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Mit Falken Taubenjagd im "Knast"
Interessantes Pilotprojekt in der Würzburger JVA begeistert sogar
viele Häftlinge
Lengfeld:
Gefängnisse gelten in der Regel als sichere Einrichtungen.
Dass sie aber auch ein geschütztes Brut- und Jagdrevier für bedrohte
Wanderfalken sind oder werden können, ist ein Novum. In der Würzburger
Justizvollzugsanstalt am Friedrich-Bergius-Ring haben in der
Schreinerei Gefängnis-Insassen sechs Falkenkästen gebaut, die an den
höchsten Stellen der Dächer dieser "geschlossenen Anstalt" jetzt
montiert werden.
Sie sollen die lästigen Tauben jagen, die ähnlich wie im Stadtgebiet
überall an den unmöglichsten Stellen die sonst sehr gepflegten Gebäude
verschmutzen und große Schäden verursachen.
Holger Schubert, Sozialpädagoge in der Würzburger JVA, ist spürbar
begeistert von dem Experiment. Weil es eigentlich nur mehrfachen
Nutzen bringen kann, sollte es gelingen. Ähnlich wie in der Innenstadt
hatte man alles versucht, die teils mehr als 100 Tauben los zu werden.
Schutznetze halfen ebenso wenig wie ein Taubenhaus, wo man nach dem
Stadtmodell die neue Brut durch Wegnahme von Eiern verhindern wollte.
Das Taubenhaus wurde nicht angenommen.
Als ein in Lengfeld beheimateter Wanderfalke auf dem JVA-Gelände eine
Taube schlug und Unruhe in die Taubenkolonie kam, gab es die Idee, auf
eigenem Gelände Falken anzusiedeln. Die örtlichen Vertreter von
Landesbund für Vogelschutz (LBV) wurden konsultiert. Sie
prognostizierten durchaus große Erfolgsaussichten, weil im Raum
Würzburg sechs und mehr Brutpaare registriert sind. Die Chancen für
"eigene" Knast-Falken werden von den Experten als nicht gering
eingeschätzt. Zumal es sich hier um ein ziemlich sicheres Revier mit
relativ viel Ruhe handelt.
Jetzt sind in der Gefängnis-Schreinerei sechs Nistkästen gebaut
worden. Ein kleines Ereignis, an dem sich auch mehrere
Gefängnis-Insassen begeistern konnten. Vielleicht kann man ja, und
wenn es nur aus dem vergitterten Fenster der Zelle ist, irgendwann
einmal sogar den Erfolg beobachten. Hier ist fast jede Abwechslung im
Alltag interessant und willkommen, egal was es ist.
Die Chance jedenfalls, dass das Projekt gelingt, ist nicht gering.
Zudem Wanderfalken hier schon jagen. Das insgesamt 14 Hektar große
Gelände ist auch ein ruhiges Revier für die Falken und gut von
Störenfrieden jeder Art geschützt. Neben den Tauben gibt es innerhalb
und außerhalb der Gefängnismauern auch jede Menge Beute. Kein
Unberechtigter kommt an die Gelege der Falken ran. Ein großer Vorteil,
so Holger Schubert. Andernorts versuchen Taubenzüchter, die Brut zu
verhindern, außerdem sind die Eier ein begehrtes Objekt für arabische
Länder, wo die Falknerei sehr heimisch ist.
Auch Eulen willkommen
Natürlich wird nicht erwartet, dass alle Kästen belegt werden. "Wir
freuen uns auch auf Eulen", so Schubert. Denn Mäuse und Ratten
gibt es in diesem Revier auch genug. Das hat seinen Grund. Nicht
wenige der Insassen genießen es, Brot oder andere Speisereste nach den
Mahlzeiten durch ihre Zellenfenster nach draußen zu schieben, um dann
das Treiben der hungrigen Tiere wenigstens für eine kurze Zeit
beobachten zu können. Natürlich wurde baulich einiges unternommen,
dass solche Fütterungen nicht überhand nehmen. Schließlich wird damit
auch Ungeziefer wie Mäuse und Ratten angezogen. Die Gefängnis-Leitung
wird es aber wohl nicht ganz verhindern können.
Für Tiere kann man offenbar das Herz sehr vieler der rund 700
Inhaftierten erwärmen. Deshalb ist auch dieses Experiment für die
Insassen, die bis zu vier Jahren verurteilt sind, eine interessante
Abwechslung. Zu früherer Zeit wurden auch schon Nistkästen für
Singvögel angebracht. Die Außen- und Innenmauern mit Stacheldraht
lassen es natürlich nicht zu, dass Vierbeiner wie Mäuse und Ratten im
Innenbereich des Gefängnisses Fuß fassen.
"Wer fliegen kann, wird aber schnell bei uns heimisch", meint
Holger Schubert schmunzelnd. Da verweist er auf die rund 40 bis 50
Enten, die sich in der wärmeren Jahreszeit im JVA-Löschteich tummeln
und auch im Gefängnis brüten. "das sollten Sie mal sehen, wenn
dann die kleinen Entenküken sich um den Weiher tummeln, da werden
viele wachsweich".
Wenig Natur für die Häftlinge
Die ganz harten Straffälligen sind in Würzburg ohnehin nicht
inhaftiert. Es sind viele Untersuchungshäftlinge hier, darunter etwa
80 Frauen. Das Gefängnis ist im Moment überbelegt wie alle
Haftanstalten in Bayern. Und es sollte niemand auf die Idee kommen,
dass es allzu viele Möglichkeiten für die Häftlinge gibt, das bisschen
Natur ausgiebig zu genießen. Die Zeiten draußen sind streng geregelt
und knapp bemessen.
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Wenn Wanderfalken in den
Nistkasten einziehen, dann brechen schwere Zeiten für die
Tauben an. |
Ein Mitarbeiter der JVA bringt einen
wetterfesten, ziemlich großen Falkenkasten auf ein Dach der
Gefängnis-Anlage.
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