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Der Hamster ist kein Jobkiller
Internationale Experten und der scheue Nager - Umsiedlung
für Ikea im Mai?
Würzburg: Der schwedische Möbelriese Ikea will bis zum
Sommer 2008
ein Haus in
Würzburg eröffnen. Derzeit prüft die Regierung
von Unterfranken die Verträglichkeit des Großprojekts auf die Region
Würzburg. Und muss sich auch mit einem kleinen scheuen Nager
beschäftigen: Dem Feldhamster. Denn entlang der Bundesstraße 19 gibt
es so einige Bauten des Tieres, das unter strengstem Artenschutz
steht.
Die Stadt hat einen "artenschutzrechtlichen Befreiungsantrag für das
Feldhamstervorkommen im betroffenen Gebiet gestellt", teilt die
Pressestelle der Regierung mit. Und: Es gebe noch keine Entscheidung
darüber. Was steckt nun hinter dem Beamtendeutsch? Nichts anderes,
als dass die geschützten Tiere unter hohen Auflagen umgesiedelt
werden sollen. Nur wenn die Regierung dafür die Erlaubnis erteilt,
kann auch das Raumordnungsverfahren für Ikea positiv abgeschlossen
werden.
Die Stadt ist dabei, ihre Hausaufgaben zu machen. Das
Umweltplanungsbüro Fabion hat fast zwei Jahre lang verschiedene
Untersuchungen auf dem 140 000 Quadratmeter großen
Ikea-Planungsgelände auf Versbacher Gemarkung durchgeführt.
Seit dem Frühjahr gibt es aussagekräftige Zahlen, das Ergebnis der
Sommerkartierung liegt noch nicht vor. Die Hamster-Experten fanden
zunächst 130 Baue. Yvonne Beck, städtische Ikea-Projektleiterin:
"Von da auf die wirkliche Anzahl der Tiere zu kommen ist schwierig,
weil die oft auch mehrere Bauten anlegen". Die Umweltexperten
bekommen die scheuen, nachtaktiven Hamster nämlich kaum zu Gesicht.
Und das sind die weiteren Planungen: Sobald die Erlaubnis der
Regierung vorliegt, sollen die Nager im Mai 2007 mit Lebendfallen
eingefangen werden. Dann folgt der Transport auf die
Ausgleichsflächen. Das sind etwa 10 000 Quadratmeter Ackerboden in
Richtung Rimpar und Estenfeld.
Mit dem vom Aussterben bedrohten Nager hat sich eine über
50-köpfige internationale Expertenrunde bei einer Tagung in
Münsterschwarzach beschäftigt.
In Bayern
gebe es den Feldhamster nur noch auf den Lössböden zwischen
Uffenheim, Würzburg und Schweinfurt. Mehrere tausend Nager leben
dort, sagen die Experten.
Die Naturschützer waren sich in einer Aussage einig: Müssen
die Hamster dem Ikea-Möbelhaus als letztes Mittel weichen, ist eine
lange Vorbereitung notwendig. Gute Alternativflächen, die dauerhaft
gesichert und betreut werden, und eine wissenschaftliche Begleitung
seien unabdingbar. Die Umsiedlung mit Lebendfallen mache wenig
Probleme, so Maurice La Haye von der Radboud Universität in Holland.
In wenigen Stunden könnten die sonst so scheuen Nager mit
entsprechendem Futter angelockt und dann gefangen werden. Sie seien
extrem neugierig.
"Der Feldhamster ist kein Jobkiller" versicherte Alf Pille,
Gebietsbetreuer der Agrarlandschaft Mainfranken im Landesbund für
Vogelschutz, am Rande der Tagung in Münsterschwarzach. Der scheue
Nager gerate zwar oft in die Schlagzeilen, aber tatsächlich sei nur
ein Projekt bundesweit wegen der Hamster gestoppt worden. Oft
gelinge es, die Interessen von Investoren und Nagern unter einen Hut
zu bringen.
Alle Anstrengungen lassen hoffen,
dass
der kleine deutsche Feldhamster nicht von dem riesigen
schwedischen Elch überrollt wird.
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Die Feldhamster benötigen einen
neuen Platz |
Der kleine Nager - oft
Diskussionspunkt zwischen Investoren und Umweltschutz.
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Bild: © Main-Post |
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