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Artenschutz in Deutschland krankt


Maßnahmen zum Erhalt der Feldhamster schaffen, bevor es zu spät ist


Region Würzburg:
Sei es im Zusammenhang mit der A 71 oder dem Bau des neuen Ikea-Möbelriesen an der B 19 auf Versbacher Gemarkung gegenüber vom Hornbach-Baumarkt - die Diskussion um den Feldhamster nimmt kein Ende. Die Estenfelder wollen sogar per Petition beim bayerischen Landtag erreichen, dass der Hamster von der Roten Liste gefährdeter Tierarten gestrichen wird.

"Am wenigsten zu Wort kommen dabei jedoch die Experten", ärgert sich Bernhard Neckermann, Kreisvorsitzender des Landesbund für Vogelschutz. Zur Hamsterumsiedlung in Giebelstadt die 150.000 Euro kosten wird, hat er nun eine Stellungnahme verfasst.
Unterfranken sei ein isoliertes Hamstergebiet, sagt Neckermann. Er wehrt sich, in den possierlichen Nagern nur Schädlinge zu sehen. Im Gegenteil: Auf der Roten Liste wird der Feldhamster in der Bundesrepublik Deutschland als "stark gefährdet" eingestuft. In einzelnen Regionen, etwa in Schwaben, ist er bereits ausgestorben. In Nordrhein-Westfalen sind Feldhamster nur noch in drei Gebieten angesiedelt. In Bayern lebt der Nager derzeit noch in den Gäulagen zwischen Schweinfurt und Ochsenfurt bis nach Uffenheim und um Hof in Oberfranken.

Verpflichtung Nach der Bundesartenschutzverordnung und auch in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) zählt der Feldhamster zu den besonders geschützten Tierarten. "Dies verpflichtet alle Mitgliedsstaaten, langfristig überlebensfähige Populationen zu sichern", betont Neckermann.

Hauptgründe für die europaweiten Zusammenbrüche ganzer Hamsterpopulationen sieht der Naturschützer in der jahrzehntelangen direkten Verfolgung, einer intensiven Landwirtschaft und einer zunehmenden Bebauung. Der Feldhamster ist ursprünglich ein Steppenbewohner, und von West- und Mitteleuropa bis Ostasien angesiedelt. "Der Artenschutz in Deutschland krankt", so Neckermann. Hamsterschutz machen nicht "grüne Utopisten" oder "andere Fantasten", sondern die EU und die Staatsregierungen. "Anfang 2006 rügte die EU Deutschland schriftlich wegen der mangelhaften Umsetzung der FFH-Richtlinien. Bessert sich das nicht, drohen Bußgelder in Millionenhöhe", so der Kreisvorsitzende. Holland zum Vergleich, würde pro Jahr eine Million Euro ausgeben, um den kleinen Nager wieder anzusiedeln.

Bedenklich scheint Neckermann, dass, laut einer Hamstertagung, nun auch in Osteuropa die Bestände mehr und mehr zurückgehen. "Umso mehr ist es unsere Pflicht, dem Nager ein Überleben in unserer Gesellschaft zu sichern". Der Kreisvorsitzende schlägt in diesem Zusammenhang Gemeinschaftsprojekte vor, die bereits im Vorfeld einer Ausweisung von Bau- und Gewerbegebieten klar festlegen, wo Lebensräume für Flora und Fauna erhalten bleiben. "Davon profitieren nicht nur Hamster und andere Tiere und Pflanzen, sondern letztendlich auch der Mensch." Wenn derzeit auch Gelder an Landwirte für die Ausgleichsflächen bezahlt würden, so seien dies Verpflichtungen, die die EU vorschreibe.

Wertvollste Ackerböden Wie der Bund Naturschutz (BN) in einem Gespräch mit dem Giebelstadter Bürgermeister Paul Merklein erfahren hat, handelt es sich bei den 150.000 Euro um Kosten, die nicht nur wegen der Umsiedlung von drei Hamstern entstehen, sondern vor allem durch die Gutachten, den Erwerb von Flächen und deren hamsterfreundliche Bewirtschaftung. Der BN weiter: "Da durch die Überbauung von landwirtschaftlich wertvollsten Ackerböden Lebensraum für den Feldhamster verloren geht, besteht die gesetzliche Verpflichtung, hierfür einen Ausgleich zu schaffen, so wie für alle Eingriffe in Natur und Landschaft Ausgleich erbracht werden muss."

Zwei Jahre Untersuchung "Der Ausgleichsumfang ist unabhängig von der Anzahl der Hamster, die dann tatsächlich umgesiedelt werden, sondern wird über die durchschnittliche Anzahl der belaufenen Hamsterbaue berechnet, die über einen bestimmten Zeitraum (zwei Jahre) auf der Fläche vorgefunden wurden", erläutert der Kreisgeschäftsführer des BN Steffen Jodl in einer Pressemitteilung. Jodl betont, "die Qualität der Fläche, die als Lebensraum für den Feldhamster verloren geht, spielt somit eine wichtige Rolle".  



Der Hamster sorgt nicht nur in der Region Würzburg für Ärger bei Planern. Weil der possierliche Kerl auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten steht, müssen Kommunen für seine Umsiedlung viel Geld ausgeben. Tier- und Naturschützer wehren sich jetzt gegen die Vorwürfe.
Streitpunkt in Mainfranken - der Feldhamster Bild: © Main-Post






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