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Auf dieser Seite möchten wir in lockerer Folge über Pflanzen und Insekten berichten.

Das "Ampfer-Grünwidderchen" (Adscita statices) ist der Schmetterling des Jahres 2023
 

Die BUND NRW Naturschutzstiftung und die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V. haben das Ampfer-Grünwidderchen (Adscita statices) zum Schmetterling des Jahres 2023 gekürt. Sie wollen damit auf die negativen Folgen der intensiven Landwirtschaft und den Rückgang von artenreichem Grünland aufmerksam machen.

Die Raupen des Ampfer-Grünwidderchens fressen Sauerampfer. Landwirte bekämpfen Sauerampfer auf Wiesen und Weiden, denn er verdrängt die Futterpflanzen für das Vieh. Es mangelt aber nicht nur an Nahrung für die Raupen. Als Schmetterling saugt der Falter Nektar auf mageren Wiesen an Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) ist eine Pflanzenart in der Familie der Nelkengewächse, Disteln (als Disteln bezeichnet man mit Dornen bewehrte, stachelige Pflanzen. Das Wort geht auf indogermanische Ursprünge zurück und bedeutet, so viel wie "spitz" oder "stechen") und Flockenblumen (Centaurea - sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Korbblütler). Da unser Grünland meist stark mit Gülle gedüngt ist, haben diese Blumen gegen die schnell wachsenden Gräser kaum eine Chance. Auch letzte Zufluchtsorte wie Wegränder und Böschungen werden durch die häufige und unsachgemäße Mahd vielfach zerstört. Wir bitten die Kommunen immer wieder dies doch zu unterlassen und erst spät im Herbst zu mähen.

Wir brauchen daher eine nachhaltige Landwirtschaft mit blütenreichen mageren Wiesen. Dort, wo das Ampfer-Grünwidderchen mit seinen hohen Ansprüchen vorkommt, sind auch gute Bedingungen für viele andere gefährdete Insekten- und seltene Pflanzenarten gegeben.



Männchen vom Ampfer-Grünwidderchen (Bild: ©  T. Laußmann) Männchen wie Weibchen sind gleich gefärbt, aber sie sind an ihren Fühlern klar zu unterscheiden.
Männchen vom Ampfer-Grünwidderchen Bild: © T. Laußmann



Das Ampfer-Grünwidderchen ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Widderchen (Zygaenidae) und wird auch als Sauerampfer-Grünwidderchen (wie passend) oder auch als Gemeines Grünwidderchen bezeichnet. Es ist die häufigste Art dieser Familie.

Das Ampfer-Grünwidderchen ist eine Art der Vorwarnlist der Roten Liste gefährdeter Insektenarten. Wir haben für diesen Nachtfalter in Deutschland eine allgemeine Verantwortung.

Die Ampfer-Grünwidderchen schimmern metallisch grünlich bis türkisfarben (wie im obigen Bild zu erkennen) und haben eine Spannweite von knapp 30 Millimetern. Die Männchen tragen auffällig gefiederte Fühler, mit denen sie den Duft der Weibchen wahrnehmen können. Der Name Widderchen leitet sich von dieser Fühlerform her, die an das Gehörn von Widdern erinnern. Die Fühler der Weibchen sind dagegen fadenförmig.



Die Art ist in ganz Mitteleuropa einschließlich Nordspanien, England und Skandinavien bis Westsibirien und dem Hauptkamm der Alpen weit verbreitet. Die Tiere kommen sowohl auf feuchten Wiesen als auch auf trockenen Heidegebieten vor. Im Gebirge sind sie bis etwa 1500 Meter Höhe anzutreffen. Ampfer-Grünwidderchen, hier ein Weibchen (Bild: © B. Schmälter)
Bild: © B. Schmälter Ampfer-Grünwidderchen, hier ein Weibchen



Steckbrief des Ampfer-Grünwidderchens

Bestimmung: Die einzelnen Arten der Grünwidderchen, insbesondere die Arten der Gattung Adscita, sind äußerlich in der Regel nicht zu unterscheiden. Lediglich auf Grund der Flugzeit und auch an Hand der bekannten Verbreitung lassen sie sich mitunter gegeneinander abgrenzen. Eine sichere Artbesimmung ist jedoch nur für Fachleute anhand der Fühlerform und der Genitalapparate möglich.

Citizen Science

Meldungen von Laien leisten einen wertvollen Beitrag für die Wissenschaft! Wenn Beobachtungen an Portale wie Observation.org gemeldet werden, wird die Beobachtung zunächst geprüft und dann in wissenschaftliche Datenbanken übernommen. Experten melden hier auch genau untersuchte Tiere, so dass ein gutes Gesamtbild der Verbreitung entsteht.

Beschreibung der Schmetterlinge (Imagines): Wie alle Grünwidderchen schimmern die Ampfer-Widderchen metallisch grünlich bis bläulich-tütkisfarben, manchmal mehr ins Blaue, manchmal auch ins Gelbgrüne.



Mehrere Ampfer-Grünwidderchen (Bild: © H.G.Neuhoff) Auch Kopf, Leib und Beine sowie die Fühler schimmern blaugrün. Lediglich die Hinterflügel, die man beim sitzenden Tier normalerweise nicht sieht, sind grau.
Mehrere Ampfer-Grünwidderchen Bild: © H.G.Neuhoff



Die Ampfer-Grünwidderchen haben eine Spannweite von rund 25 bis 30 Millimetern, die Männchen sind etwas größer als die Weibchen. Männchen und Weibchen sind gleich gefärbt, aber an ihren Fühlern sind sie klar zu unterscheiden: Die Männchen haben auffällig gefiederte Fühler, mit denen sie den Duft der Weibchen wahrnehmen können, während die Weibchen dünnere, fadenförmige Fühler tragen.

Der Name Widderchen leitet sich von der Fühlerform der Schmetterlinge her, die an das Gehörn von Widdern erinnern.

Verbreitung des Ampfer-Grünwidderchens: das Ampfer-Grünwidderchen ist das häufigste in Deutschland vorkommende Grünwidderchen. Es ist in allen Bundesländern vertreten und darüber hinaus in ganz Mitteleuropa bis nach Skandinavien, Westsibirien, Armenien sowie südlich bis auf die Balkanhalbinsel und nach Nordspanien verbreitet.

Lebensraum: Das Ampfer-Grünwidderchen kommt auf artenreichen nassen bis wechselfeuchten Wiesen vor aber auch auf trockenen Dämmen, Böschungen und Magerrasen.



Die Tiere leben sowohl auf feuchten Wiesen und auch in Moorandbereichen, als auch auf Trockenrasen bis in etwa 1500 Meter Höhe. Lebensraum vom Ampfer-Grünwidderchen (Bild: © B. Schmälter)
Bild: © B. Schmälter Lebensraum vom Ampfer-Grünwidderchen



Die Eier von den Ampfer-Grünwidderchen

Die befruchteten Weibchen legen ihre Eier unmittelbar danach in regelmäßig angeordneten Reihen nebeneinander, sogenannte Eispiegel, auf der Unterseite der Blätter von Sauerampfer ab.



Eispiegel vom Ampfer-Grünwidderchen (Bild: © W. Wagner) Die Eier der Ampfer-Grünwidderchen sind oval, hellgelb und werden in Gruppen zu von 20 bis 40 Eiern auf der Unterseite der Wirtspflanze abgelegt.
Eispiegel vom Ampfer-Grünwidderchen Bild: © W. Wagner



Raupen der Ampfer-Grünwidderchen

Nachdem die Raupen geschlüpft sind, leben sie ab August bis zur Überwinterung anfangs minierend und später die Blätter fressend am Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa). Die Raupen bohren sich nach dem Schlüpfen in die Blätter und leben zunächst "minierend", das heißt innerhalb dieser Blätter.



Die Raupe ist grünlichweiß am Rücken gelblich oder rötlich, an den Seiten rötlichbraun, mit seitlichen Seitenstreifen. Raupe vom Ampfer-Grünwidderchen (Bild: © W. Wagner)
Bild: © W. Wagner Raupe vom Ampfer-Grünwidderchen



Nahrung der Raupen

Die Raupen fressen ausschließlich an sauren Ampferarten, also am Kleinen Sauerampfer (Rumex acetosella) oder am Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa). Der Kleine Sauerampfer soll laut Literaturangeben bevorzugt werden, doch kommt die Art auch auf Wiesen vor, wo ausschließlich der Wiesen-Sauerampfer wächst.

Puppe der Ampfer-Grünwidderchen

Die Raupen verpuppen sich nach der Überwinterung im Mai des folgenden Jahres. Die Puppe ist blassbraun und liegt in einem weißlichen, dünnen Kokon nahe der Erde, unter Blättern oder am Stengel nahe der Futterpflanze.



Puppe vom Ampfer-Grünwidderchen (Bild: © W. Wagner) Die Tiere verpuppen sich, nach der Überwinterung, im Mai des folgenden Jahres.
Puppe vom Ampfer-Grünwidderchen Bild: © W. Wagner



Nahrung der Schmetterlinge (Imagines):

Die Grünwidderchen saugen bevorzugt Nektar an lila-blaue Blüten, besonders von der Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi), aber auch von anderen Pflanzen, wie Acker-Witwenblumen, Wiesen-Flockenblumen oder Disteln.

Generationen:

Die Ampfer-Grünwidderchen bilden eine Generation im Jahr aus. Die Flugzeit beginnt etwa Mitte Mai, erreicht im Juni und Juli ihren Höhepunkt und geht im August zu Ende.

Lebenszyklus:

Die Falter paaren sich am späten Nachmittag bis in die Dämmerung hinein. Die befruchteten Weibchen legen ihre Eier unmittelbar danach in regelmäßig angeordneten Reihen nebeneinander, sogenannte Eispiegel, auf der Unterseite der Blätter von Sauerampfer ab. Die Räupchen bohren sich nach dem Schlüpfen in die Blätter und leben zunächst "minierend", d.h. innerhalb dieser Blätter. Wenn sie größer werden, verlassen sie das Blattinnere und fressen an Blättern und Stängeln weiter. Sie überwintern in kleinen Gruppen am Boden in einem lockeren Gespinst. Im Frühjahr fressen sie bis zur Verpuppung weiter. Die Falter schlüpfen ab Mitte Mai.

Gefährdung / Rote Liste:

Das Ampfer-Grünwidderchen wird in der aktuellen Roten Liste von Deutschland auf der Vorwarnliste geführt. Zwar ist es noch häufig, jedoch gehen seine Bestände zurück. In Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg gilt dieses Widderchen bereits als gefährdet.

Gefährdungsursachen:

Artenreiche wechselfeuchte Wiesen, ein Haupt-Lebensraum des Ampfer-Grünwidderchens, sind selbst gefährdet. Intensive landwirtschaftliche Nutzung mit starker Gülle-Düngung, mit häufigem Schnitt oder dichtem Viehbesatz haben diese Lebensräume vielfach vernichtet. Hinzu kommen Entwässerung oder Umnutzung als Acker- oder Bauland. Mageren trockenen Lebensräumen droht Verbuschung wegen Nutzungsaufgabe. Wegränder, Böschungen und Dämme werden durch häufige und unsachgemäße Mahd mit Schlegelmulchern für das Ampfer-Grünwidderchen unbewohnbar gemacht.

Systematik:

Das Ampfer-Grünwidderchen (Adscita statices) gehört zu den Widderchen, einer Familie von auffallend gefärbten tagaktiven Nachtfaltern. Die Widderchen-Familie unterteilt man in drei Unterfamilien, von denen die Grünwidderchen, wie der Name schon sagt, die grünlich schimmernden Widderchen umfasst. Weit verbreitet sind auch die schwarz-rot-gemusterten Rotwidderchen oder Blutströpfchen. Eher selten und regional begrenzt kann man das fast schwarze Trauerwidderchen sehen, den einzigen Verteter hierzulande der dritten Unterfamilie.



Klasse Ordnung Familie Unterfamilie Gattung Art
Insekten Schmetterlinge Widderchen Grünwidderchen Adscita Ampfer-Grünwidderchen



Vielen Dank an Dr. Jochen Behrmann vom BUND NRW Naturschutzstiftung für die Bereitschaft den Pressetext, sowie die einmaligen Aufnahmen von T.Laußmann, W.Wagner, B.Schmälter und H.G.Neuhoff zur Verfügung zu stellen. Wer die Arbeit zum Schutz der Schmetterlinge unterstützen möchte, der kann online spenden, unter: www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de/spende.htm


Literaturnachweis: Auszüge von Wikipedia und Kosmos Schmetterlingsführer und eigenen Beobachtungen




Aufnahmen aus der Pflanzen- und Tierwelt


Die gesamte "Natur des Jahres" im Überblick:

Die bisherigen "Schmetterlinge des Jahres"

Die bisherigen "Fische des Jahres"

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- letzte Aktualisierung: Freitag, 26. Mai 2023 -
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