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Seit dem Jahr 2010 vergibt die Heinz Sielmann Stiftung in Deutschland
die Auszeichnung "Gartentier des Jahres". Mit diesem Titel will die
Stiftung auf die ökologische Bedeutung von naturnahen Gärten für die
einheimische Tierwelt aufmerksam machen.
Die bisherigen ausgelobten Gartentiere des Jahres, seit 2010,
waren:
Jahr |
Persönliches Gartentier |
Wissenschaftlicher Name |
2010 |
Der Grünfink |
Carduelis chloris |
2011 |
Das Eichhörnchen |
Sciurus vulgaris |
2012 |
Das Rotkehlchen |
Erithacus rubecula |
2013 |
Die Amsel |
Turdus merula |
2014 |
Die Blaumeise |
Cyanistes caeruleus |
2015 |
nicht ausgelobt |
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2016 |
nicht ausgelobt |
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2017 |
Das Rotkehlchen |
Erithacus rubecula |
2018 |
Die Dunkle Erdhummel |
Bombus terrestris |
2019 |
Die Blaugrüne Mosaikjungfer |
Aeshna cyanea |
2020 |
Der Braunbrustigel |
Erinaceus europaeus |
2021 |
Der Stieglitz |
Carduelis carduelis |
2022 |
Die Blauschwarze Holzbiene |
Xylocopa violacea |
2023 |
Die Gartenhummel |
Bombus hortorum |
2024 |
Der Hausrotschwanz |
Phoenicurus ochruros |
Der Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) ist das Gartentier des Jahres 2024
Oft höre ich einen Hausrotschwanz singen, der von einer Antenne
aus, sein Lied vorträgt. Sein Gesang wird angestrengt hervorgepresst
und hört sich, als ob man über feinen Kies läuft. Oft ist er schon von
weitem zu beobachten, an seinem rostroten Schwanz. Das Männchen ist
gegenüber dem Weibchen gut zu erkennen, an seinem dunkelgrauen, bis
schwarzem Gefieder. Das weiße Armschwingenfeld stellt zusammen mit dem
rostroten Schwanz das einzige sehr auffällige Merkmal dar. Die
Geschlechter unterscheiden sich deutlich: Weibchen sind deutlich
unscheinbarer gefärbt als die Männchen. Bürzel und Oberschwanzdecken
sind weniger leuchtend und eher rotbraun als rostorange. Einheitlich
graubraun sind die Weibchen oberseits gefärbt.
Der Hausrotschwanz ist nicht gefährdet und ist in Bayern
vom Flachland bis ins Gebirge flächendeckend verbreitet. |
Verbreitung
Die Art kommt als einzige Rotschwanzart von den
Gebirgsregionen Zentralasiens westwärts bis in die Bergregionen des
Mittelmeerraums und Europas, sowie im Tiefland Mittel- Nordost und
Westeuropas vor.
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Weibliche Gartenrotschwänze - oft mit Hausrotschwänze
verwechselt - heben sich durch eine meist helle weißliche
Kehle und eine deutlich hellere orangefarbene bis braune
Unterseite ab. |
Hausrotschwanz-Weibchen - oberseits
einheitlich graubraun gezeichnet |
Bild: © Dirk Schieder |
Lebensraum
Ursprünglich ist der Hausrotschwanz ein
Vogel der sonnigen und trockenen Felslandschaften und Gebirge. Vor
Jahrhunderten hat der überwiegende Teil der Art aber die felsige
Landschaftswelt gegen Siedlungsgebiete eingetauscht. Wohl, war es dort
die bessere vorkommende Nahrungsvielfalt sowie das Angebot an
geeigneten Nistplatzmöglichkeiten ausschlaggebend. Die Halbhöhlen
unter dem Dach oder die Ritzen an den Häusern. Heute trifft man ihn
rund um die meisten Bauernhöfe, aber auch inmitten unserer Großstädte.
Nahrung
Die Nahrung des Hausrotschwanzes besteht vor allem
aus Insekten und Spinnentieren. Oft kann ich den Hausrotschwanz
beobachten, wenn er von einer Warte aus, auf den Boden fliegt und
Insekten erbeutet. In der kälteren Jahreszeit versucht der
Hausrotschwanz häufig, an Gebäuden, Dachrinnen und Mauerritzen
versteckte Insekten aufzuspüren und zu erbeuten. Im Herbst werden auch
Beeren und Früchte aufgenommen.
Jungvögel des Hausrotschwanzes haben
oft noch nicht ihren Restflaum verloren, wirken eher "rußig"
und sind im Verhältnis zu jungen Gartenrotschwänzen viel
dunkler und unterseits nur schwach gefleckt. |
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Bild: © Maximilian Dorsch |
Junger Hausrotschwanz |
Bei uns hier in Bayern ist der Hausrotschwanz noch ein
häufiger Brutvogel und ist vom Flachland bis ins Gebirge
flächendeckend verbreitet. Die Bestandsschätzung wird auf 70.000 -
190.000 BP angegeben. Die Art ist nicht bedroht, doch zeigt sich in
den letzten 30 Jahren ein signifikanter negativer Bestandstrend. Grund
ist die Verschlechterung der Nistplatzsituation und die mangelnde
Nahrung.
Ordnung |
Unterordnung |
Familie |
Unterfamilie |
Gattung |
Art |
Sperlingsvögel |
Singvögel |
Fliegenschnäpper |
Schmätzer |
Rotschwänze |
Hausrotschwanz |
Fortpflanzung
Während der Gartenrotschwanz ein echter
Höhlenbrüter ist, hatte jahrelang bei mir am Balkon einen Nistkasten für
sich in Anspruch genommen, nisten die Hausrotschwänze in Halbhöhlen.
Einmal brütete ein Hausrotschwanz-Paar in einem weiteren Nistkasten
neben dem der Gartenrotschwänze. Die beiden Weibchen konnten sich gar
nicht ausstehen. Nicht selten finden sich Nester des Hausrotschwanzes
in einem Mauerspalt, im Dunkel eines vorspringenden Dachbalkens, aber
auch im Inneren eines Gartenschuppens (hier muss man aufpassen, dass
den Vögeln ein Aus- und Einfliegen möglich ist) und es werden auch
Nistkästen (mit zwei Anfluglöchern) angenommen. Bei den
Halbhöhlen-Nistkästen ist zu beachten, dass hier Prädatoren wie
Marder, Wiesel, Hauskatze, aber auch die Elster leichtes Spiel haben,
wenn diese im Freien ausgebracht werden. (Ich nehme diese Kästen
nicht, es sei denn es ist ein sicherer Ort).
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Die Weibchen kommen hier in Mitteleuropa bis zu zwei
Wochen später an, als die Männchen. |
Gartenrotschwanz-Pärchen - außerhalb
der Brutzeit sind sie eher Einzelgänger |
Bild: © Maximilian Dorsch |
Sowohl den Niststandort als auch den Bau des Nests erfolgt
fast ausschließlich durch das Weibchen. Das Nistmaterial wird dann in
der näheren Umgebung des Neststandortes zusammen gesucht. Das Nest ist
ein recht großer und solider Napf, mit einer tiefen Mulde versehen.
Neben trockenen Halmen wird auch Moos herangeschafft. Für die
"Innenausstattung" auspolstern des Nestes werden Federn und Tierhaare
verwendet, mitunter auch Watte. Für die Zweitbrut wird ein neues Nest
gebaut. Bei einer günstigen Nahrungslage und Witterung kann es auch zu
einer Drittbrut kommen. Das Gelege besteht zumeist aus 4 - 6, weißen
und glatten Eiern, die 12 - 17 Tage bebrütet werden. Das Weibchen
brütet allein. Die Nestlingszeit besteht aus 12 - 19 Tagen. Bei einer
Störung flüchten die Jungvögel aber bereits schon nach 13 Tagen. Die
Jungvögel werden von den Alttierern nach dem Ausfliegen noch gut 10
Tage lang betreut.
Der Hausrotschwanz ernährt sich von
Insekten, deren Raupen und Spinnentieren. Die Jungvögel
werden in den ersten Tagen mit recht kleinen Insekten
gefüttert. Dabei hat der Altvogel oft mehrere im Schnabel. |
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Bild: © Maximilian Dorsch |
Hausrotschwanz-Männchen mit
reichlicher Beute |
Zugverhalten
Der Hausrotschwanz ist ein Zugvogel. Die
Überwinterungsquartiere der Art liegen im Mittelmeeraum, in Nordafrika
bis zum Nordrand der Sahara und im Nahen Osten, sowie in milderen
atlantischen Breiten. Gerade auf dem Zug in den Mittelmeeraum erleidet
der Hausrotschwanz Verluste durch die Vogeljagd. (Hier einmal Danke,
an das "Komitee gegen den Vogelmord" die sich mit Erfolg dagegen
stemmen). Inzwischen ist aber
so, wohl wegen des Klimawandels, dass vor allem Hausrotschwänze in
Süddeutschland überwintern.
Stimme
Typisch bei den
Hausrotschwänzen ist der arttypische "heiser gequetschte" Gesang.
Gefährdung
Der Hausrotschwanz ist bei uns in Deutschland nicht
gefährdet. Allerdings wirken die Haussanierungen, wodurch dann viele
natürliche Nistplätze wegfallen, negativ auf die Bestände aus. Hier
sollte dann ein ökologischer Ausgleich erfolgen - Nisthilfen sollten
angeboten werden. Nisthilfen mit zwei Einfluglöchern, die auch katzen-
und marderischer sind.
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Es braucht nicht viel, um diesen Vögeln zu helfen. Im
Inneren eines Gebäudes kann man auch Halbhöhlen-Nistkästen
anbringen. Es ist aber darauf zu achten, dass keine Katzen ans
Nest gelangen können. |
Hausrotschwanz-Weibchen hat Nahrung
für den Nachwuchs erbeutet |
Bild: © Michael Schiller |
Merkmale des Hausrotschwanzes
Länge: 14 - 15 cm;
Flügelspannweite: 23 - 26 cm; Gewicht: 14 - 16 g.
Brutzeit: April - August, entsprechend der Höhenlage. 2
Jahresbruten, gelegentlich 3 Jahresbruten. Gelegegröße: 4 -
6, bei uns, weiße, glatte und glänzende, Eier. Brutdauer: 12
- 17 Tage, das Weibchen brütet allein. Nestlingszeit: 12 -
19 Tage. Die Jungen können aber bei einer Störung durch
Prädatoren schon mit 12 - 13 Tagen ausfliegen. Max.
Lebensalter: (Fachliteratur) 8 - 10 Jahre. |
Vielen Dank an die Naturfotografen: Herrn Michael
Schiller, Herrn Maximilian Dorsch und Herrn Dirk Schieder, für ihre
zur Verfügung gestellen Aufnahmen.
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