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Der Stieglitz - der mit dem pinzettenartigen Schnabel


Würzburg: Warum wurde der Stieglitz (Carduelis carduelis) zum "Vogel des Jahres 2016" gekürt? frage ich Herrn Neckermann von den Umweltfreunden Würzburg. "Weil mit ihm der fortschreitende Strukturverlust in unserer ausgeräumten Kulturlandschaft ins Blickfeld gerückt werden soll. D.h. es gibt bei dieser Vogelart eine große Abhängigkeit von Wildkräutersamen und von Unkrautfluren, auch der Rückgang an Brachen und Ruderalflächen machen dieser Vogelart schwer zu schaffen und sind in direkter Verbindung mit den Populationsverlusten zu bringen", meint der Hobby-Ornithologe.



Der Stieglitz oder Distelfink ist der Vogel des Jahres 2016 (Bild: Maximilian Dorsch) Der Stieglitz gehört zu den schönsten Vögeln Mitteleuropas und ist in Bayern außerhalb der Alpen noch flächendeckend anzutreffen. Es gibt aber deutliche Hinweise für einen Rückgang dieser Vogelart.
Der Stieglitz, oder Distelfink, ist der Vogel des Jahres 2016 Bild: Maximilian Dorsch



Mit den Landschaftsveränderungen einher geht wohl auch der dramatische Rückgang unserer Insekten. Durch Verbauung und Zersiedelung verlieren wir z.B. in Bayern 18 ha, Tag für Tag, an Naturflächen die unter Asphalt und Beton verschwinden!

Der Stieglitz soll als Botschafter dienen, für ein mehr an Artenvielfalt und Farbe in Agrarräumen und Siedlungsbereichen.

"Immer wieder bin ich fasziniert von diesem Vogel, wenn er um die Winterjahreszeit meinen Garten besucht um an den ausgebrachten Futterstellen nach Nahrung zu suchen", erzählt Neckermann weiter. Gute Erfahrungen hat er gemacht, mit Fettklösen in denen Samen enthalten sind. Erst vor ein paar Tagen konnte er einen Trupp Stieglitze bei einem Naturgang beobachten, wie sie sich dann aber schnell in die Büsche schlugen.




Sein zweiter Name "Distelfink" bezieht sich auf seine Lieblingsnahrung, die Samen von Disteln.
Der wissenschaftliche Name "Carduelis" leitet sich von "carduus", die Distel ab. Der Name Stieglitz wurde aus der polnischen Sprache ("szczygiel") ins Deutsche entlehnt.
Der Stieglitz ist ein vertrauter Brutvogel und Wintergast in unseren Naturgärten (Bild: © Maximilian Dorsch)
Bild: © Maximilian Dorsch Der Stieglitz ist ein vertrauter Brutvogel und Wintergast in unseren Naturgärten



Bunte Landschaften mit ausreichend Nahrung gibt es jedoch für den "Distelfink", dies ist sein zweiter Name, immer weniger, daher ist der Bestand des Stieglitzes in Deutschland in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen.
Stieglitze trifft man häufig auf Brachflächen an, denn sie sind, was auch ihr zweiter Name "Distelfiunk" andeutet, auf das Ernten von Distel- und Klettensamen spezialisiert. Ihr auffallend langer, spitzer Schnabel stellt ein hervorragendes Werkzeug zum Herausklauben der feinen Samen dar. Daneben ernähren sich die Vögel je nach Jahreszeit von anderen Korbblütlersamen (z.B. Margerite, Astern), sowie Samen der Hochstaudenfluren. Insekten nehmen sie seltener. Im Winterhalbjahr spielen die Samen von Bäumen, vor allem Birken und Erlen, eine größere Rolle, im zeitlichen Frühjahr auch Kiefernsamen.



Was der Stieglitz benötigt sind Brachflächen und Hochstaudenfluren (Bild: Markus Gläßel) Der Stieglitz ist hervorragend an seine Ernährungsweise angepasst. Sein Schnabel ist lang und spitz wie eine Pinzette, so dass er an Samen gelangt, die viele andere Vögel nicht erreichen.
Was er benötigt, sind Brachflächen und Hochstaudenfluren Bild: Markus Gläßel



Stieglitze bringen zwei Jahresbruten hervor, die Jungen schlüpfen nach zwei Wochen. Das Brüten besorgt das Weibchen alleine, wird aber vom Männchen am Nest gefüttert. Die Jungspunde haben noch nicht das auffallend gefärbte Gefieder der Eltern. Sie bleiben zwei bis drei Wochen im Nest und werden von ihren Eltern gefüttert. Meist ist es so, dass das Weibchen da bereits mit dem Bau eines weiteren Nestes beginnt, für die zweite Brut.

Da die Stieglitze zwei Jahresbruten hervorbringen, verlassen diese Jungen meist erst Ende August das Nest, zum Teil gibt es noch Mitte September Nestlinge. Die Jungen erhalten von beiden Elterntieren das Futter aus dem Kropf, das verschiedene Samen enthält. Leider ist es durch den Verlust der alten Obstgärten - viele werden einfach gerodet, ohne darüber nachzudenken was dies für unsere Natur bedeutet - ein Bruthabitat genommen. "Lassen Sie doch Bitte in ihrem Garten alte Obstbäume stehen, hier können Sie am ehesten das sauber gefertigte Stieglitznest in den äußeren Zweigen, im Herbst wenn die Blätter fallen, auffinden", erklärt Neckermann.
"Der Verlust gerade alter Obstgärten mit hochstämmigen Bäumen nimmt diesen Vögeln und vielen anderen Arten einen Lebensraum. Der Verlust von Hochstaudenfluren führt zu einer Nahrungsknappheit bei den samenfressenden Arten", meint Neckermann weiter.



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- letzte Aktualisierung: Mittwoch, 17. April 2024 -
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