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Der Rotmilan
Immer wenn ich diesen Greifvogel, auf meinen Naturgängen kreisen sehe,
bin ich fasziniert von seinem eleganten Flug. Spielerisch nutzt er
jede auch noch so kleine Thermik aus, um mühelos, schwerelos seinen
Segelflug zu demonstrieren. Der Rotmilan, gehört für mich zu den
anmutigsten Greifvögeln unserer Breiten. Und er ist auch ein Europäer.
Sein Verbreitungsgebiet beschränkt sich vor allem auf Mitteleuropa,
Frankreich und Spanien. In vielen Teilen Südosteuropas sind seine
Bestände dezimiert worden oder sind erloschen, vor allem auf dem
Balkan, wo er einst heimisch war. Noch etwas macht diesen
farbenprächtigen Greif für uns so spannend: über 50% seines
Gesamtbestandes befindet sich bei uns in Deutschland. Wir haben für
den Rotmilan eine große Verantwortung für seinen Schutz und
Fortbestand zu sorgen.
Oft, wenn ich oben auf dem Bergfried der
Reichelsburg stehe, schwebt er über mich und beäugt mich interessiert
und neugierig. Für mich unglaubliche und prägende Eindrücke von einem
unserer faszinierendsten Greifelvogelarten.
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Auf seinen langen, etwas
gewinkelten Flügeln gleitet er im Wind, sein gegabelter
Schwanz stabilisiert dabei seinen Flug. Einfach majestätisch! |
Der
Rotmilan zählt zu den anmutigsten Greifvögeln |
Bild: Markus Glässel |
Der Rotmilan (Milvus milvus), auch Roter Milan,
Gabelweihe oder Königsweihe genannt, ist eine etwa mäusebussardgroße
Greifvogelart, aus der Familie der Habichtartigen. Im Gegensatz zu
seinem nahen Verwandten, dem Schwarzmilan, ist die Verbreitung des
Rotmilans im Wesentlichen auf Europa beschränkt. Der
Verbreitungsschwerpunkt dieser Greifvogelart liegt in Deutschland, das
allein 50 Prozent des weltweit auf maximal 29.000 BP geschätzten
Bestandes, des Rotmilans beherbergt. Für keine andere Greifvogelart
haben wir hier in Deutschland eine größere Verantwortung, als für den
Rotmilan. Die ist einmalig, aber auch Verpflichtung zugleich.
Der Rotmilan ist ein Bewohner der offenen Kulturlandschaft, an die
größere Feldgehölze, besonders aber Waldgebiete angrenzen. Er meidet
allerdings geschlossene Wälder, da er die offene Landschaft zum Jagen
benötigt. Er hat ungefähr die Größe eines Bussards, ist jedoch
schlanker und eleganter. Sein Gefieder ist von leuchtender
kastanienroter Farbe und wenn er einem entgegenfliegt, bei
Sonnenschein, meint man sein Kopfgefieder erscheint in gelb. Im Flug
kann man den Rotmilan an den schmalen, leicht gewinkelten Flügeln und
an seinem langen, stark gegabelten Schwanzgefieder erkennen. Auffällig
sind die großen weißen Flecken vor den schwarzen Spitzen der
Handschwingen. Männchen und Weibchen sehen fast gleich aus. Die
Weibchen sind aber etwas größer als die Männchen. Auffällig auch die
Iris bei adulten Vögeln die gelb ist, bei den Jungvögeln ist diese
braun.
Der Rotmilan
kann sehr gut sehen. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass
er etwa achtmal schärfer sehen kann, als der Mensch. Sein
Schnabel ist krumm und scharf. Damit zerteilt er mühelos seine
Beutetiere oder Aas. |
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Bild:
Markus Glässel |
Der Rotmilan ist bekannt für
seinen eleganten Flug. |
Rotmilane sind im Allgemeinen nicht so stark ausgeprägte
Zugvögel wie Schwarzmilane. Das wichtigste Überwinterungsgebiet liegt
im Mittelmeergebiet einschließlich Nordafrika und in Vorderasien. Noch
bis in den November hinein kann man Rotmilane ziehen sehen. Seit
einigen Jahrzehnten überwintern Rotmilane jedoch vermehrt in unseren
Breiten. Entscheidend hierfür ist das Nahrungsangebot im Winter. Die
ersten Rotmilane treffen schon Ende Februar wieder in ihren
Brutgebieten ein.
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Die Handschwingen-Federn des
Rotmilans sind lang und gefingert. Ideal zum kraftsparenden
Gleit- und Segelflug.
Die Flügel sind lang und schmal wobei sie leicht nach hinten
gewinkelt sind. Die vorderen Ränder sind kastanienbraun, vor
den schwarzen Spitzen der Handschwingen, befinden sich
unterseits je ein großer weißer Fleck. |
Suchflüge
führen Rotmilane oft viele Kilometer übers Land. |
Bild: Gunther Zieger |
Wie manche anderen Greifvögel ähnlicher Größe, brüten Rotmilane
das erste Mal im dritten Lebensjahr. Die Paare kommen gepaart am
Brutplatz an. Vielfach sind die Brutvögel sehr reviertreu. Über dem
Brutplatz kann man im Frühjahr die eindrucksvollen Balzflüge
beobachten.
Wichtig für Besucher, die das einmal mit voller
Bewunderung sehen können: Der Rote Milan reagiert während der Brutzeit
sehr empfindlich auf Störungen. Man sollte sich deshalb unbedingt an
öffentliche Wege halten und den Nistplatz nicht aufsuchen (um evtl.
schöne Bilder zu machen) sondern diesem fernbleiben. Die große Gefahr
besteht, dass das Brutpaar sein Nest im Stich lässt.
Wichtige Merkmale über den Rotmilan:
Länge: ca. 60 - 66 cm; Flügelspannweite:
ca. 145 - 165 cm;
Gewicht: 757 g (Männchen) - 1220 g (Weibchen)
Brutzeit: Anfang März im Süden; bis Mai im Norden;
1 Jahresbrut.
Gelegegröße: 2 - 3 weiße unterschiedlich
rötlich oder braunviolett gepunktete, oder gefleckte,
glanzlose Eier. Brutdauer: 31 oder 32 Tage
pro Ei. Ca. 38 Tage für Dreiergelege. Nestlingszeit:
mindestens 45, meistens länger 48 - 50 Tage. Verhalten:
Dauerehe; Nahrung: kleine Säugetiere und
Vögel, Aas und Fische. Lebenserwartung: In
der Regel wohl 4 - 5 Jahre. Viele Rotmilane werden jedoch in
freier Wildbahn bis zu 26 Jahre und in Gefangenschaft bis zu
38 Jahre alt.
Verwandtschaft: Der Schwarzmilan (Milvus
migrans) der in Mitteleuropa nur gebietsweise häufig
anzutreffen ist. |
Hier können Sie die Stimme des Rotmilans hören
Autor: Stefan Wehr
Neben
Deutschland bis 13.000 BP, gibt es in Frankreich bis 3.900 BP
und Spanien bis 2.200 BP, größere Populationen. |
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Bild:
Gunther Zieger |
Der Rotmilan fliegt in der
Regel in einer Höhe von weniger als 20 Metern. |
Das Nest des Rotmilans steht hoch auf Bäumen, am Waldrand oder in
lichten Beständen. Manche Nester werden immer wieder besetzt, oft
werden auch Nester von anderen Greifvögel übernommen, unter anderem
von Mäusebussarden. Wie für den Schwarzmilan ist auch für den Rotmilan
ganz typisch, dass das Nest mit alten Lumpen, Papier- und
Plastikfetzen ausgekleidet wird. Die meiste Zeit bebrütet das Weibchen
die Eier, zwischendurch jedoch auch das Männchen. Die cremeweißen
Küken schlüpfen entsprechend dem Legeabstand. Während der ersten 14
Tage bleibt das Weibchen meist bei den Jungen am Nest und das Männchen
sorgt für die Nahrung. Später beteiligt sich auch das Weibchen an der
Nahrungssuche.
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Da der Rote Milan auf der
Nahrungssuche den größten Teil des Tages in niedrigem
Gleitflug verbringt, ist er auch in Gebieten, in denen er nur
spärlich vorkommt, relativ häufig zu beobachten. |
Fische
spielen beim Rotmilan eher eine geringere Rolle, aber wenn die
Möglichkeit besteht... |
Bild: Gunther Zieger |
Bei der Nahrung musste der Rotmilan sich umstellen. Im Hakel, einem
Waldgebiet in Sachsen-Anhalt, mit der damals wohl größten Dichte an
Rotmilanen, war das Hauptbeutetier der Feldhamster. Als dann nach der
Wende die Anbaumethoden in der dortigen Landwirtschaft sich radikal
veränderten, verschwanden auch die großen Vorkommen des Feldhamsters.
Von 138 im Jahre 1978 dort brütenden Rotmilan-Brutpaaren blieben bis
1999 nur noch 25 Paare übrig. Auch die offenen Mülldeponien
verschwanden, auch hier hatte der Rotmilan als Aasfresser seine
Probleme. In manchen Gegenden konnte sich der Rotmilan aber
erstaunlich gut an eine gewandelte Bewirtschaftstungsform anpassen.
Zunehmend nutzte er nun auch die offene Landschaft und siedlungsnahe
Bereiche als Jagd- und Brutgebiet. Fische spielen zwar eine
untergeordnete Rolle, aber er hat gelernt sich diese Nahrungsquelle zu
erschließen.
An Gewässern
erbeutet der Rotmilan auch Fische, jedoch seltener als sein
Verwandter der Schwarzmilan. |
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Bild:
Gunther Zieger |
Rotmilan mit erbeutetem Fisch |
Die Jagd betreibt der Rotmilan fast ausschließlich aus dem Suchflug
über offenen Flächen der Kulturlandschaft, indem er täglich ein sehr
großes Gebiet überfliegt, vorwiegend im Gleit- und Segelflug. Sobald
er eine Beute erspäht hat, nimmt er diese meist im
Darüberhinweggleiten blitzschnell zugreifend mit, ohne sich auf den
Boden niederzulassen. Aktiv erbeutet der Rotmilan vor allem
Kleinsäuger, wie Mäuse, Hamster (wo diese noch vorkommen), Maulwürfe
und Junghasen sowie kleine bis mittelgroße Vögel, das sind häufig
Jungtiere. Zum Teil handelt es sich dabei um geschwächte Tiere oder
solche, die durch landwirtschaftliche Maschinen verletzt oder getötet
wurden. Auch Aas und Fleischabfälle werden ebenso angenommen.
Gelegentlich kann der Rotmilan andere fliegende Greifvögel, die Beute
tragen, so sehr bedrängen, dass diese ihre Beute fallen lassen. Diese
Art des Nahrungserwerbs nennt man "Schmarotzen". Im zeitigen Frühjahr
werden sogar Regenwürmer, der er zu Fuß an Wiesen und auf Äckern
einsammelt.
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Allgemein betrachtet ist die
Ernährung des Rotmilans sehr vielseitig. Er passt sich spontan
den örtlichen Gegebenheiten an, indem er frisch gemähte Wiesen
und abgeerntete Äcker sofort nach Nahrung absucht. |
Bei der
Nahrungssuche passt sich der Rotmilan erstaunlich an |
Bild: Gunther Zieger |
Auf die Politik und uns Verbraucher kommt es an
Wie bei vielen Arten stellt auch für den Rotmilan eine
abwechslungs- und strukturreiche Kulturlandschaft die beste Grundlage
für sein Überleben sicher:
Erhalt traditioneller
Bewirtschaftsformen, wie z.B. extensive Weidewirtschaft.
Eine
Reduktion des Einsatzes von Pestiziden und mineralischen Düngemitteln.
(Wir haben in Deutschland die am gülleverseuchtesten Böden Europas)
Förderung des ökologischen Landbaus und der Verzicht auf
Entwässerungen.
Gebetsmühlenartig von uns gefordert: Der Erhalt
von Landschaftsstrukturen, wie Baumreihen, Feldgehölzen und
Einzelbäumen.
Wichtig wäre auch, ein schonender Übergang von
landwirtschaftlich genutzter Fläche und Wald.
In Bayern ist
der Rotmilan ein seltener Brutvogel, der in der Rhön und der
Fränkischen Alb, den Donau-Iller-Lech-Platten bis in den
Pfaffenwinkel seine Hauptverbreitungsgebiete hat. Sein Bestand
wird in Bayern mit 750 - 900 BP angenommen. |
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Bild:
Markus Glässel |
Damit wir noch lange solche
Bilder, eines tief dahin gleitenden Rotmilans sehen und
erleben können |
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