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Zwitschernder Schlagbohrer sucht
Einzimmerwohnung
Wenn der Buntspecht das Haus einem hohlen Baum
vorzieht
Würzburg:
Er ist klein. Hübsch anzuschauen. Und ein gern gesehener
Gast im Garten. Aber nur bis zu dem Tag, an dem er sich an der
Fassade des Eigenheims zu schaffen macht. Spätestens dann möchte man
den Buntspecht ganz schnell wieder loswerden. Kein einfaches
Unterfangen, wie sich jetzt bei verschiedenen Fällen in der Region
Würzburg herausgestellt hat.
Wenn Styroporfetzen durch die Luft fliegen und jemand in
astronomischer Geschwindigkeit ein riesiges rundes Loch in den
nagelneuen Putz klopft, kann dem Hausbesitzer angesichts dieser
Dreistigkeit schon mal die Luft wegbleiben. So geschehen vor einigen
Tagen in einem Mietshaus im Landkreis Würzburg und vor wenigen
Wochen in einem Neubau in Würzburg.
Besonders bitter: Der neue Mitbewohner lässt sich nur schwer
vertreiben. Buntspechte haben ein gutes Gedächtnis. Sie finden den
Baum ihrer Träume - immer wieder. Der Versuch, den Specht
einzufangen, wäre laut Diethild Uhlich vom Landesbund für
Vogelschutz (LBV) in Würzburg nahezu aussichtslos.
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Ein Spechtloch an der Fassade eines
Hauses in Würzburg.
Das einzige was hilft, ist: Krach machen, das mag der Specht
gar nicht. |
Was kann man tun?
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Bild: © Main-Post |
"Das dürfen wir gar nicht. Das ist gegen den
Tierschutz. Außerdem: Was sollte man denn auch mit ihm machen? Beim
Nachbarn aussetzen?" Diethild Uhlich hört immer wieder von Fällen,
in denen Spechte zum Teil auch große Schäden an Hausfassaden
anrichten. Im Landkreis sei das nichts
Ungewöhnliches. Aber auch im Ringpark mitten in Würzburg sind einige
Spechte zu Gange. "Sie lieben vor allem Häuser, die eine
Styropor-Dämmung haben. Das klingt schön hohl, und da trommeln sie
gerne. Sie vermuten, dass sie dahinter Insekten finden können".
Der Tipp des LBV in solchen Fällen: Bänder aus Alufolie an der
Fassade anbringen. Durch die Bewegung, das Geräusch und den
Glitzereffekt werde der Buntspecht verscheucht. Attrappen von großen
Greifvögeln und rot-weiße Absperrbänder irritieren und stören
den Vogel ebenso.
Auch bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Würzburg sind
die teuren Aktivitäten des Buntspechts bekannt. "Der Specht reagiert
auf den Klang von Hohlräumen - und ergreift dann gerne die
Gelegenheit zum Nisten, zum Schlafen oder zur Futtersuche", weiß
Hubert Marquart. Zur Zeit sammeln sich viele Insekten an den
erwärmten Flächen am Haus.
Den Hauseigentümern rät er: Ruhe bewahren. Aber genau das, so sagt
eine betroffene Familie aus Würzburg, die schon vor Wochen von dem
neuen Hausbewohner heimgesucht wurde, fällt schwer. Immerhin
entsteht an ihrem nagelneuen Eigenheim gerade ein beträchtlicher
Schaden.
"Wenn Sie außerdem auch noch nachts von dieser fliegenden
Schlagbohrmaschine aus dem Schlaf gerissen werden, hält sich ihre
Besonnenheit irgendwann in Grenzen", sagt der entnervte Hausherr.
Klatschen mit den Händen sei auf Dauer ebenso wenig von Erfolg
gekrönt wie heftiges Zudonnern von Fenstern und Türen. Auch an den
bunten Drachen mit den Bändern, der vor dem großen runden Loch
baumelt, hat sich der Vogel offenbar gewöhnt. Sobald die Luft rein
ist, schlüpft das Tierchen wieder in das Loch. "Da bekommt man schon
eine Wut! Manchmal möchte man ihn am liebsten abknallen".
Aber genau das, so sind sich die Experten in Würzburg einig, solle
man nicht tun. "Das Abschießen des Spechtes ist keine Lösung. Das
ist nicht nur verboten, sondern bringt auch nichts. Das
freigewordene Revier wird früher oder später von einem anderen
Artgenossen besetzt", so Diethild Uhlich.
So ist es richtig! Der Buntspecht hängt
am Baum und trommelt fröhlich. Leider interessiert sich der
hübsche Vogel zunehmend für Hausfassaden und verursacht
dabei große Schäden.
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Bild: © Main-Post |
Der Buntspecht der Zimmermann im Wald
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