|
Vögel beobachten im Winter
Eine Futterstelle kann zur Allgemeinbildung beitragen
Würzburg: Vögel am Futterhaus zu beobachten mach Spaß, und diese
Beschäftigung hat sogar einen Bildungseffekt. Der Landesbund für
Vogelschutz (LBV) fand in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule
Weihenstephan heraus, dass bayerische Schulkinder im Durchschnitt nur
vier einheimische Vögel kennen. Wer allerdings mit einem Vogelhäuschen
aufwächst, kennt deutlich mehr.
Zur Allgemeinbildung trägt auch die "Stunde der Wintervögel" bei, zu
der der LBV am Dreikönigstag zum fünften Mal aufrief. Eine Stunde lang
zählten die Bürger im Garten, Park oder auf dem Balkon die Vögel. Nach
Angaben des Landesbundes beteiligten sich in Unterfranken 1246
Personen, 17000 Menschen meldeten sich in Bayern. Knapp 50.000 Vögel
wurden dabei bayernweit gesichtet. Bei der Auswertung erhoffen sich
die Naturschützer Erkenntnisse über die Population und den Zustand der
Vögel. Auch regionale Unterschiede und mögliche Auswirkungen des
Klimawandels auf die Vogelwelt sollen ausgearbeitet werden, sagt Marc
Sitkewitz, Leiter der LBV-Geschäftsstelle in Veitshöchheim.
Auch an der vier Vogelhäuschen im Garten des Ehepaares Scheuring in
Lohr (Lkr.Main-Spessart) herrscht derzeit reges Treiben. Seit über 30
Jahren füttern Annelore und ihr Mann Hermann gefiederte Gäste, denn
beide sind begeisterte Vogelbeobachter. Das Futter kocht Annelore
Scheuring selbst aus Fett, Hanf, Sonnenblumenkernen und Walnüssen.
Mit der Art des Futters kann man seine Besucher gezielt einladen.
"Amseln, Drosseln und Rotkehlchen sind Weichfutterfresser, die gerne
Äpfel, Rosinen oder Getreideflocken fressen", erläutert Sitkewitz.
Finken sind Körnerfresser, Meisen und Spatzen dagegen nehmen fast
alles. Bei den Scheurings kamen bislang viele Stare ans Vogelhäuschen,
aber auch Rotkehlchen und Meisen.
Wer frisst was? |
Grünfink |
Dompfaff |
Haussperling |
Amsel |
Kohlmeise |
frisches Brot |
|
|
X |
|
|
Hanfsamen |
X |
X |
X |
|
X |
Sonnenblumenkerne |
X |
X |
X |
|
X |
Hafer |
X |
X |
|
|
|
Wildvogelfutter |
X |
X |
X |
|
X |
Rosinen |
|
|
|
X |
|
Apfelbutzen |
|
|
|
X |
|
gekochte Kartoffeln |
|
|
|
X |
|
Kokosfett |
|
|
|
|
X |
Talg |
|
|
|
|
X |
milder Käse |
|
|
|
|
X |
Nüsse |
|
|
X |
|
X |
Anstatt einer Fütterung kann auch jeder Gartenbesitzer für den
Vogelschutz schon auf kleinsten Flächen viel leisten. Gartenstauden,
Altgras oder Disteln sollten im Herbst stehen gelassen werden, da
darin viele Larven von Insekten überwintern, ein Leckerbissen für
viele Vögel rät der Bund Naturschutz in Bayern. Auch von heimischen,
fruchtenden Sträuchern hat die ganze Vogelschar etwas. "Schwarzer
Holunder und Vogelbeere stehen in der Hitparade der Lieblingsfrüchte
ganz oben", sagt Sitkewitz vom LBV.
|
Das Rotkehlchen war Vogel des
Jahres 1992.
Disteln und Gartenstauden über den Winter stehen lassen,
darin überwintern auch viele Larven von Insekten. Nahrung auch
für das Rotkehlchen. |
Rotkehlchen aus Nord- und Osteuropa überwintern in unseren
Gefilden |
Bild: © Michael Schiller |
Und auch die Art der Pflege des eigenen Gartens macht vieles
aus: Unter einer Laubschicht finden Amsel, Rotkehlchen und Zaunkönig
auch im Winter oft noch Insektenfutter. Zu viel Ordnung, mit
Laubsauger und Rechen erschaffen, lässt ihre Mägen im Winter knurren.
Ganz aufs Futterhaus zu verzichten braucht man trotzdem nicht. Es
macht einfach Spaß, die Vögel einmal ganz aus der Nähe sehen zu
können. Dabei sollte man auf Hygiene achten, den Futterplatz
regelmäßig säubern und nur qualitativ hochwertiges Futter anbieten.
"Lieber öfter nur wenig füttern als viel auf einmal", rät Marc
Sitkewitz.
Im Garten der Scheurings liegt ausreichend Vogelfutter bereit, solange
die winterliche Witterung anhält. Und im nächsten Jahr will sich das
Ehepaar auch an der Wintervogelzählung des LBV beteiligen.
Zugvögel am Futterhäuschen
Weit gereist sind die meisten Wintervögel, die man an
bayerischen Vogelhäuschen, im Garten oder Wald beobachten kann.
Aus dem fernen Sibirien kommt der Seidenschwanz im Hochwinter
bei uns an, wenn ihm in der eisigen Waldsteppe Nordrusslands die
Vogelbeeren ausgehen. Der nordische Bergfink gerät auf der Suche
nach reifen Bucheckern einige Tausend Kilometer südlich bis zu
uns. Aber auch so mancher Buch- oder Grünfink, der in Bayerns
Vorgärten seine Sonnenblumenkerne verzehrt, ist gar nicht aus
Bayern, sondern aus Schweden oder Russland.
Wie bei den Menschen gibt es aber auch bei den Vogelarten
einige, die nicht gern verreisen - so der Spatz. Manche
Stadtspatzen bewegen sich das ganze Jahr über nicht mehr als 50
Meter von der heimatlichen Dachrinne weg. Spatzen pfeifen aber
auch in Sydney und New York von den Dächern, weil sie von
Aussiedlern aus Europa mitgebracht wurden. |
zurück
|
|