Material in die Atmosphäre schleuderte. Mit einem nahezu
kreisförmigen Durchmesser von etwa 24 Kilometer zählt der
Rieskrater zu den am besten erhaltenen Impaktkratern der Erde.
Durch den Einschlag wurde das Gestein bis in mehrere Kilometer Tiefe
stark beeinflusst. Dabei wurden große Mengen des bis zu 800 Metern
mächtigen Sedimentgesteins sowie des darunterliegenden Grundgebirge in
Bruchstücken, feinstzerkleinertem Material und Schmelzfetzen
ausgeworfen. Der Rückfall- oder Krater-Suevit füllte dann den
Krater zum großen Teil wieder auf, mit einer Mächtigkeit von bis zu
400 Metern. Außerhalb des Kraters finden sich bis in 20 Kilometer
Entfernung Ablagerungen des Auswurf-Suevits.
Als Schwabenstein in die Welt
Der Name Suevit geht auf die Erstbeschreibung im Nördlinger Ries
im Jahre 1919 zurück. Suevit bedeutet "Schwabenstein" (von lateinisch
Suevia für Schwaben). Heutzutage wird der Name Suevit weltweit für
Gesteine verwendet, die durch einen Impakt entstanden sind. Auf der
Erde sind bisher über 200 Impaktkrater bekannt. Mehr als 100 haben
einen Durchmesser von mehr als 5 Kilometer. Zu den bekanntesten
gehören der Vredefort-Krater in Südafrika (Alter: etwa 2 Milliarden
Jahre, Durchmesser: 250 bis 300 Kilometer), oder der Chicxulub-Krater
in Yucatan/Mexiko (Alter: 66 Millionen Jahre, Durchmesser etwa 180
Kilometer). Letzterer wird u.a. mit dem großen Aussterbeereignis am
Ende der Kreidezeit in Verbindung gebracht.
"Mitten in
Deutschland finden wir einen der besterhaltenen Impaktkrater weltweit
- das ist eine Besonderheit auf die wir durch die Nominierung des
Suevit als Gestein des Jahres hinweisen wollen", so Dr.Manuel
Lapp, Sprecher des Fachkuratoriums. Der Berufserband Deutscher
Geowissenschaftler hat Suevit zum Gestein des Jahres 2024 ernannt.
Seit 2007 macht der BDG das Gestein des Jahres der breiten
Öffentlichkeit bekannt und weist somit allgemein auf die Bedeutung der
Geowissenschaften und der Gesteine im täglichen Leben hin.
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Die weltweite Bedeutung des
Nördlinger Rieses und seiner wissenschaftlichen Erforschung
führte 1990 zur Eröffnung des RiesKraterMuseums und 1998 des
Zentrums für Rieskrater- und Impaktforschung Nördlingen
(ZERIN). |
Der
Suevit - Gestein des Jahres 2024 - hier im Nördlinger Ries |
Bild: © Jan-Michael Lange |
Zu Glas geschmolzenes Gestein
Die Auswirkungen des
Asteroideneinschlags reichen weit über die heute noch sichtbare
Verbreitung des Suevits hinaus. Am bekanntesten sind die Moldavite,
die vor allem in Tschechien, aber auch im Waldviertel und in der
Lausitz, in Streufeldern vorkommen. Die Moldavite sind grünliche,
wenige Zentimeter große Glasobjekte. Sie sind ebenfalls durch den
Aufprall des Ries-Asteroiden entstanden. Sie werden auch Tektite
genannt (von griechisch tektos, geschmolzen). Sie erfreunen sich bei
Sammlern großer Beliebtheit. Nicht minder spektakulär sind die durch
gewaltige Schockwellen zerstörten Belemniten (Kopffüßer). Die
Bruchstellen und die Verschiebungen lassen eindrucksvoll die
freigesetzten Einschlagskräfte erahnen.
Das Nördlinger Ries
Der Asteroideneinschlag im Nördlinger Ries ist das bedeutendste
kosmische Ereignis in der jüngeren Erdgeschichte Mitteleuropas. Erst
in den 1960er Jahren konnte die Entstehung des Rieskraters und damit
auch die des Suevits durch einen Impakt belegt werden. Dies gelang
durch den Nachweis der im Suevit enthaltenen Minerale Stishovit
und Coesit. Diese können nur unter extrem hohen Drücken und Temperatur
entstehen. Der Suevit des Rieskraters ist eine graue, manchmal
rötliche bis grünliche, oft mäßig verfestigte Brekzie mit dunklen
länglichen Glasfetzen ("Flädle") und hellen Bruchstücken besonders aus
dem kristallinen Untergrund des Kraters.
2004 wurde
der Geopark Ries gegründet und 2006 als Nationaler Geopark
zertifiziert. 2022 folgte die Anerkennung als UNESCO Global
Geopark - als bisher einziger Impaktkrater weltweit. |
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Bild: © Jan-Michael Lange |
Mauerwerk der Kath. Pfarrkirche St. Salvator in Nördlingen |
Suevit als Baustein - schon bei den Römern
Der
Suevit lässt sich gut bearbeiten und wurde deshalb schon vor über 2000
Jahren von den Römern als Baustein verwendet. Die 1451 fertiggestellte
St.Georgskirche in Nördlingen mit ihrem 90 Meter hohen Turm "Daniel"
zeugt ebenso wie die Nördlinger Stadtmauer und viele weitere Gebäude
der Stadt von der allgegenwärtigen Präsenz des Suevits.
Überregionale Beispiele seiner Verwendung sind vor allem aus der Zeit
um die Wende des 20.Jahrhunderts bekannt: die Oberpostdirektion
Grottenau in Augsburg (1908), die Außenstelle des
Eisenbahn-Bundesamtes in München (1916), das Königlich-Bayerische
Postamt am Ostbahnhof in München (ca.1910), das Haupttelegraphenamt in
Berlin (1916) und das Messehaus "Specks Hof" in Leipzig (1909). Für
die Produktion von Trasszement wird der Suevit noch heute in zwei
Steinbrüchen abgebaut.
Vielen Dank an den
BDG Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e.V., Bonn, für den
Pressetext und die Möglichkeit zweier Aufnahmen von Herrn Jan-Michael
Lange veröffentlichen zu können.
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