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Der Turmfalke - Meister
der Lüfte
Es fasziniert mich immer wieder, wenn ich
auf meinen Streifzügen durch "meinen Auber Wald" den Ruf des
Turmfalken höre. Wie er dann fast reglos stehend am Himmel hängt oder
rüttelnd in niedriger Höhe über Acker, Wiese oder Feld nach Beute
Ausschau hält. Er ist ein Meister der Lüfte, wenn er selbst bei
stürmischem Wind scheinbar reglos in der Luft steht. Mit mehreren
Nistkästen in Kirchen oder mittelalterlichen Türmen konnten wir diesem
kleinen Falken helfen und eine Nistmöglichkeit schaffen. Nie benötige
ich lange Reden und Erklärungen um den jeweiligen Pfarrer oder
Pfarrgemeinderat zu überzeugen, doch auch in ihrer Kirche etwas für
diese Tiere zu tun. Viele sind dann regelrecht begeistert, wenn dieser
Falke dann in seine neue Behausung der Kirche, Einzug hält. Viele
Bürger haben mir schon Fotos übersandt und mir eben diese Nachweise
einer geglückten (Wieder-) Ansiedlung übersandt. Erst kürzlich konnte
ich in einer Kirche, einen Turmfalkenkasten dem zuständigen Pfarrer
übergeben, der mir sagte, dass er diesen Falkenkasten, persönlich im
Kirchturm einbaut. Respekt und Danke! Leider ist es mir nicht
gelungen, in meiner "Kunigundenkapelle" einen Kasten einzubauen. Da es
schlicht unmöglich ist, diesen auch zu säubern. Vielleicht wird in ein
paar Jahren einmal eine Treppe, oder Aufgang eingebaut, dann stellt
sich die Frage eines Nistkastens neu.
Falco tinnunculus,
so sein wissenschaftlicher Name, ist in vielen Teilen Mitteleuropas
immer noch der zweithäufigste Greifvogel, nach dem Mäusebussard, doch
auch er hat ein Problem, einen für ihn akzeptablen Nistplatz zu
finden. Viele Eingänge in Kirchen oder Gebäuden wurden "vernagelt"
schlichtweg unzugänglich gemacht und so berichtete mir einmal ein
Bürger, dass ein Falke immer gegen ein Außenfenster eines
mittelalterlichen Turmes fliegt, was das wohl zu bedeuten hätte? Der
Grund war, dass man "seinen" Außenfensterplatz vergitterte, obwohl
breit genug um dort zu nisten. Nach Rücksprache mit dem Bürgermeister
der Kommune wurde dies zurückgebaut und der Fenstersims von innen
vergittert. Der Falke hatte wieder seinen Nistplatz zurück.
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Typische Jagdgebiete des
Turmfalken sind freie Flächen mit möglichst niedriger oder
lückenhafter Bodenvegetation, die die Bodenjagd nicht
behindert. |
In
Jahreszeiten mit niedriger Dichte von Beutetieren sieht man
den Turmfalken häufiger ansitzen |
Bild: Gunther Zieger |
Der Turmfalke braucht freie Flächen, um seine Beute, zum
Hauptteil sind dies Wühlmäuse, aus der Luft entdecken und ergreifen zu
können. In der Brutzeit ist er vor allem über unbewirtschaftetem Gras-
oder Ackerland, Heide- und Feuchtgebieten anzutreffen. Die übrige Zeit
des Jahres jagt er auch über Klippen, Steinbrüchen, Dünengelände, in
deren Nähe keine Brutmöglichkeiten vorhanden sind. Zwar jagt der
Turmfalke in der Regel in Höhen zwischen zehn und 40 Metern, über
kurzem Gras oder Ackerfläche, jedoch rüttelt er bisweilen (deswegen
auch der Name Rüttelfalk) in bis zu 100 Metern Höhe. Wühlmäuse machen
die Hauptmenge seiner Nahrung aus, daneben andere Kleinsäuger, wie
Spitz- oder Langschwanzmäuse. Es werden aber auch Reptilien, wie
Eidechsen oder große Insekten erbeutet. In Mitteleuropa bildet die
Feldmaus seine Hauptnahrung. Wenn Mäuse nicht in ausreichender Menge
vorhanden sind, (zwei Feldmäuse pro Tag) werden auch Kleinvögel,
überwiegend Jungvögel erbeutet. Käfer und Heuschrecken, werden sogar
zu Fuß erbeutet.
Das
lateinische Wort
tinnunculus
bedeutet "Klingler" und bezieht sich auf den klingelnden Ruf
des Vogels. Der englische Name kestrel soll von dem
französischen Namen "crecerelle" abgeleitet sein, der
"Rasseln" oder "Klappern" bedeutet, was sich ebenfalls auf die
Stimme des Turmfalken bezieht. |
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Bild:Gunther Zieger |
Vor allem Feldmäuse machen die
Hauptnahrung aus - daneben Wühl-, Wald-, und Spitzmäuse |
Die Paarungszeit beginnt im April und die Eier werden in der Regel in
Abständen von zwei bis drei Tagen gelegt. Das Weibchen beginnt erst
nach dem letzten Ei zu brüten, das Männchen sorgt für die
Futterbeschaffung. Nach dem Schlüpfen werden die Küken anfangs nur vom
Weibchen gefüttert, wenn ihr Appetit später wächst, teilen sich die
Eltern diese Aufgabe. Die jungen Turmfalken verlassen in der Regel im
Spätsommer das Revier ihrer Eltern, einige bleiben bis in den Herbst
hinein in ihrer Nähe.
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Häufig nistet der Turmfalke auf
Hochäusern und Kirchtürmen unserer Städte. Ein Paar ließ sich
sogar im Turm des Britischen Parlaments in Westminster nieder.
Der Bruterfolg der in städtischen Regionen lebenden Turmfalken
ist in der Regel nur halb so groß wie der ihrer auf dem Land
lebenden Artgenossen. |
Die
jungen Racker sind kaum zu bändigen |
Bild: Markus Glässel |
In Mitteleuropa ziehen junge Turmfalken nach dem
Selbstständigwerden im Rahmen der Zerstreuungswanderung etwa 400
Kilometer weit vorwiegend in nordwestlicher Richtung ab, ehe sie im
Herbst nach Südwesten ins Überwinterungsgebiet fliegen. Allgemein
betrachtet sind Turmfalken teils Standvögel, teils Strich- und
Zugvögel. Während die nord- und nordosteuropäischen Populationen
durchwegs Zugvögel sind, bleiben mitteleuropäische Turmfalken
teilweise auch den Winter über im Brutgebiet, insbesondere die adulten
Männchen. Die Überwinterungsgebiete der Turmfalken liegen in
Südeuropa, Nord- und Westafrika.
Merkmale des Turmfalken (Falco tinnunculus)
Länge: ca.
33 - 39 cm; Flügelspannweite:
65 - 80 cm;
Gewicht:
Männchen: 135 - 250 g; Weibchen: 155 - 315 g.
Brutzeit:
Februar auf den Kanaren, April in Nordafrika, Ende März
Südeuropa bis Anfang Juni im Norden; 1 Jahresbrut.
Gelegegröße:
zumeist 4 - 6 weiß oder gelblich rosafarben, gwöhnlich so
stark dunkel rostbraun gefleckt, dass die Grundfarbe
verschwindet, manchmal rötlichbraun, oder gelblichbrau
gezeichnet, glatte, glanzlose Eier.
Brutdauer:
27 - 32 Tage; Nestlingszeit:
27 - 32 Tage.
Lebensweise:
Stand- und Strichvogel, jagt im Rüttelflug.
Nahrung:
überwiegend Mäuse und andere Kleinsäuger, Eidechsen, seltener
Jungvögel. Lebenserwartung:
3 - 4 Jahre. |
Unsere
Spezialnistkästen für Turmfalken, die aber auch von
Schleiereulen angenommen werden, eignen sich hervorragend für,
z.B. Kirchtürme. Dieser Nistkasten wurde nach 1,5 Jahren
angenommen, obwohl schon viele Jahre kein Falke mehr im
Kirchturm brüten konnte. |
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Bild:
Klaus Hemprich |
Diese Jungfalken scheinen sich
pudelwohl zu fühlen, bei einem Sonnenbad |
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass in geeigneten Nistkästen
der Bruterfolg höher ist, als in Naturnestern. Der Grund: die Gefahr
bei den Spezialkästen, dass Eier oder Jungvögel herausfallen ist hier
wesentlich geringer.
Hier können Sie die Stimme des Turmfalken hören
Dieser einzige mitteleuropäische Greifvogel, der regelmäßig
rüttelt, ist leicht auszumachen. Das ganze Jahr über kann man den
Vogel über niedriger Vegetation mit gutem Angebot an Beutetieren jagen
sehen. Oft jagt er in der Nähe von Straßen, wo er sich Nagetiere holt,
die über die Straße laufen. Im Flug kann man ihn am langen Schwanz und
dem langen, spitzen Flügeln erkennen. Am dunkelgebänderten Schwanz mit
schwarzer Endbinde kann man das Weibchen deutlich von anderen kleinen
Greifvögeln unterscheiden. Die Oberseite beim Weibchen ist bräunlich
gefärbt und ist unten etwas heller. Das Männchen hat einen grauen Kopf
mit einem schwarzen Bartstreif. Die Oberseite ist ziegelrot mit
schwarzen Flecken, die Unterseite zeigt deutliche Längsflecken. Die
Beine dieser Vögel sind gelblich, die Krallen schwarz.
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Die Jungvögel bei den Turmfalken
sind einheitlich braun, oberseits stark gefleckt, unterseits
stärker längs gestreift. Der Schwanz ist eng gebändert und hat
keine deutliche Endbinde. |
Hier
warten ein paar Hunrige auf die Sendung mit der Maus |
Bild: Markus Glässel |
In Bayern ist der Turmfalke noch ein häufiger Brutvogel mit
9000 - ca. 14.000 Brutpaaren. Obwohl es immer wieder zu deutlichen
Bestandsschwankungen kommt, die sich an die Entwicklung der
Mäusebestände anlehnt, wird in Deutschland seit Jahren ein negativer
Bestandstrend beobachtet. Ich jedenfalls, bin glücklich, wenn ich
einen weiteren Nistkasten in einer Kirche, oder Gebäude anbringen
kann.
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