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Der Schwarzspecht - der auch Bruthöhlen für andere schafft

Der Schwarzspecht der auch gerne reife Kirschen nascht, da habe ich ihn schon des Öfteren in meinem Garten erwischt, als er vom Kirschenbaum, auch von dem meines Nachbarn, naschte und ich ihn deshalb gut beobachten konnte. Mit seinen über 45 cm Länge ist er schon eine imposante Erscheinung, mit seinem mächtigen Schnabel und seiner hellen Iris auch nicht zu verwechseln. Jedes Mal wenn ich auf dem HW4 unterwegs bin und seinen durchdringenden Ruf höre, freue ich mich über diesen größten Specht Europas, dass er in meinem Gebiet und meiner Heimat doch noch gut vorkommt. Solange wir ihm diese alten Eichen- Buchenwälder lassen, denn mit einem "Spargelwald" kann dieser große Specht nichts anfangen.


Der größte Specht Europas benötigt alte Wälder um sich Bruthöhlen zimmern zu können (Bild: Raimund Linke) Schwarzspechte ernähren sich nicht nur von Ameisen, Holz- und Blattwespen, sie naschen auch gerne und nehmen Früchte und Beeren auf.
Schwarzspecht-Pärchen auf  Nahrungssuche Bild: Raimund Linke


Immer wieder werde ich gefragt: wie kann man denn die Geschlechter beim Schwarzspecht unterscheiden. Das einzige Unterscheidungsmerkmal besteht in der Rotzeichnung des Scheitels, die beim adulten Männchen über dem Schnabelansatz beginnt und sich verjüngend, bis fast in den Nacken reicht. Beim Weibchen ist die Rotzeichnung, beginnend am Hinterhaupt bis zum Nackenansatz bedeckt. Bei sehr guten Beobachtungsbedingungen ist auch zu erkennen, dass das Weibchengefieder insgesamt etwas blasser und weniger glänzend daherkommt.

Schwarzspechte brüten und leben im Tiefland und in mittleren Lagen in Nadel- und Mischwäldern, sowie in Beständen mit alten Buchen oder Kiefern. Gelegentlich findet man auch Höhlen in Fichten, Tannen oder Lärchen. Obwohl er sehr scheu ist, brütet er sogar in Siedlungsnähe und sogar in großen Stadtparks.


Die Schwerpunkte der europäischen Brutverbreitung liegen in Osteuropa, Deutschland und Polen. In Deutschland ist der Schwarzspecht in nahezu allen größeren Waldgebieten, mit altem Baumbestand, anzutreffen.

In Bayern ist der Schwarzspecht mit 6500 - 10.000 BP noch ein häufiger Brutvogel, dessen Verbreitungsschwerpunkt in Unter- und Mittelfranken liegt.
Das Schwarzspecht-Männchen kann man an seiner intensiv roten Kopfplatte erkennen (Bild: Michael Dorsch)
Bild: Michael Dorsch Schwarzspecht-Männchen am Brutbaum, einer Buche, mit Jungen


Schwarzspechte ernähren sich vor allem von großen, im Holz lebenden Ameisen, die er aus lebenden oder toten Bäumen heraushackt. Weiterhin stehen auf seinem Speisezettel, Larven holzbohrender Käfer. Daneben verzehren sie aber auch Holz- und Blattwespen, Spinnen, kleine Schnecken, sowie Früchte und Beeren. Schwarzspechte suchen auch am Waldboden nach Insektenlarven dabei wird die Laubschicht weggeschleudert, oder er hackt mit seinem geraden Schnabel Späne von Baumstümpfen ab. Die Gänge der im Holz lebenden Insekten legen die Schwarzspechte mit kräftigen Schnabelhieben frei. Da sie ihre Zunge nur etwa 5 cm weit ausstrecken können, müssen sie sich weit zu den Beuteinsekten vorarbeiten. Im Gegensatz zu den meist ovalen Höhleneingängen sind die Hacklöcher, die bei der Nahrungssuche entstehen, rechteckig oder länglich und durch das Wegbrechen von Spanstücken unregelmäßig begrenzt.

Übrigens, benötigen die Schwarzspechte für das "Bauen" einer Bruthöhle, gemeinsam, rund 3 - 4 Wochen, in Weichholzbäumen, nur etwa 2 Wochen. Manchmal benutzt ein Paar dieselbe Höhle über mehrere Jahre hintereinander. Üblich ist aber, dass die Schwarzspechte jedes Jahr eine Höhle sich neu zimmern, dabei bevorzugen sie Bäume die mindestens 80 Jahre alt und 4 Meter nach oben astfrei sind. Die verlassenen Schwarzspechthöhlen, werden sofort wieder von anderen höhlenbewohnenden Tieren bezogen. So sorgt der Schwarzspecht unbewusst, für ausreichenden Wohnraum in seinem "alten Wald" und darüber hinaus für eine Ausbreitung anderer höhlenbewohnender Vögel, Käfer oder Säugetiere in diesem Gebiet. Er kann damit auch dafür sorgen, dass sich Arten neu in diesem Raum ansiedeln.


Merkmale des Schwarzspechts (Dryocopus martius)

Länge: ca. 45 - 47 cm; (damit ist der Schwarzspecht der größte Specht Europas)
Flügelspannweite: ca. 64 - 68 cm;
Gewicht: 260 - 340 g;
Brutzeit: April bis Mai, manchmal erst Anfang Juni; 1 Jahresbrut.
Gelegegröße: 3 - 5 weiße, glatte und glänzende Eier.
Brutdauer: 12 - 14 Tage.
Nestlingszeit: rund 28 Tage, bei Kälte über 30 Tage.
Verhalten: scheu, nistet in Baumhöhlen.
Nahrung: überwiegend Ameisen, vor allem die Roßameise.
Lebenserwartung: mir bekannt, ein beringter Schwarzspecht wurde 7 Jahre alt.
Verbreitung in Europa: In Europa fehlt der Schwarzspecht auf Island, den Britischen Inseln, Nordskandinavien. Bis auf kleine Populationen fehlt er weiterhin auf der Iberischen Halbinsel und den Mittelmeerinseln.


Die Bebrütung ist wie bei allen Spechten überwiegend Aufgabe des Männchens. Tagsüber wechseln sich aber beide Partner ab. Nachts brütet das Männchen alleine, während das Weibchen in einer eigenen Schlafhöhle übernachtet, die bis zu 2,5 Kilometer vom Brutbaum entfernt sein kann. Allerdings für einen Schwarzspecht keine Entfernung. Bei der Brutablösung tagsüber, wird ein festes Ritual abgehalten. Der ankommende Specht ruft in Höhlennähe ein dohlenartiges "kijak". Der brütende Partner antwortet ihm aus der Bruthöhle mit Klopfzeichen, worauf er dann das Gelege verlässt. Die flüggen Jungvögel werden von den Eltern noch einige Wochen lang geführt, bis sie das Revier verlassen.


Schwarzspechte zimmern ihre Bruthöhlen in lebende und tote Bäume und schaffen so Nistmöglichkeiten für viele andere Waldbewohner (Bild: Raimund Linke) In einigen Teilen seines Verbreitungsgebietes besteht seine Nahrung zu 99 Prozent aus Ameisen, daher hat der Schwarzspecht eine dickere Haut, als die meisten anderen Vögel, so dass er eher geschützt ist gegen die Bisse von Insekten, besonders von der seiner Hauptnahrung, den Ameisen

Im Winter verlegt sich der Schwarzspecht auf das Ausgraben von Ameisen aus Ameisenhaufen und von Bienen aus ihren Überwinterungsnestern. Dies hat auf die Bestände der Insekten keinen Einfluss.
Schwarzspecht-Männchen an einer Fichte Bild: Raimund Linke


Da man den scheuen Schwarzspecht oft nur im Vorbeiflug kurz erhaschen kann, umso deutlicher ist er an seinen Rufen zu erkennen. Wenn ich durch den "Auber Wald" streife, höre ich ihn schon von Weitem, wenn er seinen Flugruf einem präsentiert, "krrü-krrü-krrü". Später kommt dann sein klagendes "Klieeh" oder "Kliööh", das dann meistens als Standort- oder als Anwesenheitsruf eingesetzt wird. Im Frühjahr wird ein schnelles "kwi-kwi-kwi" gerufen.

Hier können Sie die Stimme des Schwarzspechtes hören


Während die Altvögel sehr reviertreu sind, streifen die Jungvögel nach dem Selbstständigwerden umher, um sich ein eigenes Revier zu suchen. Dabei entfernen sie sich aber meist nicht weiter als 50 Kilometer vom Geburtsort. In Nordeuropa allerdings finden regelrechte Zugbewegungen statt, bis zu 1000 Kilometer, vor allem dann wenn die Nahrung knapp wird. Diese Wanderungen führen teilweise bis in das nördliche Mitteleuropa.


Seit Ende des 19.Jahrhunderts hat der Schwarzspecht in Mittel- und Westeuropa sein Areal erweitert. Die Gründe wahrscheinlich: Ausweitung der Fichtenkulturen und umgestellte Nutzung von Mittel- zu Hochwald. Im Jahr 1981 wurde der Schwarzspecht zum Vogel des Jahres ernannt (Bild: Gunther Zieger)
Bild: Gunther Zieger Der Schwarzspecht war 1981 "Vogel des Jahres"


Die Zunge des Schwarzspechtes hat eine hornige Spitze, die mit vier bis fünf Paaren nach hinten zeigender Widerhaken besetzt ist. Auf diese Weise kann er Insekten tief aus ihren Nestern hervorholen.

Verlassene Höhlen des Schwarzspechtes deren Flugloch eine elliptische Form aufweist, werden in Europa von nachgewiesenen 58 Tierarten wieder besetzt. Das sind vor allem Grau- und Grünspecht, Hohltaube, Gänsesäger und Schellente, aber auch Dohle und Star. Auch Fledermäuse, Eichhörnchen, Bilche und Baummarder nehmen diese gerne an. Ebenso staatenbildende Insekten, wie die Hornisse oder Wespen. Als echte Höhlenkonkurrenten, selbst bei frisch gezimmerten Höhlen, treten vor allem Baummarder, Raufußkauz und Waldkauz auf. Hier zieht der größte Specht Europas den Kürzeren.

Der Schwarzspecht trinkt, indem er Regenwasser aus Löchern aufnimmt, das sich in alten Bäumen gesammelt hat. In meinem Garten, stelle ich für die "Großspechte" größere und tiefere Blumenkübeluntersetzer auf und fülle diese mit Wasser, darin lege ich ein Stück Holz ein. Zumindest den Grün- und Buntspecht habe ich schon gesehen, wie diese daraus trinken. Das Wasser wechsele ich übrigens, jeden zweiten Tag.

Die alten Bäume, Eichen, in meinem Garten reibe ich im Herbst in 2 bis 4 Meter Höhe, mit Vogelfutter aus Saaten und Insekten-Energiekuchen ein. Dies wird von den Spechten gerne angenommen.

  

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- letzte Aktualisierung: Dienstag, 16. April 2024 -
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