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Gestein des Jahres seit 2007
Das Gestein des Jahres wird jeweils von einem Expertengremium
unter Leitung des Brufsverbands Deutscher Geowissenschaftler (BDG)
ausgewählt, mit dem Ziel, Gesteine, die aufgrund ihrer geologischen
Entstehung und wirtschaftlichen Bedeutung bemerkenswert sind, in das
öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Die bisherigen Auszeichnungen zum "Gestein des Jahres" sind:
Jahr |
Gestein |
2007 |
Granit |
2008 |
Sandstein |
2009 |
Basalt |
2010 |
Kalkstein |
2011 |
Tuff |
2012 |
Quarzit |
2013 |
Kaolin |
2014 |
Phonolith |
2015 |
Gneis |
2016 |
Sand |
2017 |
Diabas |
2018 |
Steinkohle |
2019 |
Schiefer |
2020 / 2021 |
Andesit |
Der Andesit - als Werkstein - ist das "Gestein der Jahre
2020 und 2021"
Gestein des Jahres 2020
und 2021: Andesit
Das Gestein des
Jahres 2020 und 2021 ist der Andesit. Andesit bildet oft Schicht- oder
Stratovulkane. Sie gehören zu den schönsten, aber auch zu den
gefährlichsten Vulkanen der Welt. Der Fujiyama (Japan), der
Merapi (Indonesien), die Hekla (Island), der Mount St. Helens
(USA), der Flechtinger Höhenzug (Sachsen-Anhalt), der
Hellerberg (Rheinland-Pfalz) - alle bestehen aus Andesit. |
Das Gestein und seine Entstehung
Andesit ist ein
vulkanisches Gestein. Es besteht zu etwa 57 - 63 Gewichtsprozent aus
SiO2 und gehört damit zu den intermediären Gesteinen (magmatisches
Gestein). Andesitische Laven sind weniger fließfähig als Basalt, aber
fließfähiger als Rhyolith. Das glühende Gestein hat Tepmperaturen von
etwa 950 - 1000 °C.
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Andesite sind an oder nahe der Oberfläche erstarrte
Gesteine. Sie können auch als Lavaströme vorkommen. |
Andesit - Gestein des Jahres 2020 |
Bild: Dr.Manuel Lapp |
Andesite können als Lavaströme, Lavadome, Gänge, pyroklastische
Ablagerungen und vulkanische Brekzien vorkommen. Der Andesit besitzt
ein meist porphyrisches Gefüge (ist ein Begriff zur Beschreibung des
Gefüges eines magmatischen Gestein) mit einer feinkristallinen
Grundmasse. Porphyrisch bedeutet, dass größere Kristalle oder sog.
Einsprenglinge neben deutlich kleineren Kristallen vorliegen. Die
kleineren Kristalle bilden in diesem Fall die Grundmasse.
Die
Einsprenglinge sind meist intermediärer Plagioklas oder mafische
Minerale wie Pyroxen, Amphibol, Biotit, aber auch Quarz oder Olivin.
Als Begleitminerale kommen Magnetit, Apatit, Zirkon und Titanit vor.
Mafische oder dunkle Minerale sind solche mit hohen Gehalten an
Magnesium (Mg) und Eisen (Fe).
Der Name Andesit, geht auf
Leopold Freiherr von Buch (1774 - 1853) zurück, auch wenn er sich in
der vulkanologischen Nomenklatur erst sehr viel später durchsetzen
konnte. In Island wurde lange Zeit synonym der Begriff "Islandit", in
Deutschland der Begriff "Porphyrit" verwendet.
Die Andesite in Deutschland sind
zumeist im Permokarbon vor etwa 300 Millionen Jahren
entstanden. |
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Bild: Dr.Manuel Lapp |
Der Andesit als Werkstein - er besitzt eine
außerordentliche Witterungsresistenz |
Am häufigsten zu finden ist der Andesit entlang des
sogenannten Feuerrings, einem Ring vulkanischer Aktivität um den
Pazifik. Hierzu zählen auch die Anden, die namensgebend für den
Andesit sind.
Vorkommen in Deutschland
Die Andesite in
Deutschland sind zumeist im Permokarbon vor etwa 300 Mio. Jahren
entstanden. Diese Zeit war durch intensiven Vulkanismus geprägt. Fast
überall, wo Gesteine aus dieser Zeit in Deutschland an der Oberfläche
anstehen, finden sich auch Andesite. Die Hauptverbreitungsgebiete
liegen im Saar-Nahe-Gebiet, im Westerwald, im Thüringer Wald, im
Flechtinger Höhenzug, in der Vorerzgebirgssenke, der Döhler Senke und
im NW-Sachsen.
Häufig sind die vulkanischen Gesteine jedoch
durch später eindringende hydrothermale Lösungen in ihrem
Mineralbestand verändert worden, weshalb sie sehr unterschiedlich
aussehen können. Aus diesem Grund wurden früher in Deutschland manche
der heute als Andesite angesehenen Gesteine auch als Porphyr,
Porphyrit oder Melaphyr bezeichnet.
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Der Hellerberg und seine "Andesit-Rose". Diese Andesitrose
wirft Rätsel auf: Manche sehen hierin das Stein gewordene
Zeugnis eines sich vorwärts bewegenden Lavastroms. Andere
halten die Form dagegen für den Aufschluss einer nach oben
gerichteten domartigen, oder auch horizontal verlaufenden
Intrusion, d.h. den Rest einer magmatischen Schmelze, die sich
in bereits erstarrtes Vulkangestein hineindrückte. |
Andesitrose in Hellerberg -
Rheinland-Pfalz |
Bild: Dr.Manuel Lapp |
Andesit als Werkstein
Der Andesit wird wegen
verschiedener Eigenschaften seit der Antike bis heute verwendet. Er
besitzt eine hohe Festigkeit und Zähigkeit bei außerordentlicher
Witterungsresistenz und ist damit für viele Bereiche in der
Bauindustrie geeignet. Als Werkstein wurden vor allem "schöne"
Andesite für Denkmäler, Statuen, Pflaster sowie Wand- und Bodenbeläge
in repräsentativen Gebäuden genutzt.
Zu den berühmtesten
Dekorgesteinen der Antike zählen die beiden Andesitvarietäten "Porfido
rosso antico" (häufig als Dazit ausgebildet) und "Porfido verde
antico". Sie unterscheiden sich in der Farbe ihrer Grundmasse - rot
bzw. grün. Beide Varianten des Andesits stammen aus dem
Mittelmeerraum. Der Hauptabbauort für den blutroten "Porfido rosso
antico", den Stein der Kaiser und Könige liegt in Ägypten, etwa 70 km
westlich von Hurghada. Schon in der Pharaonenzeit wurden edle
Statuetten, Gefäße und Denkmale daraus gefertigt. Der klassische
"Porfido verde antico", auch "Krokeeischer Stein" genannt, stammt aus
Krokees bei Sparta auf dem Peloponnes in Griechenland.
Der Andesit ist ein vulkanisches
Gestein. Er bildet u.a. Schicht- und Stratovulkane, die zu den
schönsten, aber auch zu den gefährlichsten gehören. |
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Bild: Reinhardt Tauchnitz |
Die Vulkane Parinacota 6342 Meter und Pomerape 6282 Meter |
In vielen antiken Stätten auch in zahlreichen bedeutenden
Bauten des Mittelalters in Europa, finden wir den optisch auffälligen
Andesit eingesetzt: im Mauerwerk, als Säulen oder Mosaiksteine in
Fußböden und Wandverkleidungen. Etliche Sarkophage für Könige und
Kaiser sind aus "Porfido rosso antico" gefertigt, wie z.B. jene für
Friedrich II. (1194 - 1250) und Heinrich VI. (1165 - 1197) - beide sind
noch heute in der Kathedrale von Palermo zu bewundern. In Mitteleuropa
wurden schon in historischer Zeit einige Varietäten als Pflastersteine
verwendet, beispielsweise der "Belgische Porphyr" aus Brabant.
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Am häufigsten zu finden ist der Andesit entlang des
sogenannten Feuerrings, einem Ring vulkanischer Aktivität um
den Pazifik. |
Altiplano mit dem Blick auf den
Vulkan Parinacota |
Bild: Reinhardt Tauchnitz |
In der heutigen Zeit wird der Andesit fast ausschließlich zu
Brechprodukten verarbeitet, wie beispielsweise Splitte, Edelsplitte,
Wasserbausteine, Gleisschotter, Korngemische für Gleisbetten und
Asphaltprodukte sowie Brechsande. Diese werden für unterschiedliche
Anwendungen im Bauwesen benötigt. Dazu gehören die Beton- und die
Asphaltindustrie sowie der Straßen-, der Wasser- und der Bahnwegebau.
In Deutschland sind derzeit 17
Andesit-Steinbrüche in Betrieb: im Saar-Nahe-Gebiet in
Rheinland-Pfalz und im Saarland, in Sachsen-Anhalt im
Flechtinger Höhenzug sowie in Thüringen bei Neustadt am
Rennsteig. |
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Bild: Dr.Manuel Lapp |
Andesit-Steinbruch in Hellerberg |
Die Gewinnung des
Gesteins erfolgt durch Reihensprengungen.
Große Hydraulikbagger laden die gesprengten Steine auf Muldenkipper,
die sie zum Sturzbunker transportieren und dort in die
Vorbrecheranlage abladen, in welcher Stückgut der gewünschten Größe
gebrochen wird. Moderne Anlagen schaffen bis zu 500 t/h. In einer
Nachbrecheranlage findet eine weitere Zerkleinerung zu Splitt und
feineren Körnungen statt.
Seit 2007 ernennt ein Kuratorium
unter Federführung des BDG - Berufsverband Deutscher
Geowissenschaftler e.V. jährlich das "Gestein des Jahres". Bei der
Auswahl des Gesteins spielt die geologische Entstehung und seine
historische sowie wirtschaftliche Bedeutung eine wesentliche Rolle.
Vielen Dank an Herrn Dr.Manuel Lapp, vom Sächsischen Landesamt für
Umwelt, Landwirtschaft und Geologie für die
freundliche Bereitstellung des Pressetextes, sowie die zur Verfügung
gestellten eigenen Aufnahmen und die von Herrn Reinhardt Tauchnitz,
zur Veröffentlichung.
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