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                  Wanderung durch den Märzenbecher-Wald bei Tückelhausen

                    
Märzenbecher - Frühblüher - die ersten Rückkehrer sind da


Am Samstag, den 05.03.2011 trafen sich am ehemaligen Bahnhofsgelände Tückelhausen 25 Naturinteressierte um mit Thomas Langhirt und Bernhard Neckermann eine erste Frühjahrsbegehung zu unternehmen. Diesmal ging es in den Märzenbecher-Wald entlang des Thierbaches, ein Idyll vor den Toren Ochsenfurts.


Der Märzenbecherwald bei Tückelhausen (Bild: Thomas Langhirt) 25 Naturinteressierte trafen sich an einem sonnigen Frühlingstag um im Märzenbecherwald Natur zu erleben. Im Hintergrund ist aufgehäuftes Reisiggut zu erkennen, das sich schnell Zaunkönig und Rotkehlchen als Brutplätze gesichert haben. Wir haben die Stadt Ochsenfurt davon unterrichtet, damit dieser Reisighaufen nicht entfernt wird.
Der Märzenbecher-Wald bei Tückelhausen Bild: Privat


Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung der neu gebildeten Umweltgruppe "Naturfreunde Würzburg-Ochsenfurt u. Umgebung" ging es auf der ehemaligen Gaubahntrasse, die heute als Rad- und Wanderweg genutzt wird, entlang, um nach etwa 100 Metern in den Wald einzutreten. Hier machte sich auch gleich ein Grünspecht mit seinen charakteristischen Rufen auf sich aufmerksam. Bernhard Neckermann deutete die Stimme und berichtete ein wenig aus dem Leben des Grünspechtes. Die ersten Frühlingsblumen werden von Thomas Langhirt gekonnt und umfassend erklärt.

Wir folgen diesem Weg, der leicht ansteigt und können das Immergrün auf dem kahlen Waldboden erkennen, bevor wir die Felder unterhalb von Kaltenhof erreichen.


Erstes Grün ist auf dem sonst kahlen Boden im Wald zu sehen. Ganz nah, kann der Grünspecht gehört werden. Erstes zartes Grün kündigt den baldigen Frühling an (Bild: Thomas Langhirt)
Bild: Thomas Langhirt Erster zartes Grün kündigt den Frühling an


Auf einem Feldweg gehen wir dann Richtung Kaltenhof, passieren die kleine Ansiedlung und folgen alsbald einen parallel zum Waldrand verlaufenden Weg. Nach dem Eintritt in den Wald erblicken wir in der Hochphase mehrere hundert blühende Märzenbecher, die den zum Thierbach hin abfallenden Hang, bedecken.


Die Frühlingsknotenblume - auch Märzenbecher genannt (Bild: Thomas Langhirt) Einer der ersten Frühlingsboten - der Märzenbecher (Leucojum vernum).
Die Frühlingsknotenblume - auch Märzenbecher genannt Bild: Thomas Langhirt



Thomas Langhirt erklärt uns was es mit der "Frühlings-Knotenblume" auf sich hat: Weil seine Blüte ähnlich intensiv duftet wie eine Veilchenblüte, wird der Märzenbecher auch "weißes Veilchen" genannt. Der beliebte Frühjahrsblüher kam aus den feuchten Laubwäldern in unsere Gärten. Schon 1420 war er nachweisbar in Kultur und fehlt auch heute immer noch in kaum einem Garten. Seine Blüten werden von Bienen und Schmetterlingen bestäubt. Ist es aber so kalt, dass sich kein Insekt aus seinem Schlupfwinkel wagt, können sie sich auch selbst bestäuben. Die kugeligen Samen werden von Ameisen verbreitet. Natürlich erwähnt Thomas auch: "Dass diese Pflanze zu den Giftpflanzen gehört. Der Märzenbecher enthält in Zwiebeln und Blättern herzwirksame Alkaloide. Vor allem Kinder sind gefährdet. Über sein Vorkommen lässt uns Thomas wissen, dass der Märzenbecher in Auwäldern vorkommt, auch in feuchten Laubwäldern, auch dass er nährstoffreiche Böden benötigt.
Thomas vergisst auch nicht zu erwähnen, dass der Märzenbecher geschützt ist, nach der Bundesartenschutzverordnung und er ist in den Roten Listen der gefährdeten Pflanzen gelistet.


Unser Weg führt uns hangabwärts zu einer Wiese mit einem kleinen Teich, an dem ich schon den Eisvogel entdecken konnte, und gelangen so zum Radweg der ehemaligen Gaubahntrasse. Wir überqueren eine kleine Brücke und gelangen an das andere Ufer des Thierbaches und folgen diesem auf schmalem Weg nach Acholshausen.
Unterwegs können wir einen sogenannten "Spechtbaum" bestaunen. In letzter Zeit hat ein großes Umdenken stattgefunden, so dass man solche Bäume im Wald nun des Öfteren sehen kann. Begrüßenswert ist auch die Tatsache, dass dieses Totholz nicht mehr "weggeräumt", sondern vor Ort liegen gelassen wird. Für viele Ameisen- und auch Käferarten ein neuer Lebensraum.


Bernhard Neckermann erzählt über diese "Bäume" folgendes:

Der Schwarzspecht ist der Zimmermann des Waldes und wichtig für die Artenvielfalt im Wald. Er baut seine bis zu 60 Zentimeter großen Höhlen in alten Bäumen. Dort zieht nicht nur er seinen Nachwuchs groß. Die Höhlen werden von etwa 60 verschiedenen "Nachmietern" als Wohnraum genutzt. ...

Grandios - alter Spechtbaum - ist Lebensbaum (Bild: Thomas Langhirt)
Bild: Thomas Langhirt Grandios - alter Spechtbaum - ist Lebensbaum



... Viele dieser Höhlennutzer, wie Siebenschläfer, Hohltaube, Schellente oder Raufußkauz, sind in Deutschland selten geworden. Deshalb sind Spechtbäume von großer Bedeutung - nicht nur für den Schutz des Spechtes, sondern für die Artenvielfalt im Wald.
Der Schwarzspecht nutzt am liebsten dicke Laubbäume wie Buchen, aber auch Nadelbäume wie Kiefern. Viele Waldbesitzer lichten ihre Wälder in hohem Maße und großem Tempo. Dabei werden oft die Spechtbäume übersehen und gefällt. Deshalb ist eine dauerhafte Markierung dieser Bäume sehr wichtig, damit diese Bäume dauerhaft den Bewohnern, auch vielen einheimischen Käfern, erhalten bleibt.

Damit dies so bleibt, brauchen wir einen alten Wald. Einen Wald mit alten Bäumen, die nicht nur als Holzlieferant dienen sollen, sondern auch für die Waldlebensgemeinschaft existentiell sind.


Wir setzen unsere Wanderung fort und werfen einen Blick auf ein steinernes Zeugnis, der Kalksteinverarbeitung und ganz in der Nähe ist auch ein aufgelassener Steinbruch zu finden.


Alter Kalksteinofen - Zeugnis einer längst vergangenen Zeit (Bild: Thomas Langhirt) Thomas Langhirt berichtet über die schwere Arbeit der Kalksteinverarbeitung, die erst in den 1950er Jahren eingestellt wurde, außerdem berichtet er über die Bewohner in den Steinbrüchen.
  
Alter Kalksteinofen, Zeugnis einer längst vergangenen Zeit Bild: Thomas Langhirt


Diese alten aufgelassenen Steinbrüche sind oft letzte Rückzugsorte vieler Pflanzen und Tiere.


Zeugen von schwerer körperlicher Arbeit, die alten aufgelassenen Steinbrüche. Hier wurde der Stein gebrochen, der für die Natursteinhäuser und -ställe benötigt wurde.

Heute sind diese oft letzte Rückzugsorte einer bedrohten Flora und Fauna. Hier kommt auch eine die zur Familie der Echten Eidechsen zählt noch gut vor: die Waldeidechse.
Alte aufgelassene Steinbrüche - Rückzugsort für Flora und Fauna (Bild: Thomas Langhirt)
Bild: Thomas Langhirt Alte aufgelassene Steinbrüche - Rückzugsort für Flora und Fauna


Eine Bewohnerin dieser alten Steinbrüche, ist die Waldeidechse, eine schlanke, kleinwüchsige und durch ihre kurzen Beine gedrungen wirkende Eidechse. Sie hat einen kleinen Kopf und ihr Schwanz ist fast doppelt so lang wie der 6 - 7 Zentimeter lange Rumpf. Ihre Oberseite ist graubraun, oder bronzefarben. Es kommen auch fast schwarze Exemplare vor. Ihr Lebensraum, ist der am weitesten verbreitete aller landlebenden Reptilien. Er reicht von Irland und Nordwestspanien über Nord-, Mittel- und Osteuropa sowie weite Teile Asiens bis nach Sibirien, sogar Sachalin und Hokkaido werden besiedelt. Ich freue mich immer, wenn ich die kleine, schlanke, tagaktive und standorttreue Eidechse zu Gesicht bekomme.


Die Waldeidechse kommt auch hier in diesen alten Steinbrüchen vor (Bild: Thomas Langhirt) Waldeidechsen sind zwischen 12 - 18 Zentimeter lang und ernähren sich von Spinnen, Ameisen, Fliegen und Pflanzenläusen.

Sie ist durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt.

Habitate gehen verloren, z.B. durch das Beseitigen von liegendem Totholz, Steinhaufen und Natursteinmauern.
Die Waldeidechse (Zootoca vivipara) kommt auch in Steinbrüchen vor Bild: Thomas Langhirt


Unser Weg führt uns weiter durch den Märzenbecherwald bis wir auf einen riesigen Totholzbaum stoßen.


Totholzbaum - von Wildbienen und anderen Insekten genutzt.

Der enorme Artenreichtum im Totholz ist seit einiger Zeit bekannt.

Allein rund 1100 Fliegen- und Mückenarten sowie 500 Käferarten wurden im Totholz bestimmt. Gerade sensationell war die Entdeckung von 20 Fliegen- und Mückenarten, die bisher noch nie von der Wissenschaft beschrieben wurden.

Totholz ist Lebensraum für eine große Anzahl von Insekten und Käfern (Bild: Thomas Langhirt)
Bild: Thomas Langhirt Totholz ist Lebensraum für eine große Anzahl von Insekten


Auf einem Feldweg laufen wir jetzt wieder unterhalb der Gaubahntrasse zurück in Richtung des Ausgangspunktes. Mit etwas Glück kann man hier einen Vogel antreffen, der zu den Finken gehört, und der Gesang der Männchen ein zart pfeifendes und zwitscherndes Geplauder ist: Der Gimpel. Der Gimpel ernährt sich von Samen und Knospen, und die Gimpeleltern können in einem besonderen Kehlsack so viel Nahrung unterbringen, dass sie ihre Jungen nur alle halbe Stunde füttern müssen.


Der Gimpel ist längst auch in unseren Gärten heimisch geworden (Bild: Gunther Zieger) Der Gimpel oder Dompfaff ist auch inzwischen zu einem häufigen Besucher unserer Gärten geworden. Durch seine leuchtende Färbung und die dunklen Gefiederpartien kann man ihn nur schwer mit einer anderen Vogelart verwechseln.

Leider nehmen auch seine Bestände ab. In Bayern haben wir noch ca. 17.000 - 32.000 BP.

Der Gimpel ist längst auch in unseren Gärten heimisch geworden Bild: Gunther Zieger


Unser Weg führt uns nun wieder über eine kleine Brücke und wir überqueren abermals den Thierbach, um auf unserem Rückweg in der Nähe des Baches weiterlaufen zu können. Thomas Langhirt erzählt, dass er an dieser Stelle öfters einen Graureiher beobachtet, der hier nach Nahrung Ausschau hält. Der Pfad führt und nun oberhalb des Baches durch den Wald, der während der Blüte des Bärlauchs am Boden weiß erstrahlt und dann auch einen Geruch nach Knoblauch verströmt. Am gegenüberliegenden Hang können wir nochmals die Pflanze sehen, die diesen Hang weiß erblühen lässt, den Märzenbecher.


Die Frühlings-Knotenblume (ein Amaryllisgewächs) wird 10 - 30 cm hoch. Die Stengel haben 1 - 2 Blüten. Die auch als Märzenbecher bekannte Art wächst nur selten wild, dann aber meist in größeren Beständen in feuchten Laubwäldern, in Auwäldern und Wiesen.

Ihre Blüten mit den grünen Saftmalen verströmen im Februar bis April einen veilchenartigen Duft (griech.
leukos = weiß, ion = Veilchen).

Im auffälligen grünen Knoten an der Basis der Blüte befindet sich der Fruchtknoten, dort reifen Samen heran, die von Ameisen verbreitet werden.
Der Märzenbecher - ein erster Frühlingsbote (Bild: Thomas Langhirt)
Bild: Thomas Langhirt Der Märzenbecher - ein erster Frühlingsbote


So gelangen wir nach 2,5 Stunden an das Endes dieses Pfades, steigen einige Treppen hinunter, und gelangen auf einem Schotterweg zu unserem Ausgangspunkt zurück, wo gegenüber das alte Kartäuserkloster Tückelhausen herübergrüßt.


Das Kartäuserkloster in Tückelhausen kann besichtigt werden (Bild: Thomas Langhirt) Das Kloster Tückelhausen, ist ein ehemaliges Kloster der Kartäuser.

Seit der Säkularisation wird der größte Teil des Anwesens privat genutzt.

Die kartusianische Klosteranlage ist fast vollständig erhalten. Das Kartäusermuseum gibt Einblicke in die Geschichte der fränkischen Kartäuserklöster und in das Alltagsleben der Mönche.
Das Kartäuserkloster in Tückelhausen kann besichtigt werden Bild: Thomas Langhirt


Eine gelungene Naturbegehung im Märzenbecher-Wald geht zu Ende. Vielen Dank an Thomas Langhirt für die gelungenen Vorträge und Erklärungen. Der Applaus ist für uns immer das schönste "Dankeschön". Bis zum nächsten Mal.


 
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