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Kinderstube der schnellen
Flieger
Im Eibelstädter Keesturm nisten Mauersegler -
Renovierung vorerst gestoppt
Eibelstadt: Am Keesturm, einem der Eibelstädter Wehrtürme hat
der Zahn der Zeit genagt, berichtete Bürgermeister Heinz Koch in der
Stadtratssitzung. Einige Steine haben sich gelockert und müssten
aus Sicherheitsgründen wieder festgemacht werden. Obwohl der Turm
per Vertrag 1963 einem Privatmann für die Dauer von 60 Jahren
überlassen wurde, sei die Renovierung nun Sache der Gemeinde, da der
Mann inzwischen verstorben ist und die Kontaktaufnahme mit den
Nachkommen bisher erfolglos blieb, sagte Koch.
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Der Eibelstadter Keesturm war schon eingerüstet, obwohl
die noch jungen Mauersegler in den dunklen Nischen ihrer
Kinderstuben und noch
nicht flügge, waren. |
Beliebter Nistplatz:
Mauersegler haben den Eibelstädter Keesturm als Kinderstube
in Beschlag genommen.
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Bild: © Main-Post |
Allerdings war schon die Beschaffung eines geeigneten Gerüstes
für den runden Turm eine Herausforderung. Als das Gerüst endlich
stand, kam ein weiteres Problem. Ausgerechnet in den Ritzen der
gelockerten Steine nisten Mauersegler.
Gemeinsam mit dem Landesbund für Vogelschutz hat man inzwischen eine
praktikable Lösung gefunden, so Koch auf Anfrage. Das Gerüst kann
stehen bleiben, die Steine dürfen aber erst in ein paar Wochen
festgemacht werden, wenn die Jungvögel der Mauersegler flügge
geworden sind.
Das kann bis Ende Juli dauern und hängt stark von der Witterung ab,
meint Bernhard Neckermann vom Landesbund für Vogelschutz,
Kreisgruppe Würzburg.
Denn die Kleinen müssen schließlich für den langen Flug ins
Winterquartier, südlich des Äquators bis Südafrika, aufgebaut
werden.
Deshalb ist es für Neckermann auch wichtig, dass die Stadt
Eibelstadt nach dem Auszug der Mauersegler spezielle Niststeine in
den Turm einbaut, damit sie im nächsten Frühling dort wieder ihre
Nistplätze einrichten können.
Als die jungen Mauersegler flügge
waren und ihre lange Wanderung in die
Überwinterungsquartiere starteten, wurden spezielle
Nischenbausteine, als Brutmöglichkeiten zwischen die
sanierten Mauersteine eingebaut. |
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Bild: © Main-Post |
Rasanter Flieger:
Mauersegler bevorzugen als Nistplatz
hohe und alte Türme.
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Die Eibelstädter Anlieger jedenfalls haben sich an das
allabendliche Ritual gewöhnt, wenn die Mauersegler mit ihren
akrobatischen Flugeinlagen, und im halsbrecherischen Tempo um das
alte Gemäuer jagen. Fast ihr ganzes Leben verbringen diese Vögel in
der Luft, und fangen ausschließlich Fluginsekten und an Fäden
fliegende Spinnen, die sie mit weit geöffnetem Schnabel wie mit
einem Käscher einsammeln. Im Kehlsack formen sie daraus Ballen, die
sie an die Jungen verfüttern. Jedes Futterbällchen enthält mehrere
100 bis über 1000 Kleintiere. Damit erfüllen diese Vögel eine
wichtige ökologische Aufgabe, weiß Neckermann zu berichten.
Früher waren die Vögel mal Fels- und Baumbrüter heute haben sie sich
an menschliche Siedlungen angepasst. Alte Türme und Fabriken lieben
sie besonders. Doch auch diese Nistmöglichkeiten nehmen durch
Neubauten und bauliche Veränderungen immer mehr ab, so dass Experten
bereits eine Gefährdung der extrem schnellen Segler befürchten.
Und so hofft Eibelstadts Bürgermeister Heinz Koch, dass die
"Eibelstädter Mauersegler" aus ihrem Winterquartier südlich der
Sahara wieder hierher finden, und den Keesturm wieder bevölkern. Die
Weichen dafür sind gestellt, auch wenn das die Stadt nun ein wenig
mehr gekostet hat als geplant.
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