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Jungvögeln ganz behutsam helfen


Zarte Neuankömmlinge: Landesbund für Vogelschutz gibt wertvolle Tipps


Region Würzburg:
In vielen Gärten piepst und raschelt es zur Zeit unaufhörlich. Die ersten Jungvögel des Jahres werden flügge. Dabei sind die flaumigen Federkinder vielen Gefahren ausgesetzt. Damit möglichst viele Vogelkinder überleben, gibt der Ochsenfurter Bernhard Neckermann vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) Tipps, wie man allein gelassenen Jungvögeln helfen kann - und sagt auch, was man unbedingt vermeiden sollte.


Das, was in der Fachsprache "ausfliegen" heißt, sieht meist mehr nach "herausfallen" aus. Eine junge Amsel oder Blaumeise, die gerade aus dem Nest gekommen ist, wirkt hilflos. Mir kurzem Stert, herunterhängenden Flügeln und ungeschickt hüpfend, versteckt sie sich in den Sträuchern - wo auch die Nachbarskatze herumschleicht.

"Die ersten Tage nach dem Verlassen des Nestes sind die gefährlichsten", sagt Bernhard Neckermann aus Ochsenfurt. Der Umweltschützer vom LBV weiß auch, dass die Hälfte aller Jungvögel die erste Woche nicht überlebt.
Genau diese Hilflosigkeit der kleinen Piepmätze rührt viele Menschen an. Doch bei aller Sorge und allem Mitgefühl: Gartenbesitzer sollten sich nicht dazu verleiten lassen, unüberlegte Rettungsaktionen zu starten.


Junge Blaumeise ruft wohl nach den Eltern (Bild: © Michael Schiller) Die Blaumeise wird nur zwischen 10,5 bis 12 Zentimetern groß.

Sie hält mit durchschnittlich 10 bis 11 Eiern den Rekord für das größte Gelege unter den Nesthockern.

Ich selbst habe einmal bei der Kontrolle und Säuberung der Nistkästen ein wohl verlassenes Gelege von 11 Eiern entdeckt.
Junge Blaumeise ruft wohl nach den Eltern Bild: © Michael Schiller


Nicht füttern
"Auf keinen Fall sollte man das Vögelchen in einen Käfig stecken und ihm Würmer zufüttern", sagt Neckermann. Auch sollte man nicht voreilig handeln, wenn man ein vermeintlich verlassenes Vögelchen entdeckt. "Die Amsel- oder Meiseneltern sind in der Nähe, lassen sich aber manchmal länger als eine Stunde nicht sehen oder hören und kommen dann doch wieder mit einem fetten Wurm zu dem Kleinen", schildert der Vogel-Experte.
Rasche Hilfe indes kann notwendig sein, wenn ein Jungvogel an einem gefährlichen Ort sitzt, zum Beispiel am Straßenrand oder alleine auf einer Terrasse. "Dann nehmen sie ihn am besten vorsichtig hoch und setzen ihn an sicherer Stelle wieder ab", empfiehlt Neckermann.
Das kann der Ast eines Baumes sein, oder eine Hecke. Die Entfernung sollte aber nicht mehr als 25 Meter betragen, damit das Kerlchen von seinen Eltern wieder gefunden wird. "Da kann er dann ab und an einen lauten Schrei von sich geben, und so die Eltern auf sich aufmerksam machen".
Nur junge Vögel, die durch die harte Lehre der ersten Tage kommen, haben laut Neckermann eine gute Überlebenschance. Wer also einen hilflosen Jungvogel in einem Baum sieht, sollte ihn nicht gleich in Obhut nehmen, sondern wenigstens eine Stunde lang beobachten. Erst dann zeigt sich, ob sich nicht doch Elterntiere um den scheinbar hilflosen Jungvogel kümmern.
Der Landesbund für Vogelschutz rät dringend dazu, sich jetzt von Nestern im Garten fernzuhalten. Wenn Gefahr droht, stoßen die Eltern einen spitzen Alarmschrei aus und dann kann es passieren, dass die Jungen das Nest panikartig verlassen. Es ist äußerst schwierig, die Heranwachsenden wieder in das Nest zu setzen.
Einen kranken und verwundeten Vogel kann man am besten in einen dunklen Karton setzen und in eine Vogelauffangstation bringen. "Auf keinen Fall sollte man einen verletzten Vogel selbst verarzten, denn für eine Vogelbehandlung benötigt man spezielle Kenntnisse", erklärt Neckermann.

Keine Sorgen müsse man sich indes machen, dass ein Vogelkind nach Berührung durch Menschenhand nicht mehr von seinen Eltern angenommen werden könnte. "Nehmen Sie einen vermeintlich verlassenen oder bettelnden Jungvogel aber nur mit, wenn Sie sicher sind, dass er tatsächlich von seinen Eltern verlassen wurde. Dann bringen Sie ihn sofort zur Vogelauffangstation".
"Versehentlich mitgenommene Tiere können innerhalb von 24 Stunden wieder an den Fundort zurückgebracht werden. Solange suchen die Altvögel nach ihrem Sprössling. Nach 24 Stunden bedarf der Vogel menschlicher Hilfe", sagt Neckermann weiter.
 


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