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Armbrust-Attacke: Kormoran ist tot
Polizei sucht nach unbekanntem Tierquäler - Zunächst Rettung
durch Feuerwehr
Würzburg Der Kormoran, den Feuerwehrleute am Sonntag aus dem
Main gerettet haben, ist tot. Er starb gestern im Tierheim an den
Verletzungen durch einen 70 Zentimeter langen Armbrust-Pfeil. Die
Polizei ermittelt.
Es war ein gezielter Anschlag. Der Pfeil hatte sich regelrecht in
das Tier hineingebohrt und ihm schwere innere Verletzungen zugefügt.
Passanten hatten den schwarzen Vogel samt Pfeil am Sonntag gegen 13
Uhr auf dem Main treiben sehen und die Berufsfeuerwehr alarmiert.
Die rückte an der Löwenbrücke mit sieben Mann und einem Schlauchboot
an. Kein leichtes Unterfangen, denn das Tier fühlte sich bedroht und
konnte erst nach mühsamer Verfolgung am Streichwehr (bei der
Schleuse vor der Alten Mainbrücke) mit dem Kescher gefangen werden.
Als die Feuerwehr den verletzten Kormoran ins Tierheim
transportierte, lebte er noch.
Aber: "Er hatte keine Chance", so Tierarzt Dr. Thomas Schober am
Montag auf Anfrage. "Der Pfeil ist zu tief eingedrungen. Er hat
vermutlich die Lunge oder die Herzwand verletzt oder eine Vergiftung
verursacht." Äußerlich wirkte der Vogel bis auf den Einstich
unversehrt. Aus Erfahrung weiß Schober, dass Tiere nach solchen
Attacken meist jämmerlich verenden. Elisabeth Haasmann, Vorsitzende
der Tierschutzvereins, war entsetzt ob der Brutalität: "Aber leider
gibt es Irre, die so etwas tun."
Wo der Pfeil abgeschossen wurde und wer dahinter steckt, ist unklar.
Laut Tierarzt und Feuerwehr kommt es in Würzburg mehrmals im Jahr zu
ähnlichen Angriffen, zum Beispiel auf Enten. Dagegen spricht
Polizeihauptkommissar Bernhard Huth von der Wasserschutzpolizei von
einem Einzelfall. Laut Tierschutzgesetz handelt es sich um eine
Straftat.
Dabei hat das Töten eines Kormorans nicht in jedem Fall
Konsequenzen. Eine eigene Kormoranverordnung - sie gilt in ihrer
aktuellen Fassung noch bis Juli - erlaubt den Abschuss der Tiere
unter bestimmten Bedingungen. Zum Beispiel eingeschränkt für die
Zeit vom 16.August bis 14.März. Nicht erlaubt ist die Jagd
allerdings in Schongebieten von Flüssen. Am Main darf laut Huth erst
flussabwärts ab dem Zeller Bock geschossen werden - und dies auch
nur "waidgerecht". Dass sich professionelle Jäger mit Pfeil und
Armbrust auf die Pirsch begeben, das kann sich der Polizeibeamte
"nicht vorstellen".
So tappt man bei den Ermittlungen noch im Dunkeln. Fakt ist: Der
Kormoran hat Feinde. Allen voran die Sport- und Hobbyangler, die
sich über eine Reduzierung des Fischbestandes durch den
"Unterwasserterroristen", "Schwarzen Pest", "Größter GAU an den
Gewässern" oder "Fischräuber" ärgern.
Dagegen mahnt der Landesbund für Vogelschutz zur Behutsamkeit und
verteidigt den Kormoran als Bestandteil der Gewässer-Ökosysteme. Es
gibt keinen fachlichen Hinweis dafür, dass der Kormoran an der
Ausrottung einer Fischart Schuld trägt, vielmehr ist es die
verfehlte Fischereipolitik, und die Bewirtschaftung der
Fischbestände, mit überhöhten Beständen an Raubfischen.
In Bayern werden die Brutpaare auf derzeit über 500, die
überwinternden Kormorane auf 6300 geschätzt.
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Diese Brutalität auf Tiere macht
einen nur fassungslos |
Der Kormoran, der von einem Unbekannten
mit einem Armbrust-Pfeil getötet wurde
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Bild: © Main-Post |
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