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Landschaftspflege vor dem Aus?
Pflegeverband sieht eigene Arbeit in
Gefahr - Kundgebung in München
Würzburg-Land: Das angekündigte
Streichkonzert des bayerischen Ministerpräsidenten stellt die Arbeit
des Landschaftspflegeverbands Würzburg in den vergangenen Jahren
insgesamt in Frage. So die Einschätzung Hubert Marquarts, Biologe am
Landratsamt und Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes.
Gemeinsam mit 1500 Kollegen, Naturschützern, Landwirten und Schäfern
hat er am Dreikönigstag in München an einer Kundgebung teilgenommen,
um auf die schlimmen Folgen eines radikalen Sparkurses aufmerksam zu
machen.
Zahlreiche Betriebe, die in der Landschaftspflege tätig sind, sehen
sich in ihrer Existent gefährdet, denn die Maßnahmen sind im
Wesentlichen von Zuschüssen abhängig.
Im Landkreis Würzburg trifft es vor allem die
hauptberuflichen Schäfer, die einen wesentlichen Anteil ihres
Einkommens aus dem Vertragsnaturschutz bekommen.
Dabei, so Marquart, erhalten die Betriebe für die Beweidung bestimmter
Biotopflächen vertraglich vereinbarte Zahlungen. Die Schafbeweidung
ist Voraussetzung für den Erhalt bestimmter Naturstandorte.
Die Magerrasen und Sandäcker auf den Hochflächen über dem Main etwa
können ihre Vielfalt seltener Arten nur bewahren, wenn sie regelmäßig
von Schafen abgeweidet werden.
Unterbleibt die Beweidung, dann ersticken Büsche und dichte
Grasteppiche schnell die seltene Flora. Glücklicherweise - so Marquart
weiter - laufen die meisten der auf fünf Jahre abgeschlossenen
Verträge erst in den kommenden Jahren aus und sind nicht sofort von
den drohenden Einsparungen betroffen.
Anders sieht es bei Einzelprojekten aus, für die der
Landschaftspflegeverband Würzburg im Jahr zwischen 250.000 und 300.000
Euro ausgibt. Solche gezielten Pflegemaßnahmen werden wohl ab sofort
eingestellt werden müssen. Die Folge: Die in den letzten Jahren
erzielten Erfolge wären schnell wieder zunichte gemacht, wenn die
Pflege nicht aufrecherhalten bleibt.
"Wenn man zwei, drei Jahre nichts macht, ist der alte Zustand schnell
wieder da. Dann wäre das Geld zum Fenster rausgeworfen", sagt Hubert
Marquart.
Finanziert werden die Projekte von den betroffenen Gemeinden und vom
Landkreis, aus Spenden und aus Zuschüssen. Die Zuschüsse in Höhe von
bis zu 70 Prozent der Kosten stammen in erster Linie von der
Europäischen Union.
Von fünf Euro, die in Bayern in den Landschaftsschutz investiert
werden, stammt nur ein Euro aus den Kassen des Freistaats, wie die
Redner der Münchner Kundgebung hervorhoben. Das verleiht den
beabsichtigten Mittelkürzungen eine zusätzliche Tragik: Wenn der
Freistaat keine Zuschüsse in die Landschaftspflege mehr gibt, dann
gehen dadurch auch die EU-Fördermittel verloren.
Der Kundgebung vor der Münchner Feldherrenhalle hatten sich neben den
bayerischen Landschaftspflegeverbänden auch der Landesverband der
Bayerischen Schafhalter, der Landesbund für Vogelschutz und der Bund
Naturschutz angeschlossen. Aus den Landkreisen Würzburg und Kitzingen
machte sich eine über 50 Personen starke Gruppe auf den Weg in die
Landeshauptstadt. Auch die Kreisgruppe Würzburg im LBV war mit einer
Abordnung vertreten.
Alle Redner forderten die Rücknahme der überproportionalen Kürzungen
bei den Förderprogrammen Vertragsnaturschutz und
Kulturlandschaftsprogramm.
Ansonsten sei der kooperative Naturschutz, die Kooperation zwischen
Landwirtschaft und Naturschutz, nicht fortzuführen. Man sei wie alle
anderen zum Sparen bereit, doch müsse dies mit Maß und Ziel geschehen.
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Vertreter der
Landschaftspflegeverbände aus den Landkreisen Würzburg und
Kitzingen sowie Mitglieder des Bund Naturschutz und des
Landesbund für Vogelschutz protestierten in München gegen die
überproportionale Kürzung bei Naturschutz und
Landschaftspflege.
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Landschaftspflege-Protestkundgebung
in München |
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