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Wanderfalke in rettenden Händen
Falkner aus Oberdürrbach pflegt verletztes Weibchen in seiner
Dusche gesund
Würzburg-Land: Lautlos öffnet sie ihren Schnabel,
stößt blitzschnell
vor. Der Anblick des Wanderfalkenweibchens ist
respekteinflößend - trotz Gehirnerschütterung. Die hat sie sich
zugezogen, als sie gegen eine Scheibe geflogen ist. Der Falkner Jürgen
Färber aus Oberdürrbach pflegt das Tier nun gesund.
Sie zittert. "Das ist die Aufregung", sagt Jürgen Färber.
Eigentlich gehe es dem Weibchen schon wieder besser. "Das sieht man an
den klaren Augen". Aber ihre rechte Schwinge ist geprellt und so muss
sie noch ein paar Tage in Färbers Auffang- und Pflegestation für
verletzte Greifvögel und Eulen bleiben. Am Donnerstag ist das Weibchen
vor eine Glasscheibe des Gebäudes von Koenig & Bauer an der Zeller
Brücke geflogen. Ein Mitarbeiter rief bei Färber an: "Wir haben einen
Habicht auf der Terrasse". Färbers Schnurrbart vibriert: "Ich habe ihn
gefragt, wie der Habicht denn aussieht, denn ich ahnte bereits, dass
es sich hier um einen Wanderfalken handelt - die brüten dort schon
1990".
Zuvor habe es in Würzburg Stadt und Land keine Wanderfalken
mehr gegeben. "Inzwischen sind mir in der Gegend fünf Brutpaare
bekannt", sagt Färber. Ein Grund zur Freude, da die Art über viele
Jahre massiv vom Aussterben bedroht war. Dank eines vom Landesbund für
Vogelschutz in Bayern (LBV) initiierten, bayernweiten
Artenhilfsprogramms hat sich der Bestand des Wanderfalken in Bayern
inzwischen jedoch versechsfacht. "In Unterfranken ist der Wanderfalke
gerettet", so Willy Cavallo von der Aktion Wanderfalken- und
Uhuschutz.
Als Färber mit dem Weibchen aus dem Nebenraum kommt,
untersucht er prüfend seine freie Hand. Das "prachtvolle" Tier
"beißt ganz schön". Trotz des speziellen Griffs des Falkners.
Etwa vier Jahre ist sie alt, schätzt er. Sie wiegt 1150 Gramm. "Das
ist stattlich, gut genährt für diese Art". Wegen der Kälte hält Färber
sie nicht in der Voliere, sondern auf einem Handtuch in der Dusche.
Greifvögel hätten ihn schon früh fasziniert, erzählt der
Falkner. Mit 11 Jahren hat er seinen ersten Vogel aufgezogen - einen
Turmfalken. Heute ist Färber 48 Jahre alt, Frührentner, und betreibt
seit 27 Jahren seine Auffang- und Pflegestation. "Etwa 2000 Tiere habe
ich bislang versorgt - darunter sechs Wanderfalken". Die meisten Vögel
sind dem Verkehr, Stromleitungen oder Gebäuden zum Opfer gefallen.
"Die Umwelt wird immer enger für die Tiere", sagt Färber ernst. Und
Enge ist nichts für schnelle Jäger wie den Falken: "Im Sturzflug
erreichen sie bis zu 300 Kilometer
pro Stunde", sagt Färber. Das fasziniert seit Jahrhunderten
Menschen aller Kulturen - auch die Scheichs in Dubai. Denn in den
Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) symbolisieren die Tiere Macht
und Geld. "Aber dort wollen sie die weißen Falken", sagt Färber.
Wann wird dieses Weibchen wieder mit 300 Kilometer pro Stunde
auf Würzburg hinunter stürzen? "Sobald die Schwinge komplett
funktionsfähig ist - ich hoffe in einer Woche", sagt Färber. Sie sei
der weibliche Brutvogel, erklärt er, und die Brutsaison beginne im
März. "Gott sei Dank hat sie heute zum ersten Mal gefressen". Der
Falkner schaut dem Wanderfalkenweibchen in die Augen. Dann lächelt er.
Was er sieht, stimmt ihn wohl zuversichtlich.
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Ein Wanderfalken-Weibchen flog
gegen eine Fensterscheibe. Nun wird sie vom Falkner Färber
gesund gepflegt und nach Gesundung wieder ausgewildert. |
Falkner
Färber pflegt einen verletzten Wanderfalken |
Bild: © Main-Post |
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